Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 221, Jahrgang 1876, Nr. , S. 384
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Miscellen. Miscellen. Ueber Faure und Keßler's Platinschale. In der von uns in diesem Bande S. 85 wörtlich zum Abdruck gebrachten Erklärung, betreffend Faure und Keßler's Platinschale zum Concentriren von Schwefelsäure, hat Hr. L. Keßler nachträglich einen Uebersetzungsfehler aufgefunden, welchen wir hiermit berichtigen. Es heißt a. a. O. im zweiten Absatz: „Im J. 1863 sandte ich (Keßler) den HH. Johnson, Matthey und Comp. die Pläne zu einem ähnlichen Apparat, welchen sie unter gewissen Bedingungen und mit der Berechtigung ausführten, daß sie für die künftig auszuführenden Apparate als Erfinder gelten sollten“. Es hätte aber gesagt werden sollen, „daß die genannte englische Firma (unter der Bedingung, den Namen der Käufer anzuzeigen) die Bewilligung zur Ausführung dieser Apparate erhielt, aber ohne die Berechtigung als Erfinder derselben zu gelten, – wie sich dies wohl leicht aus dem Tenor der ganzen Erklärung ergibt, weil ja sonst die Reclamation der HH. Faure und Keßler eine vollkommen unbegründete wäre. Augsburg, August 1876. Die Redaction von Dingler's polytechn. Journal. Reinigung von Dampfkesselspeisewasser. Nach dem Bericht des Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb (vgl. dessen Mittheilungen, 2. Heft S. 73 und 124) wurde am Anfange dieses Jahres in 13 Fabriken mit 81 Kesseln das Speisewasser nach der De Haën'schen Methode (1876 220 374) gereinigt. Davon hörten jedoch bereits 5 Anlagen mit 21 Kesseln wieder auf zu reinigen, weil angeblich: 1) die Kosten sich zu hoch stellten und weder ein besonderer Erfolg, noch Kohlenersparniß constatirt wurde; 2) die sofort oder nachher entstehenden Chlorverbindungen schädliche Einwirkungen auf die Kesselwände ausgeübt hatten; 3) die praktische Ausführung der Methode bei dem Stande unserer großem Anlagen auf Kosten der Gründlichkeit geschehen muß. Obermaschinenmeister Lochner in Erfurt berichtet, daß auf der Station Erfurt täglich etwa 8000 Cubikfuß (247cbm) Wasser gereinigt werden. Zu diesem Zweck sind 4 Klärbehälter von 300 Cubikfuß (9cbm,3) und 4 Sammelbehälter von gleicher Größe vorhanden. 1l Wasser enthält vor (I) der Reinigung und nach derselben (II): I II Kohlensaures Calcium   250mg    0mg Kohlensaures Magnesium 50 0 Schwefelsaures Calcium 230 0 Chlorcalcium 320 Aetzkalk   70 Für jeden Behälter Wasser werden zur Reinigung zugesetzt 7k,5 achtziggrädiges Chlorbarium und 3k,3 Kalkbrei = 1k,44 reiner Aetzkalk, für 1l Wasser also 830mg Chlorbarium und 160mg Aetzkalk. In Weißenfels werden täglich etwa 10000 Cubikfuß (309cbm,16) Wasser gereinigt. 1l desselben enthält 250mg doppeltkohlensauren Kalk und 310mg schwefelsauren Kalk. Zur Reinigung wird 1l desselben mit 1030mg Chlorbarium und 210mg reinen Aetzkalk versetzt; nach der Reinigung enthält 1l     0mg doppeltkohlensauren Kalk,     0 schwefelsauren Kalk, 300 Chlorcalcium,   80 überschüssigen Aetzkalk. Chlorcalcium und Aetzkalk haben keine schädliche Wirkungen auf die Kessel ausgeübt. In Apolda enthält 1l des Wassers 260mg doppeltkohlensaures Calcium und Magnesium und 20mg schwefelsaures Calcium. Die Kosten der Reinigung, Vorwärmen, Arbeitslöhne u.s.w. eingeschlossen, betragen für 1000 Cubikfuß (30cbm,9) Wasser in Erfurt 6,6 M., in Weißenfels 7,3 M., in Apolda 0,5 M. Der Erfolg der Wasserreinigung zeigt sich durch geringere Reparaturbedürftigkeit der Locomotiven und größere Leistungsfähigkeit derselben bei geringerm Brennmaterialverbrauche. Als Maßstab hierfür kann die Vergleichung nachstehender Betriebsresultate der Thüringischen Bahn in den Jahren 1873 und 1874 dienen. 1873 1874 Gefahrene Locomotivmeilen   522209     515191         „      Wagenachsmeilen 19064132 20225513 Brennmaterialverbrauch  1319450         1149434 Ctr. Geldwerth des Brennmaterials  1397178        1251504 M. Reparaturkosten der Locomotiven pro Meile 135,8    123,8 Pf. Gegen das J. 1873, in welchem erst die Wasserreinigung eingeführt wurde, sind hiernach im J. 1874 pro Locomotivmeile 3 Wagenachsmeilen mehr gefahren und 25 Pf. weniger Kohlen verbraucht worden. Die Reparatur der Locomotiven hat außerdem 1874 pro Locomotivmeile 12 Pf. weniger gekostet als 1873. Wird nur der vierte Theil dieser Ersparnisse als Erfolg der Wasserreinigung gerechnet, so sind schon dadurch die Kosten derselben in reichlichem Maße gedeckt. Die Reinigung des Speisewassers durch Soda wurde von 5 gewerblichen Anlagen des Magdeburger Vereins mit 13 Kesseln angewendet. Theils wurde die Soda direct in die Kessel gebracht, theils das Wasser in besondern Behältern gereinigt. Der Erfolg war überall gut, Nachtheile wurden bis jetzt nicht beobachtet (vgl. 1876 220 373). 4 Anlagen wenden Paralithicon Minerale an (1876 220 265). Soda ist jedenfalls weit billiger und besser. Die Kesseleinlagen zur Verhütung einer Schlammablagerung und Zusammenballung des Kesselsteines, mit denen 12 Kessel versehen waren, sind gänzlich verschwunden (vgl. 1876 220 175). Das Aus- und Einbringen der Einlagen beim Reinigen der Kessel war zu mühsam und umständlich; auch wurde in manchen Fällen durch das schlechte Einlegen die Wirkung vermindert, und hat man daher mit der ferneren Anwendung aufgehört. Lumpenkocher-Explosion. Vor einigen Wochen explodirte in der Papierfabrik von Ziegler-Thoma in Grellingen bei Basel ein Hadernkocher, der nicht nur bedeutenden Schaden an Gebäuden und Einrichtungen verursachte, sondern auch den bedienenden Albeiter tödete. Der Kocher, für 6at Dampfdruck bestimmt, war von cylindrischer Form, hatte 1m,8 Durchmesser und war etwa 2 1/2 Jahre in Betrieb. Die Mantelbleche ergaben bei der Messung eine Stärke von 9mm, und die Spannung im Dampfkessel betrug zur Zeit der Explosion nur 4at. Die Papierzeitung, 1876 S. 226 glaubt annehmen zu dürfen, daß die wesentliche Ursache des Unfalles in der geringen Blechstärke zu suchen ist. Bei der Häufigkeit solcher Kocherexplosionen wäre es im allgemeinen Interesse zu wünschen, daß Lumpenkocher derselben gesetzlichen Aufsicht wie die Dampferzeuger unterstellt, oder von den Dampfkessel-Revisionsvereinen beaufsichtigt würden. Wenn sich Explosionen durch solche Maßregeln auch nicht völlig verhüten lassen, so ist doch statistisch erwiesen, daß sie dadurch viel seltener werden. Ueber die Abstammung der im Handel vorkommenden Hölzer. Prof. Göppert in Breslau (Pharmaceutisches Handelsblatt, 1876 Nr. 66) hat viele Untersuchungen über die Abstammung der im Handel vorkommenden Hölzer angestellt; er berichtet zunächst über diejenigen, bei denen es gleichzeitig gelungen war, die meist nur sehr schwer zu erlangende Mutterpflanze lebend für den botanischen Garten in Breslau zu erhalten. Das Palmyraholz stammt hiernach von einer Palme Diplothemium; das Palmenholz der Stöcke und der Kunsttischlereien von Astrocaryum Murumuru; Padame-Palme von Iriatea exorrhiza; das Cedernholz des Handels nicht von der Ceder von Libanon, sondern von nordamerikanischen Wachholder-Arten Juniperus barbadensis und J. virginiana; das westinische Cedernholz (Zuckerkistenholz) von Cedrela odorata, Cuba-Gelbholz von Morus tinctoria, das ungarische Gelbholz von Rhus Cotinus L., schwarzes Ebenholz von Diospyros Ebenum Retz, grünes Ebenholz von Bignoniacee, Guajak- oder Pockholz von Guajacum officiale und arboreum, Mahagonyholz von Swietenia Mahagony, Eisenhölzer von Eucalyptus-Arten, Blauholz von Haematoxylon campechianum, Brasilienholz von Caesalpinia basiliensis und crista, das Fernambukholz von Caesalpinia echinata etc., Pao santa-Holz (heiliges Holz), verstümmelt Palisander- oder Polyxander-Holz, von Jacaranda mimosaefolia. Rasche Zerstörung von Leinentüchern. In einer der letzten Sitzungen des Karlsruher naturwissenschaftlichen Vereins machte Prof. Dr. C. Birnbaum die Mittheilung, daß er auf Veranlassung eines dortigen Leinenfabrikanten Gelegenheit hatte, eine eigenthümliche Zerstörung von Leinenwaaren kennen zu lernen. Es wurden ihm einige Servietten und Tischtücher übergeben, welche, von dem erwähnten Fabrikanten an Hotels geliefert, nach etwa 1 1/2 jährigem Gebrauch ungemein brüchig und leicht zerreißbar wurden. Die Fäden dieser Leinenwaaren erschienen unter dem Mikroskop stark incrustirt, die auf der Faser abgelagerte Substanz wurde als kohlensaurer Kalk erkannt. Die Gewebe lieferten etwa 8 Proc. Asche, und diese bestand fast ganz aus Calciumcarbonat. Daß eine solche Menge einer anorganischen Substanz, die zwischen und auf den Fasern abgelagert war, einen sehr ungünstigen Einfluß auf die Festigkeit des Gewebes ausüben mußte, liegt auf der Hand. Bei dem Gebrauche der Zeuge, beim Waschen derselben wirkte die Mineralsubstanz wie ein Schleifmittel, welches die Fasern geradezu zerreiben mußte. Es fragte sich nun, ob dieser Aschengehalt von Anfang an in dem Gewebe enthalten war, oder erst von Seiten der Käufer durch unrichtige Behandlung der Waaren in dieselben gebracht wurde. Der Leinenfabrikant übergab, um diese Frage zur Entscheidung zu bringen, an Prof. Birnbaum Leinengarne und Leinengewebe, welche in derselben Zeit in der Fabrik verarbeitet wurden, in der jene Waaren geliefert wurden. Das Leinengarn enthielt 0,32 bis 0,34 Proc. Asche, das Gewebe 0,38 Proc. Aus diesen Zahlen folgt, daß nur von Seiten des Käufers die große Aschenmenge in die Leinenzeuge gebracht sein konnte. Er behauptete, keinen Chlorkalk beim Waschen in Anwendung gebracht zu haben, der bei unrichtiger Benützung vielleicht Kalk auf die Faser hätte liefern können. Zufällig brachte Birnbaum in Erfahrung, daß in manchen Gasthäusern gebrauchte Servietten aufgefrischt werden durch Befeuchtung mit Kalkwasser und Pressen. Her dadurch auf das Gewebe gebrachte dünne Kalküberzug gibt dem Gewebe einen etwas harten Griff, eine gewisse Appretur, die Servietten können nach dieser Behandlung leicht für frisch gewaschen gehalten werden. Durch wiederholte Anwendung dieses Mittels kann das Gewebe ganz die Eigenschaft bekommen, die an den zerstörten Waaren beobachtet wurde. Birnbaum zeigte ein Stück Leinenzeug vor, das längere Zeit (etwa 30mal) mit Kalkwasser befeuchtet und dann wieder getrocknet, von Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen, dann wieder mit Kalkwasser benetzt wurde etc. Das vorgelegte Zeug zeigte genau das Verhalten der oben erwähnten zerstörten Servietten, so daß es höchst wahrscheinlich ist, daß in dieser Weise die große Kalkmenge auf die Faser des Gewebes gelangte. Vor einer solchen Anwendung von Kalkwasser kann nicht genug gewarnt werden. Es ist eine bekannte Erscheinung, daß in der Faser von Geweben sich bildende Krystalle die Zellen der Faser zersprengen. Kalkwasser läßt aber in dem Gewebe Kalkhydrat auskrystallisiren. Dieses kann also direct die Festigkeit der Faser schwächen. Dasselbe geht an der Luft bald in Carbonat über, vergrößert dabei sein Volum, so daß also wieder eine weitere Zerstörung der Faser eintreten kann. Schließlich kann das entstandene Calciumcarbonat in der oben angedeuteten Weise als Schleifmittel wirken. Ganz abgesehen von den ätzenden Eigenschaften des Kalkwassers kann dasselbe in rein mechanischer Weise höchst schädigend auf die Festigkeit von Geweben einwirken. (Badische Gewerbezeitung, 1876 S. 30.) Bestimmung der Schafwolle in den Garnen. Nach K. J. Bayer werden zur Bestimmung der Wolle und Baumwolle in Garnen etwa 0g,6 derselben lufttrocken gewogen, bei 100° getrocknet und der Feuchtigkeitsgehalt bestimmt, sodann in einem trockenen Gefäße mit etwa 20cc eines Gemenges von 4 Vol. concentrirter Schwefelsäure und 1 Vol. Wasser übergossen und 12 Stunden damit, womöglich unter Umrühren, stehen gelassen. Nach dieser Zeit gibt man zweckmäßig die Wolle nochmals in etwa die gleiche Menge derselben Schwefelsäure und läßt abermals 4 bis 5 Stunden stehen, worauf man sicher sein kann, alle Baumwolle gelöst zu haben. Es wird sodann die Flüssigkeit mit etwa der 3fachen Menge Wasser und ebensoviel Alkohol verdünnt und direct durch Papier filtrirt. Der Rückstand wird auf dem Filter so lange mit heißem absoluten Alkohol ausgewaschen, bis dieser farblos abläuft. Wird nun mit kochendem Wasser bis zum Aufhören der sauren Reaction nachgewaschen, so bleibt die reine Wolle, nur noch wenig gefärbt, zurück. Dieselbe wird bei 100° getrocknet und nach Abzug von 2 Proc. als reine Schafwolle in Rechnung gebracht. Dieser Abzug beruht auf der Erfahrung, daß Wolle beim Behandeln mit Schwefelsäure um 2 Proc. schwerer wird. Zur Berechnung der Baumwolle nimmt Verfasser bei gefärbten Garnen 3,5 Proc. Farbstoff an. (Nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 295.) Akustische Signale in Förderschächten. Die Erhebungen über den Grubenbrand in Bochnia (3. Januar 1876) haben erwiesen, daß die dabei stattgehabten Verunglückungen unterblieben wären, wenn die im Schacht Sutoris Eingetriebenen während der Niederfahrt hätten zum Signalglockenzug gelangen können. Ueber Aufforderung der Berghauptmannschaft in Krakau wurden vielfache Vorrichtungen in Vorschlag gebracht, welche es den im Schacht Befindlichen ermöglichen sollten, in jedem Punkte desselben Signale zum Anhalten, Hinauf- und Herabtreiben zu geben. Unter diesen hat sich nach H. Wachtel (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1876 S. 295) die nunmehr bei den Schächten der k. k. Saline in Wieliczka eingeführte Vorrichtung als die einfachste und sicherste bewährt. Am Mitteltrum der Treibabtheilungen wird nämlich eine schmiedeiserne, 25mm im Lichten weite (Gas-) Röhre derart befestigt, daß sie nirgends aufliegt, sondern überall frei austönen kann. Die Röhre mündet oben über dem Standpunkte des Maschinisten, unten tief in den Füllorten der verschiedenen Horizonte aus. Jedes Ende der Röhre ist mit einem Schalltrichter versehen. Ein selbst leiser Schlag mit einem Stocke auf jedem Punkte der Röhre ist überall deutlich, insbesondere aber an den Enden zu vernehmen, ein Schlag mit einem eisernen Hammer, Schlüssel u. dgl., welchen der Eingetriebene mitnimmt, ist aber beinahe dröhnend und ausnehmend deutlich hörbar. Da der Eingetriebene in jedem Schachtpunkte einen Schlag an die Röhre schnell und sicher abgeben kann, so ist zu entnehmen, wie praktisch und befriedigend sich diese Vorrichtung bewährt, die übrigens auf etwa 1 fl. pro laufenden Meter zu stehen kommt. Es ist zwar zweifellos, daß eine einfache schmiedeiserne Stange dem gedachten Zwecke auch entsprechen dürfte; bei Röhren, welche übrigens noch enger als 25mm im Lichten sein können, schwingt indessen die Luft mit, und muß demnach der Schall viel deutlicher und präciser zu vernehmen sein. In Wieliczka haben sich die Röhren in einer Länge von 140m und 300m ausgezeichnet bewährt. Stationenanzeiger für Eisenbahnzüge; von Stanley M. Dewey in New-York. Das häufig unverständliche Ausrufen der Stationen von Seiten der Conducteure und dadurch entstehende Unannehmlichkeiten haben schon längst eine Abhilfe in dieser Beziehung nothwendig erscheinen lassen. In Amerika ist dies doppelt erwünscht, da auf vielen Bahnen die Namen an den betreffenden Stationsgebäuden nicht angeschrieben stehen, der Reisende also ganz auf sein Gehör angewiesen ist. Der von St. M. Dewey erfundene, in den Vereinigten Staaten im Mai 1876 patentirte Apparat ist in einem kleinen Kasten eingeschlossen, von denen sich je einer an jedem Ende im Innern des Personenwagens befindet. Diese Kästen sind mit einer Oeffnung oder Glasscheibe versehen, hinter welcher regelmäßig die Namen der betreffenden Stationen zum Vorschein kommen. Die Namen sind der Reihenfolge nach auf ein Band geschrieben, welches von einer Rolle abgezogen und auf eine zweite mit Spiralfeder versehene Rolle aufgewunden wird. Die Rollen werden durch ein einfaches Federwerk getrieben, welches nach bestimmtem Abwinden von einem Hebel arretirt wird. Wird dieser Hebel aufgehoben, so ist das Werk ausgelöst und die aufgewundene Feder setzt das Triebwerk in Bewegung, welches sich so lange abwindet, bis der Arretirungshebel wieder in den Einschnitt einer Scheibe fällt, die auf einer Achse des Werkes sitzt und auf diese Weise den Apparat zum Stehen bringt. Beim jedesmaligen Abwinden und Erscheinen einer neuen Station wird eine mit dem Triebwerk in Verbindung stehende Glocke angeschlagen, um die Achtsamkeit der Fahrenden auf den Namen der neu angezeigten Station zu lenken. Die Zwischenräume, in denen die Namen auf dem Band verzeichnet sind, haben genau mit dem jedesmaligen Abwinden des Werkes resp. der Rolle zu Harmoniren. Der Arretirungshebel trägt den Anker eines Elektromagnetes, welcher mit einer Batterie in Verbindung steht; wird nun durch den kurzen Druck auf einen Knopf oder Schlüssel, der irgendwo z.B. im Gepäckwagen oder auf der Locomotive angebracht sein mag, der Strom geschlossen, so wird der Anker am Arretirungshebel angezogen und das Triebwerk ausgelöst. Alle Apparate stehen unter sich in Drahtverbindung und werden von einer Stelle aus zugleich in Gang gesetzt und zwar so, daß gleich nach dem Verlassen einer Station der Schlüssel gedrückt und der Name der nächstfolgenden Station aufgezogen wird, damit Jedermann Zeit finde, die nöthigen Vorbereitungen zum etwaigen Aussteigen zu treffen. Ist der Zug am Ende seines Weges angelangt und das Band in einer Richtung ganz abgewunden, so wird das treibende Werk, welches an einem Zapfen aufgehängt ist, so gedreht, daß das bisherige Triebrad mit dem Zahnrädchen auf der Bandrolle außer Eingriff kommt und letzteres mit einem zweiten, in entgegengesetzter Richtung sich drehenden Rade des Werkes in Eingriff kommt. Auf diese Weise erscheinen dann bei der Rückfahrt die Namen der Stationen wieder in richtiger Aufeinanderfolge. E. Bilhuber. Planté's secundäre Batterien. Obwohl die secundären oder Polarisations-Ströme seit Anfang dieses Jahrhunderts bekannt sind, lernte man sie doch erst neuerdings praktisch verwerthen. Seit 1859 hat Gaston Planté (1860 156 192) nachgewiesen, daß das Blei das für secundäre Batterien sich am besten eignende Metall ist. In ein Probirgefäß aus Glas, Guttapercha oder Hartgummi werden parallel zu einander zwei spiralförmig gerollte Bleiplatten in verdünnte (1/10) Schwefelsäure gesteckt und ihre Windungen durch zwei gleichzeitig mitgerollte Kautschukstreifen in passendem Abstande von einander erhalten. Ein Loch im Pfropfen gestattet das Eingießen der Flüssigkeit und das Entweichen von Gasen während der Ladung, die durch 2 Bunsen'sche oder 3 Daniell'sche Elemente bewirkt wird. Dabei dienen die beiden Bleirollen als Elektroden, und die eine derselben überzieht sich mit einer Schicht braunen Bleisuperoxyds, während die andere sich erst mit der Zeit mit einer pulverigen grauen Schicht überzieht. Wenn sich an der braunen Elektrode Sauerstoffblasen entwickeln, ist die Ladung vollständig und die ladende Batterie wegzunehmen, weil sie nichts mehr nützt. Bei stärkster Ladung hat das secundäre Element 1 1/2 soviel elektromotorische Kraft wie ein Bunsen'sches und ist nach Verlauf einer Woche noch nicht erschöpft. Die kleinern Elemente haben 8, die größern 40qc active Oberfläche. Eine spätere Wiederladung geht um so rascher, je schneller sie auf die Entladung folgt; doch muß sie dann in demselben Sinne wie die frühern erfolgen. Planté benützt ein solches Element unter dem Namen Briquet de Saturne zum Anzünden einer Kerze (100mal) mittels eines Platindrahtes; dasselbe kann mit feinem (1/20mm) Platindraht durch einen 900m langen und 3mm dicken Kupferdraht Minen entzünden; es kann Wunden ausbrennen, und in passender Weise zu Batterien vereinigte Elemente können alle Wirkungen der kräftigsten gewöhnlichen Batterien hervorbringen, namentlich auch bei Gramme'schen Maschinen verwendet werden, besonders zur Beleuchtung der Schiffe. (Nach dem Moniteur industriel belge, April 1876 S. 154.) E–e. Conservirung thierischer Substanzen. Taucht man Fleisch, Wurst u. dgl. in Wasser, welches mit 3 bis 4 Proc. Schwefelsäure versetzt ist, 2 bis 4 Minuten lang ein, so können sie nach G. Leube (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1876 S. 303) an der Luft getrocknet werden, ohne zu verderben. Leube nennt dieses angesäuerte Wasser Kreosozon.“ Die Verwendung der Phosphorsäure bei der Rübenverarbeitung. Nach den Erfahrungen von O. Vibrans ist die Anwendung der Phosphorsäure (1876 220 190) überall da in ausgedehntestem Maße empfehlenswerth, wo ein größerer Nichtzuckergehalt in den Rübensäften auftritt. Bei Beginn der Rübenverarbeitung hat der Zusatz von Phosphorsäure unter gewöhnlichen Verhältnissen nur wenig Erfolg; dieselbe kann sogar störend einwirken, indem die Säfte zu stark schäumen und zu ungestüm verdampfen. Vergleichende Untersuchungen Ende September und Ende Februar gaben folgende Resultate. Ende September wurden auf 1300l Saft von 10,33 Brix in der Scheidepfanne 2l Phosphorsäure von 20 Proc. zugesetzt. Der erhaltene Schlamm enthielt, verglichen mit einer Schlammprobe eines zweiten Versuches ohne Phosphorsäure: MitPhosphorsäure. OhnePhosphorsäure. Wasser 50,97 50,25 Kohlensäure 13,28 13,06 Zucker   1,30   1,27 Asche 15,86 16,34 Organische Substanz 18,59 19,08   Darin Stickstoff   0,44   0,46. Die hierzu verwendeten Rüben zeigten: Brix = 18,13 Proc. Quotient 86,87 Zucker = 15,75 Auf 100 Z 15,11 NZ.    –––––   Nichtzucker      2,38. Ende Februar wurden dieselben Versuche mit (I) und ohne (II) Phosphorsäure wiederholt, auf 1300l Saft jedoch 4l Phosphorsäure verwendet. Rübensaft zur Scheidung. I II Brix 9,71 Proc. 9,22 Proc. Zucker 8,75 8,01 –––– –––– Nichtzucker 0,96 1,21   Darin Stickstoff 0,073 0,058. Geschiedener Saft. I II Brix 8,89 Proc. 8,05 Proc. Zucker 8,23 7,11 ––––– ––––– Nichtzucker 0,66 0,94   Stickstoff 0,029 0,028. Schlamm. I II Wasser 47,77 50,33 Zucker   1,66   1,86 Kohlensäure 11,36 16,96 Asche 13,49 12,29 Organische Substanz 25,72 18,56   Darin Stickstoff   0,37 Proc.   0,33 Proc. Die hierzu verwendeten Rüben. Brix = 15,78 Proc. Quotient 80,16 Zucker = 12,65 Auf 100 Z 24,74 NZ. ––––––   Nichtzucker    3,13. Diese vergleichenden Versuche bestätigen, daß die Phosphorsäure da mit Vortheil angewendet wird, wo ein größerer Nichtzuckergehalt die Verarbeitung der Säfte erschwert. Was die Grenzen des Phosphorsäurezusatzes betrifft, so glaubt Vibrans nicht unter einen Alkalinitätsgehalt von 0,03 bis 0,025 im geschiedenen Rübensafte gehen zu dürfen. Steigert man den Phosphorsäurezusatz in der Scheidepfanne, so geht die Alkalinität nur noch wenig zurück, es erfolgt eine verhältnißmäßig geringe oder gar keine Mehrausscheidung von organischer Substanz im Scheidekalke, man bildet unnöthig phosphorsauren Kalk, und die Säfte fangen schon im Dünn- und Dicksaftkörper an, stark zu schäumen und sehr schnell zu verdampfen, Erscheinungen, die sich im Vacuum noch mehr steigern. Wenn auch der Vortheil des Phosphorsäurezusatzes nicht greifbar vor Augen liegt, eine Mehrausbeute an Stickstoff z.B. durch denselben nicht stattfindet, so wird doch eine größere Menge anderer Stoffe ausgeschieden, die sonst möglicherweise direct oder durch ihre Umsetzungsproducte Melasse bildend wirken und jedenfalls theilweise in den Säften gelöst bleiben. (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1876 S. 294.) Darstellung von Alaunmehl. Eine neue Methode der Alaundarstellung wird von J. Zimmermann (Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 193) beschrieben. Das nicht näher bezeichnete Rohmaterial besteht aus Thonerde 17 bis 18 Proc. Kali   2   „   5   „ Kieselerde 50   „ Wasser etwa 30   „ Lufttrocken enthält dasselbe etwa 7 Proc. Wasser; wird dieses mit Schwefelsäure behandelt, so lösen sich 22,65 Proc. Thonerde und 11,23 Proc. Kali. Der Materialsand wird mit Schwefelsäure von 1,525 spec. Gew. gemischt, 3 bis 4 Wochen liegen gelassen, dann ausgelaugt, die Lösung concentrirt, und das Alaunmehl durch Zusatz von schwefelsaurem Kalium oder Ammonium gefällt. Ueber Kautschuklösung. Prof. Dr. Heeren hat die Löslichkeit der 12 wichtigern, im Handel vorkommenden Gummisorten in Benzin bestimmt. Dieselben wurden zwischen heißen Walzen anhaltend durchgearbeitet, in kleine Streifen geschnitten, diese in Kölbchen mit etwas Benzol übergossen und damit einige Zeit stehen gelassen. Es wurde dann nach und nach und unter häufigem Schütteln der Zusatz des Benzols so lange fortgesetzt, bis sich bei allen Proben eine sehr dickflüssige Consistenz eingestellt hatte; man suchte in dieser Art so viel wie möglich bei allen Proben die gleiche zähflüssige Beschaffenheit herzustellen. Nachdem dies geschehen, wurden in tarirten Uhrgläsern kleine Mengen der Lösungen abgewogen, diese dann in einem geheizten Trockenschranke der Verdampfung des Benzols überlassen und schließlich die Rückstände gewogen. Es ergaben sich so die folgenden Zahlen: Procentgehalt oder 100 Benzol der Lösung hatten aufgenommen: Guajaquil 20,0 25,0  Kautschuk Para 17,0          20,0       „ Carthagena 16,1          18,0       „ Borneo 13,8          15,0       „ Afrika 12,7          14,5       „ Ceara 12,0          13,6       „ Mozambique 11,5          13,0       „ Rangoon   9,1          10,0       „ Quisembo   9,0            9,8       „ Afrika-Knökels   8,6            9,4       „ Afrika-Niggers   7,8            8,5       „ Madagascar   5,7            6,0       „ Daß diese Zahlen, da ja der übereinstimmende Grad der Dickflüssigkeit der Lösungen nur nach dem Augenmaß taxirt werden konnte, nur als annähernd richtig angesehen werden dürfen, bedarf wohl kaum der Erwähnung. (Nach den Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover, 1876 S. 107.) Synthese des Indigblaus. Engler und Emmerling (1871 199 430) glaubten aus Acetophenon Indigblau synthetisch dargestellt zu haben. Prof. H. Wichelhaus (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1106) zeigt, daß in der angegebenen Weise kein Indigo erhalten wird. Schwarzblaue Farbe für Papier in der Masse; von Aug. Abadie. Dunkle, billige, für Packpapiere dienliche Farben sind in den bis jetzt erschienenen Abhandlungen über Färben von Papierzeug nur wenig besprochen. Es gibt deren, welche den Packpapierfabrikanten große Dienste leisten können, obwohl sie nur zu den geringen Sorten gehören, wie z.B. Flaschengrün, Kastanienbraun, Türkischroth, Schwarzblau u.a. Diese Farben nehmen einen glänzenden Ton an, wenn man die Papiere satinirt, wie es im Auslande vielfach geschieht; sie werden sogar mit Steinen geglättet und scheinen dann mit prächtigem Glanz. Französisches Packpapier hat diese Vollkommenheit noch nicht erreicht, es fehlt ihm an Frische und Schönheit; wenn es Stärke hat, fehlt ihm Weichheit, und oft gehen ihm beide Eigenschaften ab. Von Schwarzblau, welches mich zu dieser kurzen Mittheilung veranlaßt, habe ich 9 Arten erhalten und deren Zusammensetzung sorgfältig aufgeschrieben. Nachdem ich die 9 Arten angefertigt hatte, ordnete ich sie nach der Tiefe des Tons, vom hellsten, einem Grünblau ausgehend und bis zu einem sehr schönen brennenden Schwarzblau aufsteigend. Dabei ist nicht zu vergessen, daß diese Färbung für wenig oder schlecht gekochte und nicht gebleichte Stoffe benützt wird, daß sie sich für altes, in den Straßen zusammengelesenes Papier, für Kräuter, Stroh, Mais, Ginster, Fichtenblätter und Zweige, Nesseln und alle andere Arten sonst unverwendeter faserhaltiger Pflanzen eignet. Die hier folgenden Mengenangaben von Kupfervitriol, Campecheholz-Extract, und in manchen Fällen von Beinschwarz, gelten für 100k trockenes Papier. Diese Rohstoffe sind überall und zu billigen Preisen zu haben. Alaun oder schwefelsaure Thonerde darf zur Fällung der Harz- oder Fettseife nicht verwendet werden; das schwefelsaure Kupferoxyd dient an seiner statt, und die Menge des angewendeten Leimes muß deshalb im richtigen Verhältniß zu der Menge von Kupfervitriol stehen, welche behufs der Färbung zugesetzt wird. Bei diesen Papiersorten handelt es sich nicht um mehr oder weniger gute Leimung, sondern man verlangt, daß sie biegsam, weich und kartig seien, – lauter werthvolle Eigenschaften, denen die schwarzblaue Färbung nicht schadet.    k Nr. 1 1,50 Kupfervitriol,3,00 Campeche-Extract. Nr. 2 1,25 Kupfervitriol,2,50 Campecheholz-Extract,0,50 Beinschwarz. Nr. 3 0,75 Kupfervitriol,1,50 Campeche-Extract,1,50 Kochsalz,0,25 Beinschwarz, Nr. 4 1,00 Kupfervitriol,2,00 Campeche-Extract,1,50 Beinschwarz. Nr. 5 1,00 Kupfervitriol,2,00 Campeche-Extract,6,00 Holzessig. Nr. 6 1,50 Kupfervitriol,3,00 Campeche-Extract,2,00 Beinschwarz. Nr. 7 1,50 Kupfervitriol,3,00 Campeche-Extract,2,00 Beinschwarz,3,00 Holzessig. Nr. 8 3,00 Kupfervitriol,4,00 Campeche-Extract. Nr. 9 4,00 Kupfervitriol,6,00 Campeche-Extract. (Aus der Revue industrielle des matières textiles durch Papierzeitung, 1876 S. 188.)