Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 226, Jahrgang 1877, Nr. , S. 549
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Miscellen. Miscellen. Der größte Dampfhammer der Welt. Der altberühmte Krupp'sche Dampfhammer von 50t Fallgewicht hat schon seit einiger Zeit seine Rivalen gefunden. Der 50t-Hammer in dem Alexandrowski-Stahlwerk zu St. Petersburg, welcher 1874 von Thwaites und Carbutt in Bradford gebaut wurde, entwickelt bei 1980mm Cylinderdurchmesser einen Hub von 3810mm gegenüber 350mm Hub des Krupp'schen Hammers. Ein dritter 50t-Hammer steht schon seit 1873 in der russischen Kanonenwerkstätte zu Perm, mit einer Chabotte von 500t Gewicht, welche nach der interessanten Beschreibung im Engineering, 1874 Bd. 17 S. 168 aus 14 zu diesem speciellen Zweck gebauten Cupolöfen an Ort und Stelle in einem Stücke gegossen wurde. Alle diese Hämmer sind aber in diesem Jahr durch den neuen Dampfhammer des Stahlwerkes von Schneider und Comp. im Creusot (Frankreich) übertroffen worden. Derselbe hat (nach der Wochenschrift des ö. Ingenieur- und Architektenvereines, 1877 S. 250) ein Fallgewicht von 70t und einen Hub von 5500mm, so daß er mehr als die doppelte Leistungsfähigkeit des Krupp'schen 50t-Hammers entwickelt. R. Neuer Hobelmaschinenständer. Die Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengießerei von Billeter und Klunz in Aschersleben baut in neuester Zeit Hobelmaschinen nach Heinr. Billeter's Patent, welche sich von den gewöhnlichen, bisher allgemein gebräuchlichen Hobelmaschinen dadurch unterscheiden, daß nicht zwei oben durch ein Querstück verbundene Ständer zum Tragen des Quersupportes vorhanden sind, welche den Arbeitsraum begrenzen, sondern nur ein einziger Ständer an der Antriebseite der Maschine aufgestellt ist, welcher dem daran vertical verstellbaren freitragenden Quersupporte zur Führung und Stützung dient. Dadurch ist der Arbeitsraum nur einseitig und zwar gegen die Antriebseite zu begrenzt. In Fällen, wo an sehr breiten Gegenständen nur schmale Flächen zu hobeln sind, ist hiermit eine sehr zweckmäßige und billige Werkzeugmaschine geboten. Aber auch sonst besitzt diese Ständeranordnung bei Hobelmaschinen bedeutende Vortheile gegenüber Shapingmaschinen und Grubenhobelmaschinen und gewährt in allen Fällen die Möglichkeit zur vollen Bearbeitung doppelt so breiter Flächen, als die Ausladung des Quersupportes bedingt. Uebrigens kann auch jede bereits bestehende Hobelmaschine ohne besondern Kostenaufwand mit diesem neuen patentirten Hobelmaschinenständer versehen werden. J. P. Continuirlicher Indicator von Guinotte und de Hennault. Engineer, September 1877 S. 211 gibt die äußere Ansicht und Beschreibung dieses Instrumentes, welches von Elliot Brothers in London hergestellt wird, seiner complicirten Einrichtung halber jedoch kaum große Verbreitung finden dürfte. Es ist hier der Schreibtrommel eines gewöhnlichen Indicators noch eine zweite Trommel hinzugefügt, welche ein endloses Band des erforderlichen Indicatorpapieres trägt. Von hier aus läuft das Papier auf die eigentliche Schreibtrommel, welche jedoch nicht in der gewöhnlichen Weise eine hin- und hergehende Bewegung von dem Kreuzkopf mitgetheilt erhält, sondern durch einen eigenen Schaltmechanismus sowohl bei Vor- als Rückgang des Kreuzkopfes in gleicher Richtung fortrotirt. So wickelt sich das Papier langsam von der Reserventrommel auf die Schreibtrommel ab und erhält abwechselnd die Arbeitscurve und die Gegendrucklinie von dem Schreibstift aufgezeichnet. Ein eigener Stift zeichnet bei jedem Hubwechsel das Ende des Diagrammes, während ein fester Stift die Atmosphärenlinie beschreibt. Die aufwärts steigenden Strahlen des Niagara. Es wurde schon öfters erwähnt, und ist in der That so auffallend, daß es kaum einem Besucher des Niagarafalles entgehen könnte, daß aus der Tiefe, in welche sich die Wassermassen 50 und 60m hoch hinabstürzen, bisweilen Wasserstrahlen springbrunnartig hinaufgeschleudert werden derart, daß sie selbst den obern Wasserspiegel übersteigen. Dieses Phänomen wird nun von W. H. Barlow dahin erklärt, daß das in einer mittleren Dicke von 5m compact überfallende Wasser während des Fallens in mehr oder minder große Wasserklumpen aufgelöst wird, welche sich unter Umständen wieder vereinigen, und dabei Luft einschließen. Die eingeschlossene Luft wird beim Auffallen enorm comprimirt, zersprengt endlich die Wasserhülle und schleudert so diese merkwürdigen Wasserstrahlen den nachkommenden Fluthen aus der Tiefe entgegen. In seinem vor der Royal Society in Plymouth gehaltenen Vortrage begründet Barlow diese Hypothese des weiteren noch dadurch, daß die Wasserstrahlen, welche durch submarine Torpedoversuche oder Sprengungen aufgeworfen werden, genau die gleiche Form darbieten wie die „aufsteigenden Strahlen des Niagarafalles“. M. Befestigung von Radreifen auf Eisenbahnrädern. Auf der Moskau-Nijni-Eisenbahn werden seit längerer Zeit die Radreifen nicht mehr mittels Feuer sondern durch Eintauchen in heißes Wasser vorgewärmt, um sie auf den etwas größern Durchmesser der Radsterne aufzubringen. Zu diesem Zwecke befindet sich nächst einem Dampfkessel ein eiserner Behälter; das darin enthaltene Wasser wird durch Einleiten von Dampf auf 100° erhitzt und dann der Reifen eingetaucht. Nach 10 bis 15 Minuten wird er mit Hilfe eines Krahnes ausgehoben und auf den Radstern gebracht; zur Operation genügen 3 Arbeiter, welche in 11 Stunden 12 bis 14 Reifen aufbringen können. Die Differenz der Durchmesser beträgt 3/4mm für je 1m im Durchmesser; wird der Tyre weiter ausgedreht, so ist Gefahr des Losewerdens, während bei noch größerer Differenz der Durchmesser die Erwärmung nicht genügt, um den Reifen aufzubringen. Es wird behauptet, daß die Erwärmung durch heißes Wasser vor der Erwärmung im Ofen oder durch Gasflammen den Vorzug größerer Gleichmäßigkeit besitze. In Folge dessen sind auf der angeführten Eisenbahn Beobachtungen angestellt worden, aus denen sich ergab, daß von den nach alter Methode aufgezogenen Tyres in 6 Jahren 37 Proc. lose und 5 Proc. gebrochen wurden, während die mit heißem Wasser vorgewärmten Reifen in 3 Jahren mit weniger als 1 Proc. lose wurden und nur ein Stück davon brach. Herstellung größerer Gußstücke von Nickel und Kobalt. Im Anschluß an die Arbeit von Cl. Winkler (1876 222 175) schreibt J. Wharton in Philadelphia der Redaction, daß er schon vor 7 Jahren reine, 30k schwere Nickelgußstücke angefertigt habe, und daß er selbst über 100k schwere Stückeherstellen könnte, wenn irgend ein Bedarf dafür eintreten sollte. Obgleich er verschiedene Gußsachen für Pumpen. Achsenlager u.s.w. anfertigen ließ, hat sich bisher kein Bedarf für Nickelguß eingestellt, außer in Form von Platten für Anoden zu Nickelplattirungen. Kobaltguß wurde ebenfalls ohne Schwierigkeit hergestellt; doch ist derselbe noch weniger in Gebrauch gekommen. Anwendung von sauerstoffreicher Luft in Gebläseöfen. C. Hornbostel in Brooklyn will ein Mittel gefunden haben, um die Gebläseluft ohne Anwendung einer erhöhten Temperatur mit Sauerstoff zu schwängern. Nach seinen im Scientific American Supplement, August 1877 S. 1321 gemachten Mittheilungen läßt er einen Windstrom auf ein Gemenge von Schwefelsäure mit reinem Braunstein stoßen. Das Verhältniß der beiden letztem Substanzen ist hierbei so gewählt, wie es zur Sauerstofferzeugung, unter Hinterlassung von möglichst wenig Rückstand, sein muß. Das Gefäß, welches die Mischung enthält, wird vollständig überdeckt und nimmt nur die senkrecht auf den Boden desselben gerichtete Windeinströmungsdüse sowie das Ableitungsrohr für die oxydirte Luft auf. Durch die in Folge der Pressung bewirkte innige Berührung der Luft mit den gaserzeugenden Materialien soll hierbei auch ohne Erwärmung eine vollständige Entbindung von Sauerstoff vor sich gehen nach der Formel MnO₂ + SO₃ = MnO, SO₃ + O. Die Richtigkeit des Vorhergehenden vorausgesetzt, würde solche Gebläseluft selbstredend einen viel höheren Nutzeffect haben und nebenbei der Vortheil entstehen, daß zur Erzeugung des Sauerstoffes ein wenig kostspieliges Gefäß aus Holz oder Blei anstatt des theuren Glases oder Platins verwendet werden kann. –r. Kohlenstoffausscheidung im Hohofen. Beim Ausblasen des Holzkohlenhohofens in Ilsenburg fand man ein etwa 3k schweres Stück Kohle vom spec. Gew. 1,92. Bei 100° getrocknet bestand dasselbe nach der Analyse von A. Ledebur (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 277) aus: Kohlenstoff 92,28 Eisen 2,99 Alkalien 0,29 Stickstoff 0,19 Chlor 1,09 Schwesel Spur Wasserstoff 1,07 Sauerstoff (als Differenz) 2,09 ––––– 100,00. Der Stickstoff war zum Theil in Cyanverbindungen vorhanden, welche sich in Wasser lösten, Wasserstoff vermuthlich zum großen Theile als Kohlenwasserstoff, vielleicht auch zum Theil als Wasser, welches beim Trocknen nicht vollständig verflüchtigt war, und es ist wahrscheinlich, daß beide Körper erst während der langen Aufbewahrung aufgenommen, bezieh. gebildet worden sind. Chlor und Alkalien finden sich in jeder Beschickung; das Eisen konnte entweder als Eisenchlorid verflüchtigt und in der Rastgegend unter Zersetzung condensirt worden sein, oder auch aus dem Sandsteine selbst stammen. In letzterem Falle ist aber die Abwesenheit jeder Spur von Kieselsäure auffallend. Weitere Versuche zeigten, daß ein Stück Eisenglanz, in einem Strome von Kohlenoxyd auf 350° erhitzt, aufschwoll, barst und sich mit Kohle bedeckte. Nach 11 stündiger Einwirkung betrug die Gewichtszunahme 8 Proc., nach 20 Stunden 39, nach 35 Stunden 166 und nach 41 Stunden 500 Proc. Diese wachsende Beschleunigung der Kohlenstoffausscheidung widerspricht der von Gruner aufgestellten Theorie, wonach die Zersetzung nach der Formel 3 FeO + CO = Fe₃O₄ + C und 3 Fe₃ O₄ + CO = 3 FeO + CO₂ vor sich geht; die Kohleabscheidung müßte hiernach gleichmäßig erfolgen. Nach Ledebur wird nun die erwähnte Kohle in folgender Weise gebildet sein. Durch die Einwirkung des Kohlenoxydes auf eine eisenschüssige Stelle des Sandsteins wurde der Zusammenhang des letztern an dieser Stelle gelockert, er nahm Pulverform an und rieselte in das Gestell hinunter. Dadurch entstand allmälig eine sackartig Oeffnung in dem Steine. In derselben häuften sich nun immer größere Mengen Kohlenstoff an, schließlich das Herausfallen der Sandsteinkörnchen verhindernd und mit zunehmender Anhäufung sich mehr und mehr verdichtend. Mit dem Kohlenoxydgase traten verflüchtigte Cyan- und Chlorverbindungen in die Oeffnung, verdichteten sich dort und wurden auch wohl theilweise zersetzt. So bildete sich jene Ausfüllung, welche an der Außenfläche zwar die Spuren des Sandsteins trug, im Innern aber frei von Kieselsäure war und ihren bei der Analyse gefundenen Eisengehalt vielleicht nicht einmal dem Sandsteine verdankt; denn die Vertheilung des Eisens durch die ganze Menge der Kohle läßt sich wenigstens schwer erklären, wenn dasselbe gewissermaßen als Kern für die Kohlenstoffablagerung gedient hat. Verwendung von Anthracitstaub in Nordamerika. Beim Verladen des Anthracites entsteht eine Menge Staub (culm) – bis zu 25 Proc. des ursprünglichen Gewichtes – welcher bislang unbenutzt blieb. Man hatte zwar schon längst versucht, dieses Kohlenklein durch Vermengen mit Mehlwasser, Thon, Kalk, Theer, Backkohle u. dgl. als Brennmaterial zu verwerthen, aber erst seit Kurzem ist die Aufgabe praktisch gelöst worden. Die „Anthracit-Fuel Company“ erbaute im J. 1876 eine große Fabrik in Port Ewen am Hudson-Flusse (N. Y.), welche jetzt 250t täglich zu produciren vermag und ein für Dampferzeugung sehr geschätztes Brennmaterial liefert. Das Verfahren ist nach dem Engineering and Mining Journal, September 1877 S. 182 folgendes. Der Anthracitstaub wird mit gepulvertem Pech (10 Proc.) gemischt, einer Hitze von 300° ausgesetzt und bei dieser Temperatur in Ziegel gepreßt. Die Ziegel sind 15cm lang, 25cm breit und 11cm dick; der Druck, welchen sie unterworfen werden, beträgt 15t. Die ganze Einrichtung ist auf Maschinenkraft basirt, so daß für die angegebene Production nur 25 Arbeiter beschäftigt werden. Das Brechen des Peches geschieht zwischen zwei leichten, cannelirten gußeisernen Walzen, und muß darauf geachtet werden, daß nie größere Mengen daran sich ansammeln, weil in diesem Falle, zumal bei feuchtem Wetter, der geringste Druck ein Aneinanderbacken des zerkleinerten Peches bewirkt. Die Größe der Stücke ist gleichgiltig; doch hat es sich ergeben, daß das Vorhandensein größerer Stücke einem Zusammenbacken entgegenwirkt. Culm und Pech werden durch eine Mengschraube in einem Behälter mit einander vermischt und aus diesem mittels eines Elevators in den Schmelzcylinder gebracht, welcher durch einen Dampfmantel auf 300° erhitzt ist. Derselbe steht über dem rotirenden Formtische, der ganz ähnlich wie bei einer gewöhnlichen Ziegelpresse eingericht ist. Er enthält 10 Formen, deren Böden bewegliche Stahlkolben bilden. Sobald eine Form unter den Schmelzcylinder kommt, füllt sie sich; bei weiterer Drehung gleitet der Bodenkolben über eine schiefe Ebene und übt so einen allmälig steigenden Druck gegen die Füllung der Form aus. Um zu starken Druck und dadurch Brüche zu vermeiden, ist diese schiefe Ebene an dem einen Ende aufgehängt und an dem andern Ende mit Federvorrichtungen versehen. Bei weiterer Drehung kommen die gefüllten Formen unter der festen Deckplatte, welche bis dahin das Material zurückhielt, hervor, wobei der Bodenkolben etwas sinken gelassen wird; sodann aber wird derselbe durch eine steilere schiefe Ebene plötzlich ganz emporgehoben und drückt den fertigen Ziegel heraus, der nun auf einem Transportband zum Magazin gefördert wird. Wie schon bemerkt, eignet sich dieses Brennmaterial besonders zur Dampferzeugung; es brennt mit kurzer Flamme, gibt wenig Rauch und bildet keine Schlacke auf dem Roste, trotz seines hohen Aschengehaltes. Letzterer könnte übrigens durch vorheriges Waschen des Staubes entfernt werden, was auch wegen des bedeutenden Schwefelgehaltes von großem Nutzen wäre. W. K. Die Kupferwerke der „Russia Copper Company“ am Ural. Zur Verschmelzung der Kargalinsky'schen Kupfererze (Kupfercarbonate im Permischen Sandstein mit 3 bis 4 Proc. und weniger Kupfergehalt) dienten bislang einförmige Schachtöfen, die bei bedeutendem Zeit- und Brennmaterialaufwand Schwarzkupfer erzeugten, welches im Spleißofen gar, dann im kleinen Herd hammergar gewacht wurde. Georg Maynard ist von der englischen Gesellschaft, welcher die Werke gehören, berufen, um dieselben zeitgemäß zu verbessern, und hofft derselbe, wesentlich günstigere ökonomische Resultate zu erzielen durch Herstellung von Pilz'schen mehrförmigen Rundöfen, Anwendung heißer Gebläseluft, Zurichtung der Beschickung nach auf chemische Untersuchung der Erze etc. basirten wissenschaftlichen Grundsätzen und unmittelbare Herstellung von Raffinadkupfer aus Schwarzkupfer. Auch soll versucht werden, das Schwarzkupfer auf magneto-elektrischem Wege zu reinigen, wie solches mit Wilde's Maschine auf Elkington's Werken zu Pembrey und mit Gramme's Maschine auf dem Continent geschieht. Zu Pembrey werden täglich 1t,5 Kupfer auf diesem Wege raffinirt, wobei Verunreinigungen der Erze keinen Einfluß auf die Kupferqualität haben. Man läßt das flüssige Schwarzkupfer in Formen laufen und sich zu Platten bilden, welche mit dem positiven Pol in Verbindung in ein Säurebad gebracht werden, während der negative Pol aus einem dünnen Blech von reinem Kupfer besteht. Sobald der Strom geschlossen ist, löst sich das Schwarzkupfer auf und am negativen Pol schlägt sich reines Kupfer nieder. Sobald letzteres ein hinreichend dickes Blech gegeben hat, wird dasselbe geglüht und ausgewalzt, oder man schmilzt dasselbe ein und gießt es in Blöcke. Die Unreinigkeiten setzen sich als Schlamm zu Boden. In einigen Districten (z.B. von Voskresensky) kommen nach Art der Kiesel abgerundete Kupfererze (pebble ore) von Sandkorn- bis Eigröße vor, zusammengekittet mit Lasur und Malachit und Kupfersilicaten. Diese Erze mit einer Spur bis zu 6 Proc. Kupfergehalt haben sich bisher nicht mit Vortheil verschmelzen lassen und soll dafür der nasse Proceß, Extraction mit Schwefelsäure und Fällen des Kupfers durch Eisen oder auf galvanischem Wege, eingeführt werden, nachdem von Rickard angestellte Versuche günstige Resultate ergeben haben. Die Schwefelsäure soll mittels Kupfer- und Schwefelkies von Uvarajinsky dargestellt werden. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 287.) Ueber die Gold- und Silberproduction der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Richter, welcher zu den seitens des Handelsministers zum Besuche der Weltausstellung in Philadelphia entsendeten Bergbeamten gehörte, berichtet eingehend über das Vorkommen von Blei- und Silbererzen und des Goldes in Nordamerika, über die Art der Verwerthung und Preise der Bergwerks- und Hüttenproducte, sowie die Productionsmengen und den Preis der Edelmetalle. (Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate, 1877 S. 77 bis 118.) Hiernach ist die hohe Silberproduction der Vereinigten Staaten in den letztvergangenen Jahren vorzugsweise der Ergiebigkeit der Silberbergwerke in Virginia City zuzuschreiben. Sie wird, so lange das reiche Erzvorkommen am Comstock noch ausreicht, voraussichtlich nicht abnehmen, selbst wenn das Silber noch mehr im Preise sinken sollte, als in den letzten Jahren der Fall war, da die eigentlichen Productionskosten der reichen Bergwerke, aus denen der größere Theil des gewonnenen Silbers entnommen wird, so niedrig sind, daß auch ein ungewöhnlich tiefer Stand des Silberpreises eine Beschränkung des Betriebes nicht nothwendig zur Folge haben müßte. Späterhin wird sie zwar abnehmen, immerhin sich aber dauernd auf einer ansehnlichen Höhe erhalten. Die Goldproduction wurde namentlich in den 50 er Jahren dieses Jahrhunderts in Folge der Entdeckung goldreicher Gebirgsseifen gehoben und ist, nachdem die letzteren mehr und mehr erschöpft sind, wieder gesunken. Aber auch sie wird sich voraussichtlich noch lange auf einem ansehnlichen Niveau erhalten, da Gold als Nebenbestandtheil von Erzen bei der Verhüttung der letzteren in zunehmendem Betrage gewonnen wird, auch die goldhaltigen Gebirgsgänge noch lange Zeit bebaut werden können, ehe sie erschöpft werden möchten. Das relative Werthverhältniß zwischen Gold und Silber ist weniger von den Gewichtsmengen abhängig, welche von diesen Metallen in einem gewissen Zeitraume gewonnen werden, als vielmehr in erster Linie von der Stärke des Verbrauches. Man schätzt bekanntlich die Jahresproduction von Silber zu Ende des 18. und bei Beginn des 19. Jahrhunderts auf 40 Millionen Dollars an Werth, die des Goldes auf 15 Millionen, mit anderen Worten: es nahm damals Silber mit 72,2 Proc., Gold mit 27,8 Proc. an dem Gesammtwerthe der Gewinnung von Edelmetall Antheil. Im J. 1846 stellte sich dieses Verhältniß auf 52,3 Proc. Gold und 47,7 Proc. Silber. Trotzdem hatte sich gegen 1800 der relative Werth beider Metalle kaum verändert, indem das Werthverhältniß 1800 wie 1 : 15,42 und 1846 wie 1 : 15,66 stand. Im J. 1853 wird die Goldproduction der Erde auf 165 Millionen, die Production von Silber aber auf nur 70 Millionen Dollars angegeben, und dennoch stand das Werthverhältniß beider Metalle zu einander wie 15,83 : 1, also zu Gunsten des Goldes, welches damals zu Münzzwecken sehr begehrt wurde. Verhütung von Kesselsteinbildungen. J. Riley hat sich ein Gemisch gegen Kesselstein Patentiren lassen, bestehend aus Wallnußrinde, Aetznatron, Sodaasche und Eichenrinde. Auch dieses Gemenge ist weder neu, noch empfehlenswerth (vgl. 1876 220 179). Zur Reinigung gypshaltiger Wässer. Wanklyn (Journal des fabricants de papier, 1877 p. 384) empfiehlt Wässer, welche schwefelsaures Calcium und Magnesium enthalten, mit Natriumbicarbonat und mit Kalk zu versetzen. Es entsteht zunächst Calciumbicarbonat und schwefelsaures Natrium; durch den Zusatz von Kalk wird dann kohlensaures Calcium und Magnesium gefällt. Dieses Verfahren dürfte kaum einen Vorzug vor der billigeren Reinigung mit Soda (1876 220 373) haben. Sauerstoffgehalt des Meerwassers. Der Chemiker der Challenger-Expedition J. Y). Buchanan (Chemical News, Juli 1877 Bd. 36 S. 6) hat in einer der letzten Sitzungen der Royal Society in Edinburgh Mittheilungen über seine Versuche zur Bestimmung der im Meerwasser gelösten Luft gemacht. Nach Beschreibung der von ihm angewendeten Schöpfflasche, welche es gestattet, aus jeder beliebigen Tiefe Wasser heraufzuholen, sowie der innern Einrichtung an Bord des Challenger, kommt er zu den Resultaten, welche sich aus seinen Untersuchungen ergeben haben, und die wir kurz zusammenfassen: Die absolute Menge Sauerstoff und Stickstoff, welche das Meerwasser fähig ist aufzunehmen, ist geringer als die, welche Süßwasser aufnimmt; das Verhältniß zwischen den beiden gelösten Gasen selbst ist jedoch fast genau dasselbe. Der Gehalt sowohl an permanenten Gasen als an Kohlensäure ist von der Temperatur abhängig; in keinem Falle findet sich in einem Wasser aus irgend einer Tiefe mehr Gas aufgelöst, als dasselbe bei der gleichen Temperatur an der Oberfläche aufnehmen würde; kurz, das Wasser der Tiefen unterscheidet sich in physikalischer Hinsicht durchaus nicht von dem der Oberfläche. Die Ansicht, daß Wasser aus großer Tiefe so stark mit Gas beladen ist, daß es, an die Oberfläche gebracht, aufbraust, ist nicht ganz falsch. In der heißen Zone kann nämlich ein Wasser aus großer Tiefe eine Temperatur haben, welche nahe am Gefrierpunkt liegt, und wird demnach eine entsprechende Menge Luft in Lösung enthalten. An die Oberfläche gebracht, wo die Temperatur 24 bis 32° sein kann, ist das Wasser nicht mehr fähig, dieselbe Menge Gas in Lösung zu halten, und sieht man, wie die Wände des Glases sich mit feinen Gasbläschen bedecken, ähnlich wie bei natürlichem Selters-Wasser, welches eine zeitlang an offener Luft gestanden hat. Der Sauerstoffgehalt (O + N = 100 gesetzt) des von der Oberfläche des Meeres entnommenen Wassers schwankt zwischen 33 und 35 Proc. In den Grundwässern ist die absolute Menge an Sauerstoff am größten im Süden und wird gewöhnlich nach Norden hin kleiner. An den aus verschiedenen Tiefen gesammelten Wässern wurde die bemerkenswerthe Beobachtung gemacht, daß der Sauerstoffgehalt abnimmt bis zu einer Tiefe von 300 Faden (etwa 550m) herab. Hier erlangt derselbe seine Minimalgrenze und nimmt in weitern Tiefen wieder zu. In folgender kleinen Tabelle finden sich die gefundenen Zahlen: Tiefe. Sauerstoffgehalt Faden    m (N + O = 100)     0       0,0 33,7   25     45,7 33,4   50     91,4 32,3 100   182,9 30,2 200   365,8 23,4 300   548,7 11,4 400   731,5 15,5 800 1463,2 22,6 Zwischen 800 und dem Grund.  23,5. Buchanan folgert hieraus, daß in der Tiefe von 200 bis 400 Faden die Thierwelt am stärksten vertreten ist, und findet sich damit in Uebereinstimmung mit den Ansichten Murray's, welcher nachwies, daß die Pflanzenwelt selten bis zu einer größern Tiefe als 100 Faden herabgeht, und die Thierwelt in erheblicher Menge nur bis zu 400 Faden. Unter 400 Faden (731m) ist das Thierleben nur spärlich im Meere vertreten. S–t. Zur Eisfabrikation. C. Vincent (Revue industrielle, October 1877 S. 428) schlägt zur Herstellung von Kälte das Chlormethyl vor, welches sich bei – 35° verflüssigt. Ob sich dasselbe besser bewähren wird als das von Köhler (1877 224 168) vorgeschlagene Chloräthyl, steht dahin. Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft. Aus 49 Kohlensäurebestimmungen, welche P. Truchot (Annales agronomiques, 1877 p. 69) vom 7. Januar bis 14. April 1876 in Clermont ausführte, ergaben sich als Grenzwerthe an schönen Tagen 2,1 und 4,2, im Mittel 3,3 auf 10 000 Vol. Luft (vgl. 1877 223 553). An Regentagen erhielt er 4,2 und 5,1, im Mittel 4,6 und an Tagen, wo der Boden mit Schnee bedeckt war, 4,4 und 8,7, im Mittel 5,6 Vol. Kohlensäure. Weitere Beobachtungen ergaben, daß bei Abnahme des Luftdruckes der Gehalt an Kohlensäure stieg, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil bei niederem Barometerstand ein Theil der kohlensäurereichen Bodenluft in die Atmosphäre entweicht. Den hohen Kohlensäuregehalt der Lust, wenn die Erde mit Schnee bedeckt ist, erklärt Truchot dadurch, daß 1k Schnee im Mittel 25cc,5 Kohlensäure aus der Atmosphäre dem Boden zuführt und so den Gehalt der umgebenden Luft an diesem Gase vermehrt. Abgesehen von diesem Einfluß des Schnees enthält die Atmosphäre im Winter nicht mehr Kohlensäure als im Sommer, trotz des fehlenden Pflanzenwuchses. Einfluß von Kabeln in oberirdischen Leitungen auf die Telegraphirgeschwindigkeit; von Sack. Culley hat in einem Vortrage vor der Society of Telegraph Engineers die Einwirkung der Telegraphenkabel, welche in Landleitungen sich befinden, dahin festgestellt, daß das an der längsten Landleitung gelegene Amt schneller und besser erhält, als das an der kurzen Landleitung oder an dem Ende des Kabels gelegene Amt. Die oberirdische Leitung schwächt nämlich die in dem Kabel austretenden Ladungserscheinungen in ihrer Wirkung auf die Telegraphirgeschwindigkeit ganz bedeutend ab, und zwar wird die Wirkung der Ladungserscheinungen durch einen langen oberirdischen Theil der Leitung mehr abgeschwächt als durch einen kurzen, weshalb das an der langen Landleitung liegende Amt besser und schneller erhält, als das an der kurzen Landleitung gelegene Amt. So wurde auf der Linie Amsterdam-London vor Einführung des Hughes mit dem Wheatstone'schen Schnellschreiber gearbeitet, und es konnte Amsterdam 45 Worte in der Minute nach London senden, während London bis auf 30 Worte in der Minute herabgehen mußte. Die Leitungen dieser Linie setzen sich zusammen aus der holländischen Landleitung von 20, dem Kabel von 120 und der englischen Landleitung von 130 englischen Meilen Länge. Gegenwärtig wird zwischen Amsterdam und London mittels Hughes-Apparates gearbeitet, dessen Lippe in zwei gegen einander isolirte Hälften getheilt ist zum Zwecke, die bis jetzt an den Apparaten älterer Construction vorhandene, verhältnißmäßig lange Batterieverbindung mit der Leitung bei jedem Tastendruck auf die Hälfte zu vermindern und dadurch eine längere Zeit zur Entladung der Leitung zu erhalten. Die Geschwindigkeit beträgt gewöhnlich 100 bis 110 Umdrehungen des Schlittens in der Minute; die Batterie besteht aus etwa 90 bis 100 Leclanché-Elementen. Eine höhere Geschwindigkeit ist für ein tadelloses Telegraphiren nicht rathsam, da Amsterdam dann nicht sicher erhält, während London gut empfängt. Ebenso geht auf den Leitungen London-Dublin die Geschwindigkeit des Wheatstone'schen Automaten von London nach Dublin nicht über 40 Worte in der Minute, während Dublin 80 Worte nach London senden kann. Die Landleitungen sind 266 bezieh. 10 und das Kabel 66, die ganze Leitung somit 342 englische Meilen lang. Auch auf der Leitung Berlin-London über Emden, Norden und Lowestoft erhielt bei einem und demselben Tempo London besser als Emden und dadurch Berlin. Emden ist Uebertragungsamt; somit kommt als Landleitung auf deutscher Seite nur die Strecke von Emden bis Norden mit 25km (das Kabelhaus ist 3 Meilen von Emden entfernt) in Betracht. Das Kabel von Norden bis Lowestoft ist 480km und die englische oberirdische Strecke 180km lang. Auf der 863km langen französischen Leitung Paris-Marseille machten sich die verzögernden Einwirkungen der in einer oberirdischen Leitung befindlichen Kabel auf die Geschwindigkeit der Uebermittelung sehr bemerklich. Auf genannter Leitung arbeitet (nach den Annales télégraphiques, 1876 S. 605) der Wheatstone'sche Automat als Gegensprecher. Die Leitung führt von Marseille bis Juvisy, ist 839km lang und 5mm stark, während von Paris bis Juvisy 24km Kabel verlegt sind, dessen Ader aus sieben Litzen zusammengedreht ist und 2qmm Querschnitt hat. Bei Einschaltung des Gegensprechers schaltete Paris 7 Microfarads Condenser ein und konnte mittels des Wheatstone'schen Automaten 55 bis 65 Worte in der Minute geben, während Marseille nur 45 bis 55 Worte in der Minute nach Paris sandte. Marseille hatte nur 4 Microfarads und etwa 1000 bis 1400 Ohms (1045,6 bis 1463,84 S. E.) vor den Condenser geschaltet zum Zweck der Abschwächung der Ladung und Entladung. Man ersetzte nun die Kabelstrecke Paris-Juvisy durch einen oberirdischen Draht, und wurden auf diese Weise die Aemter Paris und Marseille auf der ganzen Ausdehnung (ausschließlich der kurzen Stadtkabel, welche nicht in Betracht kommen) oberirdisch mit einander verbunden. Nach der Umschaltung mußte in Paris der Condenser auf 4 Microfarads vermindert, auch ein Widerstand von 1000 bis 1400 Ohms vor den Condenser geschaltet werden wie in Marseille. Die Geschwindigkeit hob sich sofort für beide Theile auf 75 bis 35 Worte in der Minute unter der Benutzung eines Wheatstone'schen Automaten für das Gegensprechsystem. Auch in Berlin läßt sich gegenwärtig auf dem zwischen Berlin und Halle verlegten, 169km,5 langen Kabel (vgl. S. 363) dieselbe Erscheinung beobachten. Eine Ader dieses Kabels ist in Halle a. S. durch eine oberirdische, 32km,8 lange Leitung mit Leipzig verbunden. Berlin arbeitet nach Leipzig mittels Hughes, unter Benutzung von 20 Elementen, selbst bei 120 Umläufen des Schlittens tadellos, während Leipzig bei solcher Geschwindigkeit nicht ein Wort nach Berlin geben kann. Bei Einschaltung von 25 Elementen in Leipzig geht es etwas besser, jedoch für ein nur annähernd gutes Correspondiren zu schlecht. Bei 115 Umdrehungen kann Leipzig ziemlich gut arbeiten; jedoch ist es geboten, die Geschwindigkeit noch mehr zu vermindern. Bei 108 Schlittenumläufen in der Minute konnte die Correspondenz, wenn auch Berlin nicht so tadellos erhielt wie Leipzig, mehr oder weniger gleichmäßig abgewickelt werden. Mit 100 Umdrehungen, der niedrigsten Geschwindigkeit, welche beiderseits genommen werden konnte, war die Uebermittlung für beide Theile vollkommen gut. Berlin hatte bei diesen Versuchen eine Batterie von 20, Leipzig eine solche von 25 Elementen, da mit 20 Elementen Berlin sehr mangelhaft erhielt. Beim Hughes wird auf dem nehmenden Amt der Anker, nachdem ihn der Auslösehebel auf die Polflächen zurückgebracht und dann verlassen hat, durch den die Drahtrollen umkreisenden abfließenden (hier dem Telegraphirstrome gleichgerichteten) Entladungsstrom, wenn auch nicht zum zweiten Mal abgestoßen, so doch so lose auf den Polflächen aufliegend gehalten, daß derselbe durch starke Erschütterungen abgeschnellt wird. Diese Erschütterungen erzeugt der Hughes-Apparat durch die Verkupplung, und es werden die dadurch entstehenden Stöße in allen Fällen den Anker abstoßen, wo die Verkupplungen schnell auf einander folgen; doch lassen sich diese Erscheinungen am Hughes durch ein langsames Arbeiten beseitigen. (Nach der Deutschen Allgemeinen Polytechnischen Zeitung, 1877 S. 203.) Vertheilung der studirenden Preußen auf die Studienfächer. Es studirten von je 100 auf preußischen Universitäten immatriculirten Preußen: 1867 1870 1873 1876 evangelische Theologie 17,64 15,28 11,30   8,61 katholische Theologie   9,37   8,02   6,18   4,11 Jurisprudenz 17,51 18,19 25,11 29,76 Medicin 22,11 24,26 20,89 15,80 Philosophie 33,37 34,25 36,52 41,72 und zwar: Philosophie, Philologie u. Geschichte 23,25 24,13 22,15 24,45 Mathematik und Naturwissenschaften   7,02   7,56   9,32 11,59 sonstige Wissenschaften   3,10   2,56   5,05   5,68 (Statistische Correspondenz, 1877 Nr. 36.) Bierverbrauch in Deutschland. Der Bierverbrauch ist im Reichssteuergebiete zu veranschlagen: hl l 1872 im Ganzen 16500000 oder für den Kopf 53,4 1873  „       „ 20600000     „    „    „      „ 66,8 1874  „       „ 21500000     „    „    „      „ 70,0 1875  „       „ 21713000     „    „    „      „ 72,0. Herstellung wasserfreier Schwefelsäure. Aehnlich wie Cl. Winkler (1875 218 128) schlägt jetzt J. Neale (englisches Patent vom 14. März 1876) vor, wasserfreie, einfach oder zweifach schwefelsaure Salze in thönernen Retorten der Destillation zu unterwerfen und das aus Schwefligsäure und Sauerstoff bestehende Destillationsproduct über erhitzten Platinschwamm oder sonst eine Substanz, welche die genannten Gase zu Schwefelsäureanhydrid zu vereinigen vermag, zu leiten. Das entstandene Anhydrid wird entweder für sich oder in gewöhnlicher Schwefelsäure aufgefangen. Doppelzersetzung von Bromkalium und Chlornatrium. Bei der Zusammenstellung analytischer Resultate verbindet man bekanntlich die stärksten Säuren mit den stärksten Basen; wenn z.B. Ba, K, SO₃ und N₂O in einer Verbindung gefunden sind, so verbindet man Barium und Schwefelsäure, Kalium und Salpetersäure. Ebenso stellen wir bei der Analyse, im Falle K, Na, Cl und Br gefunden sind, Cl mit K, und Br mit Na zusammen; mischt man gar zwei Lösungen von Bromkalium und Chlornatrium mit einander, so nimmt man doppelte Umsetzung in Chlorkalium und Bromnatrium an. Wenn man nun für den ersten Fall sich auf die Unlöslichkeit des Bariumsulfates in Wasser stützen kann, um die Wahrscheinlichkeit einer solchen Anordnung klar zu legen, so läßt sich für die Wahrscheinlichkeit der letztern Lagerung nichts als die „Analogie“ anführen, da die Haloidholze des Kaliums wie des Natriums fast dieselbe Löslichkeit in Wasser, dieselbe Krystallform haben, da beim Mischen ihrer Lösungen kein Niederschlag, keine Farbenveränderung entsteht und durch nichts bewiesen werden kann, daß die chemischen Beziehungen der verschiedenen Körper geändert sind. Interessant ist es daher, wie ein amerikanischer Arzt, J. H. Bell (im American Journal of Science and Arts, 1877) beweist, daß eine solche Umsetzung in der That vor sich geht. Gibt man 5 bis 6g Bromkalium einem gesunden Mann ein, so zeigt sein Urin in den folgenden 24 Stunden nachstehende Veränderungen. Fast alles mit dem Bromkalium eingenommene Kalium findet man im Urin, nebst dem an und für sich anwesenden, verbunden mit Chlor, dessen Gehalt sich proportional mit dem eingenommenen Brom vermehrt hat; der Natriumgehalt ist fast ungeändert geblieben und nur geringe Mengen Brom sind im Harn ausgeschieden. Dagegen findet man noch 2 Wochen nach dem Einnehmen des Bromkaliums Bromide im Harn, während der gesteigerte Kaliumgehalt nur nach dem ersten Tage festgestellt werden kann. Aus diesen Thatsachen darf der Schluß gezogen werden, daß das eingenommene Bromkalium durch das Chlornatrium des Blutes in Chlorkalium, welches im Urin ausgeschieden wird, und in Bromnatrium, welches im Blut an Stelle des Chlornatriums substituirt wird, umgesetzt wurde, und da hier sicher kein Grund vorliegt, eine besondere „Lebenskraft“ an Stelle der chemischen Wirkung zu setzen, so dürfen wir in dieser Erscheinung wohl nur das Resultat einfacher chemischer Verwandtschaft erblicken. Bill gibt nach Beschreibung seiner analytischen Methode, welche nichts Neues enthält, die Durchschnittszahlen aus 3 Analysen, als kein Bromkalium eingenommen war, und die Durchschnittszahlen von 6 Analysen, wo das Versuchsobject 5 bis 10g Bromkalium eingenommen hatte. Kalium. Natrium. Chlor. Brom. g g g g Kein Bromeingenommen 4,21 7,67   9,56 Durchschnittlich7g Bromeingenommen 6,52 7,82 11,45 0,04. S–t. Nachweisung freier Säuren im Essig. O. Hehner (Archiv der Pharmacie, 1877 Bd. 7 S. 399) gibt an, daß die beim Glühen des Verdunstungsrückstandes von reinem Essig erhaltene Asche alkalisch reagirt. Reagirt sie neutral, so enthielt der Essig wahrscheinlich freie Mineralsäuren. Zur quantitativen Bestimmung derselben neutralisirt man den Essig mit Normalsodalösung, dampft ab und glüht. Ist nun zur Neutralisation des Rückstandes nicht dieselbe Menge Säure nöthig, als der Soda entspricht, so enthielt der Essig Schwefelsäure oder Salzsäure. (Vgl. 1876 221 183.) Zur Kenntniß des Leuchtgases. Berthelot (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 571) hat seine Untersuchungen über die Zusammensetzung des Leuchtgases (vgl. 1877 224 109) fortgesetzt und aufs Neue bestätigt gefunden, daß die Leuchtkraft des Pariser Leuchtgases vorwiegend dem Benzoldampf zuzuschreiben ist, während das Aethylen hiergegen sehr zurücktritt. Bei der Untersuchung des Gases löst die rauchende Salpetersäure nicht nur den Benzoldampf, sondern auch die in nur geringer Menge vorkommenden Kohlenwasserstoffe Propylen, Allylen u.s.w., während Aethylen nur sehr langsam absorbirt wird. Concentrirte Schwefelsäure löst auch Benzoldampf, Schwefelsäure nach der Formel H₂SO₄. H₂O nimmt aber selbst nach längerem Schütteln weder Benzol noch Aethylen auf, löst aber innerhalb 3 Minuten das Propylen und in 25 Minuten das Acetylen. Verdünnte Schwefelsäure von der Formel H₂SO₄ . 2 H₂O löst rasch Aetherdampf, langsam das Propylen, noch langsamer das Aethylen. P. Truchot (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 714) hat zur Prüfung der Angabe von Berthelot, daß zunächst die vier Kohlenwasserstoffe Formen (Sumpfgas CH₄), Methyl, Aethylen und Acetylen entstehen, durch deren Vereinigung die übrigen pyrogenen Kohlenwasserstoffe gebildet werden, verschiedene Flüssigkeiten durch den elektrischen Strom zersetzt, so daß die entwickelten Gase sich nicht wieder vereinigen konnten. Er erhielt immer Acetylen, Aethylen, Formen und Wasserstoff, aber keine Gase, welche mehr als 2 Atome Kohlenstoff enthalten. Sauerstoffhaltige Substanzen entwickelten auch Kohlenoxyd. J. Coquillon (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 1503) hat gefunden, daß Sumpfgas, über eine weißglühende Platinspirale geleitet, in Kohle und Wasserstoff zerfällt. Berthelot hat bereits früher gezeigt, daß Sumpfgas und Aethylengas sich beim einfachen Erhitzen in Wasserstoff und Acetylen spalten. Zur Vertreibung der Ratten. Wie die Hannoversche Landwirthschaftliche Zeitung berichtet, werden die Ratten leicht und auf Jahre hinaus vertrieben, wenn man an den betreffenden Orten das Kraut der Hundszunge (Cynoglossum officinale) ausstreut. Schmiere für Wolle; von J. Scharr in Bradford. Statt mit Oel wird die Behandlung mit der folgenden Mischung (englisches Patent vom 12. Februar 1876) vorgeschlagen: Gummi arabicum 1 G. Th. Borax   1,5 G. Th. Harz 1 Ammoniakflüssigkeit   0,5 Leinsamen 3 Seife 12 Hanfsamen 2 Potasche   1 Olivenöl 5 Kartoffelstärkemehl   2,5 Olein 5 (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1758.) Ueber die Zusammensetzung des Hafers. L. Grandeau (Journal d'agriculture, 1876 p. 803) hat eine große Anzahl Hafersorten untersucht. Aus seinen Analysen geht hervor, daß der Nährwerth des Hafers keineswegs im Verhältniß zu seinem specifischen Gewicht steht, daß ein Hafer, von dem 1hl 50k wiegt, nicht immer besser ist als ein solcher von 40k. Darstellung von Bleiweiß und Zinkweiß. Cookson will den Regen einer Lösung von essigsaurem Blei mit Kohlensäure behandeln; unter Umständen wird dieser Bleiacetatlösung Mennige zugesetzt. Zur Darstellung von Zinkweiß will H. Knight schwefelsaures Zink mittels Calciumsulfid niederschlagen. P. Thomas schlägt dagegen vor, Zinkabfälle, Zinkerze u. dgl. in Salzsäure zu lösen, die Flüssigkeit mit Kalk zu fällen und den Niederschlag zu glühen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1757, 1758 und 1759.) Directes Schwarz. Unter diesem Namen bringt die Firma Wattine-Delespiere in Lille einen Schwarzteig in den Handel, für welchen sie ein Patent genommen hat. Das Album du Teinturier theilt mit, daß derselbe bereitet wird, indem die Abkochung von 60k Blauholz mit 7k Salzburger Vitriol niedergeschlagen wird. Der Niederschlag wird in einer genügenden Menge Oxalsäure aufgelöst und dient alsdann zum Schwarzfärben von Wolle und Wollstoffen, welche ungefähr 2 Stunden in der kochend heißen Lösung hantirt werden. Zuletzt wird mit Soda neutralisirt, worauf die Wolle schwarz gefärbt herausgenommen wird. Die Färberei mit diesem Product soll gute Resultate liefern und bietet den besonderen Vortheil, daß dieselbe Farbflotte, vorausgesetzt, daß sie immer von Neuem angesäuert wird, für spätere Färbungen verwendet, somit gänzlich ausgenutzt werden kann. Kl. Ein neuer Farbstoff von Julius Roth. Der Bericht, welchen Th. Schneider über die im verflossenen Jahr von dem Musterbild unserer technischen Vereine, der Société industrielle de Mulhouse, zur Feier seines 50 jährigen Bestehens veranstaltete Industrieausstellung erstattet hat, erwähnt u.a. einen neuen, von J. Roth hier zum ersten Mal vorgeführten Farbstoff. Der Aussteller, längst bekannt durch das Phenylbraun, welches er durch Einwirkung von Salpetersäure auf Phenolsäure erhalten hat (vgl. 1865 175 304), und das Wolle und Seide ohne Beize von Granatroth bis herunter zu Rehbraun färbt, gibt seinem neuen Product den Namen Grisophenylamid. Dasselbe entsteht durch längere Einwirkung von festem kohlensaurem Ammoniak auf wasserfreie Phenylsäure in einem geschlossenen, erhitzten Gefäß. Mit dem hierbei entstehenden Farbstoff lassen sich auf Wolle und Seide sehr schöne graue Nüancen färben, welche sowohl gegen Seife als gegen Säuren und gegen das Sonnenlicht sich als echt erweisen. Kl. Savary's Mordant. Derselbe ist nach dem Textile Manufacturer, August 1877 S. 257 ein Gemenge von Alaun, Weinstein, Indigocarmin und rothem chromsaurem Kali in Form eines Teiges. Die Zusammensetzung des Gemenges ist eine verschiedene, je nachdem es für das Schwarz- oder Grün- oder Braunfärben der Wolle benutzt werden soll. Es liefert ein Blauschwarz mit Blauholz, Grün mit Füstelholz und Rothbraun mit Sandel- oder mit Calliaturholz. Kl.