Titel: Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei.
Autor: V. Grieſsmayer
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 439
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Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei. (Fortsetzung von S. 376 dieses Bandes.) Grieſsmayer, Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei. Ueber die chemische Zusammensetzung der Hefe; von Prof. Nägeli und Dr. Oscar Löw. Pasteur, Liebig und zuletzt Schützenberger haben die chemische Zusammensetzung der Hefe untersucht und die einzelnen Bestandtheile derselben quantitativ bestimmt; aber diese Bestimmungen sind so widersprechend, daſs eine neuere Untersuchung dieses interessanten Pilzes ein wahres Bedürfniſs war. Eine Hauptschwierigkeit bei diesen Studien bildet der Umstand, daſs es sehr schwer ist, bei der Kleinheit der Hefeorganismen die Membran und das Plasma von einander zu trennen. Nägeli suchte nun diesen Zweck nach zwei neuen Methoden zu erreichen. Zunächst lieſs er Hefe mit Wasser, welches 1 Proc. Phosphorsäure zum Schütze gegen Fäulniſs enthielt, stehen und fand, daſs man hierdurch nur 37,4 Proc. der Trockensubstanz in Lösung bringt. Die andere Methode bestand darin, daſs er Hefe 20 Tage lang unter 10maliger Erneuerung des Wassers kochte. Hierbei ging ungefähr die Hälfte der Trockensubstanz in Lösung. In beiden Fällen befand sich in der Lösung ein Kohlehydrat, welches zu den Pflanzenschleimen gehört und als Sprosspilzschleim bezeichnet werden kann. Derselbe macht nebst der Pilzcellulose etwa 37 Proc. der Trockensubstanz untergähriger Bierhefe aus. Dieser Pilzschleim stammt nicht aus dem Plasma, sondern aus der Membran; aber auch in dieser ist höchstens ein geringer Theil davon fertig gebildet enthalten; die Hauptmenge entsteht erst durch die Einwirkung der Lösungsmittel (verdünnte Säuren, kochendes Wasser, Fermente u.s.w.) auf die Zellmembran. In kaltem Wasser ist dieser Schleim fast unlöslich. Frische Hefezellen enthalten 17 Proc. Trockensubstanz und 83 Proc. Wasser. Dieses Wasser vertheüt sich auf Plasma und Membran in der Weise, daſs auf ersteres 86, auf letzteres 75 Proc. kommen, so daſs die Membran 3mal, der Inhalt 6 mal so viel Wasser enthält als die Substanz. Unter dieser Voraussetzung berechnet sich die Dicke der Membran einer 10 Mik. (0mm,01) groſsen Bierhefenzelle zu 0,45 Mik. (0mm,00045), so daſs sie also nur den 22ten Theil des Zellendurchmessers ausmacht. Die untersuchte Hefe war arm an Stickstoff (7,5 bis 8 Proc. der aschenhaltigen Trockensubstanz.) Eine sehr Stickstoff-reiche Oberhefe mit fast 12 Proc. Stickstoff enthält gegen 75 Proc. Albuminate und wenig mehr als 20 Proc. Cellulose und Pilzschleim. Die Membrandicke derselben kann daher kaum 0,2 Mik. (0mm,0002), also kaum den 50ten Theil des Zellendurchmessers betragen. Im Zelleninhalte sind, entgegen der Ansicht Liebig's, keine Kohlehydrate enthalten, nur eine Glycoseform in Spuren. Der Pilzschleim scheidet sich aus der heiſsen Lösung in mikroskopischen Kugeln von ungleicher Gröſse aus. Diese werden durch Jod braunroth gefärbt. Die Zellmembran des Mycoderma aceti und der Spaltpilze (Bakterien) schwankt rücksichtlich der Weichheit zwischen der Cellulose und dem Pilzschleim der Hefe. Auch ist die Bakteriencellulose mehr löslich in Kupferoxydammoniak. Auch den Bakterienschleim muſs man von dem Hefepilzschleim unterscheiden. Der erstere tritt immer auf bei der schleimigen Gährung, ist aber nach Nägeli kein Gährungsproduct (Milchsäuregummi, Gährungsgummi), sondern besteht nur aus den sehr weichen und schleimigen Membranen der Spaltpilze (Bakterien). Der Fettgehalt der Hefe wurde immer zu gering angegeben, weil er sich durch Kochen mit Alkohol und Aether nicht vollständig ausziehen läſst. Behandelt man aber die Hefe mit concentrirter Salzsäure, welche die Membran zerstört und das Fett in Fettsäuren überführt, so kann man erst den ganzen Fettgehalt bestimmen. Das Plasma der Hefe besteht fast vollständig aus Albuminaten; die Peptone machen nur etwa 2 Proc. des Inhaltes aus. Wird aber die Hefe lange Zeit mit säurehaltigem Wasser stehen gelassen oder wiederholt mit Wasser ausgekocht, so gehen die Albuminate fast ganz als Peptone in Lösung. Ein geringer Theil geht als Invertin, Leucin, Guanin, Xanthin nnd Sarkin in Lösung, wie schon Schützenberger gefunden hat; ebenso findet man etwas Glycerin, Bernsteinsäure, Traubenzucker (Tersit), Cholesterin (nach der Verseifung) und Alkohol, letztere gemeinsam als Extractivstoffe bezeichnet. Untergährige Hefe mit etwa 8 Proc. Stickstoff hat also folgende Zusammensetzung: Cellulose mit Pflanzenschleim 37  Proteïnstoffe gewöhnliches Albuminleicht zersetzbares, Glutencaseïn-artiges Protein 36  Peptone, durch Bleiessig fällbar Fett Asche Extractivstoffe –––– 100. In Weingeist lösliche Bestandtheile der Hefe. 2k,5 Hefenschlamm wurden mit 2l 95 proc. Alkohol 2 Tage unter häufigem Schütteln in Berührung gelassen, dann mehrere Stunden bei 60 bis 65° digerirt, filtrirt, dann der Rückstand nochmals ähnlich behandelt und beide Filtrate vereint. Sie schieden beim Stehen einen flockigen Körper aus, der vom Fett durch Aether und Alkohol befreit nach dem Trocknen 37g,72 wog (etwa 9 Proc. der trocknen Hefe). Seine Löslichkeit in Alkohol und Wasser ist nicht bedeutend und nimmt beim Trocknen ab. Die wässerige Lösung gibt mit Salpetersäure gelbe Flocken, mit Sublimat, Ferrocyankalium und Essigsäure sowie Bleiessig geringe Niederschläge, mit salpetersaurem Quecksilberoxyd einen beim Erhitzen mit etwas Kalinitrit sich röthenden Niederschlag und liefert mit alkalischer Kupferoxydlösung violette Färbung. In alkalischen Flüssigkeiten löst er sich leicht und Säuren fällen ihn daraus in Flocken. Bei längerer Berührung mit 1 bis 2 proc. Kalilauge erleidet er geringe Zersetzung unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff. Dieser Körper gehört also zu den Proteinstoffen und erinnert durch seine Löslichkeit in heiſsem Weingeist an das Glutencaseïn von Ritthausen. Von den übrigen Hefealbuminaten, die dem Eieralbumin näher stehen, unterscheidet er sich durch seine Fähigkeit, selbst in der Kälte durch Einwirkung von Kali Schwefelwasserstoff abzuspalten. Nach Ausscheidung dieses Proteines wurde das saure Filtrat mit Baryt neutralisirt und mit Bleiessig gefällt (p). Das Filtrat, nach Ausfällung des Bleies und Barytes eingedampft, gab eine bräunliche hygroskopische, im Geruch an Brodrinde und Fleischextract erinnernde, in starkem Alkohol theilweise lösliche Masse, die viel essigsaures Kali enthielt. Nach Entfernung des gröſsten Theiles des Kali durch Schwefelsäure und Alkohol fiel auf Zusatz von Aether-Alkohol ein zäher Syrup aus, der im wesentlichen aus Pepton bestand, und zwar dem c-Pepton Meiſsner's. Ferrocyankalium und Essigsäure fällten es. nicht, aber durch die Biuretreaction und durch Millon's Reagens wurde es nachgewiesen. Das alkoholisch-ätherische Filtrat lieſs bei längerem Stehen ein weiſses Pulver fallen = Leucin. Das Filtrat hiervon der Destillation unterworfen, der Rückstand, in wenig Alkohol gelöst und mit viel Aether versetzt, schied einen bräunlichen Syrup aus, während die ätherische Schichte beim Verdunsten einen zähflüssigen, nicht trocknenden Rückstand lieferte, welcher beim Erhitzen den specifischen Acroleïngeruch entwickelte, also Glycerin. Der Syrup wurde auf dem Wasserbade vom Alkohol befreit, die mit Kali neutralisirte Lösung mit salpetersaurem Quecksilberoxyd gefällt und das Filtrat mit Schwefelwasserstoff behandelt; letzteres liefert auſser etwas Leucin Traubenzucker. Der Quecksilberniederschlag aber enthielt eine Stickstoff-haltige Materie, die mit salpetersaurem Silber einen in Ammoniak unlöslichen Niederschlag gab; er scheint der Xanthingruppe anzugehören. Der oben erwähnte Bleiniederschlag enthielt neben phosphorsaurem Bleioxyd 10g,1 organische Stoffe. Nach Behandlung mit Schwefelwasserstoff und Entfernung der Phosphorsäure mit Aetzbaryt lieferte das Filtrat nach dem Einengen einen feinpulverigen Absatz, welcher, mit Schwefelsäure versetzt und mit Aether geschüttelt, Bernsteinsäure gab. Die vom bernsteinsauren Baryt abfiltrirte Flüssigkeit, mit Alkohol versetzt, gab einen Niederschlag von Pepton-Baryt. In Aether lösliche Bestandtheile der Hefe. Schüttelt man Hefe mit dem doppelten Volum Aether und setzt nun Alkohol zu, so bilden sich zwei Schichten. Destillirt man nun den Aether ab, so scheidet sich ein fettiger Körper ab, der nach dem Verseifen und Ausschütteln mit Aether feine seideglänzende Nadeln von Cholesterin ausscheidet. Lecithin und Neurin wurden nicht gefunden; ebenso wenig Nuklein oder gar ein specifisches Hefeferment auſser dem Invertin. Bestimmung des Fettgehaltes der Hefe. Bei 100° getrocknete Hefe (2 bis 3g) wird auf dem Wasserbade mehrmals mit concentrirter Salzsäure abgedampft, die erhaltene schwarze Masse mit Wasser auf dem Filter ausgewaschen, dann mit absolutem Alkohol erwärmt und nach dem Abfiltriren mit Aether digerirt. Beide Auszüge werden vereint, eingedampft, der Rückstand wird mit Chloroform behandelt, ein geringer Rückstand abfiltrirt und im tarirten Kölbchen das Chloroform abdestillirt. Da diese erhaltenen Fettsäuren bei gewöhnlicher Temperatur flüssig sind, so bestehen sie wohl hauptsächlich aus Oelsäure. Man erhielt 4,6 Proc. Säure = 5,29 Proc. Fett. Ueber den Pilzschleim und das Verhalten der Hefe bei wiederholter Behandlung mit heiſsem Wasser. Es gehen hierbei hauptsächlich Peptone, Pilzschleim und Mineralsalze in Lösung. Zur Isolirimg des Pilzschleimes wurde mittels Bleiessig die Phosphorsäure sowie a- und b-Pepton gefällt, das Filtrat nach dem Entbleien mit heiſsem Alkohol versetzt. Es scheidet sich eine zähe Masse aus, die durch wiederholte Ausfallung aus heiſser Lösung rein und weiſs erhalten wird. Die alkoholischen Flüssigkeiten enthalten hauptsächlich c-Pepton neben einem syrupösen Körper und etwas Leucin. Der Hefeschleim ähnelt dem Dextran, da er mit alkalischer Kupferlösung einen käsigen hellblauen Niederschlag liefert; doch beträgt die Drehung des Dextrans +223°, die des Hefeschleimes nur +78°. In heiſsem Wasser löst er sich leicht zu opalisirender Flüssigkeit, in kaltem nur schwierig. Er reducirt Fehling's Lösung nicht und wird mit Säure nur schwer in Glycose übergeführt. Mit Gerbsäure gibt er keinen Niederschlag, auch nicht mit Borax (Unterschied vom Arabin). Jod wird langsam unter Braunfärbung gelöst. Bleiessig fällt die concentrirte Lösung nicht (Unterschied vom Dextran), wohl aber nach Zusatz von Kali. Salpetersäure führt ihn erst in eine syrupöse Saure (Zuckersäure?), dann in Oxalsäure über. Die Analysen desselben stimmen am besten für die Formel C18H34O17 = 3(C6H10O5) + 2H2O. Ueber die Cellulose der Sproſshefe und Essigmutter. Die Cellulose der Hefe ist durch Säuren leicht angreifbar, aber in Kupferoxydammon unlöslich; die Cellulose von Mycoderma aceti hingegen ist sehr widerstandsfähig gegen Säuren, wird aber, wenn auch langsam, von Kupferoxydammon gelost. Die Reindarstellung der Hefecellulose wurde durch Behandlung mit Kali und dann mit starker Salzsäure versucht, aber unter groſsem Substanzverluste; die Mycoderma-Cellulose hingegen kann bei gleicher Behandlung ohne erheblichen Verlust dargestellt werden. Sie bildet weiſse bis leicht röthliche häutige Massen von schwachem Glanze. Kochende Salpetersäure greift sie nur langsam an, concentrirte Schwefelsäure löst sie unter Bräunung und Zuckerbildung allmälig auf. Ueber die Producte der Hefe bei der Involution. Hefe, die mit Wasser und 1 Proc. Phosphorsäure 13 Monate gestanden hatte, verhielt sich folgendermaſsen. Zunächst wurde die Flüssigkeit filtrirt, ein Strom gereinigter Luft hindurch und in Kalkwasser geleitet; es ergab sich die Anwesenheit von Kohlensäure. Ein Theil wurde wiederholt destillirt und aus dem letzten Destillat durch kohlensaures Kali Alkohol abgeschieden. Dann wurde der Retorteninhalt wieder mit der Hauptmasse vereint, mit Kalkmilch die freie Phosphorsäure entfernt und das Filtrat zur Syrupsconsistenz eingedampft; die geringe Menge von vorhandenem Eiweiſs schied sich in schleimigen Häuten aus. Die Flüssigkeit wurde nun mit Bleiessig versetzt, so lange noch ein Niederschlag entstand (P); das Filtrat wurde entbleit, mit heiſsem Alkohol versetzt und die Flüssigkeit von dem ausgeschiedenen zähen Pilzschleime abgegossen. Beim Erkalten lieſs sie einen amorphen Körper fallen, das c-Pepton Meiſsner's, denn er gab Millons-, die Biuret- und die Reaction mit Ferrocyankalium und Essigsäure. Die Flüssigkeit selbst wurde nun mit Baryt neutralisirt und mit Quecksilberoxydnitrat gefällt (H). Im Filtrate davon fand sich Leucin, vielleicht auch Inosit. Der oben erwähnte Bleiniederschlag P wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt, das Filtrat eingedampft, mit heiſsem Alkohol extrahirt; beim Erkalten schieden sich bräunliche Flocken von a-Pepton aus. Im Filtrat fand sich Guanin. Der Quecksilberniederschlag H, durch Schwefelwasserstoff zersetzt, liefert ein Filtrat, das beim Einengen ein schwer lösliches Pulver ausschied: Sarkin und Xanthin. Harnstoff war nicht darin enthalten. (Nach den Sitzungsberichten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abtheilung der Bayerischen Akademie, 1878 Heft 2 S. 161.) Berechnung des Extractgehaltes und der Schüttung; von V. Grieſsmayer. Wenn ein Brauer die wirkliche Extractausbeute wissen will, welche ein bestimmtes Malz geliefert hat, so kann er dies nach folgender Formel, die ich schon vor mehreren Jahren aufstellte, berechnen: E=\frac{lsp}{m}, wobei E die Extractprocente, l die Anzahl der Liter von der gewonnenen Würze, s das specifische Gewicht der Würze, p den Extractprocentgehalt dieser Würze (nach Balling) und m das verwendete Malz in Kilogramm angeben. Soll aber umgekehrt aus der gewonnenen oder erst zu gewinnenden Würze die Schüttung, d.h. die Anzahl Kilogramm Malz berechnet werden, welche gerade eine bestimmte Anzahl Liter Würze von einem bestimmten Gehalte liefern muſs, so lieſs sich folgende Formel aufstellen, welche aber in jedem gegebenen Falle einer Correctur bedurfte: M=\frac{lsp}{E-x}, wobei M die Schüttung, in Kilogramm ausgedrückt, l die Anzahl der Liter Würze, s das specifische Gewicht der Würze, p den Extractprocentgehalt der Würze, E den theoretischen Extractprocentgehalt und x die Minderausbeute in der Praxis bedeuten. Der Divisor E-x wurde auf Grund der Erhebungen Balling's aufgestellt (Gährungschemie, Bd. 2 S. 480), woselbst es lautet: 100 Gewichtstheile Malz liefern 60 Th. Extract; in Folge des Brauverfahrens aber lassen sich nur 51,75 Th. davon gewinnen; der Rest von 8,25 Th. bleibt in den Trebern, im Hopfen, im Kühlgeläger u.s.w. stecken, oder geräth sonst durch Verzettelung zu Verlust. Obwohl nun das heutige Brauverfahren nicht wesentlich anders geworden ist, so hat sich doch die Mälzerei derart verbessert, daſs gute Waare leicht 70 Proc. Extract liefert. Einer theoretischen Ausbeute von 70 Proc. entspricht aber dann eine praktische von 60,4 und die Minderausbeute beträgt also 9,6, der Divisor E-x würde sich daher auf 70-9,6 stellen. Weiſs man aber die theoretische Ausbeute nicht, so müſste man eben nach rein empirischem Urtheile einen willkürlichen Werth für E in die Formel setzen und statt x als constanten Werth 9,6 annehmen, so daſs die Formel lautete: M=\frac{lsp}{E-9,6}. In der neuesten Zeit nun hat W. Schultze in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1878 Nr. 5 diese Frage wieder aufgegriffen und noch gröſsere Näherungswerthe construirt. Angenommen Jemand habe aus 2267k Malz 100hl Würze zu 13 Proc. Balling gebraut. 100k Würze zu 13 Saccharometergrade enthalten 13\times 100 = 1300^{hl} Saccharometergrade oder 1300 Hectograde Extract. Diese zu gewinnen, waren nun 2267k Malzschrot nöthig. Folglich verlangt 1 Hectograd Extract =2267:1300=1^k,744 Malzschrot, d.h. 2267=100\times 13\times 1,744 oder allgemein: M=hsm\mbox{ Kilogramm}, wenn h die Zahl der darzustellenden Hektoliter Würze, s die Saccharometergrade dieser Würze, m der Malzbedarf für 1 Hectograd und M die Schüttung bedeuten. Es kommt also hier darauf an, m zu berechnen. Schultze hat nun für Würze von 10 bis 14 Proc. Balling diesen Factor für vorzügliche, mittlere und geringe Gerste berechnet und erspart dadurch für den raschen Gebrauch die vorgängige Extractbestimmung im Laboratorium. Für schöne Gerste ist m=1,650, für mittlere =1,750 und für geringe =1,867. Man sieht leicht ein, daſs meine frühere Formel dieselben Dienste leistet, wenn man unter mittlerer Gerste eine solche versteht, welche 70 Proc. Extract im Laboratorium liefert: M=\frac{lsp}{70-9,6}. Sollte nun die Schüttung für 100hl 13 proc. Würze für mittlere Gerste berechnet werden, so hätte man: M=\frac{100000 \times 1,053 \times 13}{70-9,6}=\frac{136890}{60,4}=2266,2. Sind die Kühlschiffe überflüssig? A. G. Jericka veröffentlicht im Böhmischen Bierbrauer, 1878 Nr. 4 einen Artikel gegen die Kühlschiffe, welcher Beachtung verdient. Schon vor 3 bis 4 Jahren haben die Braumeister Cerny in Maisek und Swoboda in Chrudim damit begonnen, die gehopfte Würze nicht direct auf die Kühle zu lassen, sondern dieselbe zuerst zu filtriren. Jericka macht nun den Vorschlag, die auf solche Art bereits bis etwa 85° abgekühlte Würze gar nicht weiter auf die Kühlschiffe zu bringen, sondern sofort durch einen gröſseren Vorkühlapparat gehen zu lassen, welcher die Flüssigkeit auf 38 bis 30° herunterbringt, und dann erst den Eisapparat anzuwenden. Der groſse Eisapparat, den diese Methode erfordert, werde durch die resultirenden Vortheile reichlich aufgewogen. Entsprechende Sudfilter und Kühlvorrichtungen habe er bereits construirt, und werde deren praktische Verwendbarkeit nächstens constatirt werden. – Referent ist nicht so sanguinisch wie der Erfinder, noch möchte er auch vor der Probe über diesen Plan absprechen. Allein so viel scheint ihm schon jetzt sicher, daſs, wenn auch die Kühle nicht so leicht abzuschaffen ist, das Filtriren der Hopfenwürze jedenfalls den Vortheil hat, das Geläger während des Kühlens von der Würze fern zu halten und ungünstige Beeinflussung durch dasselbe zu vermeiden; auch wird eine reinere Hefe und in Folge dessen auch bessere Gährungen erzielt werden. Ueber den Salzgehalt der englischen Biere. Die Frage der Bierverfälschung mit Chlornatrium bezieh. Kochsalz beschäftigt die englischen Brauer und Chemiker in hohem Grade. Ich habe bereits früher (1878 227 576) erwähnt, daſs ein Gehalt von 50 Grains in 1 Gallon = 715mg auf 1l in England früher erlaubt war. Nun zeigt aber ein ungenannter Autor in dem Brewers' Journal, 1878 Bd. 13 Nr. 150 in recht gründlicher Weise, daſs in echtem Baſs'schen Burton Ale 56,7 Grains in 1 Gallon enthalten sind und auf ganz natürliche Weise darin enthalten sein können. Es wurden drei gleiche Mengen Darrmalz in Verwendung genommen; die erste wurde in gewöhnlicher Weise eingeäschert, die zweite wurde vorher mit chlorfreiem Natriumcarbonat etwas alkalisch gemacht, die dritte wurde mit Aetznatron versetzt. Die beiden letzten wurden zuerst getrocknet und dann wie die erste verbrannt. Alle drei wurden mit destillirtem Wasser ausgezogen, Nr. 2 und 3 neutralisirt, dann alle drei mit Kaliumchromat versetzt und mit salpetersaurem Silber titrirt: Probe 1 bis 3 enthielten beziehungsweise 0,04, 0,17 und 0,19 Grains. Also enthielt Nr. 3 fast 5 mal soviel Kochsalz als Nr. 1. Die Lösung dieses Räthsels ist sehr einfach: das Chlor in Probe 1 befand sich in saurer Lösung, herrührend von der natürlichen Säure des Malzes und wurde theilweise verflüchtigt: in Nr. 2 wurde etwas verloren, in Nr. 3 nichts mehr. Nun wird vielleicht eingewendet, daſs das Malz beim Brauproceſse nicht all sein Salz an die Würze abgibt. Dies ist richtig; aber zugleich wurde festgestellt, daſs Malz von verschiedenen Bezugsquellen, mit desillirtem Wasser zu einer Würze von 38½ Pfund (= 25,5 Proc. Balling) verbraut, an diese 23 bis 36 Grains Kochsalz für 1 Gallon abgibt. Geht man nun in die Baſs'sche Brauerei und siedet das dortige Wasser ebenso ein, wie während des Brauens, so erhält man ebenfalls 20 bis 25 Grains in 1 Gallon. Was den Hopfen betrifft, so enthält er auch etwas Kochsalz, und nimmt man nur die niedere Schätzung des von Gatehouse als maſsgebend an, so erhält man: Vom Malz allein 23 bis 36 Grains Wasser 20 25 Hopfen       3,35     6,7 ––––––––––––––––––––––––––––     46,35 bis    67,7 Grains in 1 Gallon. Zur Bewahrheitung dieser Auffassung wurde Ale von Baſs einfach eingedampft und eingeäschert; eine andere Probe wurde erst vorher alkalisch gemacht und dann eingedampft und verbrannt; im ersteren Falle erhielt man 7,48, im zweiten aber 56,7 Grains Kochsalz in der Gallon. In dem Werke von William Molyneux: Burton-on-Trent, its history, its waters and its breweries (London 1869. Trübner und Comp.) ist angegeben, daſs auſser dem Trentwasser noch 6 andere Wasser in den Brauereien Trents Verwendung finden, wovon aber nur zwei (hierbei nicht das Fluſswasser) zur Würzebereitung dienen. Auch das Wasser der neuen, von Allsopp veranlaſsten Bohrungen dient nur zum Kühlen u.s.w. Nach Hofmann enthält die von ihm untersuchte Quelle 86,52 Grains in 1 Gallon Trockensubstanz und darunter 7,2 Grains Chlornatrium. Eine andere von Nemeley untersuchte hatte in 1 Gallon einen Gesammtrückstand von 123,604 Grains und dabei 14,32 Grains Chlornatrium. V. Grieſsmayer.