Titel: Anwendung der Rhodanverbindungen in der Kattundruckerei.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, S. 156
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Anwendung der Rhodanverbindungen in der Kattundruckerei. Storck und Strobel, über Rhodan in der Kattundruckerei. J. Wagner (1876 220 349) hat zuerst die Aufmerksamkeit der Kattundruckereien auf das Rhodankalium gelenkt, indem er vorschlug, dieses Salz in geringer Menge dem Alizarindampfroth zuzufügen, um letzteres vor dem verunreinigenden Einfluſs der Stahlrakel zu schützen. Nachdem auf diese Weise die Rhodanverbindungen eine freilich beschränkte Verwendung im Baumwolldruck gefunden, führte das Verhalten der Rhodanate gegenüber den gasförmigen Zersetzungsproducten der Chlorsäure, welche von den Lösungen dieser Salze unter Ausscheidung von gelbem Perosulfocyan rasch aufgenommen und absorbirt werden, auf den Gedanken, dieselben als Reserve oder Schutzpapp unter Anilinschwarz zu verwenden. F. Storck und Ch. Strobel erkannten, daſs diese Verbindungen vermöge dieser Eigenschaft nothwendig die Entwicklung des Anilinschwarz auf der Baumwolle verhindern müssen, und es zeigte sich, wie sie in den Berichten der österreichischen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 10 mittheilen, daſs ein Schutzpapp, welcher in 1l Gummiwasser 50g Rhodankalium oder Rhodanammonium enthält, vollkommen genügt, um das darüber gedruckte Anilinschwarz gänzlich zu reserviren. Wichtiger jedoch als diese Verwendung für eine weiſse Reserve, für deren einfachen Vordruck wenigstens billigere Vorschriften zu Gebot stehen (vgl. 1873 208 203. 1879 234 419), ist diejenige für Reserveroth, Grün, Blau, Violett und Cachou. Denn die Rhodanverbindungen wirken in gleicher Weise auf das Anilinschwarz auch in Farbengemischen. Fügt man den Anilinfarben, gleichgültig ob dieselben nach dem Albumin-, dem Tannin- oder dem Arsenverfahren befestigt werden sollen, 50 bis 60g Rhodankalium oder Rhodanammonium im Liter hinzu, so wird das auf dieselben fallende Anilinschwarz reservirt, die vorgedruckte Farbe steht frei und rein in schwarzem Grunde wie bei einem zweifarbig gedruckten Muster. Für saure Farben ist der Zusatz von Rhodanblei zu empfehlen. Alizarinroth fällt am besten aus, wenn man in der bekannten Vorschrift die essigsaure Thonerde durch Rhodanaluminium ersetzt. Der Gang der verschiedenen Operationen gestaltet sich hierbei folgendermaſsen: Klotzen des Stoffes mit Türkischrothöl, Vordrucken der Reserve- oder Pappdampffarben, Dämpfen, Ueberdrucken des Anilinschwarz, Verhängen, Durchnehmen durch ein Kreidebad, Seifen und Chloriren – ein Verfahren, welches in der Prag-Smichover Kattunmanufactur seit längerer Zeit im Gebrauch ist. Die Rhodanverbindungen stehen noch etwas hoch im Preis; allein es ist nach Veröffentlichung dieses Verfahrens, welches seiner Wichtigkeit entsprechend von den betheiligten Kreisen gewiſs mit dem den Verfassern gebührenden Dank aufgenommen werden wird, zu hoffen, daſs die Fabrikation der Rhodanverbindungen, energisch in die Hand genommen, zu niedrigeren Preisen derselben führen wird. Storck und Strobel geben zugleich ein Verfahren an, um das im Gaswasser enthaltene Rhodanammonium zu gewinnen und in die anderen Rhodanverbindungen überzuführen. Das Gaswasser wird mit Salzsäure angesäuert bis zur Röthung des Lackmuspapieres. Unter heftigem Aufbrausen in Folge der Entwicklung von Kohlensäure und von schwefelhaltigen Gasen scheidet sich ein gelber Satz aus. Die klare Flüssigkeit wird sodann mit Kupferchlorür oder mit dem durch Vermischen von Kupferchlorid und saurem schwefligsaurem Natrium erhaltenen Doppelsalz ausgefällt, der erhaltene graue Niederschlag von Kupferrhodanür gesammelt, ausgewaschen und mit Aetzbaryt ausgekocht, worauf die klare, lichtgelbe Lösung von Rhodanbarium nach genügender Concentration zum Krystallisiren gebracht wird. Das so gewonnene Rhodanbarium ist nun der Ausgangspunkt für die Darstellung der anderen Rhodanate, und zwar der löslichen durch Zusatz von Sulfaten, wobei schwefelsaurer Baryt ausfällt, der unlöslichen hingegen durch Zusatz eines löslichen Kupfer-, Blei-, Silber-, Quecksilber- oder eines anderen Metallsalzes, dessen Rhodanverbindung erhalten werden soll. Kl.