Titel: Trouvé's Militärtelegraph.
Fundstelle: Band 221, Jahrgang 1876, S. 430
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Trouvé's Militärtelegraph. Mit Abbildungen auf Taf. X [c/3]. Trouvé's Militärtelegraph. Der schon in mehreren europäischen Armeen eingeführte Militärtelegraph von Trouvé besteht aus einem zweidrähtigen Kabel und für jede Station aus einem Empfänger und einer Batterie. Ersterer (Fig. 30) hat die Größe einer Taschenuhr und wird von dem auf einem Beobachtungsposten stehenden Officier in die Tasche gesteckt oder an der Epaulette getragen, während die in einem Kästchen befindliche Batterie von ihm an einem Tragriemen umgehängt getragen wird. Der zur Beobachtung vorgeschickte Soldat trägt auf dem Rücken ein Reff (Fig. 31), auf welchem eine größere Rolle Kabel (1km Länge) befestigt ist; im Kästchen darunter ist die Batterie untergebracht; der Empfänger endlich wird, so lange er nicht gebraucht wird, oben links am Reff angesteckt. Beim Vorgehen des Soldaten rollt das Kabel ab und legt sich auf dem Boden aus; das Telegraphiren kann jederzeit, auch während des Vorgehens, beginnen und durchläuft stets das ganze Kabel, dessen 2 Drähte durch einen Guttaperchaüberzug gegen einander isolirt und beide mit einem und demselben mit Kautschuk getränkten Bande umwickelt und so mit einander zu einem Ganzen vereinigt sind. Dieses Kabel kann ohne Bedenken selbst auf feuchtem Boden, sogar in einem Bache ausgelegt werden, um so mehr, als bei der Kürze desselben ein kleiner Stromverlust nicht schaden würde. Vor dem Abgange des Soldaten heftet der Officier die beiden Leiter an seine mit Buchstaben markirten Batterieklemmen. Beim Vorgehen sucht der Soldat den Wagen nicht zugängliche Pfade auf und hängt, wo er Fahrwege überschreiten muß, das Kabel thunlichst auf Bäume, wozu er von einem Kameraden begleitet wird, welcher zugleich beim Rückgange das Kabel wieder auf die Rolle wickelt. Bei Bedarf kann an das Ende des ersten Kabels noch ein zweites angelegt werden, mittels sinnreicher Carabinierhaken. Das Auslegen von 1km Leitung kann in 10 Minuten bewirkt werden. Da das Kabel zwei Drähte enthält, so sind die oft sehr schwer und umständlich zu beschaffenden Erdleitungen entbehrlich; bei Anwendung dieses Telegraphen auf große Fernen aber könnte man beide Leiter als einen von halb so großem Widerstande benützen und Erdleitungen anlegen. Als Empfänger hat Trouvé einen dem Bréguet'schen ganz ähnlichen ZeigertelegraphenVgl. Du Moncel: Exposé des Applications de l'Electricité. 3. Aufl. 3. Bd. (Paris 1874) S. 77. und den in Figur 30 in halber Größe, bei weggenommener Vorderwand, abgebildeten Klopfer vorgeschlagen. Er enthält in einer galvanisch vernickelten Messingbüchse einen Elektromagnet M mit darunter liegendem Anker, welcher bei seinen nur geringen Bewegungen um seine nach vorn liegende Achse auf einen Knopf k an der Rückwand aufschlägt, laut genug, um nach dem Gehör zu lesen, ohne den Empfänger ans Ohr halten zu müssen, da die Büchse resonnirt. Der Hebel des Tasters T liegt außerhalb der Büchse und wird mittels des rechten Zeigefingers bewegt, während man die Büchse in der Linken hält. Früher hatte Trouvé (beim Zeigertelegraph) die Anordnung so getroffen, daß man mittels eines Knopfes telegraphirte, welcher am Ring so angebracht war, wie bei den ohne Schlüssel aufzuziehenden Uhren. Die drei den Empfänger mit der Batterie und den beiden Leitern verbindenden Drähte bestehen aus mehreren feinen Kupferdrähten und sind mit Seide von verschiedener Farbe umsponnen, außerdem an ihrem Haken so numerirt wie die Klemmschrauben am Batteriekästchen, an denen sie zu befestigen sind. (Revue industrielle, Juni 1876 S. 237.) E–e.

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