Titel: Optische Telegraphie mittels Lichtblicke.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 231
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Optische Telegraphie mittels Lichtblicke. Optische Telegraphie mittels Lichtblicke. Unlängst (1875 217 511) gedachten wir der Art und Weise, wie Léard mittels elektrischen Lichtes über zwischen liegende Hindernisse hinweg zu telegraphiren vorschlägt. Einige ähnliche Vorschläge sollen nachstehend kurze Erwähnung finden. Henry C. Mance, der Vorstand des persischen Golf-Telegraphen-Departement, wirft (Telegrapher, Bd. 9 S. 173, nach Newyork Daily Graphic) Lichtblicke von kürzerer oder längerer Dauer mittels eines kleinen SpiegelsAlso ähnlich wie Gauß (1821) mittels des Heliotrops. von einem Ort zum andern, um durch dieselben die Punkte und Striche der Morseschrift zu telegraphiren. Er benützt dazu ein kleines Instrument, welches er Heliograph oder passender Sonnentelegraph nennt, und dessen Preis 5 Pfd. St. nicht übersteigt. Von leidlicher Höhe soll man damit bei Hellem Sonnenschein bequem auf 50 engl. Meilen Entfernung telegraphiren können; mit Kalklicht, elektrischem Licht und Hellem Mondlicht weniger weit. Man könnte mit Hilfe der Morseschrift jeden Leuchtthurm mit umlaufendem Licht ganz leicht seinen eigenen Namen den vorbeifahrenden Schiffen vorbuchstabiren lassen. Eine nähere Beschreibung des Instrumentes enthält das Journal der Society of Telegraph Engineers (Bd. 4 S. 24), in welcher es am 27. Januar 1875 vorgezeigt wurde. In demselben befindet sich auf einem Dreifuß ein Spiegel, welcher sich nach dem Stande der Sonne und nach dem Orte, wohin die Signale gesendet werden sollen, einstellen läßt, und ein Hebel oder Telegraphirtaster, mittels dessen sich die Neigung des Spiegels so ändern läßt, daß das Licht auf einen markirten Punkt einer 11 bis 13m von dem Instrumente entfernten Visirstange geworfen wird oder nicht, je nachdem das Licht nach der andern Station gesendet wird oder nicht. Die Verbindung des Spiegels mit dem Taster und den Stellschrauben ist so eingerichtet, daß sie sich leicht lösen läßt, wenn man den Spiegel mit der Hand drehen will, um ihn angenähert in die richtige Stellung zu bringen, worauf man jene Verbindungen wieder herstellt und den Spiegel der scheinbaren Bewegung der Sonne entsprechend genau einstellt. Mit der Hand dreht man den Spiegel auch dann, wenn man den Standort des zweiten Beobachters nicht genau kennt und einen Lichtstrahl rings um den Horizont laufen läßt, damit dieser Beobachter seinen Standort durch einen Lichtblick anzeige. In der Mitte des runden Spiegels ist die Silberbelegung in einem Kreise von etwa 5mm Durchmesser beseitigt, und durch das so entstandene Loch visirt der Beobachter nach dem Orte, wohin er telegraphiren will. In der angegebenen Entfernung vom Spiegel, genau zwischen dessen Mitte und dem entfernten Objecte, wird die Visirstange eingesteckt. An der Stange sind zwei bewegliche Marken; die obere wird so lange verstellt, bis sie genau in der geraden Linie zwischen dem Spiegel und der fernen Station liegt; die andere Marke wird dann einige Centimeter tiefer eingestellt, und auf sie trifft der Lichtstrahl, während das Instrument in Ruhe ist; wird dagegen der Spiegel durch den mittels einer Stahlstange auf seinen obern Rand wirkenden Taster, welcher nach dem Niederdrücken und Loslassen durch Federwirkung wieder emporschnellt, ein wenig geneigt, so zeigt sich der Strahl an der obern Marke, und der Telegraphirende weiß nun, daß er den Strahl nach der Empfangsstation sendet. Dabei sind die Lichtblicke für Jedermann rechts und links von der directen Linie unsichtbar, weshalb sich diese billige und leicht transportable Art der Telegraphie als Aushilfe bei andern Arten der Feldtelegraphie empfiehlt, wo diese unbrauchbar oder widerlich langsam sind. Bei genügender Uebung lassen sich so bis zu 12 Wörtern in der Minute telegraphiren. Gerade weil Mance seinen optischen Telegraphen für militärische ZweckeSchon im Abessinischen Kriege wurden einige Heliographen zur Herstellung des Nachrichtenverkehrs bis zu den Mauern von Magdala benützt, da wegen Drahtmangel die elektrischen Telegraphen blos bis Antalo reichten. verwendbar machen wollte, hat er ihn so leicht (etwa 6 Pfd.) gemacht, daß er bequem von einem Soldaten getragen werden kann. Das Neue an der Sache liegt in der Verbindung des Spiegels mit dem Taster, wodurch der Spiegel zum Telegraphiren von Worten geschickt. gemacht worden ist. Als neu wird ferner hervorgehoben, daß die Signale durch eine den Morse-Punkten und Strichen entsprechende kürzere oder längere Verdeckung des Lichtes gegeben werden, nicht durch Entblößen desselben, wie es gewöhnlich geschieht, z.B. mit dem Lampenapparat, für militärische und andere Zwecke. Es bleibt dabei, auch während nicht telegraphirt wird, das Licht beständig sichtbar, und der Beobachter kann es nicht aus dem Auge verlieren und in Folge dessen das nächste erste Signal unbeachtet lassen. Es können jedoch nach Belieben die Striche und Punkte auch durch kürzere und längere Lichtblicke telegraphirt werden. F. L. Pope in Elizabeth macht (Telegrapher, Bd. 9 S. 171) darauf aufmerksam, daß Capitän F. U. Farquhar vor 3 bis 4 Jahren in einem Vortrage im Civil Engineer's Club mitgetheilt habe, daß bei der Triangulirung der Vereinigten Staaten ebenfalls die längere oder kürzere Verdeckung des Lichtes an den Heliotropen häufig zur Beförderung von telegraphischen Mittheilungen auf mehr als 90 Meilen weite Entfernungen benützt worden sei. Das reflectirte Licht sei dabei von den Spiegeln in die richtige Richtung geworfen worden unter Mithilfe eines Schirmes, welcher in seiner Mitte ein Loch von etwas geringerer Größe wie der Spiegel selbst hatte; die Mitte des Spiegels und das Loch im Schirme wurden genau in die Linie nach der fernen Station eingestellt und der Telegraphirende hatte dann blos Obacht zu geben, daß die Ränder des Loches vom reflectirten Lichte gleichmäßig beleuchtet waren. E–e.