Titel: Ueber Pseudopurpurin; von Rosenstiehl.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 82
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Ueber Pseudopurpurin; von Rosenstiehl. Rosenstiehl, über Pseudopurpurin. Wie Salicylsäure und Anthranilsäure durch blose Einwirkung der Hitze sich in Kohlensäure einerseits und in Phenol, bezieh. Anilin andererseits zerlegen, so hat Rosenstiehl (1878 228 263) gezeigt, daſs auch das Pseudopurpurin für sich allein auf 180° erhitzt, in Purpurin und Kohlensäure zerlegt wird, und daſs dieser Reaction gemäſs dem Pseudopurpurin, die Formel C15H8O7 gegeben werden müsse. Fast gleichzeitig haben auch Plath und Liebermann (1878 228 264) dieselbe Eigenschaft des Pseudopurpurins aufgefunden, sind zu demselben Schluſs betreffend die Zusammensetzung dieses Krappfarbstoffes gelangt und haben, wie Rosenstiehl, durch die entsprechenden Analysen die Richtigkeit ihrer Folgerungen nachgewiesen. Trotz dieser Uebereinstimmung hat Rosenstiehl (Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 595) seine Versuche aufgenommen, um dieselben von ganz reinem, purpurinfreiem Pseudopurpurin ausgehend zu wiederholen. Wie vorauszusehen, wurden die früher gewonnenen Resultate bestätigt, das erhitzte Pseudopurpurin lieferte 14,9 Proc. Kohlensäure, gegenüber der berechneten Menge von 14,6 Proc., und der Rückstand ergab bei der Verbrennung 65,32 Proc. Kohlenstoff und 3,16 Proc. Wasserstoff, während die Formel des Purpurins, C14H8O5, deren 65,62 bezieh. 3,12 Proc. verlangt. Die Reinigung des Pseudopurpurins geschah in der Weise, daſs dasselbe in einer kalten wässerigen Sodalösung rasch aufgelöst und die klare Lösung mit einer Säure neutralisirt wurde. Das hierbei in fein vertheiltem Zustand sich ausscheidende Pseudopurpurin wurde sodann kalt in eine groſse Menge Alkohol eingetragen, welcher sich durch aufgelöstes Purpurinhydrat braun färbte. Diese Behandlung mit Alkohol wurde 4 bis 5mal wiederholt, wobei auf 100g Rohmaterial ungefähr 20l Alkohol verwendet wurden, bis die Flüssigkeit anfing, sich schwach roth zu färben – ein Zeichen, daſs das Pseudopurpurin in Lösung zu gehen beginnt, wie dies auch die controlirenden Färbeversuche bestätigten. Das so gereinigte Pseudopurpurin stellt nach dem Trocknen ein leichtes rothes Pulver vor, dessen Elementaranalyse das eine Mal 60,36 Proc. Kohlenstoff und 2,68 Proc. Wasserstoff, das andere Mal 60,15 Proc. bezieh. 2,80 Proc. ergab, während die neue Formel des Pseudopurpurins, C15H8O7, bezieh. 60,00 und 2,66 verlangt. Es löst sich leicht in kaltem Wasser und in Alkohol, durch schwaches Erwärmen der Lösung wird es in Purpurin übergeführt. In kalter verdünnter Natronlauge gelöst, zersetzt es sich sehr schnell, weniger schnell in seiner Lösung in kohlensaurem Alkali. Wird letztere mit Alkohol versetzt, so scheidet sich eine Alkaliverbindung des Pseudopurpurins aus, welche in reinem Wasser sich leicht wieder zerlegt in freies Pseudopurpurin und in ein basisches Salz desselben. Dieses Verhalten gibt ein Mittel an die Hand, krystallisirtes Pseudopurpurin darzustellen, indem man aus der mit Alkohol versetzten Lösung den letzteren langsam an der Luft, aber in einem bedeckten Gefäſs verdunsten läſst. Es scheiden sich dann bald schöne, rothe Krystallblättchen aus, welche durch wiederholtes Waschen mit kaltem Wasser von der anhängenden Mutterlauge befreit werden. – Das Pseudopurpurin löst sich endlich mit orangerother Farbe ohne Zersetzung in einer kalten, wässerigen Lösung von doppeltkohlensaurem Natron. Ebenso ohne Veränderung ist es löslich in kalter concentrirter Schwefelsäure, sowie in Schwefelsäurebihydrat; aber es ist nicht mehr löslich in einer Mischung von gleichen Theilen Wasser und Schwefelsäuremonohydrat. Kl.