Titel: Apparate für Schuhfabrikation.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 330
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Apparate für Schuhfabrikation. Patentklasse 71. Mit Abbildungen. Apparate für Schuhfabrikation. Bei der Fabrikation der Stiefelschäfte ist es erforderlich, daſs die zugeschnittenen Stücke des Oberleders, des Futters und der einzusetzenden Gummizüge zunächst vorübergehend vereinigt werden, damit das Zusammennähen auf der Nähmaschine möglichst schnell vor sich gehen kann. Ferner müssen Oberleder und Futter an den Ausschnitten für die Gummizüge zu einem 1cm breiten Rande umgebogen werden, um zwischen diese Ränder jene Gummitheile einlegen und fassen zu können. Die erstere Arbeit des Vereinigens geschieht gewöhnlich von Hand durch Umreihen mit der Nähnadel, während die Ränder durch Umbügeln mit einem Bügeleisen hergestellt werden. Für diese letztere Arbeit der Randbildung findet man in Schuhmacherwerkstätten zuweilen auch einen Apparat vor, welcher sich aus zwei Eisenplatten mit je einem Schlitze, einigen Lehren und einem einfachen Bügeleisen zusammensetzt. Die Eisenplatten können in Folge Gelenkverbindung aufeinander gelegt werden und es erfolgt dies, nachdem zuvor auf die eine Platte das durch die Vornaht verbundene Oberleder, auf die andere aber das Futter gelegt, beide Stücke mit einer Lehre bedeckt und die Ränder um diese Lehren herum umgebügelt worden sind. Nachdem man auch noch die Lehren entfernt und die am Rande mit Klebstoff versehenen Gummitheile aufgelegt hat, kann alsdann das Zusammenschlagen der Platten stattfinden. Auf Grund dieses Vorganges hat O. Küster in Neuenhaus bei Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 21732 vom 7. Juli 1882) einen Apparat construirt, welcher eine Anzahl der hier nöthigen Handgriffe erspart, dabei das jedesmalige Warten des Arbeiters beim Kleben vermeidet und die wichtige Eigenschaft besitzt, daſs er für alle gangbaren Schäftenummern eingerichtet ist. Dieser Apparat besteht im Wesentlichen aus einem in eine Metallplatte eingelassenen Stabe, welcher nach der Gestalt der Ausschnitte für die Gummizüge gebogen ist und mittels einer entsprechenden Hebelanordnung über die Ebene der Metallplatte hervorgehoben werden kann. Das Oberleder wird nun so auf die Platte gelegt, daſs der aufzubiegende Rand sich auf dem Stabe befindet. Ist das Leder hierzu zu groſs, so wird ein Theil desselben als Falte in einen Schlitz der Platte hineingezogen. Alsdann wird eine dünne Stahlblechlehre aufgelegt, welche gerade bis an den Stab heranreicht und den aufzubiegenden Rand des Leders frei läſst. Wird nun der eingelegte Stab mittels des Hebels gehoben, so wird demgemaſs der ganze Saum des Leders senkrecht emporgehoben. In ganz derselben Weise wird das Futter in einer zweiten auf der Platte befindlichen gleichen Vorrichtung behandelt. Die aufgerichteten Säume des Leders und Futters werden nun gleichzeitig mittels eines groſsen Bügeleisens umgelegt. Um Zeit zu sparen, ist die ganze beschriebene Vorrichtung doppelt vorhanden, ohne das Eisen. Dieses bleibt auf dem zuerst bearbeitetem Oberleder und Futter so lange stehen, bis der Arbeiter ein zweites Paar bis zum Umbügeln der Säume fertig gemacht hat, worauf diese letztere Arbeit mit demselben Eisen vorgenommen wird. Dann werden wieder die ersten beiden Vorrichtungen mit neuen Oberleder- und Futterstücken versehen und die Säume aufgerichtet u.s.w. C. S. Larrabee in Mainz (* D. R. P. Nr. 15 297 vom 1. Februar 1881) beschreibt eine Vorrichtung zur Formgebung und zum Poliren der Schuhabsätze sowie zum Putzen der Sohlen. Die Werkzeuge sind hierbei faconirte Schmirgelscheiben, welche, gleich den Fräsen, auf einer rotirenden Welle sitzen. Für eine bestimmte Stiefelabsatzform wird ein Satz solcher Scheiben auf die Welle geschoben und läſst man die Scheiben in solcher Aufeinanderfolge am Absatze wirken, daſs zunächst eine grob profilirte Scheibe und dann eine sich der geschweiften Absatzform mehr nähernde zur Benutzung gelangt, bis man zuletzt die mit der verlangten Schweifung übereinstimmende und zugleich, in Bezug auf den Schmirgelbelag, die feinste Schmirgelscheibe in Anwendung bringt. An dieser Vorrichtung hat Larrabee neuerdings manche Abänderungen getroffen und patentirt erhalten (* D. R. P. Zusatz Nr. 21925 vom 21. Oktober 1882). Hauptsächlich soll der Abnutzung jener Schmirgelscheiben und einer daraus hervorgehenden Veränderung des Profiles derselben begegnet werden. Am vollkommensten soll diesem letzteren Umstände eine der Anordnungen genügen (vgl. Textfig. 1 S. 332), welche unter Benutzung zweier profilirter Scheiben als arbeitenden Theil einen über diese beiden Scheiben gelegten endlosen Schmirgelriemen aufweist. Es ist ersichtlich, daſs man hierbei – entsprechend der Riemenlänge – eine gröſsere Arbeitsfläche erhält und demgemäſs eine geringere Abnutzung Fig. 1. des Schmirgelbelages auftritt, zugleich aber das richtige Profil unverändert erhalten bleibt. Fig. 1., Bd. 249, S. 332 Fig. 2., Bd. 249, S. 332 Weniger empfehlenswerth erscheint es, dem Riemen selbst – wie es eine zweite Anordnung verlangt – eine dem Profile des Absatzes entsprechende Querschnittsform zu geben. Beim Andrücken des Arbeitstückes müssen in diesem Falle Seitenkraftcomponenten auftreten, welche bestrebt sind, den Riemen von der Scheibe abzustreifen. Zwar könnte man dem durch Anordnung von Spurkränzen an den Scheiben begegnen; doch behindern diese dann bei Verwendung von flach verlaufenden Profilen das dichte Anhalten des Schuhes, wenn man nicht unzweckmäſsig hohe Querschnittsformen des Riemens verwenden will. Man könnte sich auch dieser Profilriemen in Verbindung mit der weiter unten beschriebenen dritten Einrichtung bedienen; doch würden damit nur neue, eben dieser dritten Ausführungsform anhaftende Uebelstände herbeigeführt. Hier ist nämlich ein im Querschnitte profilirter Tisch verwendet, welcher durch Vermittelung eines Hebelwerkes mit einem Fuſstritte von unten gegen den frei ausgespannten Riemen gedrückt wird (vgl. Textfigur 2). Die hierbei auftretende Bremswirkung ist aber ohne Zweifel ein Uebelstand, so daſs – wie Eingangs erwähnt – wohl nur der ersten Ausführungsform, bei welcher profilirte Scheiben und flache Schmirgelriemen benutzt werden, praktische Verwerthbarkeit zuerkannt werden kann. In der Patentschrift Nr. 21925 ist noch empfohlen, bei Benutzung der Profilscheiben dem Schmirgel eine elastische Unterlage, z.B. aus Filz, gerecktem Riemen, Gummi o. dgl., zu geben, auf welche derselbe einfach aufgetragen werden soll.