Titel: Beiträge zur Indigofärberei.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 266
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Beiträge zur Indigofärberei. Beiträge zur Indigofärberei. Im Bulletin de Mulhouse, 1881 S. 271 bringt Victor Lehr aus Pondichery einen Bericht über die Art und Weise des Färbens mit Indigo. In ein unglasirtes Gefäſs werden 1k,5 gestoſsene Körner von Cassia tora (Acacia orig. Ind.) gegeben und dieselben mit Wasser mehrere Male ausgekocht, die gesammten Abkochungen vereinigt, eine Hand voll gelöschten Kalk, 12k Indigo von geringer und 3k Indigo von besserer Qualität, sowie 360l Wasser zugegeben. Man bedeckt das Gefäſs und läſst 24 Stunden stehen. Tags darauf rührt man jede Stunde bis Mittags um und nach 4 stündiger Ruhe wird ½ Karren voll Sodaasche und ein Korb (¼ Para = etwa 18l) gelöschter Kalk zugefügt. 5 Tage nachher ist das Bad fertig und, je nach der Qualität des angewendeten Indigos, hinreichend zum Färben von 15 bis 20 Stücken zu 15m Länge. Man muſs mehrere solche Bäder zur Verfügung haben, um methodisch arbeiten zu können, – daher geht die Zahl der Farbkufen von 9 bis 18 – und zwar färbt man zuerst die Waare in schon gebrauchten Bädern leicht an. Vor Allem wird die Rohwaare 2 Stunden in Wasser eingelegt und, nachdem sie gut abgetropft ist, färbt man sie wie angegeben im schwächsten Bade leicht blau, zieht sie heraus, taucht sie einen Augenblick in Wasser und trocknet sie an der Sonne. Nach dem Trocknen bringt man die Waare in das zweite Bad, welches etwas stärker ist als das erste, worauf man, ohne zu waschen, wieder an der Sonne trocknet. Auf ganz dieselbe Weise werden die Stücke durch alle übrigen Bäder gezogen. Nach dem letzten Bade wird die Waare gewaschen, getrocknet und behufs Beschwerung mit einer Abkochung von Eleusina coracana behandelt, eine Art schwarzer Hirse (Indisch Kévarou, eine Grasart von 1m,2 Höhe, deren Körner von den Eingeborenen wie Reis gegessen wird). Nach dem Trocknen wird die Waare 4 fach zusammengelegt und auf dicken Stämmen des Tamarindenbaumes mit breiten Knütteln von demselben Holze geschlagen. Dies geschieht, um jenen Kupferglanz hervorzubringen, welcher bei den afrikanischen Käufern so beliebt ist; auch ersetzt diese Behandlung, allerdings in höchst primitiver Weise, das bei uns gebräuchliche Kalandern. Um eine Post von 300m zu färben, verwendet man gewöhnlich nachstehende Mengen von Materialien: Indigo von besserer Qualität   3k im Werthe von 19,54 M. Indigo geringerer Qualität 12k 2,26 Gelöschter Kalk   3l 0,26 Kévarou 18l 0,26 Sodaasche 0,51 Der Arbeitslohn beträgt für den Färber 0,51 M., für 4 Arbeiter zusammen 1,28 M. und für 1 Jungen 0,11 M. Im Ganzen würde man für die 300m Waare etwa 25 M. Auslagen haben, oder für das Stück von 15m Länge 1,25 M. Unter dem 14. December 1881 wurde an Jul. Bibbert in Hohenlimburg ein Verfahren zum Drucken mit natürlichem Indigo für Oesterreich patentirt. Danach wird der im Handel befindliche natürliche Indigo mit Aetznatronlauge von 20° B. 24 Stunden lang eingeweicht und in einer Indigomühle gemahlen. Von Zucker möglichst freies Dextrin wird mit Wasser zu einem guten Brei verarbeitet, der gemahlene Indigo zugerührt, die Masse in einen Doppelkessel, welcher mit Wasser fortwährend gekühlt werden kann, gegeben und ganz allmählich trockenes Aetznatron in solchen Mengen zugeführt, daſs unter fortwährendem Rühren die Temperatur nicht über 31° steigt. Ist das Natron aufgelöst, so läſst man die Masse etwa 6 Stunden unter Luftabschluſs stehen und druckt sie, wenn stark verdickt, auf vorher imprägnirtes Zeug auf. Das Zeug wird mit Traubenzucker behandelt, aufgedruckt, getrocknet und wird in einem continuirlichen Dämpfapparat etwa 5 Minuten feuchten Dämpfen ausgesetzt. Hierbei wird der Indigo durch den Dampf mit Hilfe des Zuckers und des Aetznatrons reducirt. In der direkt darauf folgenden Wasserpassage wird er 30 Minuten lang oxydirt und dann das Zeug getrocknet. Die Verhältnisse, welche übrigens je nach dem zu erzielenden Ton innerhalb weiter Grenzen wechseln können, sind folgende: 2k Indigo, 4k,4 Natron, 500g Dextrin, 6l,8 Wasser, 26 Proc. Traubenzucker. Nach Ansicht der Referenten ist dieses Verfahren von Bibbert nicht neu, sondern wird seit Jahren vom Hause Schlieper und Baum in Elberfeld zum Druck sehr schöner einfarbiger Muster bis zur dunkelsten Nuance angewendet. Auch Storch in Smichow hat in Anwesenheit des einen Referenten gute Proben mit diesem Verfahren hergestellt. Lauber und Hauſsmann.