Titel: Photolithographie.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 217
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Photolithographie. Re, über Photolithographie. Bekanntlich leiden die zur Uebertragung auf Stein oder Zink auf Papier dargestellten Umdrucke an einem Uebelstand: das Papier dehnt sich beim Feuchten ungleich aus und der Umdruck stimmt dann mit dem Original nicht mehr überein — ein Fehler, der bei kartographischen Aufnahmen sehr ins Gewicht fällt. Es sind deshalb auch schon Zinnfolie und andere Unterlagen in Vorschlag gebracht worden. Das nachstehende Verfahren von G. Re in Jeletz, Rußland (titPhotographisches Archiv, 1877 S. 27), soll von diesem Fehler des ungleichen Ausdehnens Vollkommen frei sein. Gutes photographisches Rohpapier wird durch Waschen mit schwacher Kalilauge von seiner Harzleimung so vollständig wie möglich befreit und dann zwischen Fließpapier getrocknet. Man kann sich zu demselben Zwecke auch des sogen. chinesischen Papiers bedienen. Eine Spiegelplatte gut gereinigt, wird schwach mit Talg eingerieben und dann mit Rohcollodion überzogen. Nachdem Papier und Glasplatte trocken geworden, schneidet man von dem Papier Blätter, welche etwas größer als die mit Collodion überzogene Glasplatte, läßt das Papier auf einer erwärmten Lösung von 1 Th. Gelatine, 10 Th. Wasser und 1 Th. Spiritus schwimmen und legt es unter Vermeidung von Luftblasen so auf die Glasplatte, daß an allen vier Seiten ein Rand übersteht, biegt die Ränder um und klebt sie auf der Rückseite fest. Jetzt wird das Papier mit derselben Leimlösung einige Mal übergossen und nach dem Trocknen mit Schachtelhalm recht fein und glatt geschliffen. Die gut abgestäubte Platte wird aufs Neue mit einer sorgfältig filtrirten Gelatinelösung, welche je nach dem zu copirenden Negativ etwas stärker oder schwächer als die obige sein kann, überzogen und getrocknet. So vorbereitete Platten halten sich sehr lange, und es empfiehlt sich, im Voraus zu präpariren. Soll nun eine Copie angefertigt werden, so badet man die Platte in einer Lösung von 1 Th. chromsaurem Ammon und 12 Th. Wasser so lange, bis das Papier von der Glasseite aus gelb erscheint. Die anhaftende Flüssigkeit wird dann durch Saugpapier entfernt und die Platte bei einer Temperatur, die 20° nicht übersteigen darf, getrocknet. Sensibilisirt man mit chromsaurem Kali, so kann die Temperatur doppelt so hoch sein, ohne zu schaden. Die Belichtung soll möglichst bald geschehen; die besten Resultate gibt ein Negativ, das klar in den Schatten und undurchsichtig in den Lichtern ist, und ist beendet, wenn das Bild auf der Glasseite schwach sichtbar wird. Durch Waschen wird erst alles unzersetzte Chromsalz und schließlich durch heißes Wasser auch die löslich gebliebene Gelatine aus der Bildschicht entfernt. Das letzte heiße Waschen darf nicht übereilt werden, muß indeß gründlich genug sein, um die Poren des Papiers von allem Löslichen zu befreien. Nachdem der Druck vollkommen trocken geworden, taucht man denselben in ein Bad, bestehend aus 1 Th. neutralem weinsaurem Kali und 8 Th. Wasser und läßt ihn darin so lange, bis die Lichtstellen davon durchzogen sind; aus diesem Bade kommt der Druck in ein zweites Bad, bestehend aus 1 Th. Weinsteinsäure und 10 Th. Wasser; in diesem letzten Bade bleibt der Druck nun einige Minuten und wird dann mit Saugpapier abgetupft und getrocknet. Jetzt ist derselbe zum Einschwärzen fertig; bevor man zu dieser letzten Operation schreitet, wird die Platte einige Minuten über ein Gefäß mit kochendem Wasser gehalten, um ihr einen geringen Grad von Feuchtigkeit zu geben, und dann mit der Walze mit nicht zu zäher Umdruckfarbe eingewalzt. Sind alle Operationen mit gehöriger Umsicht geleitet, so erscheint der Druck unter der Walze mit außerordentlicher Schärfe und Reinheit, die alle auf Papier erzeugten Umdrucke weit hinter sich läßt. Schließlich wird der getrocknete Druck an den Rändern mit einem Messer durchschnitten, vom Glase abgehoben und in der bekannten Weise auf Stein oder Zink übertragen. Die Präparation mit Weinstein erweist sich namentlich bei größern weißen Flächen, die wenig Zeichnung enthalten, als besonders wichtig, da sie dieselben gut conservirt und vor dem Verschmieren bewahrt.