Titel: Zur Kenntniss der Thone und Thonwaaren.
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, S. 169
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Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren. (Fortsetzung des Berichtes S. 451 Bd. 235.) Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren. Ueber die Zusammensetzung einiger ausländischer Massen für Hartporzellan. H. Seger berichtet in der Thonindustriezeitung, 1880 S. 157 und 165 über die Untersuchung einer Reihe von Massen aus belgischen und französischen Porzellanfabriken, aus Karlsbad und Japan, denen zum Vergleich die Berliner Masse zugefügt ist. Bezüglich der Trennung der Thonsubstanz und des kohlensauren Kalkes mit heiſser concentrirter Schwefelsäure ist zu berücksichtigen, daſs auch der Feldspath etwas angegriffen wird. Ein reiner, unverwitterter norwegischer Feldspath gab z.B. bei 15 stündiger Behandlung mit heiſser concentrirter Schwefelsäure 3,59 Proc. an dieselbe ab, enthaltend 0,55 Proc. Kali, 0,62 Proc. Thonerde und 2,4 Proc. Kieselsäure. Immerhin ist diese Angreifbarkeit des Orthoklases so gering, daſs die dadurch bewirkte Ungenauigkeit der analytischen Bestimmung für die praktische Verwerthbarkeit nicht erheblich ins Gewicht fällt. Aus den auf S. 170 und 171 zusammengestellten Analysen geht zunächst hervor, daſs die Zusammensetzung dieser Thonsubstanzen ebenfalls der des Kaolins H2Al2(SiO4)2H2O entspricht, welche bei 46,3 Proc. Kieselsäure 39,8 Proc. Thonerde verlangt (vgl. 1878 228 66. 246). Ursprung der Massen Sèvres, Servicemasse J. Pouyat in Limoges L. Sazerat in Limoges Pâte supérieure Pâte ordinaire Pâte supérieure Pâte ordinaire Masse für schweresPorzellan Bestandtheile Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Kieselsäure   52,94   45,17   64,28   45,47   64,52   43,75   64,32   44,23   60,42   42,66 60,53   44,59 Thonerde   28,91   38,69   23,49   38,10   22,07   36,29   23,64   37,50   26,47   39,07 26,37   39,55 Eisenoxyd     0,48     0,72     0,87     2,03     0,97     2,28     0,83     1,82     0,52     0,95   0,75     1,35 Kalk     3,99     1,77     2,10     3,01     0,86     1,09     1,37     1,88   0,69     0,59 Magnesia     0,17     0,25 Spur Spur Spur Spur Kali     1,70     1,27     1,11     0,53     1,35     0,02     2,66     1,60     2,75     1,67   2,95     1,89 Natron     0,68     0,25     3,07     0,79     3,13     1,48     1,82     0,63     1,60     0,62   1,44     0,48 Wasser     9,12   13,65     5,48   12,80     5,60   13,17     5,98   13,13     7,19   13,15   6,39   11,54 Kohlensäure     2,48     0,69     0,57 –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– ––––––– –––––––– ––––––– –––––––– Summe 100,47 100,00 100,76 100,00 100,31 100,00 100,11 100,00 100,32 100,00 99,12 100,00 Ursprung der Massen Guérin und Comp. in Limoges A. Hache und Pepin Lahalleur, Vierzon Société anonyme in Hal Pâte supérieure Pâte ordinaire Pâte pour figures Pâte supérieure Masse für schweresPorzellan Masse für schweresPorzellan Bestandtheile Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Kieselsäure   65,61   45,53   66,00   42,18   65,79   44,40   66,97   45,17   63,48   44,49   63,95   45,67 Thonerde   23,07   38,08   22,59   38,37   23,51   38,30   20,92   38,75   25,00   38,66   25,59   38,35 Eisenoxyd     0,65     1,65     0,36     0,83     0,31     0,64     0,64     1,56     0,51     0,90     0,69     1,18 Kalk     0,80     0,18     1,68     3,17     1,59     2,18     2,06     1,06     1,50 Spur Magnesia Spur Spur     0,54     0,94 Kali     2,94     1,65     2,71     2,32     2,01     1,82     2,75     1,30     2,26     2,02     2,07     2,03 Natron     2,72     1,46     1,80     0,29     1,73     0,43     0,41     0,02     1,19     0,44     0,98     2,24 Wasser     4,50   11,44     5,59   12,84     5,89   12,23     5,43   13,20     6,76   11,98     6,62   11,32 Kohlensäure –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– –––––––– Summe 100,29 100,00 100,73 100,00 100,83 100,00 100,68 100,00 100,26 100,00 100,53 100,00 Ursprung der Massen Japanische Massen Karlsbader Massen Berliner Masse1877 I II I II Bestandtheile Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Gesammt Thonsubst.auf 100berechnet Kieselsäure   74,53   47,86   71,31   45,24   66,78   48,59   65,17   49,51 63,07   45,49 Thonerde   16,09   33,58   19,74   37,82   22,70   37,10   23,63   36,88 24,67   37,38 Eisenoxyd     1,03     3,16     0,73     1,47     0,55     1,06     0,51     0,96   0,59     1,07 Kalk     0,06     0,18     0,17     0,26     0,97     0,02     1,09     0,11 Magnesia     0,25     0,77 Spur Spur     0,40   0,73 KaliNatron     4,37    1,19     5,78     4,04    0,10     7,06    0,06     1,07    1,51     1,21    0,36     2,92    0,90     1,02    0,21   4,25     2,58 Wasser     2,83     8,67     4,01     8,09     6,07   11,66     5,98   11,31   7,00   12,75 Kohlensäure     0,55     0,70 –––––––– –––––––– ––––––– –––––––– –––––––– –––––––– ––––––– –––––––– ––––––– –––––––– Summe 100,35 100,00 100,10 100,00 100,20 100,00 100,90 100,00 99,98 100,00 Diesen Analysen entspricht folgende Zusammensetzung: Ursprung der Massen Feldspath Quarz Thon-substanz Calcium-carbonat Ursprung der Massen Feldspath Quarz Thon-substanz Calcium-carbonat Sèvres, Servicemasse 15,11 12,05 66,37 6,47 Hache u. Lehalleur, Vierzon. Pâtesup. 25,23 30,91 40,45 3,41 J. Pouyat, Limoges. Pâte sup. 36,84 19,50 42,05 1,61 Schwer. Porz. 16,61 27,21 56,18                              Pâte ord. 33,84 22,64 42,23 1,29 Soc. anonyme de céramique, Hal, Belg. 16,02 26,06 57,92 L. Sazerat, Limoges. Pâte sup. 33,36 21,17 45,47 Japanische Masse I 26,80 40,91 32,29                                Pâte ord. 26,40 19,24 54,36                            II   5,20 45,36 49,44                                Schwer. Porz. 23,49 20,21 56,30 Karlsbader Masse I 17,26 29,62 51,87 1,25 Guérin, Limoges. Pâte sup. 41,69 19,28 39,03                            II 21,93 24,50 51,97 1,60                                Pâte ord. 30,14 27,02 42,84 Berliner Masse 21,56 23,52 54,92                                Pâte p. fig. 26,01 26,64 47,35 Nur der durch Schwefelsäure angreifbare Theil der japanesischen Massen steht zwischen der eigentlichen Thonsubstanz und Feldspath, wie dies auch bei manchen plastischen Thonen der Fall ist (vgl. 1879 233 469). Bemerkenswerth ist ferner der hohe Natrongehalt der Massen von Limoges. Da Natron haltige Feldspathe leichter schmelzen und ein klareres Glas liefern als der in Deutschland meist verwendete Kalifeldspath, so mag hierin vielleicht neben dem überhaupt gröſseren Feldspathgehalte eine Erklärung für die hohe Transparenz und milchweiſse Farbe der französischen Porzellane zu suchen sein. Die Masse der Manufactur von Sèvres zeichnet sich durch hohen Gehalt an Thonsubstanz, aber geringem Quarz- und Feldspathgehalt aus, mit Ergänzung der Flufsmittel durch kohlensaures Calcium. Die besseren Massen des Limosiner Industriebezirkes und von Vierzon enthalten dagegen viel Feldspath, welcher zum Theil noch in seiner Wirkung durch einen kleinen Zusatz von kohlensaurem Calcium verstärkt wird und verhältniſsmäſsig wenig Thonsubstanz. Die japanesischen Massen zeichnen sich durch viel Quarz und wenig Thonsubstanz aus. Die für schweres Porzellan bestimmten Massen der Fabriken von Limoges, Vierzon und Hai, das Berliner und Karlsbader Porzellan haben einen hohen Gehalt an Thonsubstanz, bei mittlerem an Quarz und Feldspath, letzterer theilweise durch kohlensaures Calcium vertreten. Folgendes Beispiel möge zeigen, wie die Resultate der chemischen Analyse durch Berechnung des Versatzes aus deutschen Rohstoffen für das praktische Bedürfniſs verwerthbar zu machen sind. Dabei ist wegen der Löslichkeit des Feldspathes in Schwefelsäure die für denselben direct gefundene Zahl um 3,5 Proc. vermehrt, die Thonsubstanz um gleichviel vermindert. Gesucht: Masse von Sèvres mit Thonsubstanz 66,0 Quarz 12,0 Feldspath 15,5 Kohlens. Kalk   6,5 Gegeben: Kaolin von Zettlitz enthält:   95 Thonsubstanz, 5 Quarz. Reiner gemahlener Quarz 100 Quarz. Quarzfreier unverwitt. Feldspath 100 Quarz. Gemahlener Marmor 100 kohlens. Kalk. Die Berechnung des Kaolins würde aus der Proportion 100 : 95 = x: 66, also x = 69,5 ergeben.   69,5 Zettlitzer K. = 66,0 Thons. und 3,5 Quarz     8,5 Quarz = 8,5   15,5 Feldspath = 15,5 Feldspath     6,5 Marmor = 6,5 kohlens. Kalk –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0 Masse = 66,0 Thonsubst., 12,0 Quarz, 15,5 Feldspath, 6,5 kohlen-saurer Kalk. Derartig zusammengesetzte Massen werden aber, wenn sie nicht aus Rohstoffen desselben Ursprunges zusammengesetzt sind, nicht das gleiche physikalische Verhalten zeigen, namentlich nicht den gleichen Grad der Bildsamkeit und der Schwindung, da diese abhängig sind von der Feinheit der Mahlung und der Plasticität der Thonsubstanz. Trotz der fast gleichen Zusammensetzung sind z.B. der englische Chinaclay und der Kaolin von Zettlitz angefeuchtet kurz und trocknen zu einer leicht abfärbenden, lockern, porösen Masse zusammen, während die fettesten Sorten weiſsbrennender, feuerfester Thone aufgeweicht auſserordentlich klebend sind und zu einer harten, dichten, hornartigen Masse eintrocknen. Erstere schwinden namentlich während des Brennprocesses, letztere während des Trocknens. Je gröſser nun der Gehalt an magernden Bestandtheilen für den Massenversatz genommen wird, um so höhere plastische Eigenschaften werden von der Thonsubstanz des verwendeten Thones verlangt werden müssen, um die für die Formarbeit durchaus nöthige Bildsamkeit der Masse zu erhalten. Der Fabrikant wird daher für Thon reiche Massenversätze einen weniger plastischen, für Thon arme einen solchen Kaolin zu verwenden haben, dessen Thonsubstanz möglichst hohe plastische Eigenschaften besitzt. Es wäre daher zu erwägen, ob beim Massenversatz zum Vortheil für die Formarbeit nicht plastischer Thon verwendet werden könnte, wenigstens für Massen mit hohem Quarz- und Feldspathgehalt. Die japanische Porzellanmasse I zeigte den höchsten Grad von Bildsamkeit, so daſs bei dem geringen Gehalt an thonigem Bindemittel kaum anzunehmen ist, daſs für die Zusammensetzung derselben ein eigentlicher Kaolin, sondern vielmehr, daſs dafür ein wirklicher plastischer Thon verwendet worden ist. Daraus würde sich auch erklären, wie man in China und Japan Porzellanmassen mit so auſserordentlich hohem Kieselsäuregehalt verarbeiten kann. Bei den hier angeführten belgischen und französischen Porzellanmassen wird als Glasur gemahlener Pegmatit angewendet. Eine Probe desselben aus den Mühlen von Sazerat in Limoges hatte folgende Zusammensetzung: Gesammt In Schwefel-säure unlöslich In Schwefel-säure löslich KieselsäureThonerdeEisenoxydKalkMagnesiaKaliNatronWasserKobaltoxyd   76,11  14,61    0,66    1,44    0,42    2,99    3,03    1,23  Spur 65,2111,60  0,85  2,11  2,81 10,90  3,60  0,66  0,59  0,42  0,88  0,22  1,23 100,59 82,58 18,50 Die 11,6 Proc. Thonerde entsprechen 58,2 unverwittertem Feldspath, so daſs die Zusammensetzung folgende ist: Unverwitterter Feldspath 58,20 Proc. Quarz 24,39 Thoniges Verwitterungsproduct des Feldspathes 18,50