Titel: Kalklicht-Lampe von Rob. Muencke.
Autor: Robert Muencke
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 67
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Kalklicht-Lampe von Rob. Muencke. Mit einer Abbildung. Muencke's Kalklicht-Lampe. Die Eigenschaft der Gebläseflamme, durch eingeführte erwärmte Luft eine höhere Temperatur anzunehmen, benutzte bekanntlich Th. Fletscher in Warrington zur Construction von Gebläselampen, die ihres hohen Hitzegrades wegen vielfache Anwendung in chemischen und technischen Laboratorien finden. Ich versuchte an denselben einige Verbesserungen anzubringen (vgl. * 1876 222 565. 1877 224 617), theils um ihre Verwendbarkeit zu verallgemeinern, theils um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Durch nur geringe Veränderungen und unter Hinzufügung einer einfachen Vorrichtung lassen sich diese Gebläselampen aber auch überall dort mit Vortheil verwenden, wo man einer intensiven Lichtquelle bedarf. Ihrer bequemen Handhabung wegen dürften sie gewiſs geeignet sein, in physikalischen Laboratorien bei vielen Experimenten die Hydro-Oxygengas-Lampe zu ersetzen, deren verhältniſsmäſsig geringe Anwendung nur durch den erforderlichen Sauerstoff bedingt wird, dessen Beschaffung in gröſserem Maſsstabe für physikalische Laboratorien beschwerlich ist. Textabbildung Bd. 229, S. 67Der Zapfen des runden oder viereckigen guſseisernen Fuſses trägt in horizontaler Bohrung die gekrümmte Gaslampe mit dem Schlauchstück für die Gas Zuleitung, in senkrechter Bohrung das Gas-Gebläserohr mit Regulirhahn. Die zur Erhitzung der Spiralröhre bestimmte Gaslampe besitzt incl. Fuſs eine Höhe von etwa 190mm; sie ist mit dem verstellbaren Flachbrenner-Aufsatz versehen, welcher mit seiner 50mm langen und 2mm,5 weiten Oeffnung die Spiralröhre in möglichst vielen Punkten in kurzer Zeit bis zum Rothglühen erhitzt. Das rechtwinklig gebogene Gas-Gebläserohr, an dessen unterem Ende das Schlauchstück für die Zuleitung der Gebläseluft sich befindet, ist in seinem senkrechten Theile 150mm lang; der horizontale, 120mm lange Theil mit der vernickelten, spiralig gewundenen Luftröhre ist ungefähr 20mm von dem Flachbrenner entfernt und endigt nach vorn in den bogenförmig nach unten gekrümmten Theil mit der Ausströmungsöffnung. Ueber das Brennerrohr der Gaslampe läſst sich eine federnde Hülse schieben, die durch eine Schraube fest an dasselbe gezogen werden kann; sie trägt eine 7mm tiefe, runde, um ihren Mittelpunkt drehbare Messingkapsel von 35mm Durchmesser, die zur Aufnahme der Kalkscheibe dient. Ein gut schlieſsender Deckel gestattet, die Kalkscheibe längere Zeit brauchbar zu erhalten. Die Messingkapsel kann mittels Zahnstange und Trieb sowohl auf- und abwärts, als auch durch eine dreigängige Schraubenspindel in horizontaler Richtung vor- und rückwärts bewegt werden; ihre Bewegungen lassen sich durch verlängerte Führungen im Rücken der Lampe, von der hohen Temperatur des Lampenkopfes unbehindert, bequem ausführen. Da bei längerer Thätigkeit der Lampe auch die Führungen erwärmt werden, so sind die Handhaben derselben aus hartem Holz (Grenadillholz) hergestellt. Die Lampe ist in Thätigkeit zu setzen, sobald das spiralig gewundene Luftrohr oberhalb der Gaslampe rothglühend geworden ist. Bei diesem Zeitpunkte öffnet man den Gas-Regulirhahn, läſst comprimirte Luft zutreten und regulirt die Flamme so, daſs dieselbe mit ihrer Spitze die Kalkscheibe trifft. Durch die horizontale und verticale Bewegung der Messingkapsel ist es leicht, die richtige Stellung heraus zu finden, bei welcher die Kalkscheibe das intensivste Licht ausstrahlt. Für Beleuchtungszwecke, bei denen es nur auf Lichtintensität ankommt, bedient man sich einfacher Kalkscheiben, welche, zur Messingkapsel passend, aus frisch gebranntem Kalk geschnitten werden. Soll jedoch die Lampe auch chemische Wirkung hervorbringen, so dürfte es sich empfehlen, die Kapsel mit angefeuchteter Chamottemasse zu füllen und in dieselbe stabförmige Stückchen von gebranntem Magnesit zu befestigen, wie solche beim Zerbrechen von gebrannten Magnesitstücken abfallen. Ein solches glühendes Magnesitstäbchen erzeugt eine sehr weiſse und chemisch wirksamere Flamme als die Kalkscheibe. Um geschnittene Kalkscheiben unbegrenzte Zeit vorräthig zu halten, wickelt man sorgfältig jede Scheibe in Stanniol und taucht sie in wenig über den Schmelzpunkt erhitztes Paraffin. Nach dem Erkalten bewahrt man die Scheiben in einem verschlieſsbaren Glase auf, in welchem sie sich lange Zeit unverändert halten. Berlin, Juni 1878.