Titel: Zur Kenntniss der Thone und Thonwaaren.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 210
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Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren. Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren. W. PabstInauguraldissertation. 39 S. in 8. (Leipzig 1880). Vom Verfasser gef. eingesendet. hat chinesische und japanesische, zur Porzellanfabrikation verwendete Gesteine untersucht, welche v. Richthofen von seinen Reisen aus China und Japan mitgebracht hatte. Die chinesischen Felsarten sind mit einer einzigen Ausnahme Porzellanmaterialien, welche in King-te-tshönn – östlich vom Pojang-hu in der Provinz Kiang-si gelegen – verarbeitet werden, einem Orte, wo in China seit Jahrtausenden das Porzellan bereitet wird. Die Stücke Nr. 1 bis 9 stammen aus einem einzigen Steinbruch Wu-köng bei Ki-mönn hsiën. Dieselben bestehen aus einem Phyllit, dem herrschenden Gestein der ganzen Gegend, und den beiden Gruppen der brauchbaren Porzellangesteine sowie der unbrauchbaren Zwischenmittel. Die zur Porzellanfabrikation verwendbaren Felsarten bilden Gesteine von Hälleflinta- oder Petrosilex-ähnlichem Charakter und müssen, obwohl im Handstück unter sich von groſser Aehnlichkeit, dennoch in zwei Abtheilungen getrennt werden. Von den zur ersten Abtheilung gehörenden 3 Stücken stammen zwei aus dem etwa 3m mächtigen Lager von Porzellangestein und werden wie das dritte Gestein zum Porzellanmaterial Hu-tunHu-tun und Yu-tun sind nach einer Notiz v. Richthofen's die beiden Bestandtheile, aus denen das Porzellan bereitet wird. Hu-tun ist der unschmelzbare, Yu-tun der schmelzbare Bestandtheil und beide werden, in verschiedener Weise gemischt, zur Herstellung des Porzellans verwendet. verarbeitet.Bei der mikroskopischen Untersuchung erwiesen sie sich als krystallinisch körnige Aggregate von Feldspath, Quarz und lichtem Kaliglimmer, während bei dem zur zweiten Abtheilung gehörenden Gesteine Nr. 9 noch der Kalkspath hinzutrat, der für diese zu Yu-tun verarbeiteten Gesteine charakteristisch ist. Ein viertes Porzellanmaterial geringerer Güte kann als Zwischenglied zwischen beiden angesehen werden. Dagegen besaſsen die Zwischenmittel im Handstück einen mehr porphyroidischen Habitus, durch zum Theil reichlich ausgeschiedenen Quarz und Feldspath, und hatten im Gegensatz zu den verwendbaren Porzellangesteinen eine rostbraune Färbung, welche von mikroskopisch reichlich vorhandenem Ferrit herrührte. Unter dem Miskroskop bildeten sie ein krystallinisch körniges Gemenge von Quarz, Feldspath und Kaliglimmer und waren ziemlich zersetzt. Die Gesteine Nr. 10 bis 14 kommen ebenfalls in der Umgegend von Ki-mönn-hsiën vor, stammen aber aus einem anderen Steinbruch als Nr. 1 bis 9, und zwar ist Nr. 10 das geschätzteste aller Porzellanmaterialien, Nr. 11 eine geringere Qualität desselben; beide werden zu Yu-tun verwendet und Nr. 12 ist das geschlemmte Pochmehl aus denselben. Nr. 13 ist wie Nr. 8 Material für Hu-tun und Nr. 14 ein daraus geschlemmtes Pochmehl. Die Stücke Nr. 10 und 11 waren als zu Yu-tun verwendbar zu erkennen und schlieſsen sich eng an Nr. 9 an, während Nr. 13 zu den drei anderen zu Hu-tun verwendeten Gesteinen gehört. Die Analysen dieser Gesteine ergaben folgende Resultate: Nr. 10 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 14 Kieselsäure SiO2 74,60 75,61 74,31 74,10 Thonerde Al2O3 16,46 15,60 16,39 16,28 Kalk CaO 2,58 0,75 1,60 0,73 Kali K2O 2,82 2,54 5,90 4,76 Natron Na2O 1,89 2,46 0,57 0,42 Wasser H2O 2,42 2,72 2,41 3,42 –––––––––––––––––––––––––––––– 100,86 99,69 101,18 100,69. Sämmtliche Porzellangesteine waren fast völlig frei von Eisen. Das Pochmehl (Nr. 12) von Nr. 10 und 11 war gelblich und glich petrographisch dem Gestein Nr. 10 ebenso wie das Pochmehl Nr. 14 dem zugehörigen Porzellangestein Nr. 13. Die Gesteinsstücke Nr. 15 und 16 stammen aus dem Fundorte Yü-kan-hsiën. Es ist ein hochgeschätztes Gestein, das nur in den kaiserlichen Fabriken verwendet wird; Nr. 17 ist das daraus geschlemmte Pochmehl, Nr. 18 endlich kommt aus der Nähe des jetzt erschöpften Fundortes Kau-ling bei Fau-liang-hsiën. Das Gestein Nr. 15 gehört zu den Porphyroiden, da es in seiner homogenen und felsitisch aussehenden Grundmasse reichlich hellen Kaliglimmer in deutlichen und groſsen Blättchen makroskopisch erkennen läſst. Diese fehlen zwar bei Nr. 16 makroskopisch gänzlich, daher dieses auch sehr an die Porzellangesteine von Ki-mönn-hsiën erinnert, obwohl unter dem Mikroskop auch hier der Glimmer reichlich vertreten ist; es sieht dasselbe im Handstück vielmehr ganz so aus wie die Grundmasse von Nr. 15; der Bruch ist bei beiden splitterig, die Farbe weiſs mit einem Stich ins Bläuliche. Unter dem Mikroskop erweisen sie sich zusammengesetzt aus Quarz und hellem Kaliglimmer; der Feldspath fehlt gänzlich. Die chemische Analyse ergab daher auch hier einen höheren Kieselsäuregehalt als bei den Porzellangesteinen von Ki-mönn-hsiën, jedenfalls in Folge des hohen Quarzgehaltes: Nr. 15 Nr. 16 Nr. 17 Kieselsäure SiO2 77,75 77,11 77,69 Thonerde Al2O3 15,38 15,10 15,33 Kalk CaO 1,26 0,70 0,83 Kali K2O 3,32 3,50 3,25 Natron Na2O 1,40 1,29 Wasser H2O 2,51 2,72 3,11 –––––––––––––––––––––––– 100,22 100,53 101,50. Bemerkenswerth ist noch ein Pochmehl, welches aus der Nähe des jetzt erschöpften Fundortes Kau-ling, d.h. hoher Paſs in dem Kreise Fau-liang-hsiën stammt, da gerade dieses nach v. Richtofens Angabe Veranlassung zu dem Namen Kaolin gegeben hat. Proben dieses Pochmehles wurden nämlich mit dem Stempel „Kau-ling“ versehen nach Europa verkauft, wo die Franzosen diesen Namen „Kaoling“ und „Kaolin“ schrieben, welche Bezeichnung dann von ihnen auf die natürlich vorkommende Porzellanerde übertragen wurde. Die Untersuchung dieses Pochmehles mit dem Mikroskop ergab nun, daſs dasselbe gleich den bereits besprochenen Pochmehlen aus einem zertrümmerten und zerkleinerten Gestein von ganz analoger Zusammensetzung als die meisten oben beschriebenen Porzellangesteine von Kimönn-hsiën besteht. In engem und beweisendem Zusammenhang mit diesem mikroskopischen Befund steht auch der Kieselsäuregehalt desselben von 76,78 Proc. Dieses Pochmehl hat daher nichts mit dem echten Kaolin gemeinsam; es verdankt vielmehr seinen Ursprung einem mit den bisher besprochenen Porzellanmaterialien chemisch und petrographisch gleich zusammengesetztem Gestein. Diese chinesischen Porzellangesteine stammen demnach aus zwei Steinbrüchen der Umgegend von Ki-mönn-hsiën, aus der Umgegend von Yü-kan-hsiën und von dem Punkt Kau-ling. Alle diese Fundorte liegen nach einer Notiz v. Richthofen's im Gebiet des Phyllites, woraus folgt, daſs die chinesischen in King-te-tshönn verbreiteten Porzellangesteine der archäischen Formation angehören. Was den äuſseren Habitus der Handstücke und im Groſsen und Ganzen die mikroskopische und chemische Zusammensetzung anlangt, so stellen sämmtliche Porzellanmaterialien Gesteine von mehr oder weniger felsitischem Charakter dar; sie gleichen am meisten den als Petrosilex bezeichneten Gesteinen den Hälleflinten und Euriten; manche stehen auch den Porphyroiden nahe, indem sie in einer sonst homogen und aphanitisch erscheinenden Grundmasse porphyrisch ausgeschiedenen Quarz, zum Theil auch Kaliglimmer erkennen lassen. Diese chinesischen Porzellangesteine zerfallen in drei Gruppen. Die erste erweist sich unter dem Mikroskop als ein krystallinisch körniges Aggregat von Feldspath, Quarz und hellem Kaliglimmer; im Handstücke werden die Gesteine zum Theil porphyroidisch durch porphyrisch ausgeschiedenen Quarz und besitzen im Gegensatz zur zweiten Gruppe eine mehr gelblich weiſse Farbe. Die zweite Gruppe enthält auſser diesen Bestandtheilen noch Kalkspath; die hierher gehörenden Gesteine (Nr. 9 bis 11) sind frei von jeglichen krystallinischen Ausscheidungen und daher völlig felsitisch. Der Bruch ist muschelig, die abgeschlagenen Scheiben an den Kanten durchscheinend und die Farbe ein reines Weiſs mit einem Stich ins Bläuliche. Die beiden Gruppen sind zwar chemisch nicht sehr unterschieden, nur daſs sich der Kalkspathgehalt der zweiten Gruppe auch im Analysenresultat geltend macht; sie werden jedoch auch technisch gesondert, indem, wie erwähnt, die erste Gruppe ausschlieſslich zu einer als Hu-tun, die zweite zu einer als Yu-tun bezeichneten Porzellanmasse verwendet wird. Die dritte Gruppe endlich erscheint unter dem Mikroskop als blos aus Quarz und hellem Kaliglimmer zusammengesetzt, der Feldspath fehlt gänzlich; sie bildet daher den übrigen Gruppen gegenüber eine ganz streng gesonderte Abtheilung, da auch ihr Kieselsäuregehalt den der beiden obigen Gruppen übertrifft. Sie wird nur von den Vorkommnissen Nr. 15 und 16 der Umgegend von Yü-kan-hsiën gebildet, da sich über das Pochmehl von Kau-ling nichts bestimmtes aussagen läſst, weil das ihm zugehörige Gestein fehlt. Der verhältniſsmäſsig groſse Gegensatz dieser dritten Gruppe gegenüber den beiden anderen, bedingt durch das gänzliche Fehlen des Feldspathes im Verein mit dem Vorkommen an einem anderen Fundort, legt die Annahme nahe, daſs die beiden ersten Gruppen nur Abarten ein und desselben Gesteines sind, da das Hinzukommen des Kalkspathes doch nicht wesentlich den Charakter des Gesteines beeinträchtigt, während in der dritten Gruppe ein gänzlich anderes Gestein vorliegt. Die Vorkommnisse dieser Gruppe bilden zugleich das geschätzteste Porzellanmaterial, welches nur in den kaiserlichen Fabriken benutzt wird. Im engen Zusammenhang mit den eben besprochenen Felsarten stehen nun die geschlemmten Pochmehle (Nr. 12, 14 und 17), welche noch ein weitergehendes technisches Interesse haben, indem sie direct, wie sie zur Untersuchung vorlagen, zur Porzellanfabrikation verwendet werden. Der mit Rücksicht auf die chemische Zusammensetzung des Porzellans sehr hohe Kieselsäuregehalt dieser sämmtlichen Vorkommnisse muſs daher sehr auffallen, und obwohl nach einer brieflichen Mittheilung v. Richthofen's in King-te-tshönn ausschlieſslich festes Gestein zur Porzellanfabrikation benutzt wird, so scheint dies jedoch nicht durchweg der Fall zu sein, vielmehr den Porzellangesteinen von Petrosilex- und Hälleflinta-ähnlichem Charakter noch eine andere Substanz, stellenweise sogar echter Kaolin, zur Bereitung des Porzellans beigemischt zu werden, wodurch dann allerdings das Räthselhafte, was in dem hohen Kieselsäuregehalt der Porzellanmaterialien liegt, beseitigt würde. Schon eine weitere Notiz v. Richthofen's über die Vorkommnisse, aus denen Hu-tun und Yu-tun bereitet wird, in der es heiſst: „Yu-tun wird mit 1 Proc. Gyps vermischt, dazu kommt eine andere Substanz, die man durch Verbrennen eines Haufens abwechselnder Lagen von getrockneten Farnkräutern mit gelöschtem Kalk und nachheriges Schlämmen erhält,“ scheint darauf hinzudeuten, daſs die vorliegenden Porzellanmaterialien nicht direct, d.h. nicht ungemischt mit anderen Substanzen, zur Porzellanfabrikation verwendet werden. Vor allen Dingen aber folgt aus einer gröſseren Arbeit von Ebelmen und SalvétatAnnales de Chimie et Physique, 1851 Bd. 31 S. 257., daſs den an Kieselsäure reichen Hälleflinta-artigen Gesteinen echter Kaolin zugesetzt werden muſs, da weder jene, noch dieser allein brauchbares Porzellan liefern. Dieser Kaolin stammt von Tong-kang und Sy-kang im Kreise Fan-lian-hsiën; er enthält 94 bis 51 Proc. Kieselsäure. Von den untersuchten japanesischen Gesteinen sind besonders wichtig die folgenden 3 Porzellanmaterialien vom Porzellanberg bei Arita (Provinz Hizen), wo die sämmtlichen Porzellangesteine durch einen der Unregelmäſsigkeit ihrer Vertheilung entsprechenden Bergbau, der mit seinen auf- und absteigenden Windungen nicht selten mit einem Fuchsbau verglichen ist, aus einem einzigen Berg gewonnen werden. Wenn die chinesischen Porzellangesteine sich unter dem Mikroskop als Hälleflinta- oder Petrosilex-artige Gesteine erweisen, die wegen ihrer Wechsellagerung mit Phyllit zweifellos der archäischen Formation angehörten, so liegen ebenso zweifellos in den japanesischen Gesteinen Felsarten von jüngerem, vielleicht tertiärem Ursprung vor, da die Vergesellschaftung mit perlitischen und rhyolitischen Reibungsbreccien, wie sie sich in unmittelbarer Nähe des Porzellanberges vorfinden, sowie das Vorkommen von Gliedern der Trachyt- und Basaltgruppe in dem nämlichen vulkanischen Gebiet wohl keinen Zweifel darüber lassen, daſs die Porzellangesteine des Porzellanberges in einem gewissen Zusammenhang mit der Eruption dieser tertiären Massengesteine stehen – eine Annahme, die noch mehr durch die genauere Untersuchung der betreffenden Proben bestätigt wird, indem in den japanesischen Porzellanmaterialien vielleicht Tuff ähnliche Gesteine vorliegen, welche wahrscheinlich durch die Eruptionen jener oben erwähnten tertiären Massengesteine eine nachträgliche Veränderung ihrer petrographischen Zusammensetzung erfahren haben. Die chemische Analyse der eigentlichen Porzellangesteine Nr. 18, 19 und 20 ergab einen ziemlich hohen Rieselsäuregehalt. Ob nun auch hier, wie bei den chinesischen Porzellanmaterialien, der zur Porzellanfabrikation so hohe Kieselsäuregehalt bei der etwaigen technischen Verwendung durch Beimischung anderer Substanzen herabgedrückt wird, muſs dahin gestellt bleiben, da hierüber jede Auskunft fehlt (vgl. Seger 1880 238 173). Folgende Tabelle enthält die berechneten Analysenresultate der drei Porzellangesteine; auch sie erwiesen sich als fast völlig frei von Eisen, oder enthielten nur hin und wieder ganz unwägbare Spuren desselben: Nr. 18 Nr. 19 Nr. 20 PorzellanmaterialNr. 1 PorzellanmaterialNr. 2 Material zur Glasur (Tsudzi-tsutschi) (Jakai-ime-tsutschi) Uwa-k'suri SiO2 78,27 77,88 77,05 Al2O3 14,69 14,78 15,28 CaO 0,44 0,33 0,40 K2O 4,23 3,55 3,98 H2O 2,99 2,84 2,91 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,37 99,38 99,62.