Titel: Sicherheitskupplung für Eisenbahnfahrzeuge; von J. Obermaier in Nürnberg.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 494
Download: XML
Sicherheitskupplung für Eisenbahnfahrzeuge; von J. Obermaier in Nürnberg. Mit Abbildungen auf Taf. X [c.d/1] Obermaier's Sicherheitskupplung für Eisenbahnfahrzeuge. Gelegentlich Beschreibung der automatisch einfallenden Sicherheitskupplung von Brocklebank (* 1875 216 24) wurde schon darauf hingewiesen, daß sich mit Benützung oder Ausbildung der hier vorliegenden Idee wohl eine brauchbare Sicherheitskupplung für Eisenbahnwaggons herstellen lassen dürfte. Eine interessante Verkörperung dieses Gedankens finden wir nun in der Construction von J. Obermaier, welche in Fig. 4 bis 7 dargestellt ist. An die durchgehende Zugstange des Waggons ist ein Bügel angebolzt (Fig. 4), welcher in sich gelagert die Schraubenspindel und auf derselben ein Kettenrad trägt. Durch Drehung des letztern mittels einer über die Bufferhülsen gelegten endlosen Kette wird die Schraubenspindel, deren hinteres Ende im Bügel geführt ist, hinaus oder herein geschoben. Auf das vordere Ende dieser Schraubenspindel ist ein Querstück festgeschraubt und gleichzeitig ein abgebogenes Flacheisen befestigt, das nach rückwärts in dem Bügel geführt wird, und somit jede seitliche Beanspruchung der Schraubenspindel verhindert. Endlich ist an dem mit der Spindel fest verbundenen Querstück ein aus Flacheisen hergestellter Haken angebolzt, welcher die Stelle des gewöhnlichen Kupplungshakens vertritt. Dieser Haken ist um seine Bolzen frei beweglich, erhält aber die Tendenz zu der in Figur 4 ersichtlichen Lage dadurch, daß ein damit verbundener, kreisförmig abgebogener Rundstab in dem festen Querstück geführt und durch eine kräftige Spiralfeder nach innen gezogen wird. Beim Aneinanderfahren zweier Waggons weichen die beiden Haken seitlich aus (vgl. Fig. 6), um schließlich in der aus Figur 4 ersichtlichen Weise in einander einzufallen; Höhendifferenzen der Waggons werden durch die entsprechende Breite der Kupplungshaken ausgeglichen, wie dies in Figur 5 dargestellt ist. Nach dem Einfalle der Kupplung ist sodann durch Anziehen der über das Kettenrad gelegten Kette, von Hand oder mittels einer eigenen Hakenstange, die Kuppel entsprechend anzuziehen. Zum Zwecke des Auskuppelns ist zunächst die Kupplung aufzudrehen, worauf einer der beiden Haken mittels seiner Kette zur Seite gezogen und der Waggon abgeschoben werden muß. Statt der Kettenscheiben schlägt der Erfinder auch vor, Zahnräder anzuwenden, und zur Drehung derselben den betreffenden Arbeiter mit einer transportablen Zahnstange (Fig. 7) auszurüsten. Das Gesammtgewicht der Kuppel sammt Ketten beträgt bei den hier skizzirten Dimensionen 25k für eine Wagenseite, somit nur wenig mehr als eine gewöhnliche Eisenbahnkuppel, und weniger als die Kuppel sammt Haken. Die Anwendung complicirter Bestandtheile ist glücklich vermieden; die vorhandenen Spiralfedern, welche vielleicht bedenklich erscheinen könnten, sind nur im Momente des Ein- und Auskuppelns beansprucht und somit nur geringer Abnützung unterworfen. Für das Einstellen in Curven gewähren die drehbaren Haken genügende Biegsamkeit; die Höhendifferenzen werden, wie oben bemerkt, durch die Breite der Haken ausgeglichen, und soweit scheint somit die Obermaier'sche Kuppel allen Anforderungen zu entsprechen. Dagegen steht der Umstand, daß sie sich, wie aus der Zeichnung ersichtlich, bei stattfindendem Nachdrucke von selbst auslöst, ihrer Anwendung so lange entgegen, als dieser Uebelstand nicht auf irgend eine Weise behoben ist. Die vorliegende Construction kann somit noch nicht als eine vollständig abgeschlossene Lösung betrachtet werden.   R.

Tafeln

Tafel Taf.
                                    X
Taf. X