Titel: Verbesserte Cylinderwalke für kurze Wirkwaaren; Patent von Moritz Fürth in Strakonitz (Böhmen).
Fundstelle: Band 221, Jahrgang 1876, S. 118
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Verbesserte Cylinderwalke für kurze Wirkwaaren; Patent von Moritz Fürth in Strakonitz (Böhmen). Mit Abbildungen. Fürth's verbesserte Cylinderwalke für kurze Wirkwaaren. Bekanntlich wird bis jetzt zum Walken von kurzen Wirkwaaren (türkische Feß, Strümpfe etc.), welche nicht in ein zusammenhängendes oder endloses Stück geheftet werden können, einzig die Loch-, Kurbel- oder Hammerwalke verwendet. Die zu walkende Waare, welche in dicken Massen in das Walkloch gegeben werden muß, wird in derselben von den Hämmern mit großer Kraft an die innere Wand des halbkreisförmigen Walkloches getrieben und dadurch sozusagen geknetet. Textabbildung Bd. 221, S. 118 Dies hat zur Folge, daß die Waare während des Walkprocesses verzogen und die für die fertig gewalkte Waare bestimmte Form gänzlich verfehlt wird; dazu dauert der Walkproceß sehr lange, weil die Waare in dicken Massen von den Hammerschlägen sehr ungleich getroffen wird und einzelne Stücke nur zeitweilig zum Knetungsprocesse gelangen; ferner müssen die zu walkenden Stoffe mehrmal aus dem Walkloche genommen werden, um sie zu formen oder zu richten und sie von den sogen. Walkbügen zu befreien. Der Walkproceß wird dadurch wiederholt unterbrochen, und tritt hierbei insbesondere der schädliche Umstand ein, daß die Waare, welche stets warm erhalten werden muß, abkühlt. Durch Fürth's Erfindung einer rotirenden oder Cylinder-Walke werden alle diese Uebelstände behoben. Es besteht diese Walke aus mehreren Cylindern oder Walzen von Holz oder Metall, welche cannelirt und in einem Kasten eingeschlossen sind, dessen Boden und Seiten mit Riffelstäben, welche ebenfalls aus Holz oder Metall sein können, belegt sind. Diese cannelirten Cylinder bewegen sich gegen einander, und sind einzelne derselben durch auf die Lager der betreffenden Cylinder drückende Hebel belastet. Textabbildung Bd. 221, S. 119 Beistehende Holzschnitte zeigen eine solche Cylinderwalke für kurze Wirkwaaren etc. im Schnitte. a, a ist der die Cylinder einschließende Kasten, welcher zwischen einem Gestelle bb von Holz oder Gußeisen montirt und bei o und d mit Thüren zum Einfüllen und Entleeren der zu walkenden Waare versehen ist. Wie oben erwähnt, sind am Boden und längs den Seiten des Kastens a halbrunde oder anders geformte Riffelstäbe e angebracht, welche auf den Bohlen f aufliegen und befestigt sind. g und h sind die Cylinder, welche ihrer ganzen Länge nach mit Cannelirungen von der aus der Zeichnung ersichtlichen Form versehen sind und von der Hauptwelle i aus in der durch die Pfeile angedeuteten Richtung gedreht werden. k ist ein Bret, welches längs der ganzen Breite des Cylinders angebracht ist und mittels Schrauben an den beiden Enden nach Bedarf gehoben oder gesenkt werden kann. Die Waare wird gleichmäßig vertheilt durch die Thüre c eingefüllt, und erfolgt das Walken selbst beim Durchgange der Waare zwischen dem Cylinder g und den Riffelstäben e, indem dieselbe durch die eigenthümlich geformten Cannelirungen des erstem gegen die Riffelstäbe gedrückt, dadurch geknetet und gleichzeitig weiter geführt wird, bis sie an den sich schneller als g bewegenden Cylinder h gelangt, von welchem sie übergeworfen wird, worauf sie zwischen g und dem Brete k wieder an die Riffelstäbe gelangt, durch welchen sich wiederholenden Vorgang dieselbe fertig gewalkt wird. Die Vortheile dieser rotirenden Walke, welche jedoch, wie angedeutet, blos für kurze Wirkwaaren und Stoffe und nicht für endlos zusammengeheftete Stücke verwendbar ist, sind im Vergleiche zur Loch-, Kurbel- oder Hammerwalke folgende: 1) Die zu walkende Waare wird stets in dünnen Lagen, daher gleichmäßiger zwischen den cannelirten Walzen und den Riffelstäben geknetet. 2) Die kleinen cannelirten Walzen, welche sich schneller als der Hauptcylinder bewegen, bewirken, daß die Waare nicht stets in einer Richtung bleibt, daher die sogen. Walkbüge nicht entstehen und das Richten und Formen entfällt. 3) Die Waare wird nicht verzogen und hat, wenn fertig gewalkt, die für sie bestimmte Form. 4) Bleibt die Waare vom Beginne bis zum Schlusse der Walkoperation in der Maschine, wodurch, was eine Hauptsache ist, jede Unterbrechung entfällt und ein Ersparniß an Seife und Brennmaterial erzielt wird. 5) Ist der Walkcylinder nicht so vielen Reparaturen unterworfen, wie dies bei Kurbelwalken der Fall zu sein pflegt. (Technische Blätter, 1876 S. 32.)