Titel: Direktwirkende Balanciermaschinen für Wasser und Luft; von Prof. Georg Wellner in Brünn.
Autor: Georg Wellner
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 477
Download: XML
Direktwirkende Balanciermaschinen für Wasser und Luft; von Prof. Georg Wellner in Brünn.Im Auszug aus dem Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen, 1882 S. 92. Mit Abbildungen auf Tafel 32. Wellner's direktwirkende Balanciermaschinen für Wasser und Luft. In den Balanciermaschinen, wie man sie heutzutage als Dampfmotoren, sowie zum Pumpen- und Gebläsebetrieb in vielerlei Combinationen ausgeführt findet, bewegt sich überall die treibende (active), oder die geförderte (passive) Substanz (nämlich Dampf, Wasser, Luft) in abgeschlossenen Cylindern unter specifischem Druck auf hin- und hergehende Kolben. Es unterliegt nun keiner besonderen Schwierigkeit, Maschinen mit oscillirenden Balanciere oder Hebeln in zweckmäſsiger Weise auch dort anzuordnen, wo die flüssige Substanz in offenen Gefäſsen durch ihr Eigengewicht oder ihren Auftrieb in der Art ins Spiel kommt, wie es bei Wasserrädern und Wasserschöpfrädern, bei LufträdernVgl. Armengaud: Les progrès de l'Industrie à l'Exposition universelle 1868, Bd. 1 S. 64. Ferner G. Wellner: Die Brandung des Meeres, benutzt für motorische Zwecke und zur Erzeugung von Kälte mittels Lufträdern in D. p. J. 1882 244 * 100. und Zellenradgebläsen (vgl. 1880 236 * 444), sowie bei Dampfrädern (1882 244 * 262) geschieht. Es wird hierdurch eine ganze Gruppe neuer Constructionen für Wassermotoren, Wasser-Hebmaschinen und Gebläse erschlossen, welche zum wenigsten in einzelnen Fällen nutzbringend werden kann, zumal die schwingende Balancierbewegung in mancherlei Hinsicht gerade für Wasser- und Luftmaschinen zweckdienliche Bedingungen erfüllt. 1) Hydraulische Motoren oder Wasserkraftmaschinen mit offenen Zellen. In diese Maschinengattung gehören die bekannten Arten von Wasserrädern und sollen daran jetzt direktwirkende Balancier-Wasserkraftmaschinen angereiht werden, von welchen eine einfache Construction in Fig. 1 und 2 Taf. 32 im Aufriſs bezieh. Grundriſs dargestellt ist. Der auf dem Fundamentsockel F in O gelagerte, hinauf und herunter schwingende Balancier B trägt an dem einen Ende die offene Schaufelzelle Z zur Aufnahme des Wassers und am anderen Ende ein das halbe Wassergewicht ausgleichendes Gegengewicht C. Die Schubstange S überträgt die Oscillation auf die rotirende Kurbel K der Transmissions welle A, auf welcher zum Behufe des Geschwindigkeitsausgleiches ein entsprechendes Schwungrad R sitzt. G ist das Zufluſsgerinne und der Vertikalabstand des Ober- und Unterwasserspiegels OW und UW markirt das Nutzgefälle H. Damit die Arbeitsleistung des fallenden Wassers ausgenützt werde, darf der Wassereinlauf in die Schaufel nicht ununterbrochen fortdauern, sondern er muſs durch eine Steuervorrichtung geregelt werden. In der obersten (in der Fig. 1 ausgezogenen) Stellung des Balancier strömt das Wasser in die Schaufelzelle ein, füllt sie zum gröſsten Theile voll, wirkt dann beim Niedergang mit dem Ueberschuſs des Wassereigengewichtes über das Gegengewicht und flieſst endlich in der untersten (in Fig. 1 punktirten) Lage über den Rand der Schaufel selbstthätig ins Unterwasser aus, worauf dann beim Emporsteigen der leeren Schaufel das sinkende Gegengewicht auf der anderen Seite des Balancier zur Geltung kommt. Die Steuerung für den ruckweisen Wassereintritt kann in verschiedener Art ausgeführt sein und soll dabei nicht so auf vollkommenes Dichtschlieſsen, als auf gute Entlastung des Steuerorganes Bedacht genommen werden. In den Fig. 1 und 2 ist die Einrichtung so getroffen, daſs eine Steuerstange T von einem Punkte des Balancier aus mittels des Winkelhebels L eine einfache Schieberplatte P mit Schlitzöffnung am Boden des Gerinnes G hin- und herschiebt. An den Durchlaſskanal ist ferner ein krummes Tauchrohr E angeschlossen, welches in eine entsprechende Eintiefung der Schaufelzelle hineinpaſst und zwar zu dem Zwecke, damit die Wasserzuströmung beim Füllen der Schaufelzelle ruhig und ohne Spritzen erfolge. Auf diese Weise ist der Stoſsverlust, wie er bei Wasserrädern aufzutreten pflegt, vermieden, zumal die Bewegung des Balancier am Schlüsse des Aufganges und bei Beginn des Niederganges einen sanften Uebergang durch einen Ruhepunkt aufweist. Der Schieber sperrt hierauf die Wasserzuleitung ab, die Geschwindigkeit der gefüllten herabgehenden Schaufelzelle wächst bis zur horizontalen Lage des Balancier und die nachfolgende Verzögerung endet mit allmählichem Uebergange abermals in einem Ruhepunkt vor dem Hubwechsel. Diese unterste (punktirte) Stellung ist wegen ihrer relativ langen Dauer für den ruhigen Ausfluſs des Wassers sehr günstig, indem hierdurch sowohl das Gefälle, als auch die lebendige Kraft des Wassers, wenn auch nicht vollständig, so doch zum gröſsten Theile ausgenützt werden kann. Die Balancier-Wasserkraftmaschine erscheint in dieser Richtung sehr vortheilhaft und erlaubt trotz der langsamen Endbewegung beim Hubwechsel bei richtiger Anordnung, eine ganz erhebliche mittlere Geschwindigkeit, der Schaufel anzuwenden und demzufolge so bedeutende Umlaufszahlen der Schwungradwelle zu erzielen, daſs die Verlängerung der letzteren unmittelbar als Haupttransmissionswelle verwendet werden kann. Von Bedeutung ist es auch, daſs der Nutzeffect der Balancier-Wasserkraftmaschinen, welcher auf 75 bis 85 Proc. geschätzt werden kann, auch für ungleichmäſsigen Wasserzufluſs nahezu ungeschmälert bleibt, während der Nutzeffect von Wasserrädern und Turbinen bei anormaler Wassermenge rasch abzunehmen pflegt. Zugleich mag erwähnt werden, daſs unreines, mit Blättern und anderen schwimmenden Körpern gemengtes Wasser hier den motorischen Effect nicht beeinträchtigen kann. Ein beachtenswerthes Moment bildet ferner die Möglichkeit, nach Belieben, je nach der Stellung der Kurbel bei der Ingangsetzung der Maschine, den Vorwärts- oder den Rückwärtsgang der Welle einleiten zu können (wie die Pfeile in Fig. 1 andeuten), was für einzelne Industriezweige von Wichtigkeit ist. Zum Schlüsse sei noch auf die Billigkeit der Anlage hingewiesen. Die Formel zur Bestimmung der Arbeitsleistung, welche für alle hydraulischen Motoren gültig ist, lautet auch für die Balancier-Wasserkraftmaschinen: N = 40/3 ηMH . . . . . . . . (1) Darin bedeutet: N die Anzahl der effektiven Pferdestärken, η den Wirkungsgrad, M die im Gerinne zuflieſsende sekundliche Wassermenge in cbm, H das Gefälle in m. Auſserdem besteht hier zwischen dem nutzbaren Wasservolumen m der Schaufelzelle und der erzielten minutlichen Tourenzahl n der Schwungradwelle offenbar noch die Relation: m × n = 60M . . . . . . . . (2) Beträgt z.B. in einem speziellen Falle die zuflieſsende Wassermenge M = 0cbm,5, das Gefälle H = 4m, so folgt für einen Wirkungsgrad η = 0,75 die motorische Arbeit in Pferdestärken nach Gleichung (1) = N = 40/3 × ¾ × ½ × 4 = 20 und für die passende Tourenzahl n = 40 nach Gleichung (2) der nothwendige Fassungsraum der Schaufelzelle m = 0cbm,75. In einem anderen Falle, für einen Kleinkraftmotor, dessen Betriebswasser einem Bache entnommen ist, sei: M = 0cbm,04 oder 40l, H = 1m,2, η = 0,8; dann ist: N = 0,5 und, für n = 60, m = 0cbm,04 oder 40l. Man ersieht aus diesen Beispielen, daſs sich die direktwirkenden Balancier-Wasserkraftmaschinen bei günstigen Umständen recht gut verwenden lassen und, nachdem auch der Nutzeffect ein günstiger sein wird und die Anlage ohne viele Schwierigkeit einfach und billig herstellbar ist, unterliegt es wohl keinem Zweifel, daſs diese Gattung von Motoren zur Verwerthung der Wasserkraft in manchen Fällen gut geeignet erscheint. Neben der in Fig. 1 und 2 gezeichneten Anordnung lassen sich noch vielerlei andere auf dem gleichen Prinzipe zusammenstellen und combiniren. Stellt man 2 Balanciers mit 2 Schaufelzellen neben einander und läſst man sie mittels zweier diametral stehender Kurbeln an der Schwungradwelle abwechselnd wirken und arbeiten, so erhält man eine hydraulische Doppelbalanciermaschine, ähnlich so, wie man bei Betriebsdampfmaschinen mit Balancier häufig eine Doppelanordnung zu wählen pflegt. Fig. 3 Taf. 32 zeigt weiters eine Balancier-Wasserkraftmaschine mit Kurbelschleifenmechanismus und Hahnsteuerung, welche sich vornehmlich durch einen beschleunigten Leergang, d.h. durch eine raschere Hinaufbewegung der leeren Schaufel auszeichnet. In Fig. 4 Taf. 32 ist ferner eine unterschlächtige Balancier-Wasser-Kraftmaschine für kleine Gefälle dargestellt, wobei der im Lagerzapfen O hängende, pendelartig oscillirende Hebelarm B das Wasser partienweise in seine Schaufel Z aufnimmt und jedesmal nach derselben Sehwingungsriehtung motorischen Effect liefert, während die Rückschwingung, nachdem das Wasser aus der Schaufel abgeflossen ist, leer geht. Die Steuerung geschieht bei der in der Skizze gewählten Construction durch einen in der Schaufel befestigten Dorn D, welcher in der einen Endstellung des Balancier, gegen eine Klappe im Zufluſsrohr E stoſsend, den Wassereintritt in die Schaufel für so lange Zeit herbeiführt, bis sich die Klappe bei der Rückbewegung selbstthätig schlieſst. Die gewöhnlichen unterschlächtigen Wasserräder fallen sehr groſs und schwerfällig aus, gehen sehr langsam und liefern nur 30 bis 55 Proc. Nutzeffect. Hier ist statt des ganzen Schaufelkranzes nur eine einzige gröſsere Schaufel in Thätigkeit; dieselbe erzeugt mittels des Kurbelmechanismus einen schnelleren Gang und liefert bei richtig gewählten Verhältnissen gut 60 bis 75 Proc. Nutzeffect, weil nahezu das ganze Stoſsgefälle ausgenutzt werden und das ausflieſsende Wasser die Schaufel ruhig und mit sehr geringer Geschwindigkeit verlassen kann. Vergleichen wir diese unterschlächtige Balancier-Wasserkraftmaschine mit einem Poncelet-Rade, dessen Radius der Länge des pendelnden Balancierarmes gleich wäre und bei welchem die arbeitenden Zellen etwa ⅛ des Radumfanges einnehmen würden, so muſs für eine bei beiden Motoren gleich gewählte mittlere Schaufelgeschwindigkeit die Schwungradwelle der Balanciermaschine 4mal so schnell umlaufen als das Wasserrad. Die Uebersetzung ins Schnelle gestaltet sich also für den ersteren Motor in dem Verhältniſs 1 : 4 einfacher und auch das Gesammtgewicht des Motors dürfte ungefähr nur den 4. Theil von jenem des Poncelet-Rades betragen. 2) Wasserhebmaschinen mit offenen Zellen. In diese Kategorie von passiven Maschinen gehören die verschiedenen zumeist zur Wiesen- und Ackerbewässerung dienenden Wasserschöpfräder, sowie sämmtliche Eimer-, Zellen- und Schaufelwerke, welche mit ihren Schöpfgefäſsen unter Wasser tauchen, dasselbe anheben und dann oben in einen Trog ausschütten; es sollen denselben jetzt direktwirkende Balancier-Wasserhebmaschinen angefügt werden. Wir haben es hier im Vergleich mit den vorher besprochenen Wasserkraftmaschinen offenbar mit einer einfachen Umkehrung der activen in die passive Arbeit zu thun. Das Wasser ist hier nicht die motorische treibende Substanz, sondern dasselbe soll gehoben, gefördert werden; es bedarf also einer von auſsen hinzukommenden Betriebskraft. Die Maschine liefert keine Arbeit, sondern verbraucht Arbeit, welche ein Motor schaffen muſs. In dem Ausnahmsfalle, als an jener Stelle, wo das Wasser angehoben werden soll, eine Strömung mit genügender Wasserkraft zu Gebote steht, bieten die Wasserschöpfräder den auſserordentlichen Vortheil, daſs man dieselben durch Anbringung von Schaufeln an ihrem Umfange in einfacher Weise gleichzeitig als unterschlächtige Wasserräder arbeiten lassen, folglich die Anbringung eigener Betriebsmaschinen ersparen kann. Wo jedoch diese günstigen Verhältnisse nicht vorhanden sind – und dies ist der weitaus häufigste Fall –, da muſs zur Wasserhebung Hand- oder Göpelbetrieb, endlich für gröſsere Leistungen Maschinenbetrieb herangezogen werden und man verwendet dabei auſser den Pumpen, welche hier nicht in Betracht kommen: sogen. Eimerwinden, Norias, Kolbenkettenpumpen, Tympanums, Paternosterwerke und ähnliche Anordnungen, wovon die meisten sowohl in constructiv-technischer, als ökonomischer Beziehung Mängel aufzuweisen haben. Die Benutzung der schwingenden Balancierbewegung zur Wasserhebung mit offenen Gefäſsen liefert wiederum recht brauchbare Formen und Combinationen sowohl für den Hand–, als für den Transmissionsbetrieb. Die wechselnde Stellung des oscillirenden Balancier gestattet ein selbstthätiges Anschöpfen der Schaufelzelle mit Wasser in ihrer untersten Lage und ebenso selbstthätiges Ausleeren in der obersten Lage, wobei abermals die Langsamkeit, mit welcher sich die auf- und abschwingende Schaufel gerade bei Hubwechsel bewegt, dem ruhigen Wasserein- und Austritt in besonders zweckmäſsiger Weise förderlich ist. Eine Steuerungsvorrichtung, wie sie bei den Balancier-Wasserkraftmaschinen nothwendig war, ist hier überflüssig. Die schwingende Bewegung des Balancier bietet sich unmittelbar für den Handbetrieb als sehr bequem dar, so daſs für diesen Fall die ganze Vorrichtung in einem einzigen Winkelhebel mit Schaufelzelle und Handhabe bestehen kann. Bei maschinellem Betriebe erscheint es dagegen wieder geboten, die Rotation durch den üblichen Kurbelmechanismus in die Oscillation überzuführen. Eine einfache Anordnung dieser Art von direktwirkenden Balancier-Wasserhebmaschinen ist durch die Fig. 5 Taf. 32 dargestellt. Die treibende Welle A, auf welcher zur Milderung der Geschwindigkeitsdifferenzen ein entsprechend schweres Schwungrad R angebracht ist, bewegt mittels der Kurbel K und der Schubstange (erforderlichen Falles des Feldgestänges) S den auf dem Sockel F in O drehbar gelagerten 3 armigen Balancier B. Dabei ist bemerkenswerth, daſs es für den Betrieb gleichgültig ist, ob sich die Schwungradwelle (wie es die Pfeile in der Zeichnung andeuten) vorwärts oder rückwärts dreht. Der auf- und abschwingende Balancier trägt an dem einen Ende das Schöpfgefäſs Z, in dessen Boden zur bequemen Aufnahme des Wassers ein Ventil V eingesetzt ist, und am anderen Ende das Ausgleichsgewicht C. Das Schöpfgefäſs taucht in der untersten (ausgezogenen) Stellung unter Wasser, füllt sich bei offenem Ventil etwa zu ¾ seines Inhaltes an, hebt sich dann empor, wobei das selbstthätige Ventil geschlossen bleibt, und gieſst endlich seinen Wasserinhalt in der obersten (punktirten) Lage in einen Trog G aus, von wo das Wasser weiter fortgeleitet wird. Der vertikale Abstand H zwischen dem Unter- und Oberwasserspiegel VW und OW zeigt die erzielte Hebungshöhe an. Heiſsen wir: N die effektiv auf den Balancier übertragene Arbeitsleistung in e, M die sekundlich gehobene Wassermenge in cbm, H die Hebungshöhe in m, m den Wasserinhalt des Schöpfgefäſses, n die Umlaufszahl der Antrieb welle und η den Wirkungsgrad der Hebevorrichtung, so gilt für die nothwendige Betriebskraft bei den Balancier-Wasserhebmaschinen gerade so wie bei allen Wasserhebmaschinen die Formel: N=\frac{40}{3}\ \frac{M\,H}{\eta} . . . . . . . . (3) und auſserdem wieder die Beziehung: M=1/60\ m\,\times\,n . . . . . . (4) Der Wirkungsgrad η läſst sich auf 0,6 bis 0,65 schätzen. Sollen beispielshalber stündlich 108cbm auf 3m angehoben werden, dann ist M = 0,03, H = 3, η = 0,6, N = 2 und, wenn die Kurbelwelle 36 Umgänge macht, n = 36, m = 0,05; das Schöpfgefäſs müſste also im vorliegenden Falle einen Fassungsraum von 50l erhalten und zum Betriebe wären 2e erforderlich. Die Zahlenwerthe erweisen, daſs sich Balancier-Wasserhebmaschinen unter passenden lokalen Verhältnissen ganz gut verwenden lassen. Die Aufstellung ist einfach und billig und der Betrieb vollkommen sicher. 3) Wassergebläse mit offenen Zellen. In die Gruppe der Wassergebläse mit offenen Zellen gehören neben den bekannten auf- und abgehenden Glockengebläsen auch die continuirlich arbeitenden Kettengebläse, Cagniardellen und Zellenradgebläse und sollen daran direktwirkende Balancier-Wassergebläse angeschlossen werden. Unter den vielen möglichen Constructionsarten zeigen auf Taf. 32 Fig. 6 im Querschnitt und Fig. 7 im Grundriſs eine einfache schematische Anordnung für Transmissionsbetrieb. Die Antriebwelle A, auf welcher sich in der Mitte die Voll- und Leerscheibe T und T1 befinden, ist oben auf einem stehenden Windkessel (Luftsammler, Accumulator) W gelagert und trägt an beiden Enden die Schwungräder R mit den Kurbelzapfen K, von welchen aus die Schubstangen S den um den seitlichen Drehpunkt O schwingenden Doppelbalancier B anfassen. Dieser Balancier besteht hier nämlich aus zwei einarmigen Hebeln, welche am äuſseren Ende durch die gemeinschaftliche Schaufelzelle Z verbunden sind. Diese Schaufelzelle, an deren Boden wegen des bequemeren Lufteintrittes die Ventile V angebracht sind und an deren Innenseite zum Behufe des gesicherten Luftaustrittes die Ausguſsschnauze U vorspringt, repräsentirt gleichzeitig durch ihre Schwere das Ausgleichsgewicht gegenüber der Auftriebskraft der in das Wasser herabgezogenen Luft. Die ganze Vorrichtung ist in einen Wasserbehälter so weit eingesetzt, daſs nur der obere Theil des Windkessels mit dem Transmissionsantrieb über den Wasserspiegel herausragt. In der gezeichneten Stellung hat sich die gehobene Schaufelzelle zum gröſsten Theil mit Luft gefüllt, welche während der nachfolgenden Herabsenkung unter Wasser bei geschlossenem Ventil verdichtet wird, bis sie endlich in der untersten (punktirten) Lage des Balancier in den Windkessel ausbläst. Die nun folgende Hebung der Schaufel entspricht dem Leergange der Maschine und in der obersten Stellung tritt wieder an Stelle des Wassers Luft in die Schaufel, welche dann abermals herabgezogen und unter Wasser nach oben hin ausgegossen wird. Dabei vollzieht sich der selbsttätige Austausch des Luft- und Wasserinhaltes in der Schaufel jedesmal gerade beim Hubwechsel, also zu einer Zeit, welche wegen des sanften Ueberganges der Balancierbewegung dazu sehr günstig geeignet erscheint. Bei wiederholtem Vorgange in der beschriebenen Weise füllt sich allmählich schubweise der Windkessel W mit verdichteter Luft an, der Wasserspiegel im Kessel sinkt und der gewonnene Gebläsewind kann durch das Ableitungsrohr E seiner Bestimmung zugeführt werden. Der vertikale Abstand zwischen dem äuſseren und dem inneren Wasserspiegel, welcher in Fig. 6 mit H bezeichnet ist, ist gleich der Manometerhöhe, welche ein Maſs der erzielten Luftverdichtung darstellt. Nachdem die Luft bei ihrer allmählichen Verdichtung in der Schaufel in stetiger Berührung mit dem Wasser steht, sind wir berechtigt, anzunehmen, daſs die Zustandsänderungen dabei unter gleichbleibender Temperatur vor sich gehen, daſs also der Verlauf der Compression dem Mariotte'schen Gesetze folge, indem sich die Luftspannung in demselben Maſse erhöht, als der Rauminhalt der Luft beim Herabsenken in die Wassertiefe abnimmt. Zur Bestimmung der Arbeitskraft, welche zum Betriebe des vorliegenden Balancier-Wassergebläses erforderlich ist, bezeichne: M die sekundlich gelieferte Luftmenge in cbm gemessen bei der Spannung der äuſseren Luft, wie sie in die Schaufelzelle eintritt; H den erzielten Ueberdruck, gemessen durch eine Wassersäule, so ist für geringe Werthe von H hinreichend genau: N=\frac{40}{3}\ \frac{M\,H}{\eta} . . . . . . . . (5) ein Ausdruck, identisch mit dem für die Balancier-Wasserhebmaschine gefundenen in der Gleichung (3). Auſserdem gilt auch hier wie dort, wenn wir mit m den einmaligen Luftfassungsraum der Schaufelzelle und mit n die Tourenzahl der Antriebwelle in der Minute bezeichnen, die Relation: M=\frac{m\,\times\,n}{60} . . . . . . . . (6) Wenn z.B. in einem bestimmten Falle gewünscht wird, daſs ein Balancier-Wassergebläse in der Minute 30cbm Wind von 0at,2 oder 2m Wassersäule Pressung liefere, dann ist für einen beiläufig geschätzten Nutzeffekt η = ⅔ die nothwendige Arbeitskraft nach Gleichung (5) = N = 40/3 × 30/60 × 2 × 3/2 = 20e und bei 20 Umlaufen der Schwungrad welle der effektive Schaufelinhalt aus Gleichung (6) m = 60 × 30/60 × 1/20) = 1cbm,5. Es ist leicht einzusehen, daſs für gröſsere Windlieferungen ganz bedeutende Abmessungen nothwendig werden, wie dies bei dem Wesen der Anordnung von vorn herein vorauszusehen war und wie dies auch bei den Zellenradgebläsen der Fall ist; unter Berücksichtigung der einfachen Construction und des soliden Ganges ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daſs diese direktwirkenden Balancier-Wassergebläse in besonderen Fällen praktische Brauchbarkeit erreichen und andere Gebläsesysteme übertreffen. 4) Luft- und Dampfkraftmaschinen mit offenen Zellen. Wenn gepreſste Luft oder Dampf als motorische Substanz auftritt, dann werden gewöhnlich hohe Spannungen dieser Flüssigkeiten in abgeschlossenen Gefäſsen in Anwendung gebracht und zwar mittels der bekannten Cylindermaschinen mit hin- und hergehenden Arbeitskolben. Nur in dem Falle, wenn relativ kleine Spannungsdifferenzen zu Gebote stehen und verwerthet werden sollen, kann überhaupt die Verwendung offener., unter Wasser arbeitender Zellen für die Ausnützung der Kraft des Dampfes oder der gepreſsten Luft empfehlenswerth werden, wie dies bei den Lufträdern und Dampfrädern in Vorschlag gebracht ist. An Stelle dieser Motoren lassen sich nun in ähnlicher Weise wie oben verschiedene Combinationen von direktwirkenden Balancier-Luft maschinen und Balancier-Dampfmaschinen zusammenstellen. So beachtenswerth jedoch diese Anordnungen vom Standpunkte der theoretischen Maschinensynthesis sein mögen, eine praktische Bedeutung ist ihnen vorläufig nicht beizulegen und es erscheint deshalb nicht geboten, weiter darauf einzugehen, zumal sich dabei im Wesentlichen nur die schon eingehend erörterten Formen und Verhältnisse wiederholen würden.

Tafeln

Tafel Tafel 32
Tafel 32