Titel: Chlormagnesium als Füllmasse der Gasuhren; von W. Göbel, Ingenieur der Gasanstalt in Hannover.
Autor: W. Göbel
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 240
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Chlormagnesium als Füllmasse der Gasuhren; von W. Göbel, Ingenieur der Gasanstalt in Hannover. Göbel, über Chlormagnesium als Füllmasse der Gasuhren. Man hat neuerdings vielfache Vorschläge gemacht, Chlormagnesiumlösung als Füllmasse der Gasuhren zu benutzen (vgl. S. 185 d. Bd.). Durch Versuche hat sich nun herausgestellt, daſs sie nur dann zu verwerthen ist, wenn das Gas vollständig frei von Ammoniak ist. Letzteres hat die Eigenschaft, einen Theil des Chlormagnesiums zu zersetzen und unter Bildung von Salmiak mit einem weiteren Theil Chlormagnesium ein Doppelsalz zu bilden, wobei jedoch Magnesia als fester Körper ausgeschieden wird: 2MgCl2 + 2H3N + H2O = MgCl2.2H4NCl + MgO. Die ausgeschiedene Magnesia bildet eine weiſse Masse, die sich am Boden, in den Ecken und namentlich in dem Uhrwerk an und zwischen den Rädern festsetzt, schlieſslich das ganze Uhrwerk und Gehäuse ausfüllt. Trotzdem das hiesige Gas in 100cbm nur 0,3 bis 0g,6 H3N enthielt, so war doch bei einem Versuch mit dieser Füllmasse eine derartige Anfüllung von Magnesia schon in wenigen Monaten eingetreten. Die Metalltheile der Uhr selbst zeigten keine angegriffenen Stellen, und die Analyse ergab, daſs in der zurückgebliebenen Lösung keine Metallverbindungen enthalten waren; somit hatte, während die Uhr im Betrieb war, kein nachtheiliger Einfluſs auf die Metalllegirungen selbst stattgefunden. Dagegen zeigte das geöffnete Uhrgehäuse und namentlich die Trommel, nachdem dieselbe einige Zeit an der Luft gestanden hatte, auf der Oberfläche und im Innern starke Rostflecken, welche stellenweise so tief eingefressen waren, daſs ein vollständiges Durchfressen binnen einigen Wochen stattgefunden haben würde. Es erklärt sich dies dadurch, daſs sich die gebildete Doppelverbindung unter Freiwerden von Ammoniak zersetzte, wobei freie Salzsäure gebildet wurde, die nun in bedeutenderem Grade auf die Metalltheile einwirkte, wie dies durch Chlormagnesiumlösung allein geschieht: MgCl2.2H4NCl = MgCl2 + 2H3N + 2HCl. Es wurde nun weiter von mir die Untersuchung angestellt, inwieweit das Chlormagnesium geeignet sei, das Gas vollständig von Ammoniak zu reinigen; es ergab sich durch Analyse, daſs ein Scrubber-Gas, welches in 100cbm 70g,9 Ammoniak enthielt, nach dem Durchleiten durch Chlormagnesium von Ammoniak vollständig befreit war. Ebenso wurde ein Gas, welches in 100cbm 2g,8 Ammoniak enthielt, durch Chlormagnesiumlösung vollständig davon befreit. Eine Beeinflussung auf die Lichtstärke fand durch Chlormagnesiumlösung nicht statt. Hannover, December 1878.