Titel: Notizen über Racine de bruyère; von Eduard Hanausek.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 397
Download: XML
Notizen über Racine de bruyère; von Eduard Hanausek. Mit Abbildungen. Hanausek, Notizen über Racine de bruyère. Das Drechslergewerbe verwendet unter seinen vielfältigen Rohmaterialien auch das sogen. racine de bruyère, über welches Wurzelholz jedoch noch keine näher beschreibenden und gesammelten DatenIn Wiesner: „Die Rohstoffe des Pflanzenreiches“ (Leipzig 1873. W. Engelmann) wird dieses Rohmaterial (S. 547 Nr. 53) nur kurz bei den technisch verwendeten Hölzern erwähnt. vorhanden sind. Die Erzeugung der Bruyère-Holzpfeifen ist eine recht ausgedehnte, namentlich in Frankreich (Paris, St. Cloud), Deutschland (Nürnberg) und Oesterreich (Wien). Aus diesem Grunde dürfte eine eingehendere Betrachtung dieses Holzes einiges Interesse bieten. Das Bruyère-Holz wird beinahe ausschließlich von Spanien bezogen, in welchem Lande dasselbe bei Masanet de Cabrenys (Provinz Gérona) in den Pyrenäen in besonders guter Qualität vorkommt. Es findet sich wohl im ganzen südlichen Europa, allein praktisch verwerthbares Bruyère-Holz hat bisher nur Spanien und theilweise auch Italien (Genua) in den Verkehr gesetzt. Der Rohstoff des letztern Landes wird versuchsweise in Wien benützt. Unmittelbar aus dem Boden gebracht, hat das Wurzelholz oft die Form einer großen Rübe und enthält hin und wieder mineralische Substanzen eingewachsen. Vor dem Gebrauche wird das Holz mit verschiedenen Präparaten, deren Hauptbestandtheil meistens Wasserglas ist, imprägnirt, damit das Holz unveränderlicher und feuerbeständiger bleibt. In manchen Fällen erscheint der Holzkörper äußerlich künstlich roth gefärbt. Die Imprägnirung wird in vorzüglicher Weise nur in Frankreich geübt, wo überhaupt die Bruyère-Waarenfabrikation dominirt. Das Bruyère-Holz ist das Wurzelholz von Erica aborea L. (Haidebesen, auch Haidekraut). Es ist ziemlich schwer, homogen und dicht in der Masse, besitzt eine bedeutende Fähigkeit der großen Härte wegen durch Poliren glatte Flächen zu bilden. Das Holz ist in verschiedenen Nüancen röthlich grau gefleckt. Auf der Drehbank läßt es sich gut verarbeiten, als Schnitzholz weniger.In geschäftlicher Beziehung gibt ein in Druck gelegter Vortrag von A. Mayer (ö. Gesellschafter der Firma Hartmann und Eidam in Wien), gehalten im n.-ö. Gewerbeverein, Aufschluß. Textabbildung Bd. 219, S. 398 Vergrößerung 70 Schematisch; A Herbstholz; B Frühlingsholz; u Kenntliche Markstrahlen; u' Unkenntliche Markstrahlen; g Gefäße; H Holzzellen (nur schraffirt) Der anatomische Bau dieses Wurzelholzes zeigt mehrfache Eigenthümlichkeiten. (Das untersuchte Holz stammte aus der obengenannten spanischen Provinz.) Dem freien Auge bietet sich das Holz mit ziemlich gleichmäßiger, licht rothbrauner Farbe dar, und nur mit Anstrengung lassen sich Andeutungen seiner Structur erkennen. Das Wurzelholz zeigt kenntliche und unkenntliche Markstrahlen. Mit der Loupe werden erstere als parallele Streifen im Querschnitt deutlich sichtbar. Im Mikroskope lösen sich die erstern in 5 bis 8 Zellreihen auf; die unkenntlichen sind meist aus 2 Zellenreihen zusammengesetzt. Die den Holzzellen zunächst liegende Markstrahlzellreihe besteht aus meist größern Trapez ähnlichen Zellen. Gefäße sind nicht häufig, es finden sich größere ca. 0mm,05 im Durchmesser, ferner viel kleinere kaum 0mm,02. Die Gefäßwände sind stets und dicht getüpfelt, die Tüpfel (Holzschnitt II) erscheinen auch bei einer Vergrößerung von 600 noch als minutiöse Pünktchen, aber ihr massenhaftes Auftreten ist auffallend. Textabbildung Bd. 219, S. 399 Vergrößerung 600; Gefäßwand mit Tüpfeln; Längsschnitt in Chromsäure Die Holzzellen sind sehr dickwandig, messen ca. 0mm,02. Die Holzparenchymzellen erscheinen etwas in die Länge gestreckt, mit einem körnigen Inhalte (Kalkkrystalle?) versehen. Gegen Reagentien sind die Gewebe sehr wenig empfindlich; Chromsäure klärt den Schnitt außerordentlich; es erscheinen die Holzzellen braun, die Holzparenchymzellen fast schwefelgelb. Auf Jod und Schwefelsäure ist es mir, trotz vorher angewendeter Chromsäure nie gelungen, die Cellulosereaction herbeizuführen – wahrscheinlich, weil das Holz mit antiseptischen Stoffen getränkt ist (Wasserglas?); doch erscheinen die Markstrahlenzellen durch Jod und Schwefelsäure violett. Concentrirte Schwefelsäure zerstört die Zellen. Die Asche zeigt stellenweise noch Zellform, ist aber in der Mehrzahl der untersuchten Partien formlos. Ueber die Art und Weise des Arbeitsganges bei der Verwendung des Bruyère-Holzes zur Darstellung von Drehwaaren läßt sich wohl nichts besonderes mittheilen; doch will ich ein in Wien vom Fabrikanten Mayer angewendetes Mittel zum Schleifen der gedrehten Holzpfeifen erwähnen. Bekanntlich wird nach dem Fertigdrehen des Holzes dasselbe in den meisten Fällen mit Schmirgel, Glas, Bimsstein oder ähnlichen Schleifmitteln auf der Oberfläche geglättet. Um diese Procedur praktisch ausführen zu können, benützt Mayer eine Drehbank, welche durch eine Transmission in Thätigkeit gesetzt wird. Auf der rotirenden Drehspindel sitzt eine angeblich mit Büffelleder überzogene Scheibe, welche mit Oel befeuchtet wird, wodurch das aufgetragene Schleifpulver in den Poren des Leders festhaftet. Wird nun ein Holzstück an die drehende Fläche der Scheibe gedrückt, so tritt das Schleifen, Poliren oder Glätten der berührenden Fläche des Arbeitsgegenstandes ein. Interessant ist hierbei aber folgende Thatsache. Dieses angebliche Büffelleder bezieht Mayer von einem Gerber in Paris, welcher dafür hohe Preise nimmt. Der relativ hohe Kostenpunkt gab den Anlaß, nach Surrogaten zu suchen. Leider war dies vergeblich, denn alle inländisch erzeugten stärksten Ledersorten entsprachen nicht der Aufgabe, indem diese in der kürzesten Zeit zu Grunde gingen und demzufolge ihre Billigkeit illusorisch machten.Zur Erklärung sei bemerkt, daß viele Ledersorten den Namen „Büffelleder“ zufolge eines eigenthümlichen Verfahrens führen, ohne daß aber das Rohmaterial Büffelhaut ist. Ich hatte nun Gelegenheit, ein Stück solchen Büffelleders zu sehen. Dasselbe ist außen weiß, von gleichmäßiger Dichte, fühlt sich auf der Oberfläche filzig an, ist innerlich färbig gestreift, mit gelben Nüancen, hat einen deutlichen Geruch nach Thran, welche Eigenschaft auf Oelgerberei schließen ließe. Im kalten Wasser zerfällt die Masse in ein Haufwerk von faserartigen Gebilden. Eine oberflächliche mikroskopische Untersuchung hat aber schon sofort nachgewiesen, daß das angebliche Büffelleder kein eigentliches Leder ist, sondern ein filzartiges Gewebe aus vegetabilischen und animalischen Faserstoffen. Die fortgesetzten mikroskopischen Betrachtungen werden diesen eigenthümlichen Körper wohl in seinen Bestandtheilen ganz aufklären. Die Resultate dieser Beobachtungen sollen Gegenstand einer nächsten Mittheilung werden.