Titel: Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
Autor: St.
Fundstelle: Band 247, Jahrgang 1883, S. 327
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Neuerungen im Eisenhüttenwesen. Mit Abbildungen auf Tafel 26. (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd. 246 S. 141.) Neuerungen im Eisenhüttenwesen. Um an Raum und Brennmaterial zu sparen, umgibt T. F. Harvey nach dem Engineer, 1882 Bd. 53 S. 430 den Hochofen mit einem ringförmigen Regenerativ-Winderhitzungsapparat. Wie aus Fig. 1 und 2 Taf. 26 zu entnehmen, ruht letzterer auf Säulen N und besteht aus 2 Blechcylindern K, welche innen mit feuerfesten Steinen L ausgemauert sind. Der hiervon umschlossene Raum wird durch 3 radiale Zwischenwände (Fig. 2) in 3 Hauptabtheilungen geschieden, von denen jeder einen Apparat vorstellt. In jedem dieser Apparate werden durch dünne Querwände je 4 Unterabtheilungen mit einer groſsen Anzahl von Kanälen gebildet. Die einzelnen Unterabtheilungen der 3 Apparate stehen an ihren oberen und unteren Enden durch Oeffnungen S in Verbindung. Die Gichtgase treten durch die Ventile A und die Rohre B in die Verbrennungskammern D, wo sie sich mit der sich bei C ringförmig vertheilenden Verbrennungsluft vermischen. Von D aus durchstreichen die Verbrennungsgase die Kammern E nach oben, geben ihre Wärme an das Füllmauerwerk ab und verlassen den betreffenden Apparat durch die mit Ventil F versehene Esse. Die Kammer D und das Ventil F liegen in jedem Apparat an einander entgegengesetzten Seiten. Das kurze Gewölbe U verhindert ein Eintreten unverbrannter Gase in die Kammern E. Die Gebläseluft wird den Kammern nach Schlieſsung der Ventile F und A und Oeffnung des Ventiles G1 bei C1 zugeführt. Dieselbe durchstreicht die Kammern in einer den Gasen entgegengesetzten Richtung und tritt dann durch H in das Windvertheilungsrohr J. Ob gleichzeitig durch einen Apparat die Gebläseluft und durch die beiden anderen die Gase geleitet, oder ob nur 2 Apparate benutzt werden, um den dritten im Nothfalle in Gebrauch nehmen zu können, wird in der Quelle nicht gesagt. Die Verbindung des Hochofens mit dem Winderhitzungsapparat ist aus praktischen Gründen zu verwerfen, weil das Aeuſsere des Hochofenschachtes sich jeder Uebersicht entzieht. Abgesehen hiervon dürfte die abwechselnde Erwärmung und Abkühlung des Schachtmauerwerkes gerade nicht zur längeren Haltbarkeit desselben beitragen. Diese schwer wiegenden Mängel werden durch Raumersparniſs nicht im Mindesten ausgeglichen.Nach einer Mittheilung von Lürmann in Stahl und Eisen, 1883 * S. 29 hat Harvey die obige unpraktische Anordnung des Winderhitzers selbst verworfen und durch eine andere ersetzt, wobei die Apparate wieder vom Hochofen getrennt sind und einen cylindrischen Thurm bilden. Im unteren Theil befindet sich die Verbrennungskammer, in welcher die Gichtgase mit der zugeführten Luft verbrannt werden, um dann von unten nach oben den mit Steinen ausgesetzten Erhitzungsraum zu durchstreichen. Nach erfolgter Abstellung durchzieht dann der zu erwärmende Wind das Mauerwerk und zwar von oben nach unten. Franz Burgers in Bulmke bei Gelsenkirchen (* D. R. P. Nr. 18730 vom 4. Januar 1882) lieſs sich einige Neuerungen an den Ventilen von Winderhitzungsapparaten des Whitwell'schen und Cowper'schen Systemes patentiren. Während nämlich bei den bekannten Anordnungen die Ventile für die Wind- und Gaszufuhr in einem gemeinschaftlichen geschlossenen Kasten liegen und die Windventile durch Ablagerung von Gichtstaub leicht undicht werden, ordnet Burgers die Wind- und Gasventile getrennt von einander an. Der Gaszuführkrümmer läſst sich in diesem Falle lösen, fortdrehen und gestattet einen festen Verschluſs der Gaszuführöffnung von auſsen, wenn Wind durch den Apparat geleitet werden soll. Zu diesem Behufe trägt der Mantel des Apparates an der Gaseintrittsöffnung a (Fig. 3 und 4 Taf. 26) einen Stutzen mit einem Drehschieber ebd. Vor diesem dreht sich in einem Wasserverschluſs der Krümmer K, welcher zu dem Gaskanal g führt. In einer anderen Ausführung, welche besonders an dem zur Esse führenden Gasventil angebracht wird, ist der Krümmer unter Benutzung eines Wasserverschlusses verschiebbar gemacht. Soll wiederum Wind durch den Apparat getrieben werden, so senkt man die das Gas absperrenden Glocken, dreht oder schiebt die Krümmer weg und befestigt die Drehschieber auf den Stutzen a mittels eines Bügels mit Druckschraube. Sodann öffnet man die besonderen Windeinlaſs- und Auslaſsventile. O. Springer in Hermannshütte, Böhmen (* D. R. P. Nr. 19056 vom 21. Januar 1882) hat einen Doppelpuddelofen mit Regenerativfeuerung und ein Verfahren angegeben, gleichzeitig in beiden Puddelöfen zu arbeiten. Die beiden Herde A und B (Fig. 5 Taf. 26) liegen neben einander und werden durch eine Brücke D, in welcher Windzuführöffnungen liegen, getrennt. Die Luft- und Gaskanäle e und g liegen an den beiden Enden des Ofens. Die Arbeit in diesem Puddelofen soll folgendermaſsen geleitet werden: Man setzt in den einen Herd A die kalte Ladung ein und läſst die Flamme durch die Oeffnungen bei C eintreten. Beginnt die Entkohlungsperiode, so stellt man die Gas- und Luftventile um und läſst die Flamme bei E eintreten, schmilzt den schon vorgewärmten Posten im Herde B ein und läſst die durch die Luftzufuhr in der Brücke D mit Sauerstoff sich mischende, nun oxydirende Flamme das Eisenbad in A bestreichen u.s.f. Es ist also möglich, den Herden je nach Bedürfniſs eine oxydirende oder reducirende, eine heiſse oder weniger heiſse Flamme zuzuführen, und scheint eine richtige Regelung der Hitze hier weit eher möglich zu sein als bei dem früher (1881 242 * 122) beschriebenen Doppelpuddelofen. Einige sehr wesentliche Neuerungen an Bessemerapparaten wurden W. M. Henderson in Steelton, Penns., Nordamerika (* D. R. P. Nr. 19635 vom 17. Januar 1882) patentirt. Dieselben bezwecken die Möglichkeit einer leichten und schnellen Auswechselung der Bessemerbirnen dadurch, daſs letztere auf Laufrädern B (Fig. 6 bis 10 Taf. 26), welche auf Schienen C laufen, gelagert sind. Wie ersichtlich, sind die Räder B auf die Tragezapfen aufgesteckt und werden in der normalen Stellung der Birne durch die vorn aufgebogenen Schienenenden k und hinten durch untergeschobene und festgeschraubte Halblager L gehalten. Die Kippung der Birne wird durch einen senkrecht stehenden hydraulischen Cylinder mit Zahnstange bewirkt. Die Schienen C führen unter Einschaltung verschiedener Drehscheiben h (Fig. 8) bis in den Ausbesserungsschuppen, so daſs, falls eine Birne ersetzt werden muſs, diese in den Schuppen gefahren und eine neue an ihre Stelle gesetzt werden kann. Da die Birne nur 2 Räder besitzt und in Folge dessen beim Fortschieben schnell aus den Schienen kommen würde, so ist ein Wagen D angeordnet, welcher beim Auswechseln der Birne mit dieser bei f durch Haken gekuppelt wird. Die Achsen der Räder sind mit Vorgelegen versehen, so daſs der Wagen durch darauf stehende Arbeiter fortbewegt werden kann. Diese Einrichtung eignet sich sehr wohl zur Anpassung an Holley'sche Bessemeranlagen (vgl. 1881 239 * 465). Eine fernere Eigenthümlichkeit der Henderson'schen Bessemerbirne liegt in der Benutzung des hohlen Trageringes zur Vorwärmung der Gebläseluft. Zu diesem Zwecke besteht der Tragering (Fig. 6 und 7) aus 2 concentrischen schmiedeisernen Ringen m und m1, welche oben und unten durch 2 Ringe p abgeschlossen sind. Die Tragzapfen sind mit Ansatzstücken, welche innerhalb des Ringraumes ausgehöhlt sind, versehen und mit den Theilen m, p und m1 vernietet. Der Wind tritt durch den einen Zapfen a ein, durchströmt den Ringraum in einer Richtung und verläſst denselben vorgewärmt bei r. Das Stahlwerk Bolckow, Vaughan und Comp. in Middlesbrough stellt neuerdings Trageringe für Bessemerbirnen aus Guſsstahl her. Mit der Vervollkommnung des Bessemer- besonders des basischen Prozesses hat sich der Durchmesser der Birnen in einem solchen Grade vergröſsert, daſs es fast unmöglich wurde, die Trageringe aus Schmiedeisen herzustellen. Man fand allerdings Ersatz im Guſseisen; jedoch müſsten guſseiserne Ringe, um zuverläſsig zu sein, unverhältniſsmäſsig stark bemessen werden, weil das Gewicht der ausgemauerten Birne nicht selten bis auf 80t steigt, wozu noch bis zu 15t Eisen kommen. Die von H. Bessemer vorgeschlagenen Ringe haben im vertikalen Querschnitt eine ⊏-Form und bestehen aus 4 Theilen, welche an den Stöſsen durch je 3 starke Schraubenbolzen und je 2 Knaggen mit Ueberlagering verbunden sind. Der Durchmesser beträgt 3m,66, die Höhe 0m,4. Die Tragzapfen bilden mit dem an den Seiten liegenden Ringtheilen je ein Stück. Die Ringe wiegen von 16t aufwärts. (Nach Engineering, 1882 Bd. 34 * S. 184.) Von H. Haedicke in Hagen, Westfalen (* D. R. P. Nr. 17143 vom 19. Juli 1881) sind hohle Metalldüsen für Bessemerbirnen in Vorschlag gebracht, welche Düsen durch Hindurchleitung von Wasser gekühlt werden können. Dabei tritt das Wasser am Boden ein und an der diametral gegenüber liegenden Seite des Bodens wieder aus. Auſserdem bezieht sich das Patent noch auf einen Frischkolben, um in einer gewöhnlichen Pfanne frischen zu können. Zu diesem Behufe wird dieselbe von einem Deckel d1 (Fig. 11 Taf. 26) bedeckt, in welchem der Frischkolben F eingelassen ist; letzterer besteht aus einer Röhre c, welche auſsen von 2 weiteren Röhren e und d concentrisch umgeben ist. Am unteren Ende der mittleren Röhre führen Düsen nach auſsen, so daſs der oben bei g eingeführte Gebläsewind, nachdem der Kolben in das Metallbad eingetaucht ist, durch diese Düsen in das Bad gelangen kann. Die Kühlung des Kolbens geschieht in der Weise, daſs das Kühlwasser bei v in den hohlen Pfannendeckel einflieſst, zwischen den Röhren d und e nach unten fällt, dann zwischen e und c wieder aufwärts streicht, um bei to wieder in den Pfannendeckel zu gelangen und bei x abzuflieſsen. Will. J. Clapp in Nantygle und Th. Griffiths in Blaenavon, England (* D. R. P. Nr. 18250 vom 28. September 1881) erhielten ein Patent auf Neuerungen an dem alten schwedischen feststehenden Bessemerofen. Um einzelne Düsen a (Fig. 12 Taf. 26), welche von dem Windrohr E aus durch die Röhre e gespeist werden, abschlieſsen zu können, sind dieselben mit Stopfern f versehen, die durch Stangen f1 von auſsen bewegt werden können. Auf f1 ist ein Kolben g befestigt, welcher sich in dem Cylinder g1 hin- und herbewegen kann. Hinter dem Kolben g herrscht durch Vermittelung der Röhren e und d Dampfdruck, dessen Höhe jedoch von dem Winddruck übertroffen wird. Soll eine Düse verschlossen werden, so schiebt man das in einer Stopfbüchse bewegliche Rohr e in die Höhe, schlieſst dadurch das Ventil e1 und sperrt hiermit den Wind ab. Der Stopfer f wird nun durch den auf den Kolben g wirkenden Dampfdruck gegen die Düsenöffnung gepreſst und hält diese verschlossen. Der Dampfdruck muſs also der Pressung der auf dem Stopfer f lastenden Eisensäule entgegenwirken. Beim Herunterschieben der Röhre e öffnet sich das Ventil e1 und der Düsenstopfer f wird unter Einwirkung des Winddruckes auf die Vorderseite des Kolbens g zurückgezogen. Zur Kühlung des Ofens durch Berieselung sind, wie es ja auch bei Hochöfen geschieht, in den Mantel offene Kühlkästen B eingeschaltet, in welchen ein Wasserrohr, mit feinen Oeffnungen versehen, gelagert ist. Der Pfropfen zum Abschluſs des Abstiches wird durch eine Druckschraube, deren Mutter in einem am Mantel befestigten Bügel gelagert ist, gehalten. C. W. Siemens in London (* D. R. P. Nr. 19289 vom 20. August 1881) legt, um das Futter von Schmelzflammöfen haltbarer zu machen, in dasselbe lediglich in der Höhe der Schlackenlinie ein Wasserkühlrohr ein. Um ferner den Wind zur Verbrennung der Generatorgase, mit welchen diese Oefen geheizt werden, vorzuwärmen, wird das Herdgewölbe aus zwei einzelnen dicht über einander liegenden concentrischen Gewölben gebildet, welche durch zahlreiche senkrecht stehende Binder in Zusammenhang stehen. Der hierdurch zwischen den Gewölben gebildete freie Raum mündet hinten dicht vor der Feuerbrücke in das Ofeninnere und steht vorn mit einem Eisenrohr in Verbindung, welches durch den Fuchs gelegt ist und auſserhalb desselben in das Freie mündet. Die Verbrennungsluft durchströmt den Raum zwischen den Gewölben, schützt diese vor Verbrennung und trifft vorgewärmt mit den Generatorgasen zusammen. Herm. Angerstein in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 18033 vom 5. Juli 1881) bläst in Regenerativ-Flammöfen, in welchen irgend ein Frischprozeſs vorgenommen wird, überhitzten Dampf von wenigstens 600 bis 700° auf das Metallbad. Es wird empfohlen, den Herd rund herzustellen und die Dampfdüsen in zwei gegenüber liegenden Ecken des Ofens anzuordnen, so daſs die Dampfstrahlen tangential auf die runde Oberfläche des Eisenbades treffen und letzteres in Umdrehung versetzen. Die Düsen werden stark stechend angeordnet und haben für ein Fassungsvermögen des Ofens von 4 bis 5t einen Durchmesser von 10mm. Die Erhitzung des Dampfes geschieht in kleinen Whitwell'schen Apparaten, welche zu diesem Zweck kräftig genug gebaut sind. St.

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Tafel Tafel 26
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