Titel: Neuerburg's Separationstrommelsieb.
Autor: S–l.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 60
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Neuerburg's Separationstrommelsieb. Mit Abbildungen auf Tafel 6. Neuerburg's Separationstrommelsieb. Behufs Aufbereitung der Erze und Kohlen sowohl, als auch zur Verwerthung zerkleinerter Mineralien und Chemikalien ist es oftmals nothwendig, das Material in mehrere verschiedene Korngrössen zu zerlegen. Man hat hierzu – ausser den gewöhnlichen Handsieben – Stoss-, Schlag-,  Rüttel- und Schaukelsiebe angewendet und seit 25 Jahren auch rotirende Trommelsiebe. Dieselben wurden entweder von rundem oder vieleckigem Querschnitte, in cylindrischer und conischer Form, einfach, doppelt oder mehrfach concentrisch ausgeführt. Galt es, vielerlei verschiedene Korngrössen darzustellen, dann vertheilte man die Arbeit auf mehrere Trommelsiebe, indem man z.B. in einem Vortrommelsiebe zunächst Grobkorn, Mittelkorn und Feinkorn trennte und dann noch jedes dieser Körner in besondere, unterhalb liegende Separationstrommelsiebe fallen liess, um in letzteren erst die gewünschten verschiedenen Korngrössen zu erhalten. Endlich aber machte man einen bedeutenden Schritt vorwärts, indem man ebenso viele einzelne Trommelsiebe über einander liegend anordnete, als man korngrössen darzustellen beabsichtigte. Dabei konnte man gleichzeitig noch eine andere Verbesserung einführen, indem man – ganz entgegengesetzt dem frühern Systeme, wobei die ganze Masse des zu sortirenden Materials zuerst das feinste Sieb passirte und dann nach und nach die grobem Siebe, also auch zuerst das feinste und zuletzt as gröbere Korn abgeschieden wurde – nunmehr zuerst das gröbste und zuletzt das feinste Korn darstellte. Ausserdem, dass man auf diese Ameise eine möglichst vollkommene Sortirung und möglichst gleichmässige Korngrössen erhielt, erreichte man noch andere wesentliche Vortheile: 1) Dadurch, dass man die ganze Menge nicht mehr über die feinsten Siebe führte, verminderte sich deren Verschleiss, und man brauchte der Auswechslung der Siebe wegen nicht mehr so oft stillzuliegen; 2) indem man die grösste Menge zuerst über die gröbsten Siebe führte, welche zugleich die dauerhaftesten und billigsten sind, verminderte man auch die Ausgaben für Anschaffung der Siebe; 3) dadurch, dass man einer jeden feinern Siebabtheilung, weil sie eine immer kleiner werdende Menge aufzunehmen hatte, ein geringeres Flächenmass zutheilen konnte, erzielte man noch weitere Ersparniss an Anlage- und Betriebskosten. Dagegen hatte das System den grossen Nachtheil, dass es grosse Fallhöhen für das zu sortirende Material bedurfte, welche in den wenigsten Fällen vorhanden waren, also unter Anwendung von Heberädern, Becherwerken, mechanischen Aufzugsmaschinen o. dgl. künstlich hergestellt werden mussten, was die Anlage dann wieder kostspieliger und umständlicher machte. Man hat dann lange vergebens nach einer Construction gesucht, welche diesen Nachtheil verhütete, ohne die Vortheile der Separation vom Gröbsten zum Feinsten aufgeben zu müssen. Ich glaube nun in der von mir erfundenen Construction eines Separationstrommelsiebes (Fig. 10 und 11 Taf. 6) die Aufgabe gelöst zu haben. Durch einen Trichter wird dem Trommelsiebe das zu sortirende Material wie gewöhnlich zugeführt; da nun das erste Sieb die grösste Lochung hat, fällt alles kleinere Material sogleich durch das Sieb auf den dasselbe umgebenden Mantel von dichtem Blech. Bei der rotirenden Bewegung des Apparates bewegt sich auch das auf dem Siebe und auf dem Mantel liegende Material und gelangt allmälig bis an den den Schluss der Abtheilung bildenden Stern. Hier wird das auf dem Siebe gebliebene grobe Korn durch die Scheidewand am Weitergehen gehindert und fällt durch die Austragröhren nach aussen. Das durch das Sieb auf den Mantel gefallene Material aber fällt in den hier erweiterten Theil der Trommel und wird dort durch Ueberhebeschaufeln erfasst und von diesen der zweiten Abtheilung des Trommelsiebes zugeführt, ohne dass aber ein Fallen stattfände; das Material kommt vielmehr nur zum Rutschen. So wiederholt sich der Process in jeder Abtheilung; das gröbste Korn gelangt immer bis an den nächsten Stern und fällt durch die Austragröhren nach aussen, das durchgefallene und ebenfalls bis an den nächsten Stern vorgerückte feinkörnige Material wird von den Ueberhebeschaufeln der folgendenden Abtheilung zugeführt. Man sieht, dass die Zahl solcher Abtheilungen beliebig vermehrt werden kann, ohne das System zu ändern; auch kann man das Trommelsieb unterbrechen, um zwischen zwei Abtheilungen ein Wellenlager anzubringen oder um eine erweiterte Stelle einen Laufring zu befestigen und diesen durch Laufrollen zu unterstützen, wie in der Zeichnung angedeutet ist, welche ein Sieb für 7 Sorten veranschaulicht. Wie dieses Trommelsieb bei Erzaufbereitung, wo es wesentlich auf Darstellung gleicher Korngrössen ankommt, als ein Vortheil bietender Apparat erscheinen muss, so wird dies ebenso sehr bei der Kohlenaufbereitung der Fall sein, weil es gleichmässige und nicht von kleineren Kohlen vermengte Sorten liefert. – Zu dieser Beschreibung des von Ingenieur M. Neuerburg in Cöln construirten Separationstrommelsiebes bemerkt der Referent, dass letzteres zwar in seinen einzelnen Theilen als solchen nichts possitiv Neues zeigt; dagegen ist die Zusammenstellung der Theile, ihre Verwendung für den beabsichtigten Zweck und die Anordnung der Trommeln selbst als neu zu bezeichnen. Da die innere Construction der Trommel, insbesondere der Abschluss des das Sieb umgebenden Blechmantels an der der nächstfolgenden Trommel zugewendeten Seite so hergestellt wird, dass die Austragrohre für das grobe Korn ein Hindurchgleiten von feineren Partien nicht gestatten, vielmehr noch vor diesen Rohren zwischen der Sieb- und der Blechtrommel sich eine Scheidewand befindet, da die Hebeschaufeln an der letztern selbst und zwar so angebracht sind, dass sie alles im Blechmantel fortschreitende Haufwerk am Ende des Laufes unbedingt fassen müssen, und da todte Winkel; in denen klare Massen liegen bleiben können, ohne den Hebeschaufeln von selbst zuzufallen, nicht vorhanden sind, so muss die ganze Anordnung als eine theoretisch wohl durchdachte und gleichzeitig als eine solche bezeichnet werden, welche für die praktische Verwerthung allen gewünschten Erfolg verspricht, daher als zweckmässig empfohlen werden darf. Ausser den von ihm selbst bereits angeführten Vortheilen erzielt Neuerburg mit seinem System noch den Nutzen, dass durch die wegfallende Uebereinanderlagerung mehrerer Trommeln auch das für die Aufbereitung nöthige Gebäude im Separationsraum einer geringern Höhe bedarf, und dass die vielen über einander gethürmten Auflagerungspunkte, sowie mit ihnen eine Anzahl von Reibungshindernissen in Wegfall gebracht werden. Es wird daher dieses System allem Anschein nach anderen bisher zur Verwendung gelangten bezüglich der qualitativen und quantitativen Leistung mindestens nicht nachstehen, in der Anlage und Unterhaltung aber bei gleicher Stabilität nicht unbeträchtlich wohlfeiler sein. S–l.

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