Titel: Flavescin, ein neuer Indicator.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 41
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Flavescin, ein neuer Indicator. Lux, über Flavescin, ein neuer Indicator. Käuflicher Weingeist wird oft auf Zusatz von Alkalien gelb gefärbt. Nach Versuchen von F. Lux (Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 459) rührt diese Färbung von einem Farbstoff her, den man dadurch in concentrirtem Zustande erhalten kann, daſs man über kleine, auf 220 bis 260° erhitzte Eichenholzschnitzel feuchte Luft streichen läſst, das erhaltene Destillat filtrirt und mit Aether ausschüttelt. Die ätherische Lösung wird verdunstet, der Rückstand mit Wasser aufgenommen. Der so erhaltene Farbstoff, Flavescin genannt, bildet mit Alkalien stark gelb gefärbte Verbindungen, während die Lösungen des reinen Farbstoffes in Alkohol, Aether oder Wasser fast farblos sind. Er zerlegt kohlensaure Alkalien in Flavescinverbindungen und Bicarbonate, so daſs Flavescinlösungen auch mit kohlensauren Alkalien gelb werden, nicht aber mit Bicarbonaten. Wegen des scharfen Ueberganges von farblos in gefärbt, der auch bei künstlicher Beleuchtung leicht erkannt werden kann, empfiehlt Lux den Farbstoff zu allen alkalimetrischen und acidimetrischen Bestimmungen, auch zur Bestimmung der kaustischen und doppelt kohlensauren Alkalien neben einfach kohlensauren. Folgendes Beispiel wird dieses Verfahren näher erläutern: Es wurden 4g,2 doppelt kohlensaures Natrium, welches frei war von Chlor und Schwefelsaure, zu 500cc gelöst. Probe a. 50cc dieser Lösung wurden zu einer Mischung von 50cc Wasser mit 50cc Alkohol, welche zuvor mit Flavescin, sodann mit 1/10 NaOH bis zur Gelbfärbung versetzt worden war, in eine Porzellanschale gegeben, unter sanftem Umrühren 1/10 H2SO4 bis zur völligen Entfärbung zugesetzt und mit 1/10 NaOH zurückgemessen. Zugesetzt wurde 1/10 H2SO4. 7,8cc 1/10 NaOH 4,1 –––––––––––––––––––––––––––––––––– Verbraucht wurde 1/10 H2SO4 3,7cc. Dann wurde 1/10 H2SO4 im Ueberschuſs zugesetzt, die Kohlensäure ausgekocht, und mit 1/10 NaOH zurücktitrirt. Im Ganzen zugesetzt 1/10 H2SO4 56,2cc „        „ 1/10 NaOH   5,8 ––––––––––––––––––––––––––– Im Ganzen verbraucht 1/10 H2SO4 50,4cc Zuerst   3,7 3,7 × 2 = 7,4cc von 1/10 H2SO4, entsprechend Na2CO3 50,4 – 7,4 = 43,0 NaHCO3 Probe b. (Verfahren wie vorher.)     Zuerst verbraucht: 1/10 H2SO4   3,8cc     Im Ganzen   „ 50,4 Probe c. Zuerst verbraucht: 1/10 H2SO4   3,7     Im Ganzen verbraucht 50,4 Daraus ergibt sich die Zusammensetzung: 86,0 NaHCO3 9,3 Na2CO3 4,2 H2O (an Na2CO3 gebunden) ––––– 100,0. Zur Bestimmung der Kohlensäure in Gasgemischen oder Lösungen verwendet man Normalkali und titrirt das nicht in Carbonat übergeführte Alkali zurück.