Titel: Neuerungen an Nähmaschinen und Stickmaschinen.
Autor: G. W.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 287
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Neuerungen an Nähmaschinen und Stickmaschinen. (Fortsetzung des Berichtes S. 34 Bd. 232.) Mit Abbildungen auf Tafel 27. Neuerungen an Nähmaschinen und Stickmaschinen. Ein selbstthätiger Fadenführer an Spulapparaten für Schiffchen-Nähmaschinen ist von Schwalbe und Comp. in Plauen bei Dresden (*D. R. P. Nr. 3070 vom 1. März 1878) in folgender Weise eingerichtet worden. Die Schiffchenspule wird, wie Fig. 1 Taf. 27 zeigt, in gewöhnlicher Weise in den Spulapparat eingeklemmt und erhält durch irgend eine Verbindung mit dem Schwungrade der Maschine ihre Umdrehung. Im vorliegend gezeichneten Falle ist das Schwungrad innen verzahnt und treibt ein Zahnrädchen an der Triebachse der Spule. Das Spulgestell trägt nun weiter ein Lagergehäuse B für eine Welle A (Fig. 2), welche sowohl rechts- als auch linksgängige Schraubengewinde enthält. Durch die Räder b bis g (Fig. 1) wird diese Schraube langsam umgedreht; sie führt in ihren Gängen einen Sattel h (Fig. 3) und an diesem steckt das Fadenführer-Röhrchen k. Ein Schlitz in der Lagertrommel B und und in einer an dieselbe geschraubten Leiste dient dem Röhrchen k zur Geradführung. Die Ganghöhe der Schraube wird so gewählt, daſs der stärkste Faden, welcher auf der Maschine zur Verwendung gelangt, dicht an einander treffende Lagen auf der Spule bildet, während feineres Nähgarn weiter aus einander kommt, so daſs seine folgenden Umwicklungen in die Zwischenräume der nächst unteren sich einlegen. Die Verwendung der Antriebsvorrichtung einer Nähmaschine zugleich als Antrieb für den Spulapparat, mit welchem man entweder die obere Spule oder diejenige des Schiffchens mit Faden füllen kann, ist wiederholt Veranlassung zu Erfindungen gewesenVgl. Seidel und Naumann * 1879 231 28. Thiemer * 1879 232 40., welche in einer vortheilhaften und leicht lösbaren Verbindung zwischen Antriebscheibe oder Schwungrad und Triebwelle der Maschine bestehen, so daſs beim Spulen nicht die ganze Maschine mit in Bewegung versetzt wird. Eine solche Kupplung zwischen Schwungrad und Welle der Nähmaschine von E. Schreibetz * in Wien (*D. R. P. Nr. 3620 vom 13. Januar 1878) besteht in Folgendem. Das Schwung- und Schnurenrad dreht sich lose auf der Hauptwelle und dabei reicht eine durch seine Nabe gehende Schraube in eine Rinne oder Nuth, welche rings um die Welle in einer zu deren Achse rechtwinkligen Ebene läuft. Dadurch wird zunächst das Abfallen des Rades von der Welle verhindert; von der Hauptrinne zweigt sich aber auch an einer Stelle eine Nebenrinne ab, welche zu ersterer parallel oder schief gerichtet ein Stück nach derjenigen Richtung hin verläuft, nach welcher die Welle vom Rade mit umgedreht werden soll. So lange nun die Schraube von der Radnabe in der Hauptnuth bleibt, so lange läuft das Schwungrad leer; wird letzteres aber seitlich angedrückt, so daſs die Schraube in die kurze seitliche Nuth gelangt, so kommt sie bald an das Ende derselben und treibt dann die Welle mit herum. Die Anordnung kann auch umgekehrt so getroffen werden, daſs der Stift in der Welle befestigt ist und die Radnabe innen die Nuthen enthält. Der Betriebsmechanismus an Nähmaschinen von Gebrüder Nothmann in Berlin (*D. R. P. Nr. 4600 vom 15. September 1878), welcher in Fig. 4 Taf. 27 abgebildet ist, dient auch zum Theile zur Erreichung des oben ausgesprochenen Zweckes; er ist im Allgemeinen eine vortheilhafte Verbindung zwischen Hand- und Fuſsbetrieb einer Nähmaschine. Das Schwungrad wird auf der Welle a durch Schrauben oder Keile festgehalten; neben ihm läuft lose auf a das Stirnrad b, welches aber mit ihm durch Einschieben des Stiftes e gekuppelt werden kann, so daſs dann auch b mit der Welle a sich dreht. In b greift das Stirnrad c ein, welches mit der Handkurbel d drehbar ist und hierdurch ist die Maschine mit der Hand zu betreiben. Zieht man aber den Stift e heraus, so kann die Maschine durch das Schwung- und Schnurenrad mittels Fuſstritt bewegt werden und die Räder b, c stehen dann still. Man kann ferner in diesem Falle den Spulapparat h so an c heran rücken, daſs sein Stirnrad f in die Zähne von c eingreift, und dann durch Handbetrieb spulen, ohne daſs die ganze Maschine mit in Bewegung kommt. Eine Radauslösung für Nähmaschinen zum Zwecke des Spulens von Gebrüder Giese und Comp. in Offenbach a. M. (* D. R. P. Nr. 4651 vom 15. September 1878) besteht, wie Fig. 5 und 6 Taf. 27 zeigen, darin daſs auf die Welle h das Schwungrad g lose aufgesetzt und in die Stirnfläche von Rad und Welle eine Rinne oder Nuth p eingefräst wird, in welcher sich zwei Schieber l und m bewegen. Ueber diesen Schiebern liegt eine excentrische Scheibe b, welche man mit den Köpfen d und e leicht um eine Viertelumdrehung nach rechts oder links drehen kann. Die Scheibe b wird weiter durch eine Blechkapsel a überdeckt, welche mit f an die Welle h geschraubt ist und somit die Scheibe b und die Schieber l, m am Abfallen verhindert. Die beiden Federn i, k drücken die Schieber immer nach innen, in welcher Lage sie sowohl in der Nuth des Rades g, als auch in derjenigen der Welle h liegen und Rad mit Welle verkuppeln. Wenn man aber die Scheibe b dreht, so daſs dieselbe die Schieber l, m nach auſsen treibt, so kommen letztere aus der Nuth der Welle h heraus, liegen nur noch in der des Rades g und dieses kann sich dann leer auf h drehen und zum Zwecke des Spulens benutzt werden. Die Schwungrad-Auslösung von Gritzner und Comp. in Durlach, Baden (*D. R. P. Nr. 1467 vom 29. November 1877) ist sehr einfach und bequem zu handhaben. Die Schwungradnabe a (Fig. 7 bis 10 Taf. 27), welche zugleich den Schnurenwürtel enthält, läuft lose auf der Triebwelle b der Maschine. In das äuſsere Ende von b ist eine Schraube c mit groſsem Kopfe d eingebohrt und letzterer ist so geschlitzt, daſs ein Hebel ee1 in ihm hin und her schwingen kann. Liegt dieser Hebel mit e auf dem Grunde f des Schlitzes, so reicht sein anderer Arm e1 nicht bis an das Schwungrad heran und dieses sitzt lose auf der Welle (Fig. 8). Drückt man aber den Arm e1 einwärts (Fig. 7), so daſs er in einen entsprechenden Schlitz auf der Stirnseite der Schwungradnabe eintritt, so ist dadurch das Rad fest mit der Welle verbunden. Der Bolzen g, welchen eine Feder nach auſsen treibt, drückt entweder auf die Fläche h oder auf die Fläche h1 des Hebels ee1 und hält letzteren in jeder der beiden Lagen fest; seine Umstellung kann man leicht mit der Hand während des Ganges der Maschine vornehmen. Die Schwungrad – Auslösung von Gebrüder Kayser in Kaiserslautern (*D. R. P. Nr. 3829 vom 4. Juli 1878) ist in Fig. 11 Taf. 27 gezeichnet. Ein Stahlstück b ist in die Triebwelle a eingeschraubt und zwar mit links- oder rechtsgängigem Gewinde, je nachdem die Trieb welle selbst nach der einen oder anderen Richtung umgedreht wird, wenn die Maschine in Thätigkeit ist. Dieses Stahlstück b enthält zwei harte Stahlbolzen e, in radialer Richtung in ihm verschiebbar, ferner in seiner Achsenrichtung eine Schraube d mit gehärteter Spitze. Die Nabe c des Schwungrades greift über denjenigen Theil von b hinweg, in welchem die Bolzen e stecken. Wenn man nun die Schraube d einwärts dreht, so drückt sie die Bolzen e aus einander, treibt sie nach auſsen und mit den aufgehauenen harten Enden gegen die innere Fläche der Radnabe c. Hierdurch wird das Triebrad mit der Triebwelle gekuppelt. Wenn man aber die Schraube d rückwärts dreht, so gehen die Bolzen e einwärts, sie werden nicht mehr an die Radnabe gedrängt und die Verbindung zwischen dem Schwungrade und der Triebwelle ist aufgehoben; das erstere läuft also, von der Schnur getrieben, leer auf der Welle. Die Ausrückvorrichtung an Greifer-Nähmaschinen von Franz Auspitzer in Wien (*D. R. P. Nr. 4272 vom 2. Juli 1878) ist nur für Wheeler und Wilson-Nähmaschinen verwendbar und ermöglicht die selbstthätig erfolgende Ausrückung der Betriebswelle, wenn der Oberfaden reiſst, oder wenn Stiche ausgelassen werden, oder wenn der Unterfaden zu Ende ist. In Fig. 12 bis 14 Taf. 27 ist a die Triebwelle, auf welcher die Riemenscheibe b lose läuft; die letztere stemmt sich links an den Bundring c und rechts an einen Ansatz der Welle; sie ist an der rechten Seite kegelförmig ausgedreht und ein Muff d paſst in die Vertiefung ihrer Stirnwand hinein. Dieser Muffe d verschiebt sich ein wenig auf der Welle a, da der Schlitz für die Schraube f, welche ihn mit der Welle kuppelt, lang ist. Durch mehrere aus dem Gestell heraus reichende Spiralfedern wird der Muffe d nach links an die Scheibe b hinan gedrückt; diese nimmt ihn durch Reibung mit fort und dreht dadurch die Welle o. Soll diese Drehung aufhören, also die Maschine still stehen, so muſs man den Muff d etwas nach rechts rücken und dies erfolgt in den oben angedeuteten drei Fällen durch folgende Einrichtung: Auf dem Muffe d liegt ein Arm e der Welle i, welche leicht im Gestell sich dreht und an ihrem anderen Ende eine Platte g trägt. Das Gewicht des Armes und der Platte drückt ersteren herab auf den Muff d, an dessen rechtsseitigem Rande er anliegt. An diesem Rande ist, wie Fig. 13 zeigt, ein Vorsprung k angebracht, und wenn dieser bis an den Arm e gelangt, so wird der Muff d nach rechts gedrängt und dadurch die Kupplung b, d gelöst. Damit dies aber nicht regelmäſsig bei jeder Umdrehung geschieht, so wird der Arm e gerade dann, wenn h an ihn heran kommt, empor gehoben und zwar dadurch, daſs zu dieser Zeit der Oberfaden, welcher die Platte g mit umfaſst, zur Stichspannung straff angezogen wird und hierbei g und den Arm e hebt. Ist nun der Oberfaden zerrissen, so kann er eben den Arm nicht heben und dann wird sofort die Ausrückung der Maschine erfolgen und die Riemenscheibe b sich leer weiter drehen. Wenn ferner beim Nähen einzelne Stiche ausgelassen werden, so wird dadurch der Oberfaden etwas schlaff und er hebt dann auch die Platte g nicht mehr empor; es bleibt also der Arme auf dem Muff d liegen und rückt diesen aus der Scheibe b heraus. Der Unterfaden endlich ist von der Spule hinweg durch eine Oeffnung der in Fig. 13 dargestellten Viertelscheibe oder Kapsel geführt, welche sich mit umgebörteltem Rande auf die Spule legt und eine kleine Oeffnung, excentrisch zur Spulenöffnung gelegen, enthält. Durch den Zug des Unterfadens wird diese Kapsel und die Spule in einer gewissen Lage erhalten, in welcher ein Stift o gegen die Wand der Kapsel, in der Nähe ihrer Oeffnung, anstöſst, gedrückt durch den von einer Feder gedrängten Hebel h, welcher oben mit seinem hakenförmigen Ende gerade vor der Platte g steht. Wenn der Unterfaden aufgearbeitet ist, so hält er Spule und Kapsel nicht mehr und beide werden vom Greifer durch Reibung mit fortgedreht; dann kommt die Oeffnung der Kapsel an die Stelle, an welcher der Stift o anstöſst, dieser rückt nach links in sie hinein und der Haken von h gelangt über die Platte g; er hindert also deren Emporsteigen und somit bleibt wieder der Arm e auf d liegen und bringt die Maschine zum Stillstande. Hierzu ist weiter noch folgende Neuheit angegeben: Der Muffe d wirkt zugleich wie ein Excenter; er bewegt bei jeder Umdrehung den Bolzen l abwärts, welchen eine Feder sogleich wieder emporschiebt. Dadurch wird bei jedem Stiche eine Gummitasche m, welche unter l liegt, zusammengedrückt und wieder ausgedehnt und sie bläst durch zwei seitliche Röhrchen Luftströme an die herabkommende Nadel, um dieselbe abzukühlen, sowie an die gegen den Greifer sich stemmende Bürste, um von ihr die Fasern und den Nähstaub hinweg zu blasen. Die Excenter- und Greifer-Ausrückung an Wheeler und Wilson-Nähmaschinen von J. Beutel in Stuttgart (*D. R. P. Nr. 5126 vom 19. September 1878) erreicht ebenfalls den oben ausgesprochenen Zweck, da sie während des Spulens die ganze Maschine zum Stillstande bringt und nur das Schwungrad und die Riemenrolle auf der Greiferwelle leer sich fortdrehen läſst. Diese Greiferwelle besteht deshalb aus drei Theilen a, b und c (Fig. 15 Taf. 27), von denen c mit b fest verbunden ist, während b mit einem Zapfen in einer Bohrung von a sich dreht. Das Stück b trägt eine Hülse e drehbar und durch einen Hebel h verschiebbar. In eine Nuth dieser Hülse ist die Keilfeder k eingenietet, welche über b und einen Theil von a bis in die Riemenrolle d und das Nadelarm-Excenter f hineinreicht. Wird die Hülse e, wie gezeichnet, bis zum Anstoſse ihres Bundes an das Lager g zurückgeschoben, so zieht sich die Feder k aus dem Excenter f und aus der Nuth des starken Stückes b heraus; dann steht der Nadel arm und die Greiferwelle still und d läuft lose auf b und a und dreht auch k und die Hülse e leer mit herum. Wird e wieder vorwärts geschoben, so tritt k in b und f wieder ein und die ganze Maschine wird getrieben. Um bei dieser Einrückung die Nähnadel und den Greifer wieder in richtige Stellung gegen einander zu bekommen, so ist vorgesehen, daſs bei dem Ausrücken ein Arm des Hebels h zwischen Stifte s eines auf b fest sitzenden Bundringes einfährt und die Greiferwelle an derjenigen Stelle, an welcher sie zum Stillstande kommt, auch dauernd festhält. Die Antriebsvorrichtung mit verstellbarem Uebersetzungsverhältniſs für Näh- und andere Maschinen von C. F. Danielowsky in Berlin (*D. R. P. Nr. 5076 vom 22. August 1878) verwendet zwei conische Reibungsräder, von denen das eine auf der Transmissionswelle befestigt ist und das andere, mit welchem zugleich eine Riemenscheibe verbunden ist, auf der fest liegenden Achse eines schwingenden Rahmens lose sich dreht. Das zweite Rad überträgt durch seine Riemenscheibe und einen Riemen die Drehung weiter auf die betreffende Arbeitsmaschine. Beide Räder werden aber nicht direct an einander gedrückt, sondern es wird zwischen sie noch eine cylindrische Reibungsrolle eingeschaltet, welche sich auf einer Achse des eben genannten Rahmens verschiebt. Die Räder liegen ferner symmetrisch gegen einander, so daſs der kleine Durchmesser des einen dem groſsen des anderen, und umgekehrt, entspricht und die Reibungsrolle verbindet nun verschiedene Durchmesser beider Räder mit einander; ihre Verschiebung zwischen denselben kann der Arbeiter mit dem Knie durch Fortstoſsen eines Schiebers und Hebels bewirken, so daſs während der Arbeit der Gang der Maschine schneller oder langsamer erfolgen kann. Der Vorgelegrahmen enthält zugleich eine Bremse, welche durch eine Feder an das getriebene Rad angedrückt wird, vom Arbeiter aber mit Hilfe eines Fuſstritthebels abgezogen werden kann. Wird die Maschine ganz ausgerückt, also der Vorgelegrahmen von der Triebwelle entfernt, so legt sich der Bremsbacken an das getriebene Rad und bringt dieses und die Maschine um so sicherer und schneller zum Stillstande. Neuerungen an Nähmaschinen mit alternirend rotirendem Schiffchen von Joh. Keats in Wood Green, England (* D. R. P. Nr. 5146 vom 6. October 1878) suchen vorherrschend die Absicht zu erreichen, möglichst viel Unterfaden im Schiffchen einer Nähmaschine unterzubringen und somit das zeitraubende Wechseln der Schiffchenspulen thunlichst zu beschränken. Dabei hat man folgenden neuen Weg zur Aufwickelung und Aufbewahrung des Unterfadens eingeschlagen. Man spult das Nähgarn auf eine enge Zweiwürtelspule (vgl. Fig. 16 Taf. 27), deren vorderer Würtel abzunehmen ist, entfernt auch den letzteren, wenn die Spule gefüllt ist und nimmt die ganze Fadenmasse von der Spule ab. Dies ist dann ohne Gefahr des Verwirrens zu machen, wenn während des Spulens der Fadenführer regelmäſsig hin und her gegangen ist, wie es vielfach bei Wickelvorrichtungen vorkommt. Die Fadenmenge drückt man mit dem Finger in die Form Fig. 17, legt einen Kern in sie ein und preſst sie mit einer Handhebelpresse, wie Fig. 18 zeigt, in die Gestalt eines halben Ringes. Nun entfernt man den Kern und legt den Fadenwickel in das Schiffchen a (Fig. 19), nachdem man vorher das innere Fadenende herausgezogen und durch die Oeffnung d im Deckel b geführt hat. Das Schiffchen bildet eine runde, nahezu geschlossene Kapsel, deren Spitze in die Fadenschleife der Nähnadel eingeschoben wird, worauf sich das ganze Schiffchen durch diese Schleife hindurch dreht, welche endlich am runden Ende leicht von ihr abgleitet. Ein passender Antrieb für diese Drehbewegung des Schiffchens a ist in Fig. 20 abgebildet: a hat im Boden Vertiefungen f, in welchen die Zähne eines schräg unter ihm liegenden Stirnseitenrades g eingreifen, so daſs durch letzteres das Schiffchen a in seiner Lagerung herum gedreht werden kann. Das Rad g erhält seine Drehung durch ein Stirnrad g1, in welches ein Zahnsector eingreift, dem wiederum von einer Zugstange und einer Nuthenscheibe eine schwingende Bewegung ertheilt wird, so daſs bei jedem Stiche das Schiffchen sich einmal nach rechts und links umdreht. – Auch für andere Nähmaschinen-Constructionen, z.B. Tambourirmaschinen oder solche mit über dem Nähtische liegenden Schiffchen, geben die Patentunterlagen die Anordnung der neuen Einrichtung an. H. Koch und Comp. in Bielefeld (*D. R. P. Nr. 3764 vom 5. August 1878) haben die Säulen-Nähmaschinen mit Einrichtungen versehen, um Stoffe von jeder Dicke innerhalb der Grenzen von 0,5 bis 30mm ohne erhebliche Verstellung und Umänderung leicht nähen zu können. Sie bringen zu dem Zwecke zunächst ein Vorgelege zum Betriebe der Maschine an, welches dann benutzt wird, wenn die Maschine dicke und harte Stoffe nähen, also langsam gehen soll; sie verwenden ferner die Nadelstange von leicht veränderlicher Länge, welche ihnen bereits durch das Patent Nr. 2645 vom J. 1878 (vgl. * 1879 232 34) geschützt ist, geben ferner dem Stoffdrücker einen gröſseren Spielraum und lassen endlich, wenn dies bei schwerer Arbeit nöthig erscheint, die Nadel für jeden Stich selbstthätig von der Maschine ölen, um den Gang zu erleichtern. Die Kettenstich-Säulennähmaschine von Weber und Miller in Bockenheim bei Frankfurt a. M. (*D. R. P. Nr. 5138 vom 18. Juli 1878) ist nicht eigentlich eine Nähmaschine mit Oehrnadel und Fadenfänger, sondern eine Tambourirmaschine; denn sie enthält eine Nadel mit Haken und Spitze, welche von oben durch den Stoff hindurchsticht und unterhalb der Waare von einem oscillirenden Führer den Faden in ihren Haken eingelegt erhält, den sie schleifenförmig durch die Waare und durch den alten Stich emporzieht. Sie ist für Pechfaden-Näherei bestimmt; deshalb wird auch der ganze säulenförmige Nähtisch durch eine Spiritusflamme erwärmt, so daſs der Faden geschmeidig bleibt. Neuerungen an Nähmaschinen zur Schuhfabrikation von H. B. Goodyear in Paris (*D. R. P. Nr. 3970 vom 17. November 1877) bestehen darin, daſs geeignete Führungen für Sohle und Oberleder angebracht sind, um diese Stücke während des Nähens in richtige Lage zu einander zu bringen, auch wenn sie nicht gut vorgerichtet worden wären, um ferner auf die Sohle an der Stelle einen starken Druck auszuüben, wo der Faden durch sie hindurch gezogen wird, damit das Sohlenleder nicht vom Fadenzuge zerreiſst. Diese Führungen werden aber nicht durch steife Verbindungen unter einander an die verschiedenen Stellen des Stiefels gedrückt, sondern durch Federn regulirt, damit sie an dickeren oder dünneren Stellen der Stofflagen doch immer mit gleicher Kraft pressen, also gleichmäſsige Arbeit erzeugen. Eine Tambourirnadel wird in gleicher Weise wie in fast allen Schuhwerks – Nähmaschinen verwendet, die Ahle aber bringt auch zugleich den Vorschub des Stoffes hervor; sie erhält deshalb nicht nur die Bewegung zum Durchstechen des Leders, sondern auch noch eine rechtwinklig gegen diese gerichtete. Ein Fadenführer-Röhrchen umwickelt die Nadel mit dem Faden, damit derselbe sicher in ihren Haken gelangt. Ein so genanntes „Combinationsmöbel für Nähmaschinen“ von Gritzner und Comp. in Durlach, Baden (*D. R. P. Nr. 4123 vom 10. April 1878) besteht in einer schrankartigen Ausführung des Nähmaschinengestelles (Fig. 21 Taf. 27) und einem Stuhle (Fig. 22) für die Näherin, welcher in dem Gestell selbst dann mit Platz findet, wenn nicht gearbeitet wird. Die Rückwand B des Stuhles schlieſst das Gestell vollständig ab und wird durch ein Schloſs in ihrer Lage erhalten. Der Deckkasten E für die über dem Tische D befindlichen Maschinentheile wird während des Nähens mit Haken so an einer Seitenwand des Gestelles befestigt, daſs er eine sehr erwünschte Vergröſserung des Nähtisches bildet. Wird die Maschine nicht benutzt, so stellt man den Deckkasten über dieselbe auf die Platte D und befestigt ihn durch einen Hakenverschluſs dergestalt an ihr, daſs erst durch Entfernen des Stuhles B diese Verbindung gelöst wird und der Kasten abgehoben werden kann. Nach neueren Mittheilungen ist das Möbel vereinfacht, indem die Maschine im Ruhezustand auf dem Sitzbret des Stuhles untergebracht wird; zum Nähen stellt man sie in den Ausschnitt der Tischplatte, dessen Deckel seitwärts zur Vergröſserung des Nähtisches angebracht wird. Das Möbel sieht gefälliger aus, die Platte kann zum Belegen u. dgl. benutzt werden, das Herrichten der Maschine zum Nähen aber macht hier etwas Umstände, welche freilich für die Verwender solcher Nähmaschinen nicht allzuviel in Betracht kommen können. Der Firma Georg Neidlinger in Berlin (*D. R. P. Nr. 4164 vom 28. Mai und Nr. 4165 bis 4167 vom 29. Mai 1878) sind in vier Nummern folgende Anordnungen an Nähmaschinen patentirt worden. 1) Ein Faltenmarker besteht in einer Vorrichtung, durch welche der zu nähende Stoff in gewisser Entfernung von der Nadel und parallel mit der Naht zu einer Falte eingeknifft wird. Auf der Nähtischplatte ist ein Blechstreifen mit aufgebogenem Rande befestigt, welchen ein zweiter Streifen mit einem Ausschnitte bei jedem Stiche der Maschine überdeckt. Dieser zweite Streifen federt und wird durch eine Verbindung mit der Nadelstange bei jedem Niedergange der letzteren auf den ersten Blechrand aufgedrückt. Zwischen beiden Stäbchen liegt aber der Stoff, welcher somit eine Falte eingeknifft erhält. 2) Eine Einrichtung zur Befestigung der Säumer besteht darin, daſs man für mehrere verschiedene breite Säumer mit kurzen Grundplatten nur einen Support zum Anschrauben an die Nähtischplatte verwendet und die Säumer selbst, theils durch Einhaken, theils durch Einklemmen mit diesem Support verbinde t. 3) In derselben Weise wie die Säumer werden auch die Bandeinfasser, welche den ersteren auch ganz ähnlich geformt sind, auf einer Supportplatte durch Einhaken und Klemmen fest gehalten und der Support wird, wie gewöhnlich, mit einer Preisschraube auf dem Nähtisch befestigt. 4) In Kräuselapparaten, welche an Nähmaschinen in der Weise wirken, daſs sie den zu kräuselnden Stoff zuunterst auf den Stoffrücker und den glatt zu vernähenden Stoff über diesen, aber getrennt von ihm durch eine Druckfeder enthalten, über welchen dann endlich der eigentliche Drückerfuſs liegt, hat die oben genannte Firma in so fern eine Neuerung angebracht, als sie die Druckfeder verschieden weit in Richtung der Naht unter den Drückerfuſs schieben und in den einzelnen Stellungen fest halten läſst, wodurch es möglich wird, Kräuselungen mit mehr oder weniger groſsen Falten zu erlangen. Der elastische Tretschemel für Nähmaschinen und andere Trittwerke von J. W. A. Huſs in Bernburg, Anhalt (*D. R. P. Nr. 4343 vom 26. Februar 1878) besteht in einer Verbesserung des Trittbretes, welches man zum Betriebe von Näh- und Stickmaschinen, auch wohl Spulmaschinen u. dgl. verwendet, derart, daſs auf dieses Bret ein elastisches Metallblech so gebogen aufgelegt und an ihm befestigt wird, daſs die vordere Kante des Trittbretes sich bedeutend erhöht und der Arbeiter nun mit einem Fuſse auf diese vordere Kante und mit dem anderen auf die rückwärts liegende Kante drückt und durch Bewegen der Füſse und Beine die Schwingungen des Bretes hervorbringt. Der Arbeiter kann mit der Stellung der beiden Füſse abwechseln, er erhält dadurch für jeden eine Ruhepause seiner jeweiligen Bewegung und im Allgemeinen eine gleichmäſsigere und bessere Ausnutzung seiner Muskelkraft. Bei dem so genannten Pendeltritt für Nähmaschinen von Gritzner und Comp. in Durlach werden die Füſse so auf den Tritt gestellt, daſs die Verbindungslinie der beiden Zapfen des Fuſstrittes durch die Knöchel der Füſse gehen. Wenn sich sodann der Fuſs mit dem Tritte bewegt, bleiben Unterschenkel und Oberschenkel ganz ruhig in ihrer Lage und die Nachtheile der bisherigen Vorrichtungen finden bei dem neuen Tritt nicht statt. Da für jeden Fuſs die vortheilhafteste Lage durch versuchweises Vorwärts- und Rückwärtsstellen gefunden werden muſs, so ist an diesem Pendeltritt ein verschiebbares Fersenstück angebracht, durch dessen einmalige Adjustirung die richtige Stellung des Fuſses für den Betreffenden für immer gesichert ist. Auf Verbesserungen der Stickmaschine von E. Cornely in Paris (vgl. *1879 231 27) wurde ein Zusatzpatent Nr. 4244 vom 4. Mai 1878 ertheilt. Diese Verbesserungen bestehen durchgängig in kleinen Vorrichtungen, welche zur Erlangung sicherer Arbeit (der Herstellung paralleler Sticknähte mit mehreren Nadeln und einem Faden) beitragen, und zwar in besserer Führung des Fadens, wenn er um die Sticknadeln gelegt wird, in vortheilhafterer Form der wie Kulirplatinen wirkenden Blechstückchen, welche den Faden zwischen die Nadeln in Schleifenform biegen, sowie in sicherer Befestigung der Nadeln in ihren Stangen. Neuerungen an der Bonnaz'schen Nähmaschine von Ant. Bonnaz in Paris (*D. R. P. Nr. 4846 vom 27. September 1878) bestehen zunächst in der Entfernung der unteren langen Stange, welche mit einer mehrgängigen Schraube den Fadenführer bewegt, und in dem Ersatz derselben durch eine Schüttelwelle, welche mit einem Hebel die eben genannte Schraube auf ihrer vierkantigen Welle hin und her schiebt; die Drehung der letzteren bewirkt auch eine Drehung der Schraube. Ferner enthalten die angegebenen Neuerungen eine Kupplungsfeder, welche zwischen den Schnurenwürtel und die Triebwelle eingeschalten ist, so daſs ersterer die letztere nur durch die Reibung der Feder mit umdreht: auch sind neue Vorrichtungen zur Veränderung des Hubes vom Stoffdrücker und vom Hakenschlieſser der Nadel, sowie die Anordnungen zweier Tambourirnadeln neben einander angegeben, welche gemeinschaftlich mit zwei Fäden arbeiten, die unter der Tischplatte durch einen Führer in die Haken eingelegt werden. Der Träger für die beiden Spulen, welche die Fäden liefern, dreht sich mit der Nadel und dem Fadenführer je nach Maſsgabe des Musters und zwei eigenthümlich aufgelagerte Preſsfinger drücken gegen die Garnspulen am Umfange ihrer Bewickelung, bremsen dieselben und erzeugen eine gleichmäſsige Fadenspannung. Die Schiffchen-Nähmaschine mit Bonnaz-Transporteur von J. E. Perra-chon in Lyon (*D. R. P. Nr. 4956 vom 26. September 1878) enthält diejenige bisher nur an der Bonnaz-Tambourirmaschine vorkommende Einrichtung, mit welcher der Stoffrücker nicht blos geradlinig nach einer Richtung sich hin und her bewegt und den Stoff zur geraden Naht verschiebt, sondern mit welcher er nach irgend einer Richtung auf der horizontalen Nähtischplatte zu bewegen ist, um den Stoff' für verschiedene auf einander folgende Stiche in verschiedenen Richtungen zu verschieben und gebogene oder eckige Nahtlinien zu arbeiten. Die Maschine enthält deshalb zwischen dem Stoffrücker und einer unterhalb der Nähtischplatte befindlichen Handkurbel eine Verbindung durch Wellen und Kegelräder, wie sie in der Tambourirmaschine vorkommt und der Arbeiter verrichtet durch diese Kurbel mit der Hand die gewünschte Drehung des Stoffrückers und der Nadel. Die verlängerte Kurbelwelle dreht ferner durch Stirnräder den Schiffchenhalter unterhalb des Nähtisches und die Nadelachse herum, so daſs gleichzeitig mit der Nadel auch die Schiffchenbahn gedreht wird. Die Verschiebung des Schiffchens in einer kreisbogenförmigen Bahn vermittelt ein an der Drehachse des Schiffchenhalters auf- und absteigender Muff, welcher von einem Gabelhebel bewegt wird, und letzterer endlich erhält seine Schwingungen durch Zugstange und Excenter von der Trieb welle der Maschine. Ein Zierstich-Apparat für Nähmaschinen von Friedr. Steuber in Siegen, Westfalen (*D. R. P. Nr. 4319 vom 27. August 1878) kann an irgend einer Nähmaschine vorn am Nadelstangenträger angebracht werden und ermöglicht das Aufnähen zweier farbigen Fäden auf den Stoff durch die gewöhnliche Naht der Maschine. Er enthält zu dem Zwecke zwei Fadenführer, welche abwechselnd von kurzen Armen einer links und rechts sich drehenden Welle aus einander getrieben und durch Federn wieder nach einander hingedrückt werden. Diese schwingende Welle trägt oben einen starken Muff mit schraubengangförmiger Nuth, in welche ein Zapfen von der Nadelstange eingreift, so daſs letztere bei ihrem Auf- und Niedergange die Schwingungen der Welle verursacht. Die Führer liegen während der einzelnen Stiche abwechselnd offen und gekreuzt und legen ihre Fäden so in die Nahtrichtung, daſs sie durch die gewöhnlichen Nähfäden mit auf den Stoff befestigt werden. Der Apparat ist beim Nähen nicht hinderlich, er verdeckt den Nähtisch nicht, kann fertig zum Verkaufe hergestellt und an jeder Nähmaschine leicht befestigt werden. Die Neuerungen an der Mather'schen Heftmaschine von E. J. Boeſsneck in Glauchau (*D. R. P. Nr. 4303 vom 12. Juli 1878) bestehen darin, daſs von den zwei Stirnrädern, welche den zu nähenden Stoff zwischen ihren Zähnen in Falten zusammendrücken, nur das untere Rad fest im Gestell liegt, während das obere auf einen Hebel gelagert ist, der auch die lange zur Aufnahme der Faltenlagen des Stoffes bestimmte Nadel trägt. Letztere hat ihr Oehr weit vorn, nahe ihrer Spitze; es werden demnach die Stofflagen über den eingefädelten Faden mit hinweg geschoben. Die Enden der zu verbindenden Waarenkanten hängt man an den Haken eines Schiebers, welcher während der Herstellung der Naht sich verschiebt und den Stoff geradeführt. Die Nadel kann im oberen Lagerhebel verschoben, also leicht zwischen die Räder, deren Zähne in der Mitte ihrer Breite durch schlitzt sind, eingeführt oder von ihnen zurückgezogen werden. Das ganze Gestell ist leicht transportabel und auf irgend einem Tische oder Bock aufzustellen, es eignet sich folglich zum Gebrauche in Appreturen, Walkereien u.s.w., in denen Stoffstücke bisweilen an ihren Enden leicht an einander geheftet werden sollen. Neuerungen an Nähmaschinen für Strohgeflechte und andere Materialien von J. A. Kurtz in London (* D. R. P. Nr. 4904 vom 18. Mai 1878) zeigen als wesentlich wichtig und interessant zunächst eine eigenthümliche Form und Einrichtung der Nähnadel. Dieselbe ist kreisförmig gebogen, enthält am vorderen Ende Spitze und Oehr und ist am hinteren Ende einwärts nach der Mitte ihres Kreises geführt und dort mit einer oscillirenden Welle verbunden, welche rechtwinklig zur Nadelebene liegt. Die Schwingungen dieser Welle werden durch eine auf ihrer Verlängerung angebrachte steile Schraube bewirkt, längs welcher sich ein Hebel mit einer Mutter verschiebt; diesen Hebel endlich bewegt eine Curvenscheibe hin und her. Die Nadel sticht nun während ihrer Ausschwingung in den über ihrer Welle liegenden Stoff bogenförmig ein und zwar so weit, daſs ihre Spitze und ihr Oehr auch wieder auf der unteren Seite aus dem Stoffe heraustreten und die Fadenschleife herausführen, welche ein Greiferhaken fängt, so daſs der Kettenstich entsteht. Bei dieser Arbeit durchdringt die Nadel die untere Lage der zwei mit einander zu verbindenden Stoffstücke ganz und das obere Stück nur bis zu einem Theile seiner Dicke, so daſs der Nähfaden auf der oberen Waarenseite gar nicht zu sehen ist. Ferner hat man die Stoffführung so eingerichtet, daſs sie den Waarenstreifen auf beiden Seiten Anlage gewährt und dieselben sicher führt. Da endlich die Stiche für Strohgeflechte in der Regel sehr lang ausfallen sollen, so besteht der Stoffrücker aus einem Zahnsector, welcher um seine Mittelachse drehbar ist und durch eine Hubscheibe um einen bedeutenden Winkel ausgeschoben werden kann, wobei seine Zähne den Stoff fortschieben. G. W.

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Tafel Tafel 27
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