Titel: Anordnungen zur Umwandlung der Meyer'schen Steuerung in eine auslösende Steuerung.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 353
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Anordnungen zur Umwandlung der Meyer'schen Steuerung in eine auslösende Steuerung. Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 29 und 34. Umwandlung der Meyer-Steuerung in eine auslösende Steuerung. Um die Meyer'sche Steuerung zu einer durch den Regulator beeinfluſsten Steuerung zu machen, hat man zunächst Einrichtungen getroffen, mittels welcher die sonst von Hand bewirkte Verstellung der Abschluſskanten von Grund- und Expansionsschieber gegen einander durch den Regulator ermöglicht werden soll. Man hat dies erstens (im engeren Anschluſs an die alte Meyer'sche Steuerung) durch Aenderung der Entfernung zweier rechteckiger Expansionsschieberplatten (vgl. 1881 242 * 79) und zweitens durch Querverschiebung eines trapezförmigen Expansionsschiebers (vgl. 1881 242 * 393) zu erreichen gesucht. Ein etwas weiter gehender Schritt zu dem genannten Zwecke ist nun der, daſs man die beiden Expansionsplatten der Meyer'schen Steuerung mit je einem auslösenden Klinkenmechanismus nach Art der Corliſssteuerungen verbindet, so daſs sie, wie die Einlaſsorgane der Steuerungen mit vier Schiebern, Hähnen oder Ventilen, eine sogen, freie Schluſsbewegung erhalten. Auch diese Anordnungen sind in der Regel für den Umbau alter Maschinen sehr geeignet. Hinsichtlich der allgemeinen Wirkungsweise, des schnellen Dampfabschlusses, der Empfindlichkeit in der Regulirung ohne Rückwirkung auf den Regulator u.s.w. dürften diese Constructionen den auslösenden Steuerungen mit vier Organen gleich zu stellen sein; hinsichtlich der Einfachheit sind sie ihnen durchschnittlich überlegen. Bei den meisten werden Grund- und Expansionsschieber zusammen von einem auf der Kurbelwelle befindlichen Excenter bewegt. In diesem Falle wird, wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen sind, die Auslösung immer während der öffnenden Bewegung, d.h. während des ersten Theiles des Kolbenhubes, stattfinden müssen, so daſs allerdings nur geringe Füllungsgrade zu erreichen sind. Fig. 1 bis 7 Taf. 29 zeigen eine Steuerung von C. J. Hanssen in Flensburg (* D. R. P. Nr. 10675 vom 28. Februar 1880), bei welcher zwei Excenter beibehalten sind. Die beiden Expansionsplatten sind an Hülsen befestigt, welche durch Klinken f von der gleichförmig sich hin- und herbewegenden Expansionsschieberstange d zeitweilig mitgenommen werden. Sie treten mit kolbenartigen Verstärkungen, welche den die Schluſsbewegung herbeiführenden Dampfdruck aufnehmen, nach auſsen und sind an den Enden mit Luftbufferkolben versehen. Letztere dienen zugleich zur Hubbegrenzung. Die Stopfbüchsen zwischen der Schieberstange d und den Hülsen werden durch Schraubenfedern dicht gehalten (vgl. Fig. 4). Die beiden Klinken f sind um einen mit der Schieberstange d fest verbundenen Bolzen drehbar, werden in den äuſsersten Stellungen der Stange durch Gewichte n zum Einfallen hinter die kegelförmigen Köpfe o der Hülsen gebracht und durch Anstoſsen an den inneren Rand der nach Fig. 7 ausgeschnittenen, durch den Regulator drehbaren Scheibe wieder ausgelöst. Zu tadeln ist die Anordnung der Klinken innerhalb des Schieberkastens. Die auf dem Rücken der Expansionsplatten angebrachten Entlastungskolben, welche gegen den Schieberkastendeckel schleifen, können nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn die Spannung in ihren Hohlräumen stets gering bleibt. Dies wird in der gezeichneten Anordnung wegen der Unmöglichkeit, eine vollkommene Dichtung herzustellen, nicht der Fall sein, lieſse sich aber leicht dadurch erreichen, daſs man im Schieberkastendeckel Löcher anbrächte, welche, von den Kolben stets überdeckt, ihre Hohlräume mit der äuſseren Luft in Verbindung setzten. – Eine Voreilung des Expansionsschiebers vor dem Grundschieber hat bei diesen Anordnungen keinen Zweck; sie würde nur den gröſsten, mit Auslösung zu erreichenden Füllungsgrad noch weiter herunter ziehen. Es könnte deshalb die Expansionsschieberstange d auch mit von dem Grundexcenter bewegt werden. Man könnte jedoch auch das Grundexcenter dem Expansionsexcenter bis zu 90° voreilen lassen und dadurch gröſsere als halbe Füllungen erreichen. Herm. Fliegel in Breslau (* D. R. P. Nr. 7252 vom 25. März 1879, Zusatz zu Nr. 6229 vom 9. Januar 1879) hat ebenfalls zwei Excenter benutzt (vgl. Fig. 8 bis 10 Taf. 29). Das Expansionsexcenter setzt einen neben dem Schieberkasten befindlichen Hebel H in Schwingung, von dem die Bewegung durch Zugstangen und Hebel e auf Klinken übertragen wird, welche in den zu beiden Seiten aus dem Schieberkasten hervortretenden und zu kleinen Rahmen ausgebildeten Expansionsschieberstangen angebracht sind. Die Drehzapfen der Hebel e sind in vertical geführten Gleitklötzchen gelagert, welche von dem Regulator behufs Erzielung einer späteren oder früheren Auslösung gehoben und gesenkt werden können. Der Regulator ist also hier nicht wie bei der vorigen Steuerung mit einem Auslöser verbunden, der sich nur beim Fallen und Steigen des Regulators bewegt, sonst aber still steht, sondern mit den Mitnehmerhebeln e. Die Expansionsschieber f arbeiten hier mit den inneren Kanten und haben daher beim Oeffnen der Kanäle eine zum Grundschieber entgegengesetzte Bewegung. Sie finden auch an diesem nach der Auslösung ihren Anschlag. Die Schluſsbewegung wird durch Federn bewirkt, welche hinter den Bufferkolben liegen. Auch bei dieser Einrichtung sind beliebig groſse Füllungen zu erzielen, wenn man das Grundexcenter dem Expansionsexcenter voreilen läſst. Bei der in Fig. 11 bis 14 Taf. 29 gezeichneten Steuerung von F. Coblyn in Gent, Belgien (* D. R. P. Nr. 7773 vom 15. Februar 1879) ist nur ein Excenter vorhanden, welches an die Grundschieberstange angreift. Diese trägt auf jeder Seite des Schieberkastens einen Arm A, durch welchen die Stange b eines Expansionsschiebers hindurchgeht. Die zeitweilige Mitnahme derselben wird durch eine prismatische, in A geführte Klinke a bewirkt, welche hinter ein mit b verbundenes Stahlplättchen faſst. Der Winkelhebel G (Fig. 13) welcher mit einem Arm in einen Schlitz der Klinke a eingreift, bewirkt dadurch die Auslösung, daſs das mit dem anderen Arm verbundene Plättchen B beim Hin- oder Hergang der Schieberstangen auf einer schiefen Ebene e ansteigt. Die schiefen Ebenen, welche hier die Auslöser bilden, werden von dem Regulator verstellt und zwar in einer nicht sehr günstigen Weise, da bei der Auslösung der Druck der die Klinken belastenden Federn direct auf den Regulator übertragen wird. Ein mit der schiefen Ebene e verbundener Arm f (Fig. 13 und 14) hebt mittels des Hebels G die Klinke aus, wenn der Regulator durch irgend eine Betriebsstörung in seine tiefste Lage gelangen sollte; die Kanäle des Grundschiebers bleiben dann geschlossen. Buffer und Federn für die Schluſsbewegung sind neben dem Schieberkasten angebracht. In den Bufferkolbenstangen fehlen Gelenke; dieselben sollen durch die Elasticität der verhältniſsmäſsig dünn ausgeführten Stangen ersetzt werden. Die Anordnung von L. H. Thielmann in Wolfenbüttel (Erl. * D. R. P. Nr. 6600 vom 11. October 1878), welche die Fig. 15 bis 18 Taf. 29 veranschaulichen, ist in so fern eigenartig, als bei derselben auch zur Bewegung des Grundschiebers Klinken benutzt sind. Derselbe hat jedoch keine freie Schluſsbewegung, sondern bleibt in geöffneter Stellung, bei welcher die Auslösung erfolgt, stehen, bis seine Stange wieder von einer Klinke erfaſst wird. Die vier Klinken – k, k1 für den Grundschieber und p, p1 für die Expansionsschieber – hängen an einem von dem Excenter gleichmäſsig hin- und herbewegten Schlitten. Erstere werden an festen Anschlägen q, q1 ausgelöst, letztere an Bolzen r, r1, welche vom Regulator gehoben und gesenkt werden können. Da der ganze Klinkenmechanismus auf einer Seite des Schieberkastens liegt, so ist die eine Expansionsschieberstange durch die andere röhrenförmige hindurchgeführt. – Die Bewegung des Grundschiebers durch Klinken dürfte kaum zu empfehlen sein, weil der Verlust an Einfachheit und sicherer Wirkungsweise jedenfalls gröſser ist als der etwa zu erzielende Gewinn eines schnelleren Oeffnens der Kanäle. (Schluſs folgt.)