Titel: Richard Werdermann's elektrische Lampe und Theilung des elektrischen Lichtes.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 34
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Richard Werdermann's elektrische Lampe und Theilung des elektrischen Lichtes. Mit einer Abbildung. Werdermann's elektrische Lampe. Anstatt die Kohlen-Elektroden behufs Erzeugung eines Lichtbogens in einem gewissen Abstande zu erhalten, läſst Richard Werdermann dieselben sich berühren und scheint auf diesem Wege mit gutem Erfolge einen neuen Weg zur Theilung des elektrischen Lichtes, d.h. zur Speisung einer gröſseren Anzahl elektrischer Lampen mit dem von einer und derselben Maschine gelieferten Strome angebahnt zu haben. Wie die dem Engineer, 1878 Bd. 46 S. 312 entnommene Abbildung erkennen läſst, gibt Werdermann in seiner patentirten Lampe der obern Kohle die Form eines Brodes C, das seine Wölbung nach unten kehrt. Die zweite ist ein Stab c von 3 bis 4mm Durchmesser; sein oberes Ende ist zugespitzt und wird durch die Wirkung des Gewichtes W auf die Fassung D am unteren Ende des Stabes c gegen die Unterseite von C angedrückt; seine Führung findet der Stab c in einem federnden Halse h, welcher zugleich den einen Zuleitungsdraht d2 des Stromes aufnimmt, während der andere d1 in eine Klemme an dem die Kohle C umgebenden Metallbande gelegt wird. Das Brod C wird von einem Träger B mit Gelenk getragen, welcher an dem hölzernen Ständer H sitzt. Die Schnur des Gewichtes W läuft über eine Rolle. Der Stab c steht etwa 18mm aus dem Halse vor und wird in dieser Länge glühend; an der Berührungsstelle der beiden Kohlen C und c aber entsteht ein kleiner Lichtbogen, da die Berührung keine absolute ist. Textabbildung Bd. 237, S. 35 Bei einem gegen Ende October in London angestellten Versuche wurde eine kleine Gramme'sche Maschine für Galvanoplastik zur Erzeugung des Stromes benutzt; ihre Bewegung erforderte im vollen Gange etwa 2e, und dies war also die höchste zur Lichterzeugung verwendete Leistung. Anfänglich wurden blos 2 Lichter zu je 320 Normalkerzen (= 20 Gasflammen, bei je 0cbm,14 Verbrauch an 16kerzigem Gas) erzeugt, und diese brannten vollkommen ruhig. Später wurde der Strom durch eine Reihe von 10 Lichtern gesendet.Aus einer Einschaltungsskizze im Telegraphic Journal, 1878 Bd. 6 S. 457 wird ersichtlich, daſs die einzelnen Lampen nicht hinter einander, sondern parallel geschaltet sind. Das Kohlenbrod muſs den negativen Pol bilden. Dabei war die Lichtstärke jeder Lampe zwar geringer (je 40 Kerzen); allein die treibende Maschine war ja verhältniſsmäſsig schwach. Die gröſsere Vertheilung des Lichtes kostet also einen Theil des Lichtes, indem die 10 Lampen zusammen nur 25 Gasflammen mit je 0cbm,14 Gasverbrauch entsprechen. Bei der geringen Länge des Lichtbogens bietet derselbe auch dem Strome nur einen verhältniſsmäſsig kleinen Widerstand. Löscht eine Lampe aus, so brennen die andern ruhig weiter. Alle Lampen zugleich können ausgelöscht und wieder angezündet werden durch bloses Unterbrechen und Wiederherstellen des Stromes. Werdermann behauptet, daſs bei diesem Versuche 60 Lampen von derselben Maschine hätten in Gang erhalten werden können. Ein 4mm im Durchmesser haltender und 0m,9 langer Stab, aus Paris bezogen, kostet 0,80 Mark und brennt 12 bis 15 Stunden in einer Lampe von 320 Kerzen. In den kleinern Lampen nimmt man die Stäbe blos 3mm dick.