Titel: P. L. Klein's Kammkrempel für Streichgarnspinnerei.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 394
Download: XML
P. L. Klein's Kammkrempel für Streichgarnspinnerei. Mit Abbildungen auf Taf. VIII [c.d/4] Klein's Kammkrempel für Streichgarnspinnerei. Bei den in der Streichgarnspinnerei bisher angewendeten Krempeln wird die Wolle auf einem endlosen Tische durch die beiden Einzugscylinder der Trommel zugeführt, welcher sie mit seinem Kratzenbeschlage faßt und theilweise den Arbeitern abgibt, von denen sie durch die Wender abgenommen und der Trommel wieder zugeführt wird. Alle diese Cylinder sind mit Kratzen beschlagen. Beim Ausgange aus dem letzten Walzenpaare wird die Wolle durch den Volant auf die Spitzen der Trommelkratzen gehoben, damit die Kammwalze sie abnehmen und zum Hacker tragen kann, durch welchen sie in Form eines Flors abgehackt wird. Zwischen Trommel und Arbeiter wird die Wolle geöffnet und gestreckt, wobei jedoch eine fortwährende Arbeitsrückkehr des Rohmaterials stattfindet, welche verhindert, daß letzteres genau in gewünschtem Maße, aber nicht mehr, bearbeitet werde, ein Uebelstand, der sehr nachtheilig bei Verarbeitung von kurzem Rohmaterial ist und auch auf das Feinspinnen und die Haltbarkeit des Fadens den schlimmsten Einfluß ausübt. Ein anderer Nachtheil dieser Bearbeitung der Wolle auf Krempelmaschinen, welche nur mit Walzensystem versehen sind, ist folgender: Es darf als richtig angenommen werden, daß fast in allen spinnbaren Materialien, auch selbst in feinen schlesischen Wollen, zum beinahe Dreivierteltheile Haare sich befinden, welche annähernd offen sind und nur einer eigentlichen Zurechtlegung bedürfen, um zu Fäden gesponnen werden zu können. Das noch verbleibende Viertel der Wolle besteht dann aus verwirrten Knoten, welche mitunter auch noch ziemlich verfilzt sind, und worin viele der schon offenen Haare an irgend einer Stelle mit verworren resp. verwachsen sind; solche Wollhaare bilden einen Wollflock. Diese Wollflöcke werden nun auf den Krempeltisch aufgelegt und durch die Einzugscylinder in der Kreuz- und Querlage, in welcher sie sich einzeln unter einander auf dem Tische befinden, der Trommel zugeführt; letztere faßt nun mit ihren Kratzenzähnen die Wollflöcke in ihrer ganz unregelmäßigen Lage und kämmt dieselben mit einer großen Geschwindigkeit in und durch die Kratzenzähne der ersten Arbeiterwalze. Da es in der Natur der Sache liegt, daß derjenige Theil der Wolle, welcher am offensten ist, sich bei der Abnahme durch die Trommel vom Einzugscylinder am tiefsten in die Trommelkratzen einschlägt, so bleiben die verwirrten und verfilzten Knoten, welche indeß mit vielen langen, offenen oder gestreckten Haaren verwirrt oder verwachsen sind, am längsten auf den Spitzen der Trommelkratzen liegen und werden in Folge dessen auch am meisten in die Kratzen der Arbeiterwalzen durch die Trommel eingekämmt. Letzterer hält nun durch die hakenförmige Biegung seiner Kratzenbeschläge die Wolle, welche bei der Abnahme von den Einzugswalzen am tiefsten darin eingedrungen ist, fest bis zum Volant; ebenso halten die Arbeiter die durch die Trommel in ihre Kratzenzähne gekämmte Wolle fest und tragen sie weiter zu den Wendern. In demselben Augenblicke, wo die Trommel die auf ihren Kratzenspitzen aufliegende Wolle (größtentheils Knötchen, welche mit der untern, im Trommelbeschlag befindlichen Wollschichte durch die in ihnen festsitzenden Haare verbunden sind) in den Kratzenbeschlag der Arbeiter einkämmt, müssen alle Haare oder Fasern, welche den ursprünglichen Wollflock bilden, mit einem Male und ruckweise entweder aus einem der fetzsitzenden Theile herausgezogen oder aber in sich zerrissen werden. Aehnliches erfolgt, wenn die Wolle noch auf einer zweiten Krempel zur Bearbeitung gelangt, wobei dann der Wollpelz gekreuzt wird. Hierbei werden die meisten Haare durch die Trommel quer von den Einzugswalzen abgenommen und in dieser Lage zum Theil in die Kratzen des ersten Arbeiters gekämmt. An dieser Stelle und bei dieser Operation des Kreuzens müssen also diejenigen Haare, welche vom Arbeiter gefaßt werden, durch die Drehung der Trommel gewaltsam mit einem Ende (vielleicht auch maschenförmig) entweder durch die Kratzenzähne der Trommel oder durch diejenigen des Arbeiters aus ihrer Querlage, welche sie in den Kratzenbeschlägen einnehmen, ihrer Länge nach herausgezogen oder in sich selbst zerrissen werden. Von diesen im Deutschen Wollengewerbe, 1877 S. 128 entwickelten Ansichten ausgehend, hat Peter Ludwig Klein in Werden a. d. Ruhr eine sogen. KammkrempelPatentirt in Preußen am 3. Juni 1876 auf 3 Jahre, in Sachsen am 5. Juli auf 5 J. u. s. w. construirt, bei welcher nur noch ein oder höchstens zwei Arbeiter- und Wenderpaare angewendet werden, an Stelle der übrigen, in Wegfall gekommenen Walzen aber feststehende Kämme, mit Stahlnadeln besetzt, angebracht sind. Diese Kammkrempel ist nach der Ausführung der Sächsischen Maschinenfabrik, vormals Richard Hartmann, in Chemnitz in Fig. 7 und 8 im Querschnitt und Längenschnitt skizzirt; Figur 9 zeigt den Durchschnitt eines Kammes in ½ n. Gr. Die Wolle wird durch die Einzugscylinder und einer Vorwalze A. der Trommel zugeführt, welche nebst den noch verbleibenden Arbeitern und Wendern, sowie Volant und Kammwalze wie gewöhnlich mit Kratzen beschlagen ist. Die an Stelle der Arbeiter und Wender angebrachten Kämme stehen mit ihren Nadelspitzen radial zur Trommel, an deren Kratzen sie möglichst nahe gerückt werden, ohne dieselben jedoch zu berühren. Von der Wolle, welche die Trommel von der Vorwalze A abgenommen hat, sind bei der Abnahme die offensten Theile am tiefsten in den Trommelbeschlag eingedrungen, während die ungelösten, verworrenen, verfilzten oder verwachsenen Knötchen meistens auf den Kratzenspitzen der Trommel zurückgehalten und dann erst bei Drehung derselben durch die Nadeln der Kämme gekrempelt oder gekämmt werden, welche Kämmung oder Auflösung der Knötchen oder nicht geöffneten Theile der Wolle von einem Kamm zum andern sich wiederholt. Bei der großen Elasticität der Nadeln und ihrer radialen Stellung zur Trommel findet die Wolle nur einen geringen, momentanen Widerstand an jedem einzelnen Kamm, und da die Nadeln durch die Haare mittels der Trommelbewegung bei geringem Kraftaufwande aus ihrer radialen Stellung gebracht werden, so gleiten die gelösten Haare leicht von den Nadeln ab, und halten sich auf diese Weise die Kämme während der Arbeit von selbst rein. Bei jedem Kamme werden also die ungelösten Wolltheile immer nur etwas offener gekämmt, aber niemals wird der verworrene Knoten festgehalten, wie dies bei Walzenkrempeln geschieht. Alle durch die Trommel an den Nadelspitzen der Kämme ausgekämmten oder gestreckten Haare legen sich gestreckt in die Trommelkratzen und gehen direct bis zu der noch verbliebenen Arbeiterwalze, welche grade nicht weiter öffnen, sondern dazu dienen soll, den in der Arbeit befindlichen Wollflor richtig zu vertheilen und auszugleichen, und welche daher auch der Trommel nicht so nahe zu stehen braucht, wie dies gewöhnlich der Fall ist. Der Wender nimmt die Wolle vom Arbeiter ab und gibt sie der Trommel zurück; der Volant hebt sie auf die Spitzen der Trommelkratzen, welche sie der Kammwalze abgeben, von dem sie durch den Hacker in Gestalt eines Flors abgehackt wird. Die Kammnadeln a (Fig. 9), von welchen auf ein Meter Länge etwa 1500 Stück einer mittel starken Sorte gehen, sind auf schmiedeisernen Schienen b von 200mm Länge aufgelöthet und diese dicht neben einander an die Träger c; des Kammständers angeschraubt. Zur Regulirung der Elasticität der Nadeln a ist unter denselben eine Stellschiene d angebracht. Das Arbeiter- und Wenderpaar B, C hat die Lage, wie sie in der Zeichnung angegeben ist oder auch unmittelbar vor dem Volant. Zur Erzielung einer gleichmäßigern Vertheilung der Wolle empfiehlt es sich aber, zwei Paar Arbeiter und Wender anzuwenden, das eine Paar Walzen oben über der Mitte der Trommel, das andere vor dem Volant. Die Vorwalze A ist bei Reiß-Kammkrempeln von Eisen, mit gezahntem Stahlband beschlagen, bei Fein- und Vorspinn-Kammkrempeln von Gyps oder Eisen, mit starkem Arbeiterkratzband überzogen. Als Hauptvortheil der neuen Kammkrempeln, welche sich wohl auch in der Kammgarnspinnerei einführen werden, wird hervorgehoben, daß auf denselben die Haare oder Fasern des zu bearbeitenden Rohmaterials geschont werden und ihre Länge besser behalten, wie bei der Verarbeitung auf den gewöhnlichen Walzenkrempeln; es wird weiter aus schwachnaturigen Wollen und sonstigem matten Rohmaterial ein feineres und kräftigeres Gespinnst erzielt, an Kratzenbeschlägen und Schmieröl bedeutend erspart, das Putzen vermindert u. a. m. Z.