Titel: Ueber südamerikanischen Salpeter.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 453
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Ueber südamerikanischen Salpeter.Aus einem Berichte des Hrn. Fabrikdirectors Dr. G. Langbein in San Juan in Peru an Prof. Rudolf v. Wagner in Würzburg. Mit Abbildungen. Langbein, über südamerikanischen Salpeter. Entstehung des Perusalpeters. L'OlivierWagner's Jahresbericht, 1876 S. 467. erklärt die Bildung der südamerikanischen Salpeterlager durch Verdampfen von Seen, ohne anzuführen, wie er sich die Bildung des salpetersauren Natrons in denselben denkt. Verfasser glaubt auf Grund langjährigen Studiums der Lager sich nur für die von NöllnerWagner's Jahresbericht, 1868 S. 290. aufgestellte Hypothese der Bildungsweise aus Seetangen aussprechen zu können. Die stetige Hebung der Westküste sowie andere sichere Spuren weisen darauf hin, daſs das jetzt die Rohmaterial- (Caliche-) Lager führende Hochplateau einst Meeresboden war. Bei der Hebung des Landes und dem dadurch erfolgten Abfluſs des Seewassers muſsten die Seetange in den Thaleinsenkungen und an deren hügeligen Einfassungen zurückbleiben zugleich mit dem Seewasser, welches, durch den von Süden nach Norden in der Mitte des Hochplateau laufenden Hügelkamm verhindert, nicht mit abflieſsen konnte. Der Stickstoff der Seetange wurde bei der Verwesung derselben, durch die Bildung von Ammoniak hindurchgehend, unter Mitwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes zu Salpetersäure oxydirt, welche in den durch die spontane Verdampfung der Meerwasserseen entstandenen Salzlaugen reichliches Material zur Bindung fand. Spätere Wasserzuflüsse von der Cordillera mögen die ursprüngliche Bildungsform in die tiefer liegenden Ebenen übergeführt haben, es mögen verschiedene Lösungs- und Verdampfungsprocesse stattgefunden haben, wofür die verhältniſsmäſsig gleichere Mächtigkeit der Schichten des Caliche in diesen Theilen spricht, während in den höheren Lagen und an den Abhängen die Lagerungsverhältnisse des Caliche ungemein wechseln. Während das aus den tiefer liegenden Ebenen stammende Rohmaterial in Folge der wiederholten Einwirkung des Wassers porös und weich ist, erscheint dasjenige der höher gelegenen hart und dicht; sein Gehalt an salpetersaurem Natron ist gewöhnlich bedeutend gröſser, und es findet sich in demselben der gröſste Gehalt an Jodverbindungen wie Kalisalzen. Dieses Zusammentreffen des Vorkommens von Kali neben Jod spricht nach Verfassers Ansicht am besten für die Entstehung des Salpeters aus den Jod und Kali haltigen Seetangen. Man hat verschiedentlich versucht, die Bildung des Salpeters aus groſsen Guanolagern, veranlaſst durch gelegentliche Auffindungen kleiner, in das Rohmaterial eingebetteter, stark nach Ammoniak riechender Guanonester, herzuleiten. Verfasser hält diesen Guano lediglich für verweste Seetange, die durch irgend welche ungünstige Verhältnisse der weiteren Zersetzung durch atmosphärische Einflüsse entzogen wurden; diese Annahme stützt sich darauf, daſs es ihm gelang, in einigen wenigen solchen Guanoklumpen ziemlich wohl erhaltene Reste Seetang zu linden. Es finden sich allerdings auch kleine Nester von Vögelguano, jedoch dann immer zwischen den Alluvionen, also einer späteren Bildung angehörend. Die Bildung der sogenannten „Salares“ mag vielleicht so vor sich gegangen sein, wie L'Olivier es annimmt; es läſst sich aber auch noch eine andere Erklärung geben, bei der man sich klar zu machen hat, daſs zweierlei Klassen Salares bestehen, die eine, deren Chlornatrium noch mit Salpeter verunreinigt ist, die andere, in deren Kochsalzablagerungen sich Salpeter quantitativ nicht mehr bestimmen läſst. Erstere finden sich meistens an den tiefsten Punkten der einzelnen Thalsenkungen; die aus den Seetangen gebildete Salpetersäure war nicht in genügender Menge vorhanden, um alles Salz des Sees umzusetzen; bei der allmäligen Verdampfung unter Ausscheidung von Salpeter und theilweise von Kochsalz verminderte sich die Flüssigkeit, deren letzte Reste, arm an salpetersaurem Natron und reich an Chlornatrium, sich an den tiefsten Stellen sammelten und dort zur Trockene verdampften. Daſs sich derartige Salares auch manchmal an höher liegenden Stellen vorfinden, während tiefer liegende in nächster Nähe ein salpeterreiches Material bergen, ist insofern keine Widerlegung des Gesagten, als bei der bekannten vulcanischen Thätigkeit des Landes wohl anzunehmen ist, daſs spätere Hebungen und Senkungen die ursprünglichen Niveauverhältnisse verändert haben werden. Die andere Klasse Salares findet sich da, wo Ablagerungen von Seetangen nicht gut stattfinden konnten, oder wo ein Abfallen des Bodens nach Westen dem Meere gestattete, die Tange wieder mit sich fortzuführen, während in den Kesseln Seewasser allein zurückblieb. Die Analyse dieser Salzrinde ergibt auſser Chlornatrium nur noch die im Seewasser vorkommenden Salze. Wasser. Die in den peruanischen Salpeterfabriken zur Verwendung kommenden Kesselspeisewässer, welche Brunnen entnommen werden, deren Tiefe von 20 bis 120m wechselt, gehören wohl zu den schlechtesten, die zu gleichem Zwecke gebraucht werden, wie folgende Zahlen der Analyse beweisen mögen. Die in geringer Menge enthaltenen Bestandtheile sind weggelassen. Das Wasser ist frei von kohlensauren Verbindungen. g g Abdampfungsruckstand im Liter 5,8400 5,8600 Schwefelsaurer Kalk 2,0606 1,9244 Schwefelsaures Natron 1,4731 1,5620 Chlormagnesium 0,2256 0,2269 Chlornatrium 2,0511 2,1332 Während einmal der hohe Kalkgehalt bedeutende Kesselsteinbildung veranlaſst, corrodiren durch den Chlormagnesiumgehalt in kürzester Zeit nicht nur die Kesselbleche, sondern auch die Pumpen, Ventile und Röhren, durch welche das Wasser aus dem Vorwärmer seinen Lauf nach den Dampfkesseln nimmt. Durch die häufigen Betriebsstörungen und die Reparaturkosten, welche eine unglaubliche Höhe erreichten, veranlaſst, begann man schon vor etwa 15 Jahren, den Kalk durch kohlensaures Natron (durch Entzünden eines Gemisches Salpeter und Kohlenstaub in den Fabriken selbst dargestellt) auszufällen; aber die nach roher Schätzung berechnete Zugabe des Fällungsmittels, sowie die Unkenntniſs der Eigenschaften des gefällten kohlensauren Kalkes trugen die Schuld, daſs die erzielten Resultate wenig befriedigend waren. Erst nachdem durch den Verfasser in Gemeinschaft mit Dr. C. Gilbert in dem Chlormagnesium das corrodirende Agens erkannt wurde, entwickelte sich das folgende Reinigungsverfahren, mit welchem seit der vor längerer Zeit erfolgten Einführung, sowohl was Verhütung der Kesselsteinbildung, als Vermeidung der Corrosion der Kesselbleche u. dgl. anlangt, sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielt wurden. Die dem Kalk- und Magnesiagehalte äquivalente Menge kohlensauren Natrons wird dem durch den überschüssigen Dampf der Maschinen vorgewärmten Speisewasser in graduirten eisernen Behältern zugefügt und dadurch das Kalksulfat sowie Mangnesiumchlorid in Carbonate übergeführt; der Inhalt des Behälters wird durch ein Körting'sches Dampfstrahlgebläse einige Minuten tüchtig gerührt und sodann unter wiederholter Wirkung des Gebläses die zur Zersetzung der kohlensauren Magnesia berechnete Menge Aetzkalk als Kalkmilch zugelassen. Der gebildete kohlensaure Kalk und das Hydrat der Magnesia scheiden sich in dem auf etwa 60° angewärmten Wasser in spätestens 3 Stunden vollkommen ab. Da der Gehalt eines und desselben Brunnenwassers mit sehr wenigen Ausnahmen für längere Zeit fast constant bleibt, so bleiben auch die nach der Analyse berechneten Zusätze von Soda und Aetzkalk für längere Zeit giltig, was für den technischen Betrieb groſse Erleichterung gewährt. Salpeter. In der Salpeterindustrie der Provinz Tarapaca (Peru) sind seit meinem letzten BerichteWagner's Jahresbericht, 1871 S. 300. wiederum einige technische Fortschritte zu verzeichnen. Man hat in den meisten Fabriken, wenigstens in denen, welche Eigenthum deutscher und englischer Firmen sind, die Siederei mit directem Dampfe beinahe gänzlich verlassen, und es geschieht dieselbe durch Condensatoren entweder von Schlangenform oder in vertical stehenden Systemen, welche durch 7 bis 10 horizontal liegende Röhren von 76mm lichter Weite gebildet werden. Letztere kommen mit Vortheil da zur Verwendung, wo die Versiedung des salpeterhaltigen Rohmaterials in geschlossenen viereckigen Kesseln (von ungefähr 11m Länge, 1m,85 Höhe und 1m,85 Breite) geschieht, in welche das Rohmaterial in durchlöcherten Wagen auf einem Schienengel eise eingeführt wird. Diese Karren verbleiben während der Versiedung in den Kochkesseln und enthalten nach Beendigung der Kochung die gröberen unlöslichen Rückstände des Rohmaterials. Der Boden dieser Karren wird durch zwei in Angeln laufende Thüren gebildet, durch deren Oeffnen die Rückstände in untergeschobene zweirädrige Wagen fallen, auf denen sie durch Maulthiere aus der Fabrik fortgeschafft werden. Textabbildung Bd. 232, S. 456In nachstehender Skizze sind die Theile eines solchen Condensatorensystemes dargestellt, von denen in jedem Kochbehälter sich zwei befinden, und zwar zwischen den seitlichen Wandungen und den Karren stehend oder in Gelenken aufgehängt. Während der Abfluſsständer B zur Aufnahme des in den horizontal liegenden Röhren 7 bis 1 condensirenden Wassers der Weite dieser Röhren entsprechende Löcher hat, ist der Ständer A nur mit 19 bis 25mm weiten Löchern für den Dampfeintritt in die horizontalen Röhren versehen, derart, daſs die Summe der Querschnitte dieser Löcher dem Querschnitte der Hauptdampfleitung entspricht. Dadurch wird ermöglicht, daſs der Dampf in sämmtliche Röhren gleichzeitig eintritt, wodurch ein Undichtwerden der Verpackung oder Abreiſsen der Flanschen vermieden wird, von welchem Uebelstande man durch die ungleiche Expansion in Folge ungleichzeitiger Erwärmung der Röhren viel zu leiden hatte. Der Ausfluſs C am Ständer B steht mit einer Dampfpumpe in Verbindung, die das condensirte Wasser absaugt und den Dampfkesseln direct wieder zuführt. Dadurch können die Kessel besser conservirt und länger im Betriebe erhalten werden, als es der Fall sein würde, wenn dieselben nur allein mit dem schlechten Brunnenwasser, auf das die Siedereien sonst einzig angewiesen sind, gespeist würden. Zu diesem Behufe wird auch der durch das Sieden entwickelte Dampf den geschlossenen Kesseln durch weite Röhren entnommen, welche den Dampf in den Sammelbehältern der Mutterlauge condensiren und diese dadurch auf etwa 60° vorwärmen. Der durchschnittliche Dampfdruck unter denen die Condensatoren arbeiten, beträgt 4 bis 5at. Durch den Wegfall des directen Dampfeintrittes würde die zur schnellen Concentration der Laugen nöthige Bewegung der Flüssigkeit fehlen, und hat man zur Erreichung dieses Zweckes statt directen Dampf die Siemens'schen und Körting'schen Dampfstrahlgebläse eingeführt. Die Hauptleitung eines solchen verzweigt sich je nach der Construction der Siedekessel in verschiedene kleinere Systeme; es treten z.B. 4 kleinere Gebläseröhren von 19mm Düsendurchmesser unter jedem der oben genannten durchlöcherten Karren aus, von denen sechs, jeder mit etwa 80 Ctr. Rohmaterial beschickt, gleichzeitig in einen Siedekessel geschoben werden. Um die Laugen durch den Eintritt kalter Luft nicht abzukühlen, wird die durch das Gebläse zugeführte Luft entweder in Röhrensystemen durch directe Feuerung in einem besonders dazu angelegten Ofen oder im Fuchse der Schornsteine auf 120 bis 150° erhitzt. Da die Laugen durch den directen Dampf nicht mehr wie früher verdünnt werden, ist es möglich geworden, dieselben mit der gleichen Menge Rohmaterial concentrirter darzustellen, wodurch sich sowohl die Ausbeute, als auch der Feingehalt des Salpeters bedeutend erhöhte. Letztere Thatsache begründet sich dadurch, daſs gleiche Mengen heiſser Lauge von verschiedener Concentration beinahe die gleichen Mengen Kochsalz gleichzeitig mit dem krystallisirenden Salpeter ausscheiden, wodurch der Procentsatz bei sehr concentirten Laugen zu Gunsten des Feingehaltes beeinfluſst wird. Durch Behandeln der heiſsen Rückstände von der Versiedung mit vorgewärmtem Brunnenwasser in demselben Kochkessel wird unter Wirkung des Gebläses noch eine brauchbare Lauge erhalten, die zur Vervollständigung der sich durch Verdampfung und sonstige Verluste verringernden Mutterlaugen dient. Eine gegenwärtig in Anlage befindliche Fabrik hat sich das Ziel gesetzt, das zerkleinerte Rohmaterial in Apparaten, ähnlich denen, welche Shanks für die Lösung der Rohsoda vorschlug, allmälig auszulaugen, wobei dann die erhaltenen Lösungen durch fractionirte Verdampfung und Krystallisation beinahe gänzlich aufgearbeitet werden. Einen kleinen Rest der Laugen, welcher von der letzten Krystallisation stammt und durch die verschiedenen Verdampfungen einen hohen Gehalt an Jod ergibt, würde man zweckmäſsig auch dieses verarbeiten. Die chilenischen Salpeterlager, deren vor ungefähr 3 Jahren erfolgte Entdeckung und die über die groſse Mächtigkeit und Güte derselben ausgesprengten Gerüchte so groſsen Enthusiasmus hervorriefen, werden jetzt, nachdem sie etwas mehr untersucht worden sind, ihrem wahren Werthe nach gewürdigt. Es sind Lager von bedeutender Ausdehnung, aber die Mächtigkeit der den Rohsalpeter (Caliche) führenden Schicht ist ziemlich gering; sie beträgt durchschnittlich 30 bis 40cm und da, wo sich die Mächtigkeit der Schicht erhöht, vermindert sich die Qualität des Caliche. In jeder Hinsicht stehen dieselben zweifellos weit unter der Bedeutung der peruanischen Lager. Dem officiellen Berichte des chilenischen Regierungsingenieurs Sur. Don. August Villanueva entnehme ich folgende Angaben. Er fand salpetriges Rohmaterial oder Caliche mit wenigen Unterbrechungen von den südlichsten Abhängen, welche vom Süden das Cachiyuyal-Thal einschlieſsen, bis ein geringes über den Breitengrad 24 hinauf. Die chemische Zusammensetzung des Caliche wechselt je nach der Oertlichkeit beträchtlich. Proben, welche südlich vom Caehiyuyal-Thale genommen wurden, ergaben im Maximum 27 Proc. salpetersaures Natron, andere nur 6 Proc., und der letztere Gehalt muſs als der vorherrschende in jener Region, die sich südlich bis 25°35' hinzieht, angesehen werden; da derselbe von vornherein die Aussicht auf eine vortheilhafte Bearbeitung ausschlieſst, sind alle weiteren Untersuchungen dort eingestellt worden. Von den das Caehiyuyal-Thal nördlich begrenzenden Hügeln bis zu den ausgedehnten Pampas von Aguas Blancas wurde Caliche gefunden, und zwar verschwindet je mehr nach Norden desto mehr der stetige Begleiter des Rohmaterials, das Kochsalz, welches durch Natronsulfat, Magnesiasulfat, gemischt mit Feldspathsand, ersetzt ist. In der südlichen Region dieses Districtes finden sich ausgedehnte Lager, welche, da das Rohmaterial vollkommen krystallisirt angetroffen wird, übertriebene Hoffnungen erweckten. Bei der Analyse erwiesen sich die Krystallrinden als eine Verbindung von salpetersaurem und schwefelsaurem Natron, denen Villanueva den Namen „Nitroglauberit“ gibt. Ein ausgesuchtes reines Stück in der Nähe von Paposa dem Lager entnommen, ergab nach Analyse von Domeyko: Salpetersaures Natron 60,41 Proc. Schwefelsaures Natron 33,41 Wasser   5,93 und würde ihm demnach die Formel 4NaO,SO3 + 6NaO,NO5 + 5HO oder 4Na2SO4 + 12NaNO3 + 5H2O zukommen. Weiter nach Norden in der dem Hafen Blanco Encalada gegenüber liegenden höheren Region enthält der Caliche sehr wenig Chlornatrium, liegt aber auf einem Conglomerate auf, dessen Kochsalzgehalt sehr bedeutend ist. Als die besten und wichtigsten Lager müssen die zwischen Taltal und Paposa (1. Complex) bezeichnet werden. Die durchschnittliche Mächtigkeit der Caliche-Schicht beträgt 50cm und sie ergibt hauptsächlich ein dunkel gefärbtes Rohmaterial mit einem Durchschnittsgehalte von 32 Proc. Salpeter. Ein aus einem gröſseren Posten gezogenes Muster, welches mit schwefelsaurem Natron zusammenkrystallisirt war, ergab nach Villanueva: Salpetersaures Natron 47,2 Proc. Chlornatrium   7,4 Schwefelsaures Natron und gebundenes Wasser 26,7 Unlosliche Bestandtheile (viel CaCO3) 18,7 Nicht immer findet sich jedoch der Caliche von so hohem Gehalte; ein anderes Muster ergab: Salpetersaures Natron 10,1 Proc. Chlornatrium   8,7 Sulfat und gebundenes Wasser 28,2 Unlösliche Bestandtheile 53,0 Auf dem östlichen Ende dieses Streifens, 95km vom Hafen von Taltal entfernt, finden sich Lager, deren Muster 42 bis 45 Proc. Salpetergehalt ergaben und in der Mitte des Complexes tritt Nitroglauberit in seiner gröſsten Reinheit auf; an einigen Stellen erreichen die prismatischen Fasern dieses Doppelsalzes die Länge von 80cm. Etwas weiter südlich zeigten die Analysen verschiedener Muster folgende Procentwerthe: Salpetersaures Natron 21,5 21,1 23,3 26,8 32,3 29,4 Chlornatrium   0,7 25,3   2,8   2,6 Spur Spur Sulfat und Wasser 69,9 53,3 33,6 55,6 26,0 47,6 Unlosliche Bestandtheile   7,9   0,3 40,3 14,8 41,7 23,0 Jodsaures Natron   0,22 Der zweite Complex begreift die Lager von „Blanco Encalada“, deren Mächtigkeit sehr gering – von 6 bis 8cm – ist, die ein Rohmaterial von 45 bis 60 Proc. Gehalt aufweisen. Die Lager von „Aguas Blancas“ (3. Complex) zwischen 24°6' und 24°20' ergeben auf kurze Abstände Caliche sehr verschiedenen Gehaltes. Die Mächtigkeit nimmt zu und erreicht 1 bis 1m,5, dagegen verringert sich die Qualität durch eingesprengten Thenardit und groſser Mengen unlöslicher Bestandtheile. Verschiedene Muster aus dem Centrum, Nordwesten und Süden des Complexes ergaben: Salpetersaures Natron 13,0 15,6 10,0 17,2   5,0 16,9 Chlornatrium 34,6 35,5 35,5 11,0   9,0 17,0 Sulfat und Wasser 48,2 21,7 22,5 20,7 74,0 56,6 Unlösliche Bestandtheile   3,7 27,2 31,4 51,1   9,0   9,5 Jodsaures Natron     0,43     0,58 Im westlichen Theile dieses Bezirkes zeigen die Muster wieder etwas höheren Gehalt, bis zu 28 Proc. salpetersaures Natron. Ich beschränke mich auf diese Daten des sehr ausführlichen Villanueva'schen Berichtes und bemerke dazu nur, daſs sich an einigen Stellen auch ein sehr reiner Caliche, allerdings in Schichten, deren Stärke eine Handbreite nicht überschreitet, vorfindet. Einige ausgesuchte Stücke solchen reinen Rohmaterials, die mir von befreundeten Entdeckern zugesendet wurden, ergaben: I II III IV V Wasser bei 180°   0,878   0,977     0,575   0,683   1,114 Salpetersaures Natron 95,037 54,553   94,732 92,302 63,224 Chlornatrium   0,169 38,427     0,719   0,932   0,660 Schwefelsaures Natron   3,058   4,414     3,239   2,270   6,750 Jodsaures Natron   0,014   0,029     0,077   0,058   0,030 Unlosliche Bestandtheile   0,212   0,836     0,670   3,741 28,210 –––––– –––––– ––––––– –––––– ––––––– 99,368 99,236 100,012 99,986 99,988. I Caliche von Cachinal. II Caliche, 2 Meilen südwestlich von Cachinal. III und IV Caliches, 3 Meilen nordwestlich von Cachinal. V Caliche von Cachinal (Durchschnitt von 3 Mustern). Meine Bemühungen, das als Nitroglauberit bezeichnete Mineral, welches an der Luft nicht verwittern soll, zu erhalten, sind fruchtlos gewesen; ein mir eingesendetes Muster, angeblich Nitroglauberit und als „Krystallrinde über dem Caliche lagernd“ bezeichnet, war bei Ankunft vollständig zu Pulver zerfallen. Die Analyse ergab: Wasser   3,443 (Wasserfreies) Schwefelsaures Natron 74,917 Kohlensaurer Kalk   1,802 Schwefelsaurer Kalk 11,996 Chlornatrium   1,517 Schwefelsaure Magnesia   3,684 Salpetersaures Natron   1,582 Kieselsäure und Thonerde   0,791 ––––––– 99,722. Zwischen den Caliche-Lagern finden sich auch ausgegehnte Ablagerungen von Gyps in kleinkörnigen Aggregaten, welche als „süſser Caliche“ (Caliches dulces) bezeichnet werden; sie enthalten: Schwefelsaurer Kalk 77,482 Kohlensaurer Kalk 0,948 Chlornatrium 0,151 Wasser 20,488 Auſschlieſsungsruckstand   0,754 Schwefelsaure Magnesia Spur Salpetersaures Natron Spur ––––––– 99,823. Textabbildung Bd. 232, S. 460 Eine groſse Analogie zeigen die chilenischen Salpeterlager ihrem Durchschnittsgehalte an salpetersaurem Natron, wie ihren Lagerungsverhältnissen nach mit den bolivianischen Feldern, die i. J. 1873 etwa 120km südöstlich vom Hafen Antofagasta entdeckt wurden. Diese bolivianischen Lagerstätten mögen wohl ursprünglich ein dem in Peru vorkommenden reichen Rohmateriale ähnliches geführt haben; dasselbe wurde jedoch augenscheinlich durch starke Regen oder durch Wasserzufluſs von der Cordillera her theilweise ausgewaschen, wofür die unzähligen trichterförmigen Durchbrüche durch die den Caliche bedeckende Rinde, wie auch das deutlich erkennbare alte Fluſsbett sprechen, welches von den Pampas von „Salinas“ (120km von der Küste entfernt) nach dem westlichen Ende des Hochplateau, bis auf 24km Entfernung von der See, herabläuft. Da vor dem nach der Küste zu abfallenden Gebirgskamme sich eine muldenartige Einsenkung befindet, so sammelten sich in derselben die salpeterhaltigen, von Salinas kommenden Wässer, verdampften hier allmälig und es entstanden auf diese Weise die Lager von „Salar del Carmen“, diese zeigen den Caliche auf Porphyr aufliegend, nur von einer wenige Centimeter messenden Schicht losen Sandes bedeckt, der höchst wahrscheinlich durch die fast ausnahmslos sehr starken Süd-West-Winde aufgeweht wurde. Während früher nur eine kleinere Fabrik diese Lager aufarbeitete, werden jetzt auch die von Salinas ausgebeutet, und es geschieht die Verarbeitung des Rohmaterials im Hafen Antofagasta, wohin dasselbe mittels Eisenbahn befördert wird. Das der Actiengesellschaft „Campania de Salitres y Ferrocarril“ gehörige Fabrik zeigt eine Productionsfähigkeit von jährlich 62500t Salpeter. Pulver. Zum Sprengen der bis unter die salpeterhaltiges Rohmaterial führende Schicht getriebenen Bohrlöcher, deren Tiefe von 1 bis 8m variirt, wird ohne Ausnahme Pulver gebraucht, welches mit salpetersaurem Natron in den Siedereien selbst dargestellt wird. Verfasser fand, daſs ein Pulver von folgender Zusammensetzung sich für diesen Zweck als das beste erwies: Salpetersaures Natron 100 Th. Schwefel     9 Weidenkohle (aus Chile, 3 Proc. Asche)   28