Titel: Pfaff's neue Bohrspindellagerung; von Josef Pechan.
Autor: Josef Pechan
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 456
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Pfaff's neue Bohrspindellagerung; von Josef Pechan. Mit Abbildungen auf Taf. XII [c. d/1]. Pechan, über Pfaff's neue Bohrspindellagerung. Diese neue Bohrspindellagerung, welche sich durch besondere Einfachheit auszeichnet, ist in Figur 18 im Durchnitte abgebildet; unten ist über die Bohrspindel b eine außen conisch abgedrehte Hülse a gesteckt und durch Feder und Ruth mit ihr verbunden. Auf dieser Hülse aufgekeilt, befinden sich das Steuerungsexcenter c und das Antriebs-Schrägrad d; über das obere, mit Gewinde versehene Ende der Hülse a ist die runde Mutter e aufgeschraubt, welche zur Regulirung der Lagerung der Bohrspindel dient, da Schrägrad und Steuerungsexcenter durch dieselbe gegen den untern Lagerarm des Ständers angeschoben werden können, wodurch ein Anziehen des conischen Lagerlaufes der Hülse erfolgt. Die Regulirung ist sehr leicht zu bewerkstelligen, da man es hierbei nur mit einer einzigen Mutter zu thun hat, welche mittels eines doppelten Hakenschlüssels gehandhabt wird. Der untere Lagerarm ist mit Hilfe einer eigens zu diesem Zwecke construirten Bohrstange conisch ausgebohrt, wodurch das Einsetzen einer Büchse überflüssig geworden ist. Die Conicität der Bohrung ist 1mm im Durchmesser auf 10mm Länge, also 1 : 10. Diese vom Maschinenfabrikanten Carl Pfaff, Theilhaber der Ottakringer Eisengießerei und Maschinenfabrik in Wien, erdachte Lagerung ist seit drei Jahren bei allen Bohrmaschinen, welche in diesem Etablissement gebaut wurden, zur Ausführung gelangt und hat sich als praktisch bewährt. Ein interessantes, bei den in der genannten Maschinenfabrik gebauten Bohrmaschinen ebenfalls schon seit mehrern Jahren angewendetes, von Carl Pfaff erfundenes Detail zeigt ferner noch die Vorrichtung zur gänzlichen Aufhebung des todten Ganges der Bohrspindel. Die Mutter für die Druckspindel f besteht aus zwei Theilen, wovon der eine Theil g im Ständerarme befestigt, der zweite h (Fig. 18 und 19) zwischen diesem und dem Steuerrade i lose eingelegt ist; letzterer ist an seinem hohl ausgedrehten Umfange mit Schneckenradverzahnung versehen, in welche die Schraube k eingreift, die im Ständerarme gelagert und einerseits durch einen Bund, anderseits durch einen aufgekeilten Ring und davor gesetzte Mutter gegen Verschiebung gesichert ist. Die Druckspindel f ist mit flachem linkem Gewinde versehen, die Schraube k aber mit scharfem rechtem Gewinde. Wird letztere mittels eines gewöhnlichen, auf das viereckige Ende derselben aufgesteckten Mutternschlüssels nach links gedreht, so wird die Druckspindel durch die Mutter h so weit gehoben, daß sie mit den obern Flanken ihres Gewindes an der Mutter g zur Anlage kommt, wodurch der todte Gang vollständig beseitigt ist. Die Mutter h trägt hierbei stets nur das Gewicht der Bohrspindel, die doppelt so hohe Mutter g aber nimmt den Arbeitsdruck auf. In die Bohrspindel eingespannt ist bei l B. Demmer's Patent-Bohrkopf gezeichnet, welcher hauptsächlich den Vortheil bietet, daß man sowohl den Bohrkopf als auch den in diesen eingespannten Bohrer ohne Schlag durch bloses Auf- oder Niederschrauben der Mutter m mit Hilfe eines gewöhnlichen Hakenschlüssels auszuspannen in der Lage ist. Der Bohrkopf hat oben einen conischen Ansatz, welcher in die gleichfalls conische Bohrung der Bohrspindel eingepaßt ist. Der schwache Conus (1 : 10) genügt schon zur Sicherung des Bohrkopfes gegen das Herausfallen aus der Bohrspindel, während ein flacher Ansatz des conischen Endes in den quer durch die Bohrspindel gehenden Schlitz eintritt und so den Bohrkopf gegen die Verdrehung sichert. In ganz gleicher Weise ist der mit conischem Ende (Conicität 1 : 10) und flachem Ansatze versehene Bohrer im Bohrkopfe gehalten. Bohrer und Bohrkopf brauchen nur mit einem sanften Ruck nach aufwärts in die zugehörige Bohrung der Bohrspindel, bezieh. des Bohrkopfes eingeschoben zu werden, um sofort fest zu sitzen. Zum Ausspannen des Bohrers wird ein mit Handhabe versehener flacher Dorn in den quer durch den Bohrkopf gehenden Schlitz gesteckt, in welchem er auf dem flachen Ansatze des Bohrers Auflage findet. Mit einer Hand wird dann der Dorn gehalten, um die Bohrspindel an der Drehung zu hindern, während gleichzeitig mit der andern Hand mittels eines Hakenschlüssels die Mutter m abwärts geschraubt wird und dabei den Dorn und durch diesen den Bohrer niederdrückt, letztern also aus der conischen Bohrung des Bohrkopfes heraus bringt. In gleicher Weise geschieht das Ausspannen des Bohrkopfes; nur wird dabei die Mutter m nach aufwärts geschraubt, wobei sie sich an die Bohrspindel anlegt und so den Bohrkopf aus derselben herauszieht. Es sind daher alle Schläge mit Hammer etc. sowohl beim Einspannen als auch beim Ausspannen vermieden, was für das Centrischlaufen von Bohrkopf und Bohrer, somit für die Qualität der gebohrten Löcher von der größten Wichtigkeit ist. Auch dieses vorzügliche Detail wird von der Ottakringer Eisengießerei und Maschinenfabrik schon seit drei Jahren bei allen Bohrmaschinen zur Ausführung gebracht.

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