Titel: Deutscher Bauxit; von A. Retzlaff.
Autor: A. Retzlaff
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 274
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Deutscher Bauxit; von A. Retzlaff. Retzlaff, über deutschen Bauxit. Das Auffinden von Bauxit bei dem Dorfe Mühlbach in der Nähe von Hadamar (Hessen-Nassau) durch Troost und Dr. C. Bischof (vgl. 1878 228 93) hat die längst gehegte Erwartung bestätigt, daſs auch in Deutschland Eisenerze vorkommen möchten, bei denen der gröſste Theil des Eisenoxydes durch Thonerde vertreten, während zugleich der Kieselsäuregehalt verhältniſsmäſsig gering ist. An die erwähnte Thatsache wurde von Prof. Dr. Wedding in der Sitzung des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses vom 6. Mai d. J. die treffende Bemerkung geknüpft, daſs bei der Zusammensetzung des Bauxits von Hadamar, einem Gehalt von 32,5 Proc. Thonerde und 6,7 Proc. Kieselsäure, also dem Verhältniſs der Kieselsäure zur Thonerde wie 1 : 4,9, für eine ökonomische Aluminiumfabrikation aus dem Materiale keine und für die Darstellung von Aluminiumsulfat nur wenig Hoffnung vorhanden sei. Anders gestaltet sich jedoch eine derartige Aussicht und damit die Bedeutung des Vorkommens von Bauxit in Deutschland bei der Zusammensetzung des neuerdings aus dem Bezirk des ersten Fundortes offerirten Materials, dessen Analyse ich folgen laſse. Leider gelang es mir nicht, die nöthige Auskunft über Art und Menge des Vorkommens von dem Einsender des Postmusters zu erhalten. Dieses Muster bestand aus abgerundeten Stücken verschiedener Gröſse, welche nach dem auſseren Ansehen, nach Farbe und Dichte im Bruch in zwei Sorten getrennt werden konnten. Der eine Theil der Stücke zeigte das Aussehen des von C. Bischof beschriebenen Bauxits von Hadamar, eine feinlöcherige, conglomeratartige, ungleichartige Beschaffenheit und rothbraune Farbe in verschiedenen Nüancen. Im rohen Zustande ergab derselbe: Thonerde 45,768 Eisenoxyd 18,966 Kieselsäure 6,414 Kohlensauren Kalk 0,551 Kali 0,381 Magnesia Spuren Phosphorsäure Spuren Glühverlust    27,614. Der andere Theil der Probe bestand aus Wallnuſs- bis Hühnereigroſsen, rundlichen Stücken, von gleichmäſsig dichter Beschaffenheit, mit scharfkantigem, ziemlich glattem Bruch und war rosa, grau und roth gefärbt. Es fanden sich in 100 Theilen: Thonerde 55,610 Eisenoxyd 7,170 Kieselsäure 4,417 Kalk 0,386 Magnesia Spuren Glühverlust    32,330. Demnach liegt hier ein neuer Bauxit vor, der sich seiner Zusammensetzung nach von dem ihm äuſserlich gleichenden Bauxit von Hadamar vortheilhaft unterscheidet. Der Thonerde-reichere Theil ist den in der Wochein vorkommenden besten Sorten ähnlich. Er unterscheidet sich von allen überhaupt gefundenen und analysirten Bauxiten durch den groſsen Gehalt an Wasser. (Bisher war die gröſste Wassermenge in Bauxiten 28 bis 28,5 Proc.) Bei dem Verhältniſs von Kieselsäure zu Thonerde, wie 1 : 7 und 1 : 12,5 oder im Durchschnitt wie 1 : 10, gehört dieser Bauxit hinsichtlich seiner Verwendbarkeit in der Thonerde-Industrie zu den besten Qualitäten. Breslau, Juni 1878.