Titel: Neuerungen an auslösenden Ventilsteuerungen.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 49
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Neuerungen an auslösenden Ventilsteuerungen. Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 5. (Schluſs des Berichtes Seite 2 dieses Bandes.) Neuerungen an auslösenden Ventilsteuerungen. Die durch die Fig. 1 und 2 Taf. 5 veranschaulichte Steuerung der Kölnischen Maschinenbau-Actiengesellschaft in Bayenthal bei Köln (* D. R. P. Nr. 12 819 vom 24. August 1880) hat wieder die gewöhnliche Anordnung der Ventile. Sie unterscheidet sich von allen vorhergehenden in vortheilhafter Weise dadurch, daſs bei der Auslösung keine Trennung der betreffenden Theile von einander stattfindet und keine höheren Elementenpaare, sondern nur einfache Umschluſspaare benutzt sind. Mit dem Excenter a sind die beiden Schienen b und c fest verbunden, welche die mit dem Ventilhebel verbundene Stange z zwischen sich fassen und mit ihrem oberen Ende auf derselben geführt werden. An das untere Ende von z, das wieder auf den Schienen b und c geführt wird, ist ein Kniehebel ik angehängt, welcher nur nach der oberen Seite durchdrückbar ist und gegen dessen unteres Ende das mit den Schienen fest verschraubte Stück m stöſst. Es ist mithin das sonst gebräuchliche Zuggestänge durch ein Druckgestänge ersetzt. Das Durchdrücken des Kniehebels erfolgt durch Anstoſsen des Stiftes o an den durch den Regulator verstellbaren Daumen p. Eine Rückwirkung auf den Regulator erscheint dabei nicht ausgeschlossen. Nach der Einknickung des Kniehebels (Fig. 2) findet eine freie Schluſsbewegung des Ventiles wie bei allen auslösenden Steuerungen statt. Eine Feder, welche sich oben gegen das Stück m, unten gegen eine mit dem Gelenkstück l verbundene Scheibe stützt, trägt dazu bei, den Kniehebel wieder in die gestreckte Lage zu bringen. Eine Einrichtung, welche der vorstehend beschriebenen sehr ähnlich ist, findet sich bei der in Fig. 3 und 4 Taf. 5 dargestellten Steuerung von Gebrüder Decker und Comp. in Cannstatt, jetzt Maschinenfabrik Eſslingen in Eſslingen bei Stuttgart (* D. R. P. Nr. 8295 vom 27. Juli 1879 als Zusatz zu * Nr. 989 vom 26. September 1877). Die kniehebelartigen Gelenktheile NO sind hier jedoch nicht zwischen Excenter und Ventilhebel, wie im vorigen Falle, sondern zwischen dem gewöhnlichen zweiarmigen Ventilhebel Fund der Ventilspindel eingeschaltet und werden durch eine besondere Sperrvorrichtung in der gestreckten oder vielmehr in einer schon etwas eingeknickten Lage gehalten. Der obere Arm O des Kniehebels ist seitwärts nach unten verlängert und greift mit einer Stahlnase hinter ein Stahlklötzchen, welches auf einem Hebel M befestigt ist. Dieser ist um den unteren Gelenkzapfen von N drehbar und wird beim Aufgang von N durch die Feder R so lange in Eingriff mit O gehalten, bis das äuſsere Ende gegen einen Zapfen T des um W drehbaren und mit dem Regulator verbundenen Hebels U stöſst. Bei der Weiterbewegung erfolgt dann die Auslösung (vgl. Fig. 3) und der Schluſs des Ventiles. Beim Rückgang muſs der Hebel M etwas nach unten ausweichen, um die Sperrung wieder herzustellen. Ein Nachtheil ist, daſs die Feder R bei der Auslösung einen Druck auf die Regulatorhülse ausübt–, durch Einschaltung von Keil oder Schraube in das Stellzeug würde sich dies vermeiden lassen. Um das Excenter des Einlaſsventiles zugleich auch für das Auslaſsventil verwenden zu können, ist der Winkelhebel K so zwischen Excenter- und Ventilzugstange eingeschaltet, daſs den höchsten und tiefsten Excenterstellungen (bei Anfang und Ende des Kolbenhubes) die mittlere Lage des Auslaſsventilhebels Z entspricht. Der Hauptvorzug der Steuerungen mit ellipsenähnlicher Bahn des Mitnehmers, zu denen z.B. die Sulzer'schen Steuerungen (vgl. 1879 231 * 1. 96), die von A. Knoevenagel (1879 231 * 221), von F. Becher (1881 239 * 11) und die der J. Dingler'schen Maschinenfabrik (1880 235 * 255) gehören, liegt darin, daſs die beiden bei der Auslösung sich trennenden Theile in Folge der ellipsenähnlichen Bahn des einen Theiles einander ausweichen und dadurch die Federn, welche an anderen Mechanismen die beim Rückgang zurückgedrängten Klinken wieder zum Eingriff bringen müssen, fortfallen. Diese Steuerungen wirken daher ebenso sicher wie die neueren Constructionen mit zwangläufiger Schluſsbewegung der Ventile, wenn nicht etwa eine Ventilspindel in der Stopfbüchse hängen bleiben sollte. Die Einwirkung des Regulators ist aber im Allgemeinen bei diesen auslösenden Steuerungen eine günstigere als bei den zwangläufigen; auch erfolgt der Dampfabschluſs bei ersteren durchschnittlich schneller als bei letzteren. Die Veränderlichkeit der Füllung wird dadurch erreicht, daſs entweder die Bahn des Mitnehmers selbst, oder der Theil, auf welchen der Mitnehmer wirkt, durch den Regulator verschoben wird. Fig. 6 Taf. 5 zeigt die hierher gehörige Construction von W. Hansen, in Firma Briegleb, Hansen und Comp. in Gotha (* D. R. P. Nr. 7347 vom 13. März 1879). Der Ventilhebel d erhält von dem Excenter eine auf- und abschwingende Bewegung um seinen mittleren Drehpunkt, während dieser zugleich durch Lenkstange c und Hebel a von demselben Excenter aus seitwärts hin und her bewegt wird. Hieraus ergibt sich die eiförmige Bahn beider Endpunkte des Ventilhebels, wie sie in Fig. 5 angedeutet ist. Behufs Verschiebung dieser Bahn ist die Achse des Hebels a horizontal verschiebbar gemacht. Die mit Gleitklötzchen versehenen Enden dieser Achse werden von den schräg geschlitzten Enden von Hebeln m erfaſst (vgl. Fig. 7), welche in der angedeuteten Weise, unter Einschaltung von Stellschrauben e, mit dem Regulatorgestänge in Verbindung stehen. Werden dieselben um die Achse f gedreht, so verschieben sie, keilartig wirkend, die Achse des Hebels a und dadurch die Bahn des Endpunktes von d in horizontaler Richtung. Eine Rückwirkung auf den Regulator ist hierbei ausgeschlossen. In ähnlicher Weise wirkt die Steuerung von Ed. Daelen in Düsseldorf (Erl. *D. R. P. Nr. 9927 vom 31. Juli 1879), welche in Fig. 8 bis 11 Taf. 5 in zwei verschiedenen Anordnungen dargestellt ist. Bei beiden ist der vertikale Hebel a der vorigen Steuerung durch einen Winkelhebel q ersetzt, welcher durch ein zweites gegen das andere um 90° versetztes Excenter bewegt wird. Die Einrichtung Fig. 8 schlieſst sich aber in so fern mehr an die vorhergehende an, als bei dieser die Veränderung der Füllung auch durch Verschiebung des Winkelhebeldrehpunktes bewirkt wird. Die hierzu benutzte Vorrichtung, die Lagerung des Winkelhebels in Gelenkstücken v, welche durch den mit dem Regulator verbundenen Arm w gedreht werden, ist einfach, läſst aber auch eine starke Rückwirkung auf den Regulator zu. Besser dürfte daher die zweite in Fig. 9 bis 11 gezeichnete Anordnung sein, bei welcher der Winkelhebel q fest gelagert, die Bahn des Mitnehmers also immer dieselbe ist und die Veränderung der Füllung durch Drehung der auf der Ventilspindel befindlichen Hülse s erreicht wird. Diese Hülse ist unten spiralförmig begrenzt (Fig. 11), so daſs je nach ihrer Stellung der Hebel p mehr oder weniger untergreift und daher später oder früher zur Auslösung kommt. – Die Steuerung hat übrigens zu viel Theile; es befinden sich für jedes Einlaſsventil zwei und für jedes Auslaſsventil ein, also im Ganzen sechs Excenter auf der Steuerwelle, während einige Steuerungen mit zwei (vgl. z.B. Decker Fig. 4), die meisten doch wenigstens mit vier Excentern auskommen. Die Ventile sind wie bei Küchen (vgl. S. 4 d. Bd. und Fig. 5 Taf. 1) neben dem Cylinder, je ein Einlafs- und ein Auslafsventil dicht über einander liegend, angeordnet. Mit nur einem einzigen Excenter arbeitet die Steuerung von Prof. K. Teichmann in Stuttgart (Erl. *D. R. P. Nr. 4644 vom 23. August 1878), welche in Fig. 12 und 13 Taf. 5 dargestellt ist. Die Excenterstange greift direkt an den mittleren Arm des Ankerhebels c an, welcher die beiden Auslaſsventile bewegt. An einer mittleren Stelle der Stange ist ein beiderseits vorstehendes Querstück f in ihr befestigt, welches den auf einer eiförmigen Bahn sich bewegenden Mitnehmer bildet. Es stöſst beiderseits vorstehendes Querstück f in ihr befestigt, welches den auf abwechselnd gegen die Fangplatten k der beiden horizontal hängenden Stangen h, die andererseits mit den Ventilhebeln verbunden sind, und öffnet in dieser Weise die Einlaſsventile. Beim Steigen und Fallen der Regulatorhülse ändert sich die Höhenlage der Fangplatten k und damit der Füllungsgrad. Die Steuerung ist hiernach auſserordentlich einfach. Etwas bedenklich ist nur die groſse Masse der langen, mit den Ventilhebeln verbundenen Stangen h und i, welche die schnelle Schluſsbewegung der Ventile mitzumachen hat. Whg.