Titel: Zur Geschichte der Centrifugal-Gebläse und Pumpen; von Prof. H. Fritz in Zürich.
Autor: H. Fritz
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 145
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Zur Geschichte der Centrifugal-Gebläse und Pumpen; von Prof. H. Fritz in Zürich. Mit Abbildungen. H. Fritz, zur Geschichte der Centrifugal-Gebläse und Pumpen. Die Centrifugalgebläse werden nach Karmarsch (Geschichte der Technologie), nach Rühlmann (Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4) u.a. auf den Franzosen Terral und das J. 1729 zurückgeführt, während Karmarsch (a. a. O. S. 246) die Ansicht äuſserte, es müsse das Centrifugalgebläse älter sein, da es seit undenkbaren Zeiten bei Getreideputzmühlen angewendet werde. Die Centrifugalpumpen sollen (nach dem Practical Mechanics Journal, 1851 Bd. 4) von Demour aus dem J. 1732 (Recueil des machines approuvées par l'Académie royale des sciences, 1735 Bd. 6) stammen. Auffallenderweise fand der Verfasser niemals eine Verweisung auf die 40 Jahre älteren Abhandlungen Papin's (Dionys Papin, geboren 1647 zu Blois, 1688 bis 1707 Professor in Marburg, gestorben 1710) über jenen Gegenstand. Ob Papin die Idee zu seinen Constructionen von den Putzmühlen hergenommen, ist nicht zu ersehen; es ist aber kaum wahrscheinlich, da er sonst gewiſs nicht primitivere Formen bei seinen ersten Versuchen geliefert haben würde, als die Vorbilder zu bieten im Stande waren. In Europa waren die Centrifugalgebläse als Hilfsmittel zum Getreidereinigen nicht so frühe bekannt, mindestens nicht in gröſseren Kreisen, als Karmarsch anzunehmen schien. Im J. 1710 fand James Meikle solche in Holland und führte sie in Groſsbritannien ein. Nach 1740 begann die Verbreitung derartiger Putzmühlen und erst i. J. 1768 nahmen A. und R. Meikle das erste Patent in England darauf. Früher hatte man Blasbalg-Gebläse, wie z.B. bei einer i. J. 1670 in Kurland gebauten Dreschmühle mit Reinigung (vgl. Krünitz's Encyklopädie). Da feststeht, daſs die Chinesen sich längst der Putzmühlen mit rotirenden Gebläsen bedienen, daſs selbst den Japanesen solche nicht unbekannt waren und daſs sie solche von kleineren Dimensionen anwendeten und noch benutzen, so liegt nahe, daſs die Holländer, welche schon 1604 mit China, 1609 mit Japan Handel trieben, die Putzmühlen mit rotirenden Windflügeln zuerst dort gesehen und dann in der Heimath eingeführt haben. Eine groſse Verbreitung hatten dieselben zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewiſs nicht, da selbst im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts die Geistlichkeit noch gegen derartige Neuerungen geeifert haben soll. In Acta eruditorum, 1689 S. 317 wird in einem Artikel: Dion. Papini Rotatilis Suctor et Pressor Hassiacus, in Serenissima Aula Casselana demonstratus et delectus der Centrifugal-Gebläse und Pumpen und ihres Principes eingehend gedacht. Die beschriebene und abgebildete Maschine war noch sehr einfacher Art, aber dem Prinzipe nach richtig angeordnet. Wie beide nachstehenden Figuren 1 und 2 zeigen, bewegten sich in einem scheibenförmigen Gehäuse zwei gegenüber liegende, an einer gemeinschaftlichen Welle befestigte Flügel, bei deren rascher Umdrehung Wasser oder Luft mittels der Saugröhre im Centrum (Fig. 2) zugeführt und durch die Centrifugalkraft nach der Peripherie des Gehäuses geschleudert, in einer am Umfange angebrachten Röhre ausflieſsen muſste. Wie der Titel besagt, war mindestens ein Modell von der Centrifugalpumpe ausgeführt, da Papin am Hofe in Cassel Demonstrationen machen und damit unterhalten konnte. Fig. 1., Bd. 245, S. 146 Fig. 2., Bd. 245, S. 146 Fig. 3., Bd. 245, S. 146 Fig. 4., Bd. 245, S. 146 16 Jahre später finden wir in den Philosophical Transactions of the Royal Society, Juni 1705, Nr. 300 S. 1989 aus einem Briefe des Dionys Papin an Frederick Slare entnommenen Notizen und Zeichnungen zu rotirenden Gebläsen, welche auch zum Wasserheben benutzt werden könnten, zunächst zur Ventilation der Kohlengruben empfohlen. Die Abbildungen zeigen Formen, welche im ersten Drittel des jetzigen Jahrhunderts noch kaum Aenderungen erfahren hatten. Wir geben in Fig. 3 und 4 die auf etwa 5/12 verkleinerten Copien des Originales. Dieser Hessischer Sauger oder Presser benannte Apparat, je nachdem er zum Saugen oder Blasen von Luft dienen sollte, zeigt in beiden Skizzen Formen unseres heutigen Ventilators, wie er bei primitiveren Anlagen als Gebläse oder in Putzmühlen u. dgl. noch heute vorkommt und wie er mit excentrisch gelagertem Rade wesentlich verbessert auftritt. Vergleicht man die primitive Anordnung vom J. 1689 mit der in Fig. 4 veranschaulichten vom J. 1705, so dürfte wohl jeder Zweifel darüber gehoben sein, als ob Papin ein Original an den Windflügeln der Putzmühlen gehabt hätte. Wäre letzteres der Fall gewesen, dann hätte- er sicher schon i. J. 1689 eine etwas vollkommenere Anordnung angewendet und nicht erst 16 Jahre später diejenige Form veröffentlicht, welche durch das wahrscheinlich aus China stammende Original näher gelegen hätte. Die Spiralform des Gehäuses, wie die Aenderung der Anzahl und Verhältnisse der Flügel in Fig. 4 zeigen, daſs Papin es wohl verstand, selbständig die Verbesserungen in die Hand zu nehmen.