Titel: Luftdämpfung für analytische Wagen; von Professor Arzberger.
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 538
Download: XML
Luftdämpfung für analytische Wagen; von Professor Arzberger. Mit Abbildungen. Arzberger's Luftdämpfung für analytische Wagen. Der große Aufwand von Zeit und Geduld, welchen genauere Wägungen beanspruchen, hat mich veranlaßt, an einer feinen analytischen Wage eine Luftdämpfung anzubringen, welche das Hin- und Herschwingen des Wagebalkens auf eine einmalige langsame Schwingung bis zur Gleichgewichtslage reducirt. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß durch Anbringung der Luftdämpfung die Schwingungsmethode mit Beobachtung der Umkehrungspunkte ausgeschlossen ist, – eine Methode, die jedoch im Laboratorium nur in seltenen Fällen zur Anwendung kommen dürfte und auch zeitraubender ist als das Wägen mit der Luftdämpfung. Fig. 1., Bd. 222, S. 538 In Figur I ist w das eine Ende des Wagebalkens, a das Schalengehänge; die Schale s ist mit zwei steifen Drähten an den Querbalken b befestigt, in dessen Mitte ganz nahe über einander zwei Löcher gebohrt sind. Das obere Loch dient zur Verbindung von b mit a durch ein Häkchen; in dem untern Loche hängt ein Drahthaken, der an einer kreisrunden vergoldeten Messingplatte d von 67mm Durchmesser und 0mm,5 Dicke befestigt ist. Die Platte d, der Dämpfer, hängt frei in einem Cylinder c von 68mm innerm Durchmesser, so daß zwischen Dämpfer und Cylinder ringsum ein Raum von 0mm,5 frei bleibt. Der Boden des Cylinders ist mit einem central angebrachten Schräubchen an der Platte p befestigt, welche mit dem Wagekasten in fester Verbindung steht. Fig. 2., Bd. 222, S. 538 Figur II zeigt den Cylinder c und die Platte p im Grundriß; r ist das untere zu einer Klemmschraube ausgearbeitete Ende einer am Deckel des Wagekastens befestigten Säule, welche in einen aus der Figur ersichtlichen Schlitz der Platte p eingreift, wodurch es möglich wird, vor dem Festklemmen der Schraube r dem Cylinder c jene Stellung zu geben, bei welcher der Dämpfer d frei ohne Anstreifen auf und nieder gehen kann. Im Boden des Cylinders c (Fig. II) ist ein Loch l angebracht, welches durch die Platte p verschlossen ist; dreht man aber den Cylinder c um seine Mittelpunktsschraube, so wird dieses Loch mehr und mehr frei, indem es sich über p verschiebt, wodurch die Dämpfung vermindert und endlich fast ganz aufgehoben werden kann. Bezüglich der Anordnung der Theile muß hier nochmals hervorgehoben werden, daß die beiden, in der Mitte von b angebrachten Löcher sehr nahe über einander liegen müssen, damit nicht durch eine seitliche Belastung der Wageschale und ein hierdurch bewirktes Schiefhängen derselben ein Anstreifen des Dämpfers an den Cylinder hervorgerufen werde. Selbstverständlich muß an der gegenüber liegenden Wageschale ein Taragewicht angebracht werden, welches analog dem Dämpfer aufgehängt ist. Viele wiederholte Versuche haben gezeigt, daß bei verschiedenen Störungen des Gleichgewichtes die Zunge immer genau auf denselben Punkt einspielt, daß somit in der That die Dämpfung nur ein dynamisches Hinderniß sei, welches die statischen Gleichgewichtsverhältnisse nicht im geringsten beeinflußt. Die äußerst ruhige Bewegung des Wagebalkens, welche bei nahezu erreichtem Gleichgewichte eintritt, macht es möglich, daß man mit der Reitervorrichtung den Centigrammhaken überhängen kann, ohne vorher zu arretiren, wodurch das letzte Auswägen noch mehr beschleunigt wird. Natürlich darf diese Operation nur von geübter Hand ausgeführt werden, wenn die Wage nicht Schaden leiden soll. Wagen, welche nicht mit vollkommenen Arretirungsvorrichtungen versehen sind, sowie unempfindliche Wagen eignen sich nicht für solche Luftdämpfungen, da im ersten Falle der Wagebalken nicht immer genau auf demselben Ort aufgesetzt wird, wodurch ein Anstreifen des Dämpfers an der Cylinderwand erfolgen kann; im andern Falle, bei geringer Empfindlichkeit, müßte ein weit größeres dynamisches Hinderniß der schwingenden Bewegung entgegengesetzt werden, was nur durch Vergrößerung des Dämpfers und Cylinders und durch ein genaueres Einpassen des erstern in den Cylinder erreicht werden könnte, wodurch abermals Veranlassung zum Anstreifen des Dämpfers gegeben würde. (Liebig's Annalen der Chemie, 1875 Bd. 178 S. 382.)