Titel: Elektrischer Tourenzähler für Dampfmaschinen; von A. Bozzone.
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 552
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Elektrischer Tourenzähler für Dampfmaschinen; von A. Bozzone. Mit Abbildungen auf Taf. XII [b.c/1]. Bozzone's elektrischer Tourenzähler für Dampfmaschinen. Der Umstand, daß unter allen Motoren, über welche der Mensch verfügt, die Elektricität sich nicht nur in höchst einfacher Weise, sondern auch auf beträchtliche Entfernungen von ihrer Quelle fortpflanzen läßt, führten den kgl. italienischen Schiffbaudirector A. Bozzone Nach der Rivista marittima, Januar 1876. Vgl. auch E. Wodickh, Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens, Pola 1876, S. 172. dazu, für seinen Tourenzählapparat die Elektricität zu wählen; denn nur durch diese ließ sich ein Instrument construiren, welches in jedem beliebigen Schiffstheile und stets mit der gleichen Genauigkeit wie eine Uhr arbeitet, und zwar ohne die geringste Beeinträchtigung durch die irregulären Bewegungen des Schiffes. Die Anwendung der Elektricität auf den Schiffen ist nicht neu; mannigfaltige Telegraphen sind bereits vorgeschlagen worden, und heut zu Tage bedient man sich derselben allgemein zur gleichzeitigen Abfeuerung der Geschütze. So lange man den Strom nur durch die ursprünglichen nassen Batterien hervorzurufen vermochte, obwaltete ein ernstes Hinderniß für ihre Verwendung an Bord, nämlich deren schwierige Unterhaltung; es läßt sich dasselbe jedoch vollkommen beseitigen, sei es durch die Anwendung von Marié-Davy's Zweifach-Schwefelquecksilber-Batterie oder der Sandbatterie, sei es, daß man sich der magneto-elektrischen Inductionsmaschinen von Wheatstone, Siemens oder Gramme bedient. Diese letztern Apparate eignen sich besonders für Dampfschiffe, auf welchen sie leicht, entweder durch die eigentliche Schiffsmaschine selbst, oder durch eine der mannigfaltigen, zahlreichen Hilfsmaschinen, welche gegenwärtig an Bord im Gebrauche stehen, in Bewegung zu setzen sind. Der elektrische Tourenzähler ist ähnlich, nur einfacher, eingerichtet wie eine elektrische Uhr oder ein Zeigertelegraph mit Hinzufügung einiger Bestandtheile, welche zur Herstellung seiner Verbindung mit der Maschine dienen, und versehen mit einer besondern Vorrichtung, um die Zahl der Umdrehungen in der Minute zur Anschauung zu bringen. Das in Fig. 31 bis 33 dargestellte Instrument hat drei Zifferblätter. Das erste A ist ein gewöhnliches Uhrblatt mit Secundenzeiger. Das zweite, mittlere und etwas größere B ist in 80 Theile getheilt, über welche ein Zeiger läuft, der dazu dient, die Zahl der Umdrehungen der Maschine in der Minute bei der Vorwärtsbewegung anzuzeigen. Das dritte C endlich ist gleichfalls in 80 Theile getheilt, hat jedoch zwei graduirte Kreise, einen äußern und einen innern; auf demselben befinden sich zwei Zeiger, der eine für die Vorwärtsschläge, der andere für jene nach rückwärts; zwei Pfeile deuten die Richtung an, nach welchen die Zeiger bei den beiden respectiven Bewegungen der Maschine laufen. Der Gang des Apparates ist folgender: Bei jeder Umdrehung der Maschine nach vorwärts, setzt der elektrische Strom den Index des dritten Zifferblattes C in Bewegung, welcher einen Grad zurücklegt, und gleichzeitig wird jener des zweiten Zeigerblattes B um einen Grad bewegt; zu Ende jeder Minute kehrt der Zeiger des zweiten Blattes B sogleich auf Null zurück, indem er sich im umgekehrten Sinne bewegt. Durch ein Glöckchen, welches drei Secunden früher anschlägt, wird avisirt, daß nach dem Index zu sehen und zu beobachten ist, von welchem Punkte der Zeiger nach dem Nullpunkte zurückspringtzurückspingt, und daß die Zahl der Umdrehungen abzulesen ist, welche die Maschine in dieser Minute gemacht hat. Der Zeiger des Blattes C setzt seine rechtläufige Bewegung fort, ohne vom Zurückspringen des andern beeinflußt zu werden. Beim Rückwärtsdrehen der Maschine aber wird der zweite Zeiger des Blattes C in Bewegung gesetzt und durchläuft ein Gradintervall bei jeder Umdrehung. Die Markirung der Rückwärtsbewegung beschränkt sich auf diese Angaben des Zeigers, welcher, wie erwähnt, im entgegengesetzten Sinne mit jenem läuft, der die Umdrehungen nach vorwärts markirt. Es wäre eine zwecklose Complication gewesen, die Zahl der Rückwärtsschläge per Minute anzeigen zu lassen; es genügt die Anzeige, daß die Maschine rückwärts schlägt, und wenn man will, kann man immerhin auch die Schläge zählen. Somit zeigt das Zifferblatt C mit seinen im entgegengesetzten Sinne sich bewegenden Zeigern die Vor- und Rückwärtsbewegung der Maschine an, und beide Zeiger durchlaufen – jeder zu seiner Zeit – einen Grad der Eintheilung nach je einer Umdrehung. Der Zeiger des Blattes B hingegen wirkt nur bei der Vorwärtsbewegung und kehrt nach jeder Minute augenblicklich auf Null zurück, so daß es genügt, nach dem Theilstrich zu blicken, welchen er erreicht hat, um die Zahl der Rotationen in der betreffenden Minute zu erfahren. Die Uhr hat keine andere Bestimmung als die, nach Ablauf jeder Minute die Leitung für den Strom des Elektromagnetes zu schließen, welcher mit einer geeigneten Vorrichtung den Index auf B nach dem Nullpunkte zurückführt. Nach Umständen kann sie auch dazu dienen, die Genauigkeit der Angabe dieses Index zu controliren, ferner auch dazu, die Rückwärtsschläge in der Minute zu zählen. Die beiden Elektromagnetkerne aa (Fig. 32) ziehen durch die Stromwirkung den Anker b an, welcher an dem einen Arm des Winkelhebels h mit dem Drehpunkt in n befestigt ist; der andere Arm dieses Winkelhebels greift als Anker in die Zähne des Steigrades c derart ein, daß er bei jedesmaligem Anziehen des Ankers b das Steigrad c um einen Zahn fortbewegt. Das Ankerende des Hebels h ist gegliedert und wird durch eine Feder i festgehalten, so daß er, sobald der Strom aufhört und der andere Hebelarm durch die am Anker b befestigte spiralförmige Spannfeder n in seine ursprüngliche Stellung zurück gebracht wird, keine weitere Kraft auf das Steigrad ausübt, sondern einfach bis zum nächsten Zahneinschnitt hinweg gleitet. Auf dieses Steigrad ist der Zeiger des Blattes C aufgesetzt, welcher die Vorwärtsbewegung der Maschine anzeigt und natürlicherweise stets mit dem Rade zugleich um einen Zahn, entsprechend einem Grade der Eintheilung, fortschreitet. Ein ganz analoger Mechanismus dient für den Zeiger der Rückwärtsschläge, welcher durch den Elektromagnet aa₁ in Bewegung gesetzt wird. Das Steigrad c überträgt seine Bewegung durch das Rad f auf ein Zahnrad g, welches durch eine besondere Verzahnung die Bewegung des Zeigers der Mittelplatte B erzielt. Dieser Zeiger kann nun durch eine eigenthümliche Einrichtung seine Bewegung umkehren. Er wird nämlich mittels des Getriebes x durch die Zahnstange y augenblicklich zurückgestellt, sobald diese durch den Hebel r vom Elektromagnete ee aus in Bewegung gesetzt wird. Die ganze Wirkungsweise des Apparates für die Vorwärtsbewegung ist also folgende: Bei jeder Umdrehung der Maschine läuft der Strom durch den Magnet aa und setzt diesen in Thätigkeit; derselbe bewegt durch Anziehen des Ankers b den Hebel h und treibt den Zeiger der Platte C um einen Grad fort und in Folge dessen auch den Zeiger der Platte B, so daß nach Verlauf von einer Minute der letztere Zeiger so viel Grade durchlaufen haben wird, als die Maschine in dieser Zeit Umläufe vollbracht hat. Im Augenblicke, wo der Secundenzeiger auf der Uhr den Ablauf der vollen Minute anzeigt, schließt die Uhr selbst die Stromkette durch den Magnet ee und stellt durch diesen mit Hilfe der vorgedachten Einrichtung den Zeiger auf seinen Ausgangspunkt zurück. Drei Secunden vor der Vollendung der Minute ruft ein Glöckchen den Beobachter zur Ablesung der Rotationszahl für diese Minute. Die Maschinenbewegung wird auf folgende Weise auf den Zähler übertragen: Die Achse der Maschine O trägt einen Zahn oder Vorsprung von Pockholz P (Fig. 33), welcher bei seiner Umdrehung nach einer Richtung, z.B. nach vorwärts, den um s drehbaren -förmigen Hebel D bewegt. Das Ende m des Querarmes kommt hierdurch in Contact mit dem kleinen Messingcylinder q; bei entgegengesetzter Bewegung der Achse O berührt der Hebel D mit dem andern Ende m₁ den zweiten Cylinder q₁. Nach dem Durchgange des hölzernen Zahnes auf der Achse O kehrt der Hebel D wieder in seine normale Lage zurück und die Contacte hören auf. An die Klemme r im Drehpunkte s des Hebels D ist der positive Poldraht der Batterie geführt; an den beiden Klemmen z₁ und z₂ hingegen enden die beiden Leitungsdrähte, deren einer durch den Magnet für die Vorwärts-, der andere durch jenen für die Rückwärtsmarkirung der Umläufe hindurch vom negativen Pole der Batterie kommt. Demnach durchläuft der Strom bei jeder Umdrehung den Apparat und bewegt in der erklärten Weise die entsprechenden Zeiger von Grad zu Grad über den Zifferblättern fort. Der Hebel D liegt gut isolirt durch Kautschukstreifen auf einer hölzernen Platte, welche an einem Balken befestigt ist. Die kupfernen Leitungsdrähte sind mit Guttapercha überzogen. Die Drähte des Magnetes ee, welche die Rückkehr des Zeigers bewirken, sind an die Klemmen h, h₁ (Fig. 32) geführt. Der ganze Apparat ist in einem hölzernen Kästchen von 56cm Länge, 40cm Breite und 16cm Tiefe eingeschlossen. Auch befindet sich daran ein Stromunterbrecher, welcher dem Wachofficier die Möglichkeit bietet, den Apparat nach Belieben zu gebrauchen oder abzustellen. Bei dem Versuche mit dem Tourenzähler auf dem Panzerschiffe „Principe Amadeo“ waren 8 Marié-Davy'sche Elemente hinreichend.

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