Titel: Die Metallwerke und die chemischen Industrien der österreichischen Staatseisenbahn im Banate; von Dr. C. O. Cech.
Autor: Carl Otokar Cech [GND]
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 540
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Die Metallwerke und die chemischen Industrien der österreichischen Staatseisenbahn im Banate; von Dr. C. O. Cech. Cech, über die Metallwerke und die chemischen Industrien im Banate. Die Metallwerke sind im Vergleiche zu den beschriebenen Eisenhüttenwerken (1877 223 432) nur von geringer Bedeutung, sie bestehen in den Werken Dognácska Moldova, Orawicza und Szászka. In sämmtlichen Werken wird auf Kupfer, in Orawicza auch auf Gold und in Dognácska auch auf Blei und Silber, früher selbst auf Zink gearbeitet. Zur Verarbeitung des Kupfers besteht in Csiklova nächst Orawicza ein Kupferhammer. In der letzten Zeit wurden tiefere Schächte angelegt und für die Aufbereitung der Erze Aufbereitungsstätten und Pochwerke gebaut, und zwar das Goldpochwerk in Orawicza, das Bleierzpochwerk in Dognácska, wo sich auch ein Kupferspleißherd befindet. Die Blei- und Kupfererze von Dognácska enthalten etwas Silber. Die Golderzgewinnung in Orawicza wurde sammt dem Pochwerk verpachtet. Das für die Aufbereitung der armen silberhaltigen Bleierze (Pochgänge) in Dognácska errichtete Pochwerk enthält alle dem jetzigen Fortschritte entsprechenden Maschinen und Apparate. Für die Verhüttung der Erze bestehen 2 Kupferhütten in Szászka, 1 Kupferhütte und 1 Kupferhammer in Csiklova, 2 Kupferhütten, welche auch für die Bleiarbeit eingerichtet sind, dann ein Treibherd und Spleißherd in Dognácska. Die Production seit Bestand der Gesellschaft ist aus folgender Tabelle ersichtlich; sie unterliegt großen Schwankungen und bekundet in manchen Jahren vollständige Stagnation – ein Umstand, der kaum eine Folge ungünstiger Conjuncturen sein dürfte, da ja Beispiele von großer Leistungsfähigkeit dieser Werke vorliegen. Jahr Gold. Silber. Kupfer. Blei. Glätte. Hupfer-Hammer-Waare. Anmerkung. k k t t t t 1855 131,600 112,616 6,104 1856   3,0240 145,919 125,050 20,216 1857   0,9815 139,515 216,054 19,208 72,219 1858   0,9632 235,825 192,613 28,896 53,486 geringsteGoldausbeute 1859   8,5830 247,192 249,764 12,808 20,664 47,486 1860 11,0015 118,680 164,392 31,220 39,295 geringsteSilberausbeute. 1861   9,4270 452,317   98,272 14,728 24,416 54,358 1862 12,1062 166,866   98,571   0,355 23,632 47,072 1863   4,0055 185,937   96,732   6,300 33,802 1864 15,3155 352,497 190,451 34,200 49,347 1865   5,3895 439,044 199,452 79,500 49,416 1866   9,0340 461,197 212,915   5,987 75,200 42,480 1867 22,4250 771,914 208,650 17,400 120,850 51,758 größteSilberausbeute. 1868 21,5237 597,628 123,557 11,539 75,086 77,439 1869   8,6068 678,121 107,916 21,141 88,263 73,584 1870 36,9370 495,878 114,755 24,811 97,988 78,311 größteGoldausbeute. 1871 19,9270 348,292   77,221   7,685 79,677 74,445 1872   7,5870 312,747   66,372 48,413 90,476 1873   1,9125 293,316   55,066   0,240 27,591 64,917 1874   3,2908 220,634   49,036   3,020 24,898 49,063 1875   5,4374 339,621 101,498   5,144 45,919 34,797 Die chemische Industrie beschränkt sich auf die Fabrikation von Schwefelsäure, Kupfervitriol, Glaubersalz, Paraffin, Mineralöl, außerdem auf die von Cementziegeln und Kalk. In Moldova, wo der Kupferbau immer mehr zurückging und längst aufgehört hatte, lohnend zu sein, sowohl wegen des spärlichen Erzvorkommens, als wegen der niedrigen Kupferpreise, hat man das Augenmerk auf die dort vorkommenden Schwefelkiese gerichtet. Um einerseits diese Kiese einer Verwerthung zuzuführen, anderseits um mit Hilfe der Schwefelsäure das Kupfer aus armen Erzen auf nassem Wege zu extrahiren, dann um auch das silberhaltige Kupfer, welches in Dognácska erzeugt wird, zu entsilbern, erbaute man im J. 1858 eine Schwefelsäurefabrik in Moldova. Der Kies wird bergbaumäßig in zwei Grubenrevieren gewonnen. Für dessen Separation und Concentration wurde eine eigene Kiesaufbereitungsstätte mit 2 Waschapparaten bei der Grube erbaut, in denen die Waschzeuge von 25 Proc. Schwefelgehalt auf 37 Proc. concentrirt werden. Die Schwefelsäurefabrik, die erste dieser Art in Ungarn, verarbeitet die Kiese. Diese Anlage besteht aus zwei Kammersystemen mit den dazu gehörigen Kiesröstöfen. Die Concentration der Säure auf 66° wird theils durch Platinkessel, theils durch den Apparat nach dem Patente Faure und Keßler in Clermont-Ferrand bewerkstelligt. Die Betriebskraft liefert eine verticale Dampfmaschine, ferner wird in zwei großen Dampfkesseln der zur Schwefelsäurefabrikation erforderliche Wasserdampf erzeugt. Nach vielfältigen Bemühungen ist es endlich auch gelungen, die wichtigsten Hilfsmaterialien für diese Industrie in Ungarn zu produciren; so liefert die Tomester Glasfabrik Glasballons zur Verpackung der Schwefelsäure nunmehr in tadelloser Qualität, ebenso werden aus Apathin Packkörbe aus Weidengflecht bezogen. Die Moldovaer Schwefelsäurefabrik trägt übrigens auch zur Hebung anderer chemischen Industrien im Lande bei. Mit der Schwefelsäurefabrik in Verbindung steht ferner die Erzeugung von Kupfervitriol, welcher dazu dient, aus den in den Csiklovaer und Dognácskaer Hütten erzeugten silberhaltigen Kupfergranalien das Silber auszuscheiden. Endlich ist ein Abfallproduct der Schwefelsäurefabrik das von Glasfabriken benöthigte Glaubersalz. Im J. 1875 betrug die Production: Englische Schwefelsäure zu 60° B. 1274t       „                „ zu 66° B. 934 Rohes Glaubersalz 44 Raffinirtes    „ 13. Der bedeutendste Consument der Schwefelsäurefabrik ist die Paraffin- und Mineralölfabrik in Orawicza. Diese Fabrik hat die Erzeugung von Petroleum, Paraffin und verschiedenen andern mineralischen Oelen und Stoffen zur Aufgabe. Das Rohproduct, aus welchem diese Fabrikate gewonnen werden, ist Schiefer, welcher Bitumen enthält und in den Steierdorfer Gruben gewonnen wird. Zur Oelgewinnung aus diesem bituminösen Gesteine wurden im J. 1859–60 in Steierdorf zunächst den Gruben zwei große Schiefer-Destillationshütten mit 124 Retorten sammt den dazu gehörigen Apparaten, Oefen, Reservoirs etc. erbaut. Aus dem Schiefer wird in diesen Retorten jedoch nur das Rohöl gewonnen, die Verarbeitung des Rohöles auf Verkaufsproducte erfolgt in der Fabrik zu Orawicza. Diese Fabrik, welche sich nächst dem Bahnhofe in Orawicza befindet, ist ebenfalls eine Schöpfung der Gesellschaft. Sie wurde im J. 1858–59 auf einem Areale von 45 Joch (2590a) erbaut und besteht aus 8 größern Gebäudecomplexen und mehreren Schuppen etc., und besitzt 475m Bahngleise, welche die Verbindung mit der Hauptbahn herstellen. Die Hauptanlage zerfällt in Wohn-, Amts-, Werkstättengebäude und Laboratorien, in eine Fabriksanlage, worin sich die Destillationsapparate befinden, in ein Fabriksgebäude, in welchem die Apparate für die Raffination, dann verschiedene Motoren und die zugehörigen Dampfkessel aufgestellt sind, darin sich Paraffinfabrikationsräume befinden; in einen Eiskeller, welcher 656t Eis und 1800t Paraffinmassen faßt, in eine Goudrondestillation und Laugenfabrik; in ein Oelmagazin unten mit 6 großen Eisenblechreservoirs von je 40t Fassungsraum, oben mit 13 Stück Zinkblechbehältern; in einem zweiten Oelmagazin mit 16 verschiedenen Behältern, oben Bindereiräume enthaltend. Aus dem untern Raume werden die Waaren mittels eines Krahnes nach oben gezogen. Die Fabrik in Orawicza und die Destillationshütte in Steierdorf beschäftigen eingerechnet der Schieferbergleute etwa 300 Arbeiter. Die Fabrik erzeugt jährlich 30t Ligroin und Benzin, 700t Petroleum, 250t Paraffinöle, 100t Paraffin, 250t Schmieröle und Schmiere, 100t Natronlauge, 250t Pech, Theer, Gasöl, im Ganzen 1680t. Die Fabrikation von Baumaterialien nimmt nur einen untergeordneten Rang ein. Es wird in Orawicza Cement und Luftkalk hergestellt. Für die Cementerzeugung bestehen daselbst 3 Oefen und 2 Mühlen, für den Luftkalk wurde ein großer Ringofen und zwei continuirlich arbeitende Feldöfen erbaut. Der Ringofen liefert in 24 Stunden bis 20t Kalk; beide Fabrikationen beschäftigen 80 Arbeiter. Außerdem besteht seit einem Jahre auch in Bogsan eine Ziegelei und ein Kalkofen. Die Ziegelei besteht aus zwei geschlossenen Oefen mit einer Erzeugungsfähigkeit von 1 Mill. Ziegel. Der zur Verwendung kommende Thon ist besonders für die Dachziegelerzeugung außerordentlich geeignet, da derselbe eine Formung bis zu etwa 13mm Stärke zuläßt, wodurch natürlich das Gewicht des Ziegels ungemein gering wird und im Durchschnitt nur 1k,5 beträgt. Der Kalkofen hat 6 Kammern von je 10cbm,2 Fassungsraum, welche bei vollkommenem Brande 8t Kalk liefern. Die Jahreserzeugung beträgt 1500t. Von ganz besonderm Interesse ist schließlich das chemische Laboratorium, welche als wissenschaftliche und mercantilisch-technische Versuchsstelle den weitesten Kreisen Ungarns ersprießliche Dienste leistet. Diese Anstalt hat, wie aus den Protokollen ersichtlich ist, in dem Zeitraume von 1871 bis 1873 die große Zahl von 11957 dosimatischer Proben, 1767 Analysen und 6158 Körperbestimmungen geliefert. Berlin, December 1876.