Titel: Ueber schlagende Wetter; von Faye.
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 279
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Ueber schlagende Wetter; von Faye. Faye, über schlagende Wetter. Bertholot ist der Ansicht, daß die in einer Grube sich entwickelnden brennbaren Gase nicht in dem Maße, in welchem sie auftreten, verbrannt werden können, sondern daß sie mit der Luft der Strecken ein anfangs nicht explodirbares Gemenge bilden, welches die Detonationsfähigkeit erst in dem Augenblicke erlangt, wo das in der Atmosphäre allmälig sich anhäufende Gas eine gewisse Grenze erreicht. Dagegen bemerkt Faye (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 429), daß die Mengung der Gase mit der Luft nicht augenblicklich vor sich geht; ihre Diffusion erfordert mehr oder weniger Zeit, während das Aufsteigen des Grubengases in die obern Partien der Strecken, wegen seiner ausnehmenden specifischen Leichtigkeit, ohne Verzug vor sich geht. Von diesem Zeitpunkte an wird das Gas in diesen obern Partien erst das zur Entzündung geeignete Verhältniß erlangen und ohne Gefahr verbrannt werden können. Es ist schwer, sich a priori einen klaren Begriff von der Diffusionsgeschwindigkeit dieses Gases in der Luft zu machen. Hinge sie einfach von dem Unterschiede der specifischen Gewichte ab, so würde sie ungefähr derjenigen des Leuchtgases oder selbst derjenigen der Kohlensäure gleichkommen. Nun existiren in der Natur Vorgänge, nach denen wir die Resultate bis zu einem gewissen Punkte bemessen können; es sind dies die Ausströmungen der Kohlensäure aus dem Boden gewisser Grotten. Das Gas hält sich hier wegen seiner Schwere in den tiefer gelegenen Theilen und häuft sich daselbst an. Seine Diffusion in der atmosphärischen Luft der Grotte geht so langsam vor sich, daß die Höhlenluft vermöge ihrer einfachen Communication mit der äußern Luft allmälig sich erneuert, und daß ein Mensch darin athmen kann, während ein Thier wegen der tiefen Lage seines Kopfes betäubt niederstürzt. Die umgekehrte Erscheinung zeigt sich in den Grubenstrecken – allerdings mit dem Unterschiede, daß das Gas, wenigstens dasjenige, welches dem Boden selbst entquillt, in den der Diffusion günstigsten Umständen sich befindet. Verfasser vermuthet, daß ungeachtet dieses Unterschiedes die obere Luftschichte der Strecken rücksichtlich des Grubengases sich ähnlich verhält, wie die untere Schichte der Grottenluft bezüglich der Kohlensäure, d.h. daß sie viel eher als die übrige Luftmasse mit Gas geschwängert sein und an der Decke weit früher als diese das zur Entzündbarkeit des Gemenges nothwendige Verhältniß darbieten wird. Man kann also von diesem Unterschiede Nutzen ziehen, um das Gas nach Maßgabe seiner Entstehung zu vernichten, ohne ihm Zeit zu lassen, mit der atmosphärischen Luft ein explosives Gemenge zu bilden, dessen Entzündung so schreckliche Katastrophen herbeiführt. Es wäre übrigens leicht, sich davon zu überzeugen, wenn man in einem Zimmer das schlagende Wetter nachahmen und die aus verschiedenen Höhen genommene Luft der Analyse unterwerfen würde. P.