Titel: Fr. Gebauer und O. Stegmeyer's Chlor-, Säure- und Waschmaschine für das Bleichen baumwollener und leinener Gewebe.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 35
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Fr. Gebauer und O. Stegmeyer's Chlor-, Säure- und Waschmaschine für das Bleichen baumwollener und leinener Gewebe. Mit Abbildungen auf Tafel 7. Gebauer und Stegmeyer's Bleichapparat für Gewebe. Zwischen der Kalk- und Sodaabkochung wird bekanntlich die Waare in den Baumwoll- und Leinwandbleichereien mehrere Male in Wasser gewaschen, dann gesäuert und wieder gewaschen. Nach der Sodaabkochung wird wieder gewaschen, gechlort, gewaschen, gesäuert und schlieſslich die Waare wiederholt in reinem Wasser gewaschen. Die Waschungen werden auf einer Walzenwaschmaschine vorgenommen, und es unterliegt keinem Zweifel, daſs auf dieser Maschine die Waare schmäler und der Faden verzogen wird. Das Chloren geschieht meist in leicht bedeckten, hölzernen, mit Cement ausgeschlagenen Holzbottigen oder in steinernen Behältern. Sowie eine Schicht der Waare eingelegt ist, wird sie von einer Centrifugalpumpe mit verdünnter Chlorkalklösung übergössen, bis sie von der Flüssigkeit eben bedeckt ist, worauf eine neue Schicht Waare über die erste eingelegt wird u.s.f., bis die ganze Bleichpost sich in der Chlorkufe befindet. Nach dieser zeitraubenden und für den betreffenden Mann, welcher die Stücke in der Kufe stehend mit besonderem Geschick einzulegen und einzutreten hat, höchst lästigen Arbeit wird die Waare mehrere Stunden in der Chlorflüssigkeit belassen und diese selbst während dieser Zeit mehrere Male in einen tiefer stehenden Behälter abgelassen und wieder aus demselben auf die Gewebe aufgepumpt, um einen wirksamen Umlauf in der Flüssigkeit des Bleichbottigs zu erzeugen. Aus diesen umständlichen Vorsichtsmaſsregeln ist deutlich ersichtlich, daſs das ruhig im Bottig befindliche Bleichwasser dem Bleicher nicht die nöthige Sicherheit für eine gleichmäſsige Wirkung auf die ganze, Menge der eingelagerten Waare bietet:, abgesehen davon, daſs die obere, mit der Kohlensäure der Luft in Berührung befindliche Schicht der Chlorkalklösung im Vergleich zu den unteren Schichten immer eine verhältniſsmäſsig stärkere chemische Wirkung auf die Gewebsfaser ausüben wird. Aehnliche Bedenken sprechen auch gegen das Säuren der Waare in Bottigen, wie es zumeist üblich ist. In manchen Bleichereien wird wohl auch das Säuren in einer schmalen, mit einem Quetschwalzenpaar versehenen Rollenkufe vorgenommen, welche zwar den Vortheil bietet, daſs in der Winterszeit das Säurebad schwach erwärmt werden kann, dagegen den Nachtheil, daſs in ihr die Waare wiederum in die Länge gezogen und verzogen wird. Fr. Gebauer und O. Stegmeyer in Charlottenburg (*D. R. P. Nr. 492 vom 18. September 1877) haben eine Maschine construirt, welche, sowohl zum Waschen, als auch zum Säuren und Chloren verwendbar, die genannten Uebelstände in der Bleicherei der Baumwolle und der Leinwand aufheben soll. Die in Fig. 2 bis 5 Taf. 7 dargestellte Maschine besteht aus dem guſseisernen Gestell a, in welchem die Antriebswalze b lagert. Auf dieser ruhen die beiden durch eine gemeinsame Welle fest verbundenen Quetschwalzen c, deren Lager g, g' mittels der Hebel f in dem Gestell vertical verstellbar sind, so daſs sie einen beliebigen Druck auf die Antriebs walze auszuüben vermögen. An denselben Lagern und mit ihnen auf und ab beweglich sind zwei Druckwalzen d, e durch Gehänge befestigt, deren Gewicht somit den Druck der Quetschwalzen auf die Antriebswalze vermehrt. Der directe Druck der Walzen d, e auf die Walze b wird durch die mittels des Bolzen i vereinigten Gelenkstangen h und durch das an dem Bolzen hängende Gewicht k ausgeübt. Um für das Einziehen der Waare die Walze b von den Quetsch- und Drückwalzen frei zu machen, wird der Excenterwelle l mittels des Griffrades m eine halbe Umdrehung gegeben. Die Excenter sind nämlich durch längliche Ringe umfaſst und mit Bolzen in den beweglichen Lagern g befestigt. Diese werden also durch die Drehung der Welle l sammt allem, was an ihnen hängt und befestigt ist, in die Höhe gehoben. Gleichzeitig mit den Lagern und den Walzen d, e heben sich auch die Spreizen n, welche am Gestell angebolzt sind und bei der niedrigsten Stellung der Druckwalzen nur lose auf den Lagern der letzteren aufliegen. Das Zu- und Entführen der Waare geschieht durch die horizontal verschiebbaren Porzellanaugen o, p, und der Weg des Stranges führt zwischen Preſswalze, Antriebswalze und Druckwalze hindurch in den unterhalb der Walzen befindlichen, mit Wasser, Säure oder Chlorkalklösung gefüllten, halbrunden Trog, in welchem die Waare sich auf der einen Seite ablegt und nach der anderen Seite hinübergleitet, um von dort wieder durch das Walzensystem hindurch gezogen zu werden, bis sie ihre 5 Gänge spiralförmig durchgemacht hat und von der zweiten Preſswalze gefaſst und ihrem Lagerplatz oder ihrem Kochapparat zugeführt wird. Die Führung des Stranges zwischen den Walzen und dem Trog besorgt das bewegliche, mit Porzellanaugen versehene Bret q, welches durch zwei fest aufgekeilte Hebel mit einer in den beiden Gestellwänden lagernden Welle r verbunden ist. Das eine Ende dieser Welle ist rund, das andere vierkantige Ende geht durch das vierkantige Loch des in der Gestellwand drehbaren Hebels s. Die Welle r reicht aber noch über die Oeffnung dieses kleinen Hebels hinaus und wird in ihrer Fortsetzung von dem gabelförmigen Ende des Hebels t gefaſst, welcher durch die Schnecke u und durch einen auſser der Mitte des Schneckenrades v angebrachten Zapfen hin und her bewegt wird und seine Bewegung mittels der Welle r auch den Porzellanaugen des Bretes q mittheilt. Der Zweck dieser, Bewegung des Bretes q ist leicht zu erkennen; sie soll den von den Walzen zusammengequetschten Strang durch Hin- und Herschleudern öffnen, damit die Flüssigkeit des Troges in die Falten desselben Eingang findet. Sollte sich die Waare im Trog verschlingen und einen Knoten bilden, so wird derselbe die Augen nicht ungehindert passiren können, er wird an dem Bret q anschlagen, und daſselbe zu heben suchen. Dadurch aber wird die Welle r in Drehung versetzt und jener kleine Hebel s in die Höhe gehoben, welcher das vierkantige Ende derselben umfaſst. Der Hebel s dagegen zieht die mit einem langen Schlitz versehene Zugstange w mit sich in die Höhe und diese hebt wieder den Hebel x, welcher mit dem Ueberfallhebel y auf einer Welle aufgekeilt ist, so daſs auch dieser an der Drehung theilnimmt. Der mit Gewicht versehene Ueberfallhebel y aber ist mit der Ausrückstange z verbunden, seine Drehung veranlaſst eine horizontale Verschiebung der letzteren sammt ihrer Riemengabel, welche auf diese sinnreiche Weise durch das eingetretene Hinderniſs selbst auf die lose Riemenscheibe hinübergeführt wird und so den ganzen Apparat zum Stillstand bringt. Kl.

Tafeln

Tafel Tafel 7
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