Titel: Ueber die Verunreinigungen des käuflichen Ammoniaks; von Ed. Donath.
Autor: Ed. Donath
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 351
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Ueber die Verunreinigungen des käuflichen Ammoniaks; von Ed. Donath. Donath, über Ammoniak. Mit als „Empyreuma“ bezeichneten Substanzen verunreinigtes Ammoniak kommt mitunter schon seit Langem im Handel vor; Wittstein (1874 213 512) und KupferschlägerNaumann's Jahresbericht, 1875 S. 168. haben letzterer Zeit aber auf eine häufiger vorkommende Verunreinigung desselben aufmerksam gemacht, begründet in der Darstellung desselben aus dem Theerwasser der Leuchtgasfabriken. Ersterer gibt an, daſs diese Verunreinigung von geringen Mengen der Basen der Anilinreihe herrühre. Ein in dieser Richtung besonders auffallendes Product veranlaſste mich zur Prüfung der diesbezüglichen Angaben. Eine stark salzsaure und deshalb mit diesem Ammoniak theilweise neutralisirte Wismuthchloridlösung färbte sich im offenen Becherglase nach einigen Tagen von oben nach unten herab dunkel rosenroth und das nachher mit Wasser gefällte und gewaschene Wismuthoxichlorid zeigte ebenfalls eine schwach rosenrothe Färbung. Das angewendete Ammoniak gab, mit Salpetersäure im Ueberschusse versetzt, sofort eine nicht beträchtliche braunrothe Färbung, mit überschüssiger (vorher etwas verdünnter) Schwefelsäure eine rosenrothe, mit Salzsäure nach einiger Zeit dieselbe an der Oberfläche immer stärker werdende Färbung. Die schwefelsaure Lösung zeigte sehr stark den eigenthümlich scharfen, an käufliches Naphtalin erinnernden Geruch und besaſs reducirende Eigenschaften. 50cc der Ammoniakflüssigkeit, mit verdünnter Schwefelsäure im Ueberschusse versetzt, entfärbten 3cc,8 einer Chamäleonlösung, von der 1cc = 0,00449 Fe entsprach. Ein solches Ammoniak ist für analytische und manche präparative Zwecke, z.B. Darstellung von Eisenammonium-Doppelsalz, Molybdänflüssigkeit u. dgl., absolut ungeeignet, und es ist deshalb gerathen, die käuflichen Producte stets zu prüfen, wozu sich weniger die angeführten Farbenreactionen, als das Verhalten der mit Schwefelsäure übersättigten Flüssigkeit gegen Chamäleonlösung eignet, da eine Lösung von reinem Ammoniumsulfat Chamäleon nicht reducirt. Um einen Gehalt an Anilin oder Toluidin in dem fraglichen Ammoniak nachzuweisen, habe ich zuvor die relative Empfindlichkeit der charakteristischen Anilinreactionen geprüft. Ein Tropfen käufliches (Toluidin-haltiges) Anilinöl wurde durch Schütteln mit etwas Wasser zu kleinen Tröpfchen vertheilt und sehr geringe bis gröſsere Mengen dieses Gemisches zu je 100cc einer vollständig reinen Ammoniakflüssigkeit zugesetzt. Die Proben, mit Schwefelsäure übersäuert und bis zur Abscheidung festen Salzes eingedampft, gaben mit Kaliumbichromat erwärmt alle die bekannte Reaction, je nach der zugesetzten Menge des Anilinöles violette Färbung bis Abscheidung eines blauvioletten Niederschlages. Ebenso trat unter ähnlichen Bedingungen stets die Reaction mit Chlorkalklösung ein.Dieselbe erwies sich noch bedeutend empfindlicher als die mit Kaliumbichromat. 100cc der verunreinigten Ammoniakflüssigkeit, mit Schwefelsäure übersäuert und eingedampft, zeigten aber bei wiederholten Versuchen weder mit Kaliumbichromat, noch mit Chlorkalklösung die geringste Farbenreaction. Es läſst sich daher annehmen, daſs die jetzt häufigeren Verunreinigungen der käuflichen Ammoniakflüssigkeit, wenigstens der vorliegenden, nicht von einem Gehalt an Anilin oder Toluidin stammen. In Berücksichtigung der von Ballo (1871 202 380) gemachten Angabe, daſs der Geruch des käuflichen Naphtalins nicht diesem eigenthümlich sei, sondern von einem Gehalt an Leukolinöl herrühre, sowie der Thatsache, daſs bei der Darstellung von Naphtalinsulfosäure häufig eine rosenrothe Färbung der Flüssigkeit erfolgt, ist es eher anzunehmen, daſs diese Verunreinigungen von Basen der Leukolinreihe oder sonstigen Bestandtheile des Leukolinöles herrühren.