Titel: Ueber die Geldwerthsberechnung der Futtermittel.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 318
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Ueber die Geldwerthsberechnung der Futtermittel. Ueber die Geldwerthsbestimmung der Futtermittel. Die Geldwerthsberechnung der Futtermittel beruht bis jetzt auf sehr unsicherer Grundlage und ist es daher anzuerkennen, daſs sich auf Antrag von J. König (Milchzeitung, 1880 S. 721 und 737) eine Commission mit der Lösung dieser Frage beschäftigt hat. Es wurde nun zunächst die mittlere chemische Zusammensetzung der zur Berechnung gewählten Futtermittel ausgemittelt und in folgender Tabelle zusammengestellt: Bezeichnung desFuttermittels AnzahlderAnalysen Mittlere Zusammensetzung aus sämmtlichen Analysen Wasser Proteïn Fett StickstofffreieExtractst. Holzfaser Asche Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Mais 46 14,21   9,86 4,54 66,85   2,91 1,63 Ackerbohnen 18 15,93 25,06 1,55 46,88   7,36 3,21 Lupinen 12 13,50 35,56 5,15 27,23 14,56 4,00 Weizenkleie (feine) 21 12,07 14,05 4,17 58,34   7,30 4,07        „          (grobe) 89 13,57 13,56 3,37 54,98   8,85 5,65 Bezeichnung desFuttermittels AnzahlderAnalysen Mittlere Zusammensetzung aus sämmtlichen Analysen Wasser Proteïn Fett StickstofffreieExtractst. Holzfaser Asche Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Reismehl (feines)   18 11,54   9,88   7,28 63,28   2,71   5,31 (grobes).   71 10,47 10,85   9,94 47,01 11,86   9,87 Roggenkleie 102 12,23 14,53   3,17 59,53   5,95   4,56 Rapskuchen 133 11,24 31,11   9,89 29,18 11,19   7,39 Leinkuchen   83 12,47 28,89 10,33 30,33   9,79   8,19 Mohnkuchen   11 11,54 32,74 7,84 23,46 12,15 11,27 Erdnuſskuchen   35 11,15 46,12   6,64 25,82   5,64   4,63 Palmkernkuchen 107 10,37 16,28 10,45 37,71 21,36   3,93 Palmkernmehl   45 10,92 17,13   3,70 41,34 22,99   3,92 Kokosnuſskuchen   26   9,33 20,03 11,39 39,79 13,90   5,56 Sesamkuchen   27 12,14 36,77 12,00 20,31   8,47 10,31 Fleischfuttermehl   19 10,60 72,66 12,27   0,72   3,75 Unter zu Grundlegung der Marktpreise ergab sich nun nach der Methode der kleinsten Quadrate für 1k Nährstoff bei: Proteïn Fett Stickstoff freieExtractstoffe 5jährl. Mittelpreisen von 1874/75 bis 1878/79 0,335 0,332      0,109 M. mittleren Marktpreisen im J. 1878/79 0,301 0,316 0,086 laufenden Marktpreisen im Herbst 1879 0,270 0,244 0,121 und danach folgender Geldwerth im Verhältniſs zum Marktpreis: Bezeichnung derFuttermittel 1) Mittelpreise in denJahren 1874 bis 1878 2) Preise von1878/79 3) Preise im Herbst1879 Göttingen Marktpreis Berechn.Geldwerth Marktpreis Berechn.Geldwerth Marktpreis Berechn.Geldwerth M. M. M. M. M. M. Mais 13,86 12,10 11,75 10,15 14,00 11,86 Ackerbohnen 17,22 14,01 15,30 12,06 18,00 13,12 Lupinen 14,10 16,59 10,60 14,67 10,00 14,15 Weizenkleie (feine) 11,34 12,45 9,52 10,56 10,00 11,78 (grobe) 10,18 11,65   8,28   9,87   9,00 11,13 Reismehl (feines) 14,52 12,62 12,04 10,70 12,74 12,11 (grobes). 10,50 12,05   8,70 10,44   9,58 11,04 Roggenkleie 11,23 12,41   8,85 10,49 10,00 11,89 Rapskuchen 15,49 16,88 13,85 14,99 14,00 14,34 Erdnuſskuchen 18,30 19,46 17,50 18,20 18,00 17,33 Palmkernkuchen 12,87 13,02 10,95 11,44 10,00 11,40 Kokosnuſskuchen 15,70 14,82 15,00 13,04 15,50 13,00 Sesamkuchen 13,98 18,51 12,60 16,40 12,60 15,32 Leinkuchen 24,10 16,42 21,50 14,55 21,00 13,99 Palmkernmehl 12,37 11,48 10,50   9,87   9,70 10,52 Mohnkuchen 11,99 16,12 11,00 14,33 10,50 13,59 Fleischfuttermehl 31,90 28,20 28,20 25,35 23,50 22,69 Einige Futtermittel, z.B. Leinkuchen, haben einen verhältniſsmäſsig hohen Preis, während bei anderen (Mohnkuchen, Lupinen) der berechnete Geldwerth erheblich über dem Marktpreis liegt. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daſs, wenn es sich um die Preis Würdigkeit von Futtermitteln handelt, zunächst in Betracht kommt, ob die vorhandenen Nährstoffe im Allgemeinen einen gleichen Gesammterfolg im Organismus und nahezu die gleiche Verdaulichkeit besitzen. Haben sich z.B. für Lupinen und Sesamkuchen nach ihrem Gehalt an Rohnährstoffen gleiche Geldwerthe berechnet, so wird man in den meisten Fällen zu letzteren greifen, weil man nicht, wie bei Lupinen, zu befürchten braucht, daſs sie unter Umständen schädlich wirken. Das Verhältniſs zwischen Proteïn, Fett und Stickstoff freien Extractstoffen ist kein festes, sondern schwankt naturgemäſs mit den Preisen der Futtermittel in den einzelnen Jahren; es muſs daher von Fall zu Fall besonders bestimmt werden. Nach vorstehender Berechnung, die auf einer und derselben Grundlage (gleiche Zusammensetzung und Preise an denselben Productionsorten) ausgeführt ist, wurde gefunden:     1) 5jährliche Mittelpreise der Futter-mittel von 1874/75 bis 1878/79: Proteïn Fett Stickstoff freieExtractstoffe          Preis für 1k 0,335 0,332 0,109 M.          Verhältniſs zu einander 3,0 : 3,0 : 1,0     2) Mittelpreise der Futtermittel imJahre 1878/79:          Preis für 1k 0,301 0,316 0,086 M.          Verhältniſs zu einander 3,5 : 3,7 : 1,0     3) Mittelpreise im Herbst 1879:          Preis für 1k 0,270 0,244 0,121 M.          Verhältniſs zu einander 2,2 : 2,0 : 1,0 Hiernach stellen sich für Proteïn und Fett stets fast ganz gleiche Geldwerthe heraus; während diese aber in den 5 Jahren 1874 bis 1879 im Durchschnitt rund 3 mal höher bezahlt wurden als die Stickstoff freien Extractstoffe, ist das Verhältniſs im J. 1878/79 rund 3,5 mal und im Herbst 1879 nur rund 2 mal höher. Hat sich nun z.B. das Werthverhältniſs von Proteïn : Fett : Stickstoff freien Extractstoffen = 3 : 3 : 1 ergeben, so kann man zur Berechnung des wirklichen Geldwerthes derselben folgendermaſsen verfahren: Man wählt einige ortsübliche Futtermittel und deren gegenwärtige Preise, die frei sind von Frachtkosten und Liebhabereipreisen. Als solche können in vielen Fällen Weizenkleie (grob), Roggenkleie und Rapskuchen gelten. Haben dieselben z.B. folgende Preise für 100k: Weizenkleie (grobe)   9,00 M. Roggenkleie 10,00 Rapskuchen 14,00 so berechnen sich die Werthe nach deren mittleren Zusammensetzung, wie folgt: Weizenkleie (grobe): Gehalt Proc. Proteïn   13,56 × 3 = 40,68 Futterwertheinheiten Fett     3,37 × 3 = 10,11 Stickstoff freie Extractstoffe   54,98 × 1 = 54,98 ––––––––––––––––––––––––– Summe                  105,77 Futterwertheinheiten. Diese 105,77 Futterwertheinheiten kosten 9,00 M., also eine Futterwertheinheit = (9,00 : 105,77) = 0,085 M. Danach hat Geldwerth: 1k Proteïn 0,085 × 3 = 0,255 M. 1 Fett 0,085 × 3 = 0,255 1 Stickstoff freie Extractstoffe 0,085 × 1 = 0,085 In derselben Weise berechnet sich nach den Marktpreisen: In Roggenkleie In Rapskuchen 1k Proteïn 0,264 0,276 1 Fett 0,264 0,276 1 Stickstoff freie Extractstoffe 0,088 0,092 Hieraus ergibt sich im Mittel: Proteïn Fett Stickstoff freieExtractstoffe Weizenkleie 0,255 0,255 0,085 Roggenkleie 0,264 0,264 0,088 Rapskuchen 0,276 0,276 0,092 ––––––––––––––––––––––––– Mittel 0,265 0,265       0,088 M., d.h. zur betreffenden Zeit kosten an Ort und Stelle der Ermittlung 1k Proteïn und Fett 0,265 M., 1k Stickstoff freie Extractstoffe 0,088 M. Um daher den Geldwerth eines Handels-Futtermittels in jedem gegebenen Falle direct zu berechnen, braucht man den gefundenen Gehalt nur mit diesen Zahlen zu multipliciren. In derselben Weise erfährt man durch Multiplication dieser Zahlen mit dem garantirten Gehalt irgend eines anderen von auswärts zu beziehenden Futtermittels, ob dasselbe unter Hinzurechnung der Frachtkosten preiswürdig ist oder nicht.