Titel: Ueber Neuerungen an Hydranten und Brunnenständern; von Ingenieur Mittag.
Autor: Mittag
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 435
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Ueber Neuerungen an Hydranten und Brunnenständern; von Ingenieur Mittag. Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 37. Mittag, über Neuerungen an Hydranten und Brunnenständern. Hydranten. Die Neuzeit zeigt keine durchgreifenden Aenderungen in der Construction von Hydranten und Brunnen, trotzdem der stark gestiegene Bedarf derselben und die gröſseren Anforderungen an ihre Wirksamkeit der Erfindung neuer Ausführungen Vorschub leisten. Es finden sich vielmehr in den maſsgebenden Quellen, den amerikanischen, deutschen und englischen Patentschriften nur mehr oder weniger geringfügige Abänderungen alter Constructionen vor. Die an einen guten Hydranten zu stellenden Bedingungen sind im Allgemeinen folgende: 1) Mufs der Hydrant vollständig gegen Einfrieren geschützt sein; 2) müssen sämmtliche abnutzbare Theile leicht zugänglich sein, ohne daſs man nöthig hätte, den Hydranten auszugraben; 3) darf der Wasserdurchgang erst dann möglich sein, wenn die vorhandene Entleerungsöffnung schon geschlossen ist. Mit Ausnahme der ersten sind diese Bedingungen erst im Laufe der letzten Jahre in ihrer ganzen Bedeutung gewürdigt und den neuen Ausführungen der Hydranten zu Grunde gelegt und ist es interessant zu beobachten, wie nach und nach namentlich der zweiten Bedingung zu genügen gesucht wurde, die am nothwendigsten zu befolgen war, da die Hydranten nur noch in gewissen Fällen in einem gemauerten Schacht vollständig zugänglich eingesetzt, in der Regel jedoch in die Erde eingegraben und mit einer guſseisernen Kappe überdeckt werden. In vielen Städten findet sich noch die alte Construction, weiche es nothwendig macht, den ganzen Hydranten bloszulegen, um eine Leder- oder Gummidichtungsscheibe zu erneuern, trotz der Umständlichkeiten und des Zeitverlustes, welche diese Arbeit erheischt. Der Anforderung, den Hydranten gegen Frost zu schützen, ist nur auf eine praktisch durchführbare Weise zu genügen, durch die Entwässerung. Dieselbe kann selbstthätig und nicht selbstthätig sein und sind die Fachtechniker trotz der vielen einschläglichen Versuche noch nicht einig geworden, was vorzuziehen ist. Baurath B. Salbach spricht sich in seinem bekannten WerkeB. Salbach: Die Wasserleitung in ihrem Bau und ihrer Verwendung in Wohngebäuden. (Halle a. S. 1876. G. Knapp's Verlag.) für die nicht selbsttätige Entleerung aus und sagt, daſs keine der vielen selbstthätigen Vorrichtungen absolute Zuverlässigkeit gewähre. Referent schlieſst sich dieser Ansicht an. Zudem ist eine Entleerung nur während der kurzen Dauer des Frostes erforderlich, während welcher Zeit der Hydrant zu seinem Hauptzweck, dem Rinnsteinspülen und Straſsensprengen, nicht gebraucht wird, also verhältniſsmäſsig wenig zur Benutzung kommt, und kann deshalb die leichte Mühe des Entleerens von dem bedienenden Arbeiter übernommen werden. Die meisten deutschen Städte haben auch dieser Construction mit nicht selbstthätiger Entleerung den Vorzug gegeben. Der viel gerühmte Mohawk-Feuerhydrant (1876 222 * 217) zeigt eine selbstthätige Entleerung, ebenso der Bopp und Reuter'sche Hydrant (1879 234 * 362); beide scheinen sich ebenso wie die bekannten übrigen Ausführungen nicht bewährt zu haben; sie sind alle unzuverlässig. Die folgende Entwässerungsvorrichtung von Bopp und Reuter in Mannheim (* D. R. P. Nr. 8618 vom 5. August 1879) kann sowohl selbstthätig, wie unselbstthätig zur Wirkung gelangen. Dieselbe besteht im Wesentlichen in einer aus zwei besonderen Theilen a und b (Fig. 1 Taf. 37) zusammengesetzten sogen. „Entwässerungsstange“, welche an ihrem unteren etwas federnden Ende den kleinen Entwässerungsschieber c faſst. Die Stange sitzt an der Ventildruckstange v, so daſs sich der Entwässerungsschieber gleichzeitig mit dem Ventil w auf- und abbewegt, die Entwässerung mithin selbstthätig geschieht. Es geht nun der obere Theil a der Entwässerungsstange durch den Hydrantendeckel, in welchem er mit einem Lederstulpen abgedichtet ist, und trägt auſsen einen zeigerartigen Griff g; am Fuſse von a sitzt eine Hülse /i, in welche ein stark ansteigendes Gewinde eingeschnitten ist. Der Theil b trägt oben einen vierkantig angesetzten, mit flachem Gewinde versehenen Kopf k, welcher in die Mutter der Hülse h paſst und auf diese Weise die Verbindung beider Stangentheile a und b herstellt. Die Hülse h findet ihren Platz in einem gabelförmigen Ansatz m der Ventilstange v und besitzt einen Bund, welcher zwar eine Drehung, aber keine Verschiebung in der Achsenrichtung zuläſst (vgl. Schnitt I). Der untere Theil des Ansatzes m führt den Kopf k (Schnitt II), während ein zweiter Ansatz n die Stange nochmals führt und die Ventilstange v in der aus dem Schnitt IV ersichtlichen Art am Drehen verhindert wird. Eine Drehung des Griffes g wird nun unabhängig von der Bewegung der Ventilstange v eine Verschiebung des Entwässerungsschiebers c zur Folge haben und ist die Steigung des Gewindes bei k so zu bemessen, daſs eine Drehung des Griffes g um 180° das Oeffnen oder Schlieſsen des Schiebers c bewirkt (vgl. Fig. 2). Eine interessante Entwässerung werden wir noch bei Besprechung der Brunnenständer kennen lernen. Die leichte Zugänglichkeit der der Abnutzung unterworfenen Theile (Ventile) ist bei allen neueren Hydranten angestrebt und wird meist in der Weise bewirkt, daſs man das Gehäuse weit genug macht, um das Ventil aus demselben herausziehen zu können. Mustergültig sind in dieser Hinsicht die Fr. Reese'schen Hydranten (1879 234 * 96). Gewöhnlich ist die Erneuerung einer Dichtungsscheibe der Anlaſs zur Herausnahme des Ventiles und ist eine solche Reparatur an derartigen Hydranten in kaum 1 Stunde ausführbar. Eine gewisse Bequemlichkeit, die allerdings nicht viel bedeutet, hat hierzu H. Flower (1876 221 * 297) dadurch gemacht, daſs sie die Hauptleitung selbstthätig abschlieſsen lassen, wenn das Hydrantenrohr entfernt wird. Ein Hauptübelstand ist der auftretende Rückschlag des Wassers beim Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles, welchen die Reese'schen Constructionen hauptsächlich zu beseitigen streben und zwar durch eigenartige Ventilconstructionen und Anbringung einer besonderen Absperrung (vgl. 1879 234 * 96). Im Allgemeinen sucht man den Wasserschlag dadurch zu vermeiden, daſs man das Ventil gegen das ausströmende Wasser abschlieſsen läſst – gegen diese Hauptregel hat der oben erwähnte Mohawk-Feuerhydrant verstoſsen –, Windkessel anbringt, oder bei Hochdruckleitungen sogen. Druckreductionsventile einschaltet. Eine sonderbare Construction zeigt der Hydrant von C. Reimann in Wittenberge (* D. R. P. Nr. 7874 vom 9. Mai 1879). Derselbe besteht aus einem 260cm weiten Gehäuse (Fig. 3 Taf. 37), in welchem sich ein Kolben von 65cm Durchmesser, dessen Stange in ihrem unteren Theil als Ventil ausgebildet ist, bewegt. Der an seinem Rande mit einer Dichtung versehene Kolbenkörper befindet sich in dem oberen Theil des Gehäuses und bildet zugleich den Abschluſs der Kammer nach oben. Die Kolbenstange selbst ist hohl und in der Weise durch eine Scheidewand in zwei Kammern getheilt, daſs die obere Kammer mittels vier Oeffnungen mit dem oberen oder unteren Theil des Gehäuses communiciren kann, während die untere Kammer, welche nach unten zu durch eine überstehende und mit Lederscheibe versehene Platte verschlossen ist, als Windkessel dient. Die Führung des Kolbens wird durch eine von oben eingeschraubte Büchse und durch die Kolbenliderung bewirkt. Zur Befestigung des Standrohres dienen vier Haken, von denen zwei an der Kolbenstange und zwei am Gehäuse befindlich sind. An seinem oberen Ende hat das Standrohr zwei Luftventile, von welchen das eine durch eine Feder offen gehalten wird, deren Spannung so bemessen ist, daſs ein Ueberdruck von mehr als ⅛at das Ventil schlieſst. Das andere Luftventil befindet sich in einer Durchbohrung der Schraubenspindel, welche, über Tag befindlich, das Oeffnen und Schlieſsen des Hydrantenventiles, d.h. das Heben oder Senken der hohlen Kolbenstange besorgt, und dient gleichzeitig zur Verbindung dieser Schraube mit dem Standrohr. – Das Oeffnen und Schlieſsen dieses Hydranten wird wahrscheinlich stoſsfrei vor sich gehen; doch ist keine Entleerung der oberen Kammer, welche sich aus dem Standrohr füllt, vorgesehen und auch kaum zweckmäſsig einzuschalten möglich; die Construction scheint verfehlt. Beim Vorhandensein von zwei Ausflüssen hat Fr. Reese in Dortmund (* D. R. P. Nr. 10674 vom 10. Februar 1880 als Zusatz zu Nr. 4040, vgl. 1879 234 * 97), zum Zweck, den Ausfluſs des Wassers so zu reguliren, daſs bald die eine Oeffnung, bald die andere, bald beide zusammen das Wasser durchlassen, folgende Einrichtung getroffen. Das Auslaufrohr des Hydranten, in welchem sich das Ventil nebst Führungsstange befindet, ist mit dieser zusammen über das eingegrabene Gehäuse hinaus verlängert und endigt in einem conischen Hahngehäuse mit zwei Ausläufen. Das Hahngehäuse nimmt einen hohlen, nach unten zu offenen und seitlich durchbrochenen Conus des Kükens auf, in dessen oberem Theile sich die Stopfbüchse für die Spindel befindet, welche zur Handhabung des Hydranten dient. Die Anordnung mehrerer Auslässe erfordert dann die Anbringung eines Drei-, Vier-, oder Mehrweghahnes. Ebenso kann man, indem man den Mittelpunktswinkel des Kükens immer gröſser werden und dessen Spitze endlich mit seiner Grundfläche zusammenfallen läſst, wodurch ein um den ehemaligen Kegelmittelpunkt drehbarer Schieber entsteht, einen drei-, vier- oder mehrwegigen Schieber anbringen. Die Dichtung des Ventiles erneuern zu können, ohne das im Bereich des Hydranten liegende Rohrnetz absperren zu müssen, will eine Construction von C. Louis Strube in Buckau (* D. R. P. Nr. 9609 vom 24. October 1879) durch Anwendung einer Rückfluſsklappe C (Fig. 4 Taf. 37) erzielen. Das Ventil D schlieſst und öffnet, wie üblich, bei Drehung einer im Deckel gelagerten Schraubenspindel. Die am Ventilkegel D sitzende Schraube F verbreitert sich nach unten und drückt gegen die Klappe C; doch ist die Länge derselben so bemessen, daſs die Klappe C noch genügenden freien Durchfluſsquerschnitt läſst, wenn das Ventil D ganz geöffnet ist. Am noch weiteren Oeffnen hindert eine im Hydrantendeckel gelagerte Stellschraube. Behufs Erneuerung der Dichtung hat man die Stellschraube und die Drehspindel so lange aufwärts zu drehen, bis die Klappe C durch den Druck des Wassers geschlossen ist. Nach Lösung der Deckelschrauben u.s.w. kann dann das Ventil herausgenommen werden. – Es will uns scheinen, daſs die Klappe C den ungehinderten Durchfluſs des Wassers doch nicht in dem gewünschten Maſse geschehen lassen, vielmehr die Ursache zu schädlichen Stöſsen sein wird. Eine bemerkenswerthe Construction, bei welcher aber auch auf eine Entwässerung keine Rücksicht genommen ist, zeigt der Hydrant von W. Schneidemandel in München (* D. R. P. Nr. 5083 vom 10. September 1878). Der Hydrant muſs jedoch in einen gemauerten Schacht eingelassen werden, da man sonst keine Reparaturen an ihm vornehmen kann. Der Ventilkasten b (Fig. 5 Taf. 37) wird auf ein fest mit der Rohrleitung verbundenes Guſsstück a aufgesetzt und besitzt Oeffnungen für zwei Hähne c, welche mit Metallpfropfen verschlossen werden für den Fall, daſs der Hydrant für lange Zeit auſser Dienst gestellt wird, sonst aber zum Anschluſs an die Zweigleitungen dienen. Bei Uebergang auf geringere Lichtweiten werden Reductionsmuffe eingeschaltet. Der Sitz des Ventiles h ist in der Flansche g eingeschliffen. Das Ventil h selbst wird durch eine Spiralfeder f und durch den Wasserdruck gegen seinen Sitz gepreſst. Ein Kranz mit Speichen und Nabe e, welch letztere den Ventilstift führt, hält die Spiralfeder. Das Standrohr m wird von oben eingesetzt und durch die beiden auf der Flansche g angegossenen Bügel i sowie die Rohrschelle u festgehalten, nachdem es in Führungen der Flansche g eingelassen ist. Durch Drehen des Standrohres an den Hebeln n von links nach rechts preſst sich die Mutter an den Bügel i und schraubt sich, von diesem geführt, unter dieselben fest. – Das Ventil wird, wie üblich, durch Drehen der bei p geführten Stahlspindel o niedergedrückt (geöffnet) und auch wieder zum Schluſs gebracht. In Fig. 5 wird die Ventilspindel direct durch die Kurbel h bewegt, doch nicht gedreht, sondern wegen der Führung p nur geschoben. Das Kopfstück ist nach allen Richtungen drehbar. Ein Kopfstück für groſse Durchmesser und hohen Druck zeigen Fig. 6 und 7. Die Bewegung der Leitspindel geschieht hier indirect durch Drehung einer Schnecke und eines Schneckenrades; es soll diese etwas umständliche Anordnung ein sehr langsames Oeffnen des Ventiles bezwecken. Um das beim Undichtwerden des Ventiles eintretende Heraussickern des Wassers aus dem Hydranten nach der Straſse zu verhindern, schlieſst C. J. Hanssen in Flensburg (* D. R. P. Nr. 9666 vom 9. August 1879) das Steigrohr luftdicht durch einen Deckel und Druckschraube ab. Es soll diese Anordnung eine Verdichtung der Luft im oberen Theil der Steigröhre herbeiführen, wenn Wasser durch das Ventil austritt und dadurch verhindern, daſs dieses Wasser die Steigröhre ganz anfüllt. Brunnenständer. Die Construction der Brunnen ist Gegenstand der weitumfassendsten Versuche gewesen, die noch nicht für abgeschlossen gelten können, da auch die besten eingeführten Brunnen immer noch ziemlich bedeutende Mängel tragen. Die Brunnen werden selten noch Bis stetig laufende ausgeführt, vielmehr allgemein als Ventilbrunnen, die nur durch den Druck der Hand zu öffnen sind und dann meist selbstthätig wieder abschlieſsen. Sie bestehen aus einem mehr oder weniger reich verzierten guſseisernen Ständer, welcher auſsen ein passendes Auslaufrohr und die Drücker Vorrichtung zur Handhabung des Ventiles, innen aber die Wasserleitungsrohre trägt. Im Allgemeinen gelten für die Construction und Anlage der Brunnen dieselben Principien wie für die Hydranten; doch hat man gröſsere Sorgfalt auf den beim selbstthätigen Schluſs derselben in bedeutend stärkerem Maſse auftretenden Wasserrückschlag und auf die gehörige Entleerung des nach dem Auslauf führenden Steigrohres zu legen. Die meisten Städte haben Brunnenconstructionen angenommen, welche gleichzeitig als Hydranten zu benutzen sind. Wir verweisen auf die bewährten Constructionen von Dehne in Halle a. S., welche u.a. in Dresden aufgestellt sind und wenden uns zu einigen neueren Anordnungen. Besonders für Hochdruckwasserleitungen ist der Brunnenständer von Alex. Monski in Eilenburg (* D. R. P. Nr. 5384 vom 13. August 1878) bestimmt. Das Wasser strömt durch den Stutzen a (Fig. 8 und 9 Taf. 37) zunächst in eine Kammer, die durch den Cylinder c und zwei in demselben verschiebbare, mit einander durch ein Rohrstück verbundene Manschettenkolben d und e gebildet wird. Der Kolben d ist geschlossen, während sich in e ein Ventil g befindet. Soll Wasser dem Brunnen entnommen werden, so wird der Hebel h in die Höhe gezogen, wodurch die mit einander verbundenen Kolben d und e so weit nach unten gedrückt werden, bis der Stift i des Ventiles g auf den Boden des Cylinders c stöſst, das Ventil also öffnet und dem Wasser durch den Kanal m den Austritt durch den Auslauf gestattet. Läſst man den Hebel h los, so werden durch die eigene Schwere desselben und das Gegengewicht r die Kolben d und e wieder hochgezogen, das Ventil schlieſst ab und das im Kanäle m und dem Ausguſsrohre befindliche Wasser wird in den Cylinder c zurücktreten, der tief genug liegt, um ein Einfrieren hintanzuhalten. Das rohrähnliche Verbindungsstück der beiden Kolben wirkt hierbei als Windkessel. Behufs einer Reparatur der Kolben u.s.w. hat man nun den Hahn b abzusperren und den Ständerdeckel zu lösen, um zu den Ventilen gelangen zu können. – Zum Zweck einen selbstthätigen Schluſs und Entleerung des Apparates ohne Anwendung jenes Gegengewichtes r herbeizuführen, hat Monski folgende Abänderung (* D. R. P. Zusatz Nr. 6397 vom 21. Januar 1879) getroffen. Er stellt die die Kammer c, in welche das Wasser der Leitung zunächst tritt, abschlieſsenden Manschettenkolben nicht mehr gleich groſs her, sondern macht den oberen gröſser. Der Druck des Wassers auf denselben wird in Folge dessen gröſser und ist stets das Bestreben vorhanden, die Kolben in die Höhe zu treiben, wodurch der selbstthätige Schluſs des Ventiles und die Entleerung des Steigerohres bewirkt wird, wenn der Hebel h losgelassen wird. Trotz des als Windkessel dienenden Raumes zwischen den beiden Kolben hat sich beim Gebrauche dieser Brunnenständer ein bedeutender Rückschlag auf die Leitung namentlich beim Schlieſsen und Entleeren bemerkbar gemacht; ferner war die Abnutzung der Manschetten eine ungemein schnelle. – Diese Uebelstände scheinen durch die neueste Abänderung Monski's (* D. R. P. Zusatz Nr. 8910 vom 9. Juli 1879) wenn auch nicht vollkommen aufgehoben, so doch wesentlich verringert zu sein. Statt der früheren zwei Manschetten werden jetzt deren drei angebracht, und zwar liegen die beiden unteren fest, während sich die dritte oberste verschieben läſst (Fig. 10 Taf. 37). Das Leitungswasser tritt zunächst in den unteren Raum des Cylinders B der durch zwei Stulpen oben und unten abgedichtet ist, und bleibt der weitere Durchfluſs so lange gehindert, als das in der mittleren Kolbenscheibe befindliche Ventil geschlossen ist. Dieses wird nun geöffnet, sobald der obere Theil des sogen. Arbeitskolbens A, welcher in der dritten obersten Manschette verschiebbar ist, nach unten gedrückt wird und auf das Ventil trifft; der Durch- und Ausfluſs des Wassers ist dann frei. Geht dieses verschiebbare Stück wieder aufwärts, so schlieſst sich zunächst das Ventil und der Wasserdurchfluſs hört auf; bei der weiteren Bewegung findet dann erst das Entleeren des Steigrohres statt. Bei der Wasserentnahme werden auf diese Weise diejenigen Manschetten, welche hauptsächlich den Wasserdruck auszuhalten haben, gar nicht mehr bewegt, während die oberste Manschette bei ihrer Bewegung nur einen geringen Druck auszuhalten hat, in Folge dessen auch nur wenig abgenutzt werden wird. Der Uebelstand dieser Brunnenständer ist ihr bedeutender Rückschlag; daſs derselbe bei der letzten Anordnung durch das Luftkissen, welches durch die eigenthümliche Form der mittleren Kolbenscheibe und den Ventilsitz gebildet wird, in günstigerer Weise aufgefangen wird, als bei den ersten Constructionen, ist kaum anzunehmen. Die folgende Construction von A. Aschemann in Berlin (* D. R. P. Nr. 7036 vom 16. März 1879) wendet sich gegen das zu heftige Ausströmen des Wassers und die dadurch verursachte Wasserverschwendung. In dem Brunnenständer m (Fig. 11 Taf. 37) liegt oben ein Gefäſs d, von welchem eine Hauptröhre b, die bei c verstopft ist, nach der Wasserleitung a und ein Rohr g mit Durchlaſsventil e und Schwimmer f nach dem Punkt h des Rohres b führen. Das Wasser tritt aus der Leitung a durch den unteren Theil des Rohres b und durch g in das Gefäſs d, bis der Schwimmer f das Ventil e schlieſst. Wird nun von auſsen die Kette k angezogen, bis der schwere angehängte Kegel des Ventiles i öffnet, so wird das Wasser aus dem Gefäſse d durch den oberen Theil der Röhre b und den Ausfluſs j ins Freie gelangen. Dann wird durch das Sinken des Schwimmers f wieder Wasser aus der Leitung a in das Gefäſs d strömen u.s.w. – Die Anlage ist ganz nett, aber durchaus unpraktisch. Die Brunnen sollen gewöhnlich Trinkwasser beschaffen; doch wird dieser Brunnen im Sommer das Wasser im Gefäſse d so warm werden lassen, daſs es ungenieſsbar wird, während es im Winter trotz der vorgeschlagenen Ausfütterung des Mantels m mit Stroh u. dgl. gefrieren wird. Ein Drückerapparat als Ersatz der Ventile ist Gegenstand des Patentes von Loeffel in Colmar (* D. R. P. Nr. 3676 vom 20. März 1878), welcher die Steigröhre ähnlich wie Reimann benutzt; dieselbe greift mit einem bronzenen Ansatzstück in den Stutzen der Hauptleitung und ist durch eine Gummiwulst in diesem abgedichtet. Einige Centimeter über dem unteren Ende des Steigrohres sind Schlitze angebracht, unterhalb welcher es gut abgeschlossen ist, damit das Wasser nur durch die Schlitze in die Steigröhre gelangen kann. Oberhalb des Erdbodens ist ein Fuſstritt am Steigrohr angebracht; drückt man mit dem Fuſse auf diesen, so schiebt sich das Steigrohr mit den Schlitzen in den Stutzen, die Schlitze gelangen unter die Wulst und das Leitungswasser gelangt in die Röhre und zum Ausfluſs. Läſst man den Fuſstritt frei, so schiebt sich das Steigrohr unter Einwirkung einer Spiralfeder wieder aufwärts, die Schlitze treten wieder über die Wulst und nun wird das noch im Steigrohr befindliche Wasser durch die Schlitze austreten und im Boden versickern. Eine ähnliche Entleerung, welche das überflüssige Wasser einfach ausflieſsen und in dem lockeren Erdreich der Schachtsohle versickern läſst, ist bei früheren Constructionen vielfach angewendet worden. Da aber nicht jeder Boden geeignet ist, die groſse Menge Entleerungswasser, welche ein häufiger Gebrauch des Brunnens schafft, aufzusaugen und fortzuführen, so wurden die Keller der benachbarten Grundstücke feucht, was zu berechtigten Klagen der Hausbesitzer Veranlassung gab. Abgesehen von diesem Umstände, der die Anlage besonderer Abzugskanäle nothwendig machte, ist auch der entstehende bedeutende Wasserverlust zu berücksichtigen. Eine bemerkenswerthe Construction, welche sich hauptsächlich gegen diese Uebelstände wendet, ist die von A. H. Schnarr in Tiflis (* D. R. P. Nr. 7520 vom 2. März 1879), welche das Injectorprincip in interessanter Weise benutzt. Wird der Hahn b (Fig. 12 Taf. 37) geöffnet, so tritt das Wasser durch das conische Ansatzrohr c in das Steigrohr e und flieſst bei g aus. Durch die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser durch das Gehäuse d ausströmt, wird in letzterem ein luftverdünnter Raum erzeugt, wodurch das im Sammelgefäſs k befindliche Wasser im Rohr h in die Höhe getrieben wird und bei g mit zum Ausfluſs gelangt. Wird der Hahn b geschlossen, so fällt das im Steigrohr befindliche Wasser in das Sammelgefäſs, um beim nächsten Spiel wieder angesaugt zu werden. Zum Schluſs sei noch eine Absperrvorrichtung von L. Meyer in Höchst a. M. (* D. R. P. Nr. 622 vom 11. September 1877) beschrieben, welche einen möglichst stoſsfreien Schluſs bewirken soll. Dieselbe besteht aus einem Gehäuse f mit dem Ansatzstutzen a und b (Fig. 13 Taf. 37); concentrisch in demselben liegt eine Hülse c, über welche der Ventilkörper d geschoben ist. Bei v sind in den Ventilkörper Löcher eingeschnitten, deren Querschnitt zusammen 1/4 bis ⅓ gröſser sein soll als der Querschnitt des Ventildurchlasses. Ueber dem Ventil sitzt ein Kolben k, genau in den Deckelhals K passend; an vier Stellen oben und unten ist der Kolben mit Löchern i versehen, welche mit vier in die Ventilstange eingefrästen Nuthen übereinstimmen. Wird die Ventilstange q gehoben, bis die obere Fläche des Kolbens an die untere Fläche der Stopfbüchsenhülse stöſst, so tritt das Wasser vom Stutzen b durch die Hülse c, die Löcher v nach dem Stutzen a zum Auslauf. Der Stulpen e schlieſst während dem die Löcher x; unter dem eng durchlöcherten Kolbentheil A des Ventilkörpers wird allmählich Wasser austreten. Hört der Zug an der Kolbenstange auf, so werden die Gewichte G das Ventil herabzudrücken und zu schlieſsen streben. Diesem Druck wirkt jetzt das unter dem Kolben A befindliche Wasser, welches nur langsam durch die feinen Löcher wieder entweichen kann, entgegen und wird die Folge ein sehr langsamer Schluſs der Ventilöffnung sein. Die Löcher v haben eine nach oben spitz zulaufende Form und wird hierdurch die durchflieſsende Wassermenge beim Niedergange des Ventiles stetig abnehmen. Um die Gewichte G nicht zu schwer werden zu lassen, ist am unteren Ende der Ventilstange ein Entlastungskolben h angebracht. Die Entwässerung der Steigröhre erfolgt durch die nach Schluſs des Ventiles frei werdenden Oeffnungen i, durch welche das Wasser in den Erdboden austritt. Da eine Entwässerung nur im Winter nothwendig ist, im Sommer aber die bedeutenden Wasserverluste gern vermieden werden möchten, so sind die Löcher x mit Gewinde versehen und werden mit Schrauben verschlossen, so lange keine Entwässerung gewünscht wird.

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Tafel Tafel 37
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