Titel: Ueber O. Hallauer's Abhandlung, betreffend die Erfahrungen über Woolf'sche und Compound-Maschinen; von Professor Gust. Schmidt.
Autor: Gust. Schmidt
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 218
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Ueber O. Hallauer's Abhandlung, betreffend die Erfahrungen über Woolf'sche und Compound-Maschinen; von Professor Gust. Schmidt. (Fortsetzung von S. 122 dieses Bandes.)Im Bulletin de Mulhouse, 1857 Bd. 38 S. 35 und 36 spricht sich Hirn folgendermaſsen aus: „Während der Dampf aus dem Kessel in den Cylinder überströmt, nehmen die Cylinderwände und der Kolben nothwendig eine Temperatur an, welche der Spannung im gesättigten Zustande entspricht; denn der Dampf kann nicht aufhören, sich zu condensiren, bis die Wände diesen Wärmegrad erreicht haben. In dem Momente, wo der Dampfzutritt abgesperrt wird und die Expansion beginnt, stehen diese Wände mit Dampf in Berührung, dessen Temperatur sinkt. Die daselbst angehäufte Wärme und diejenige, welche durch die Kolbenreibung producirt wird, muſs daher theilweise an den expandirenden Dampf übergehen. Daraus folgt, daſs in keiner Maschine der Dampf expandirt, ohne hierbei Wärme zugeführt zu erhalten, und daſs, wenn wir durch physikalische Versuche die wahren Expansionsgesetze des gesättigten und überhitzten Dampfes gefunden hätten, diese Gesetze doch niemals in ihrer Gänze auf die Berechnung der Expansionsarbeiten in einer Dampfmaschine angewendet werden könnten.“.... „Nachdem also die Cylinder unserer Maschinen nicht blos als geometrische Formen, sondern ebenso wohl als Wärmereservoire, wie als Wärmequellen angesehen werden müssen, so werden wir bei den in Betrieb befindlichen Maschinen die drei Fälle zu unterscheiden haben: 1) mit oder ohne Dampfmantel, 2) mit gesättigtem oder überhitztem Dampf, 3) mit einem oder zwei Cylindern.“ Hallauer und G. Schmidt, ü. Woolf'sche und Compound-Maschinen. Aus den in der Abhandlung gemachten Detailstudien heben wir noch folgendes heraus: 1) In Bezug auf die Woolf'sche Balanciermaschine A mit Dampfmantel. Vor der Reconstruction derselben wurde sie von Kesseln mit zu geringer Heizfläche bedient, weshalb 5 Proc. Wasser mit dem Dampf mitgerissen wurde. Bei 0,9 Füllung im kleinen Cylinder und 25 Touren ergaben sich 247e indicirt, und es folgte durch directe Eichung des Speisewassers nach Abschlag der in der Leitung condensirten Menge der Brutto Dampfverbrauch oder: k Speisewassermenge für einen Kolbenhub =   0,8350 Hiervon ab die im Dampfhemd condensirte Menge =   0,0683 –––––––– Bleibt eingetreten in den kleinen Cylinder M =   0,7667Wir benutzen die in Bd. 227 S. 321 angenommene Bezeichnungsweise. Hiervon ab mitgerissenes Wasser =   0,0417 –––––––– Bleibt wirksamer trockener Dampf m =   0,7250 Stündlicher Dampfverbrauch für 1e indicirt = 10,1347          „                  „                 „    1e absolut =   8,2052. Die absolute Pferdestärke ist hierbei so verstanden: mk Indicirte Leistung für den Hub im kleinen Cylinder =   10029        „            „        „     „     „     „   groſsen       „ =   12194 –––––– Total =   22223 Arbeit des in den Condensator auspuffenden Vorderdampfes =     5219 –––––– Absolute Arbeit des Dampfes =   27442 Eine Pferdestärke durch eine Stunde = 270000 27442 : 0,8350 = 270000 : x, x = 8,2155. (Der kleine Unterschied gegen die Angabe Hallauer's entspricht einem Dampfverbrauch von 0,834 statt 0,835 für den Hub.) Das von der Luftpumpe ausgegossene Wasser flieſst durch eine Oeffnung in der dünnen Wand des Ausguſskastens aus. Die von ¼ zu ¼ Stunde erhobene Druckhöhe liefert die mittlere Druckhöhe und hieraus auf Grundlage des voraus bestimmten Ausfluſscoefficienten die Ausfluſsmenge während des Versuches, somit auch während eines Hubes. Hiervon die in den Cylinder eingetretene Menge abgezogen, bleibt die Einspritzwassermenge für einen einfachen Kolbenhub M_0=28^k,3096, und das Thermometer ergab dessen Temperatur beim Eintritt t_0=17,4, beim Austritt t_3=32,4°. Demnach ist die disponible Wärme des Dampfes bei der absoluten Kesselspannung P=5^k,167 auf 1^{qc}, für welche t=152,22,\ \lambda=652,93,\ q=153,74,\ r=499,19 ist: c Mq+mr = 479,78 Die vom Dampfhemd gelieferte Wärme 0,0683\times 499,19 = 34,09 Totale zugeführte Wärmemenge für einen Kolbenhub Q = 513,87 Dagegen ist die in dem ausgeworfenen Wasser ent-    haltene Wärmemenge M_0\,(t_3-t_0)+Mt_3 = 449,48 die der gelieferten Arbeit äquivalente Wärmemenge    ist = 22223:425 = 52,29 Der Wärmeverlust durch Ausstrahlung a = 7,00 Die Summe dieser drei Gröſsen = 508,77 sollte übereinstimmen mit obigem Werth von Q = 513,87 Der Fehler beträgt nur ΔQ = 5,10 oder 1 Proc. von Q, was als eine gute Controle für die Richtigkeit der Messung betrachtet werden darf.Bei den andern 3 Versuchen ist dieser Fehler: 0,84, 1,29 und – 0,67 Proc. Hierbei wurde a nach Hirn dadurch bestimmt, daſs man die Condensationswassermenge im Dampfmantel bei mehrstündigem Stillstand der Maschine beobachtete. Aus der im Diagramm (Mittel aus allen Beobachtungen oben und unten) ersichtlichen Spannung bei Beginn der Expansion p_1=3,8250 und am Ende des Kolbenlaufes im groſsen Cylinder p_2=0,4851 folgen die entsprechenden Temperaturen t_1=141,29,\ t_2=80,16 und die anderen Hilfsgröſsen \lambda_1=649,59,\ q_1=142,54,\ r_1=507,05,\ \varrho_1=463,24 und das Gewicht für 1^{cbm}=\lambda_1=2,0682, sowie \lambda_2=630,95,\ q_2=80,36,\ r_2=550,59,\ \varrho_2=511,60 und \lambda_2=0,2973. Aus den specifischen Gewichten \lambda_1,\ \lambda_2 und den bekannten Dimensionen, den schädlichen Raum inbegriffen, ergeben sich die Gröſsen des Dampfgewichtes bei Beginn der Expansion m_1=0,6587 und am Ende des Kolbenlaufes m_2=0,6875. Ferner ist die in dem 10 Proc. betragenden schädlichen Raum des kleinen Cylinders enthaltene Dampfmenge m_0=0^k,0202. Die während der Admission an den Cylinderwandungen condensirte Dampfmenge beträgt also: m+m_0-m_1=0,7250+0,0202-0,6587=0^k,0865. Die von denselben an die Cylinderwandungen abgegebene Wärmemenge ist daher: (m+m_0-m_1)\,r_1 = 43,86Vgl. Gleichung (4) des angezogenen Aufsatzes. Auſserdem wurde vom Dampfmantel geliefert    0,0683\times 499,19 = 34,09 somit ist in Summe die von auſsen und innen an die    Wände abgegebene Wärmemenge Q = 77,95. Andererseits hat die in dem 6proc. schädlichen Raum des groſsen Cylinders befindliche Dampfmenge von der Spannung 0^k,2 auf 1^{qc} das Gewicht {m_0}'=0^k,0114 und ist die Dampfwärme i=q+\varrho=588, daher die in {m_0}' enthaltene Wärmemenge {m_0}'=0,0114\times 588=6^c,70.Hallauer rechnet irrthümlich {m_0}'\varrho=6,02 statt {m_0}'i. Mit Hilfe dieser beiden Gröſsen Q_1 und {m_0}'i läſst sich aus den am andern Orte mit (8) und (11) bezeichneten Gleichungen die Auspuffwärme ε (refroidissemeni au condenseur Rc) berechnen: \varepsilon=Q_1-AL_2+U_1-U_2-\alpha . . . . . . . . . . . . (8) \varepsilon=M_0\,(t_3-t_0)+Mt_3-U_2-AL_3+{m_0}'i . . . . (11)Für eine eincylindrige Maschine ist m_0i statt {m_0}' i zu schreiben. Hierin bedeutet U_1,\ U_2 die Dampfwärme (Energie) bei Beginn und am Ende der Expansion im kleinen Cylinder, nämlich: U_1 =(M+m_0)\,q_1+m_1\,\varrho_1=0,7869\times 142,54+0,6587\times 463,24 = =417,28 und U_2 =(M+{m_0}')\,q_2+m_2\,\varrho_2=0,7781\times 80,36+0,6875\times 511,60 = =414,25, also U_1-U_2=3,05. Die Gröſse U1, U2 bedeutet bei eincylindrigen Maschinen die Expansionsarbeit.Bei Hallauer mit Fd bezeichnet. Bei Woolf'schen Maschinen ist nach Hallauer darunter die Summe aus der Expansionsarbeit im kleinen Cylinder und der Hinterdampfarbeit (absoluten Arbeit) im groſsen Cylinder zu verstehen. Dies ist nun ein entschiedener Irrthum, der einzige bemerkenswerthe Fehler, welcher sich in der höchst schätzenswerthen Arbeit Hallauer's vorfindet. Da nämlich die Vorderdampf arbeit im kleinen Cylinder sich in Wärme umsetzt und dem groſsen Cylinder zu Gute kommt, so ist die Wärme consumirende Expansionsarbeit L2 um jene Vorderdampfarbeit des kleinen Cylinders zu vermindern. Versteht man L2 in diesem hier aufgestellten Sinn und nennt: L1 die Admissionsarbeit im kleinen Cylinder, L3 die Vorderdampfarbeit im groſsen Cylinder (Vacuumsarbeit), so ist dann die indicirte Arbeit L_i=L_1+L_2-L_3 und die absolute Arbeit L_a=L_1+L_2, wie es sein muſs. In unserem Falle haben wir: mk mk Kleiner Kolben Volldruckarbeit L 1 = 11924      „        „       Expansionsarbeit = 1180 –––––– Summe 13104      „        „       Vorderdampfarbeit = 3075 –––––– Bleibt indicirte Arbeit im kleinen Cylinder = 10029 Groſser Kolben Hinterdampfarbeit = 17413     „           „     Vorderdampfarbeit L 3 = 5219 Bleibt indicirte Arbeit im groſsen Cylinder = 12194 –––––– Gesammte indicirte Arbeit Li = 22223. Die Gröſse L2 besteht daher nach Hallauer aus den beiden Posten 1180 und 17413, zusammen 18593, somit AL_2=\frac{L_2}{425}=43,73 und AL_3=\frac{5219}{425}=12,27, womit sich ergibt: nach (8) ε =   77,95 –   43,73 +   3,05 – 7 = 30,27 und nach (11) ε = 449,48 – 414,25 – 12,28 + 6,70 = 29,65, eine ausgezeichnete Uebereinstimmung, die wohl nur zufällig ist, jedoch auch bei den anderen Versuchen bis auf den Maximalfehler von 9^c=1,75\mbox{ Procent} von Q eintrifft. Trotzdem ist die obige Berechnung nach (8) falsch, weil richtig zu setzen ist: L_2=18,593-3075=15518,\ AL_2= 36,51 statt 43,73, womit sich aus (8) richtiger ergibt \varepsilon=37^c,49=7,29 Procent von Q. Desgleichen ist zu dem nach (11) berechneten Werth von \varepsilon=29,66 begreiflicher Weise noch der früher mit ΔQ bezeichnete Unterschied hinzuzufügen, weil derselbe von den Wärmeverlusten im Condensator herrührt; daher ist nach der zweiten Methode richtiger \varepsilon=29,65+5,10=34,75, welcher Werth von dem früher corrigirten Werth der ersten Methode nur um 2^c,74=0,53 Proc. abweicht. In gleicher Weise ergibt sich für die anderen 3 Versuche: am 22. Sept. 25. Oct. und 18. Oct. nach (11) oder der 2. Methode Hallauer's ε = 24,70 35,61 47,99 corrigirt mittels ΔQ =   3,20   7,38 – 4,78 ––––––––––––––––––––––––––––––– ε = 27,90 42,99 43,21. Nach der 1. Methode Hallauer's (Gl. 8)    mit dem richtig gestellten Werth    von L2 ε = 29,14 46,18 49,21 ––––––––––––––––––––––––––––––– Der nach (11) gefundene Werth ist    also zu klein um      1,24   3,19 6,00 Der Fehler beträgt in Procent von Q      0,32   0,56 0,84. Für die Richtigkeit unserer Correctur haben wir eine Controle: Am Ende des Kolbenlaufes beträgt nämlich das im groſsen    Cylinder befindliche Gewicht des Gemenges M+{m_0}' = 0,7781 Dagegen das Gewicht des vorhandenen Dampfes m 2 = 0,6875 also das Wassergewicht = 0,0906. Wenn diese ganze Wassermenge beim Auspuffen in den Condensator verdampfen soll, so muſs nach der Gleichung (15) a. a. O. \varepsilon=(M+{m_0}'-m_2)\,(\varrho_3+t_3-t_w) sein. Für t_3=32,4 ist die innere latente Wärme \varrho_3 nach Zeuner's Tabelle =550, also \varrho_3+t_3=582,4. Die Gröſse t_w bedeutet die mittlere Temperatur der an der Wandung des groſsen Cylinders befindlichen Wassermenge, welche wohl nahe gleich der Temperatur bei Beginn des Kolbenhubes = 110° gesetzt werden darf; daher folgt: \varepsilon=0,0906\times 472,4=42,8 statt 30^c nach Hallauer's Berechnung oder 37^c,49 nach unserer Correctur. Wir sehen, daſs nach Hallauer die Gröſse R_c=30 lange nicht hinreichen würde, um das an den Wänden befindliche Wasser zu verdampfen, während nach unserem Calcul nur 5c,3 fehlen, entsprechend einer Wassermenge von 5,3:550=0^k,0096=1,25\mbox{ Proc.} von M. Dies ist aber ganz naturgemäſs, weil ja in dem Kesseldampf 5 Proc. Wasser mitgerissen waren, also auch am Ende noch etwas Wasser tropfbar in den Condensator mitgerissen werden wird, während die Auspuffwärme ε hinreicht, um alles wirklich an den Wänden befindliche Wasser zu verdampfen. Zur weiteren Ueberzeugung benutzen wir noch die a. a. O. angegebene Gleichung: \varepsilon=Q+{m_0}'i-A\,(L_1+L_2)-U_2-\alpha, . . . . . . . . (14) in welcher ebenfalls {m_0}'i statt m_0i gesetzt wurde, weil die Maschine zweicylindrig ist, also U_2-{m_0}'i die in den Condensator übergehendeWärme bedeutet. Wegen L_1+L_2=11924+15518=27442 ist die dieser absoluten Arbeit äquivalente Wärmemenge A\,(L_1+L_2)=27442:425=64,57, also \varepsilon=513,87+6,70-64,57-414,25-7=34^c,75, welcher Werth natürlich mit dem mittels ΔQ corrigirten zweiten Werth von e nach Gleichung (11) immer übereinstimmen muſs, daher sich diese dritte Methode, Gleichung (14), statt der zweiten Hallauer'schen zur Controle der ersten Hallauer'schen Methode, Gleichung (8), vortheilhaft verwenden läſst. Ideele Menge des verbrauchten trockenen Dampfes. In den früher angegebenen Resultaten ist nicht das directe Beobachtungsresultat, sondern eine ideele Dampfmenge zu Grunde gelegt, welche Hallauer in folgender Weise bestimmt. Das wirklich beobachtete Speisewassergewicht für    einen Kolbenhub beträgt 0,8350 –––––– wovon 0k,0683 in den Dampfmänteln condensirte    und 0k,0417 mitgerissen war, also trockener Dampf    bleibt m = 0,7250 Der in den Dampfmänteln condensirte Dampf führt    der Maschine nur die Wärme r statt λ für 1k zu,    ist also äquivalent mit 0,0683\,\frac{499,19}{652,93} = 0,0522 trocknen Dampf, und das mitgerissene Wasser führt    der Maschine nur die Wärme q statt λ für 1k zu,    ist also äquivalent mit 0,0417\,\frac{153,74}{652,93} = 0,0098 –––––– Die gleichwerthige ideele Menge trockenen Kessel-    dampfes ist also = 0,7870 für 22223mk indicirte Arbeit, somit für 1e indicirt und 1 Stunde: 0,7870\,\frac{270000}{22223} = 9,562 und für 1e absolut und 1 Stunde: 0,7870\,\frac{27000}{27442} = 7,743. Natürlich ist die ideele Menge trocknen Dampfes auch = \frac{Q}{\lambda}=\frac{513,87}{652,93}=0^k,7870. Der Werth \frac{Q}{\lambda} ist auch in dem Falle der Anwendung überhitzten Dampfes das äquivalente Gewicht an trocknem gesättigten Dampf. In solcher Weise gerechnet, ergab sich bei vier im J. 1876 gemachten Versuchen an dieser Maschine folgendes Resultat: Indicirte Pferdestärke 180,23 246,92 284,28 346,39 Stündlicher Verbrauch für 1k     9,940     9,562     9,398     9,466 Für 1e absolut     7,660     7,743     7,397     7,610. In allen Fällen war die Füllung dieselbe und wurde die Veränderung der Pferdestärke von 180 auf 346 nur allein durch die Drosselklappe bewerkstelligt. Trotzdem ist der stündliche Dampfverbrauch für die absolute Pferdestärke fast ganz constant, ein Resultat, welches Hallauer für die eincylindrige Maschine mit überhitztem Dampf innerhalb 99 und 125e indicirt schon früher gefunden hat. „Hiermit ist die Lösung dieser so lange besprochenen Frage über den Einfluſs des Füllungsgrades und der Drosselung durch Regulirungsventile oder Klappen gegeben. Von allen Anordnungen mit selbstthätig variabler Expansion bietet keine die Einfachheit und Solidität der Drosselklappe.“ Referent freut sich über dieses Ergebniſs, weil es seinen immer festgehaltenen, schon vielfach angegriffenen Anschauungen vollkommen entspricht. Daſs der Dampfverbrauch für die indicirte Pferdestärke bei der starken Drosselung gröſser ausfällt, obwohl die Vorderdampfspannung im groſsen Cylinder von 0,340 auf 0k,214 auf 1qc1k auf 1qc=14,223 Pfund engl.   auf 1 Quadratzoll engl.=13,681      „    preuſs. „  „         „        preuſs.=12,388      „    Wiener „  „         „       Wiener=735mm,48 Quecksilber=28,957 Zoll engl. Quecksilber=28,121 Zoll preuſs.       „=27,922 Zoll öster.         „ fällt, hat seinen Grund darin, daſs natürlicher Weise die Vorderdampfarbeit in Procent ausgedrückt desto gröſser wird, je kleiner die absolute Arbeit ist; sie beträgt bei 346e 19,6 Proc., bei 180e dagegen 22,9 Proc. der absoluten Arbeit, was bei einer Woolf'schen Maschine mit Corliſs-Steuerung am kleinen Cylinder ebenfalls der Fall wäre. Es ist durchaus nichts Neues, sondern eine längst bekannte und von Vielen ausgesprochene Wahrheit, daſs die variable Expansion vor der Drosselung nur dann einen Vorzug hat, wenn man von starker Füllung ausgeht, nicht aber, wenn man von schwacher Füllung wie bei einer Corliſs-Maschine herab geht. Ein ökonomischer Vorzug kann daher der selbstthätig variablen Steuerung nicht zuerkannt werden, auſser wenn die Kraft stark variabel ist und die Maschine dennoch in der Regel allein, ohne Beaufsichtigung durch einen Wärter, laufen soll. Nach den vorliegenden Resultaten würde ein hinreichend empfindlicher, auf eine Drosselklappe wirkender Regulator auch Kraftbedarfsänderungen im Verhältniſs 100 : 50 ebenso ökonomisch besorgen wie die Corliſs-Maschine, jedoch nur dann, wenn die Maschine einen Dampfmantel, beziehungsweise an beiden Cylindern Dampfmäntel besitzt. Nur dadurch wird der Vortheil der variablen Expansion zu nichte gemacht, weil bei dem stärker gedrosselten Dampf der Vortheil des Dampfmantels ausgiebiger ist, und dies ist es, worauf Referent seit langem das Schwergewicht legte.Vgl. G. Schmidt: Theorie der Dampfmaschinen (Freiberg 1861), S. 235. Ueber Woolf'sche Dampfmaschinen in den Mittheilungen des Architecten- und Ingenieurvereines in Böhmen, 1873 S. 7. Deutsche Industriezeitung, 1873 S. 282. Von dem Vorurtheil, daſs nur der kleine und nicht auch der groſse Cylinder zu heizen sei, bin ich auf Grund von G. A. Hirn'schen und Otto Müller'schen Diagrammen abgekommen. Wäre z.B. bei der in Rede stehenden Maschine der groſse Cylinder nicht ebenfalls geheizt, so würde die Condensation an den Cylinderwandungen noch viel gröſser sein, als sie ohnehin schon ist, und ein Theil dieses Wassers würde beim Auspuffen in den Condensator auf Kosten der Cylinderwärme verdampfen und durch die vermehrte Dampfmenge das Vacuum verschlechtern. Der Werth von ε beträgt bei den angeführten 4 Versuchen nach der Hallauer'schen Rechnung bezieh. 6,05, 5,90, 6,65, 5,45 Proc. von Q, nach der Correctur des Werthes von L2 jedoch 7,61, 7,30, 8,07 und 6,91 Proc. von Q, d.h. er ist nahezu constant, wie dies auch bei der Hirn'schen Maschine mit Ueberhitzung der Fall ist, wo er 10 bis 12 Proc. beträgt bei Füllungen von1/7 bis ½ mit und ohne Drosselung. Regulirung der Steuerung. Ingenieur Hallauer lieſs für den groſsen Cylinder einen neuen Schieber mit gröſserer Ueberlappung anfertigen und gab dem Excenter einen gröſseren Voreilungswinkel. Hierdurch wurde erstens die Vorausströmung am groſsen Cylinder vergröſsert, was jedoch nur geringen Erfolg hatte, weil die Dampfwege nur einen Querschnitt = 3 Proc. der Kolbenfläche haben; es wurde zweitens die Voreinströmung am groſsen Cylinder vergröſsert, wodurch der Spannungsunterschied in beiden Cylindern bei Beginn des Kolbenweges von 0,793 auf 0,275 und in Mitte des Kolbenweges von 0,087 auf 0k,075 für 1qc sank; endlich wurde der groſse Cylinder schon bei ¾ statt 0,9 Kolbenweg abgesperrt, also eine starke Compression im kleinen Cylinder erzielt. Zugleich wurde die Heizfläche der Kessel vergröſsert und es ergab sich hiermit im J. 1877: Indicirte Pferdestärke 185,75 267,85 347,16 Stündlicher Verbrauch für 1e     9,730     8,739     8,614 Für 1e absolut     7,384     6,945     7,112 Auspuffwärme ε in Proc. von Q nach Hallauer     3,5     1,32     3,38 Dieselbe corrigirt vom Referenten     5,12     3,39     5,18. Der Vergleich mit den früheren Versuchen zeigt, daſs das günstigste Consumverhältniſs für die absolute Pferdestärke bei mäſsiger Drosselung stattfindet, wo die Maschine 270 bis 280 statt 347e liefert, daſs jedoch in Folge der Regulirung der Steuerung der kleinste Speisewasserverbrauch für die indicirte Pferdestärke und Stunde nun bei der höchsten Leistung, also geringsten Drosselung stattfindet. Die specifische Dampfmenge am Ende des Kolbenweges im groſsen Cylinder stieg von 89,68 Proc. im J. 1876 auf 94,61 Proc. im J. 1877, deshalb sank die Auspuffwärme ε von durchschnittlich 7,5 auf 4,5 Proc. Dies rührt einerseits her von der vergröſserten Kesselheizfläche, wodurch die mitgerissene Wassermenge von 5 auf 2,9 Proc. reducirt wurde, andererseits von der starken Compression, wodurch die zwischen beiden Schiebern eingeschlossene Dampfmenge von 0,0556 auf 0k,1006 erhöht wurde, was zur Folge hatte, daſs die specifische Dampfmenge nach 0,1 des Kolbenweges bei 247 bezieh. 268e indicirt von 67,94 auf 71,56 Proc. stieg. Mit allem Rechte empfiehlt Hallauer dem groſsen Cylinder einer Woolf'schen Maschine zwei besondere Auslaſsschieber zu geben, unabhängig von dem Einlaſsschieber, welcher in solcher Weise nicht durch den auspuffenden Dampf abgekühlt wird, und dessen Dampfwege viel enger sein dürfen als die hiervon unabhängigen Dampfwege für den Auspuff.Auch dieser Vorschlag wurde schon von G. A. Hirn im Bulletin de Mulhouse, 1857 S. 66 gemacht. Hallauer unterläſst auch nicht, den Nachweis zu führen, daſs der Vergleich der indicirten Leistung mit der theoretischen Leistung bei einem innerhalb derselben Temperaturgrenzen ausgeführten Carnot'schen Kreisproceſs keinerlei industrielle Bedeutung habe. In dem Vergleich der Woolf'schen Maschine mit der Hirn'schen eincylindrigen gelangt Hallauer zu dem Resultat: „daſs man immer eine eincylindrige Balanciermaschine mit 4 Schiebern construiren könne, welche mit gesättigtem Dampf mindestens ebenso ökonomisch arbeitet, wie eine Woolf'sche Balanciermaschine, wenn die Füllung zwischen ¼ bis1/7 variirt, die schädlichen Räume 1 Proc. des Cylindervolums nicht übersteigen und wenn sie mit Dampfmantel versehen wird.“ Wir haben schon oben gesagt, daſs wir dieses Hauptergebniſs der Hallauer'schen Abhandlung nicht anerkennen, weil es auf der allgemein üblichen fehlerhaften Dimensionirung der Woolf'schen Maschine basirt, deren Niederdruckcylinder man immer zu groſs und deren Hochdruckcylinder man meistens zu klein macht. Wenn Hallauer ferner sagt (Bulletin, S. 283), daſs die geringe Wassermenge des Dampfes im groſsen Cylinder am Ende des Kolbenweges nicht sowohl der Trennung des kleinen vom groſsen Cylinder, als vielmehr dem Einflusse des Dampfmantels zuzuschreiben sei, so erwiedern wir hierauf, er möge doch der von ihm vorgeschlagenen eincylindrigen Maschine mit ¼ Maximalfüllung noch einen kleinen Cylinder von halbem Volum mit 0,5 Maximalfüllung beigeben, natürlich auch diesen Hochdruckcylinder mit Dampfmantel versehen und so wie früher mit hoher Kesselspannung und gedrosseltem Admissionsdampf arbeiten, dann wird sich die Wirksamkeit des doppelten Dampfhemdes gewiſs zeigen. Es ist ja Niemand genöthigt, den Niederdruckcylinder der Woolf'schen Maschine gröſser zu machen als die eincylindrige Maschine! Eine geringe Vergröſserung ist wohl allerdings nöthig, um den Spannungsverlust beim Uebertritt auszugleichen; aber es genügt für diesen Zweck, daſs der groſse Cylinder eine um etwa 12 Proc. gröſsere Kolbenfläche besitze, wie eine eincylindrige Maschine gleicher Stärke. Bemerkenswerth ist ferner, daſs die Woolf'sche Maschine im Leergang nur 35e consumirt, und daſs Hallauer auf Grund der Versuche an der Hirn'schen und einer liegenden Woolf'schen Maschine die Reibungsarbeit im Vollgang bei 347e indicirt nur auf 44e schätzt, entsprechend 87,3 Proc. Wirkungsgrad. Die zusätzliche Reibung = 9e bei 303e effectiv beträgt also nur 3 Proc. eine Annahme, welche ungewöhnlich ist, die wir aber gleichwohl aus eigenen Studien, welche bei gröſseren Maschinen auf 5 Proc. zusätzliche Reibung führten, ganz gut als möglich erachten. (Schluſs folgt.)