Titel: Neuerungen an Gasregulatoren.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 513
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Neuerungen an Gasregulatoren. Mit Abbildungen auf Tafel 45. Neuerungen an Gasregulatoren. Um Leuchtgas, welches unter hohem Druck in einen transportabeln Kessel eingefüllt war, zur directen Verwendung geeignet zu machen, schaltet H. Hirzel in Leipzig (*D. R. P. Nr. 782 vom 11. September 1877) den in Fig. 9 und 10 Taf. 45 abgebildeten Druckregulator ein. Die beiden Endflächen des guſseisernen Gehäuses A sind mit den Membranen M als Druckflächen lose derart überspannt, daſs dadurch der innere Raum des Gehäuses vollkommen gasdicht verschlossen ist. Durch den Stutzen V gelangt das in einem Kessel befindliche verdichtete Leuchtgas in das Gehäuse, während es durch den Stutzen N nach den Brennern fortgeleitet wird. Im Eingangsstutzen V sitzt ein den Gasdruck regulirendes Kolbenventil, welches als Dichtungsfläche eine kleine Korkplatte trägt. Das Ventil steht durch ein an einem beweglichen Bolzen sitzendes Excenter und durch den an demselben Bolzen befestigten Doppelhebel d, die Zugstangen f und die Hebel h mit den Membranen M so in Verbindung, daſs jede Bewegung derselben durch die genannten Theile auf das Ventil übertragen wird. Die Schienen p sind am Gehäuse befestigt und tragen je an dem einen Ende die Drehzapfen, am anderen Ende die Führungen der Hebel h. Eine linksgewundene Spiralfeder r, welche mit ihren Enden an dem das Excenter tragenden Bolzen und an der durch die Gehäusewand gehenden, von auſsen drehbaren, mit Gegenmuttern versehenen Schraube s befestigt ist, dient zum Justiren des Regulators und hält im Ruhestand das Ventil offen. Die Membranen M werden gegen äuſsere Beschädigung durch die darüber geschraubten guſseisernen Deckel g geschützt. In diese Deckel sind die Löcher q eingebohrt, damit beim Spannen der Membranen die verdrängte Luft entweichen, oder im anderen Falle in den Raum zwischen Deckel und Membran eindringen kann. Bei Benutzung des Druckregulators zur Eisenbahnwagen-Beleuchtung wird der Regulator mit der angegossenen Platte F am Untergestell des zu beleuchtenden Wagens angeschraubt und mit dem Kessel und den Flammen durch Rohrleitung verbunden. Wird nun durch Oeffnen der Brennerhähne, bezieh. durch Anzünden der mit Gas zu versorgenden Flammen der Apparat in Thätigkeit gesetzt, so strömt das verdichtete Gas, nachdem es den Ventilverschluſs passirt hat, durch drei seitliche Oeffnungen in den freien Raum des Regulatorgehäuses A ein und übt in diesem einen Druck aus auf die Membranen M. Ist dieser Druck stark genug, um den Gegendruck der Feder r zu überwinden, so werden die Membranen nach auſsen aufgetrieben und ziehen die Hebel h nach sich. Dieser Bewegung folgt das ganze Hebelsystem, so daſs schlieſslich das Excenter das Ventil gegen seinen Sitz bewegt, wodurch der Gaszufluſs ganz oder theilweise unterbrochen wird. Sinkt dann, in Folge des Gasabganges nach den Brennern hin, die Spannung im Gehäuse wieder etwas, so überwindet der Druck des vom Kessel aus wirkenden verdichteten Gases auf das Ventil und die in demselben Sinne wirkende Kraft der Feder den Gegendruck des im Innern des Gehäuses noch befindlichen Gases auf die Membranen, das Ventil öffnet sich in Folge dessen wieder in entsprechendem Maſse, läſst neues Gas in das Gehäuse eintreten, bis sich bei zunehmendem Druck im Gehäuse das Spiel wiederholt. Mittels der Feder r, die man von auſsen durch die Schraube s stärker oder schwächer spannen kann, ist man im Stande, den Regulator so zu stellen, daſs er das Gas an die Brenner mit dem zur Bildung guter Flammen günstigsten Drucke abgibt. Die Herstellung des zu diesen Membranen verwendeten Gastuches geschieht in folgender Weise (D. R. P. Nr. 976 vom 11. September 1877). Zwischen zwei Stücke Shirting ohne Appretur legt man ein ebenso groſses Stück Guttaperchapapier und führt das Ganze zwischen heiſsen Walzen hindurch. Dieser so erhaltene, für Gas und Wasser undurchdringliche Stoff wird noch widerstandsfähiger durch Ueberziehen mit einem dünnen, fetten Copallack. H. C. Bulling in Bremen (*D. R. P. Nr. 1187 vom 18. Juli 1877) hat einen kleinen Druckregulator construirt, welcher wohl plötzliche Druckschwankungen etwas ausgleicht, keineswegs aber der Flamme dabei die gleiche Gasmenge zuführt. Dies wird besser durch den Flürscheim'schen Regulator (*D. R. P. Nr. 3092 vom 22. Januar 1878) erzielt, der von Schäfer und Hauschner in Berlin hergestellt wird; Taf. 45 Fig. 11 zeigt den Durchschnitt eines Apparates mit feststehendem, Fig. 12 mit verstellbarem Gasverbrauch. Die Regulirung geschieht hier durch den im Cylinder a sich bewegenden Schwimmer b, dessen rohrartiger Aufsatz c in der Oeffnung der Zwischenwand d Führung hat. Da das Gas durch eine nach dem gewünschten Verbrauch geaichte Oeffnung in 6 in das Innere von c und dann zwischen dessen oberem Rande und dem Deckel des Cylinders a hindurch nach seitlich gebohrten, zum Brenner führenden Oeffnungen gelangt, so muſs sich die durchgehende Gasmenge verringern, sobald bei zunehmendem Druck b gehoben, dagegen vergröſsern, wenn bei abnehmendem Druck der Schwimmer b sinkt. In dem zweiten Apparat ist a in dem Cylinder e drehbar, kann aber durch die Hülse f festgestellt werden. Oeffnungen in a oberhalb des Schwimmers stehen nun mehr oder weniger in Verbindung mit Vertiefungen in e, je nach dem Grade der Drehung beider Cylinder, so daſs auf diese Weise die Menge des durchgehenden Gases geregelt werden kann. Eine seitlich angebrachte Scale mit Zeiger gibt die Menge des verbrauchten Gases an. Um beim Ausdrehen oder Anzünden mehrerer Flammen den Druck in der Hausleitung zu regeln, hat F. J. Dresch in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 2223 vom 15. Januar 1878) den auf Taf. 45 in Fig. 13 und 14 im Verticalschnitt und Grundriſs mit weggenommener Deckplatte dargestellten Regulator construirt. Derselbe steht durch die Flansche a mit der Gasuhr, durch b mit der Hausleitung in Verbindung. Vergröſsert sich in der Hausleitung der Druck, so wird die Membran c, welche das Gehäuse nach oben gegen die Atmosphäre absperrt, gehoben, so daſs das damit verbundene Kugelventil d den Zutritt des Gases zum Gehäuse, e den zur Hausleitung etwas beschränkt. Der Druck im Gehäuse bleibt hierbei derselbe, während der in der Hausleitung sich auf den für die betreffende Anzahl Flammen erforderlichen Normaldruck ausgleicht. Vermindert sich der Druck in der Hauptleitung, so tritt natürlich eine Senkung der Kugelventile und hiermit die entsprechend gröſsere Gaszufuhr ein. Der Regulator wird durch aufgesetzte kleine Gewichte g eingestellt, durch die Kapsel K aber gegen unbefugtes Eingreifen geschützt. Der von H. Pintsch in Berlin bereits früher erfundene und landesrechtlich schon patentirt gewesene Gasdruck-Regulator, welcher für Beleuchtung von Eisenbahnwagen vielfach Verwendung findet, hat das deutsche Reichspatent Nr. 3083 vom 3. Juli 1877 ab erhalten. Der Gasregulator von F. Pipersberg in Lüttringhausen (*D. R. P. Nr. 2471 vom 23. October 1877) regelt den Abfluſs mittels eines Schiebers, dessen Stellung von jener einer pneumatischen Wanne abhängig gemacht ist. Die Achse dieser Wanne taucht unter Quecksilber, um vollkommenen Gasabschluſs ohne Stopfbüchsen zu erzielen. C. Ulbrich in Chemnitz (D. R. P. Nr. 3188 vom 26. Juli 1877) belegt die aus feinem Leder bestehende Membran der trocknen Gasdruck-Regulatoren auf beiden Seiten mit Seidenpapier, welches mit Oel haltigem Collodium bestrichen wurde. Das Leder soll in Folge dieses Schutzes lange Zeit seine Beweglichkeit und Empfindlichkeit behalten. Um ferner beim Undicht werden der Membran ein Austreten von Leuchtgas aus der kleinen Oeffnung zu verhüten, welche den oberen Theil des Regulators mit der atmosphärischen Luft verbindet, bringt er über der Oeffnung einen kleinen Lederbalg an.

Tafeln

Tafel Tafel 45
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