Titel: Ueber Neuerungen an Vertikalkesseln.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 361
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Ueber Neuerungen an Vertikalkesseln. Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 21 und 24. (Schluſs des Berichtes S. 321 d. Bd.) Neuerungen an Vertikalkesseln. 2) Wasserröhrenkessel. Die Kessel mit Wasserröhren haben den Kesseln mit Rauchrohren gegenüber mehrere Vorzüge, welche anscheinend noch nicht genügend gewürdigt werden. Zunächst werden die Wasserröhren dauerhafter sein, da die Enden derselben, welche erfahrungsmäſsig bei Heizröhren am schnellsten zerstört werden, der Einwirkung des Feuers entzogen sind. Ferner findet im Allgemeinen bei passender Anordnung eine energische Strömung in den Wasserröhren statt, welche das Absetzen von Kesselstein mehr oder weniger verhindert. Die Entfernung desselben von der Innenfläche wird leichter zu bewerkstelligen sein als das Abkratzen von der Auſsenfläche. Mit Wasserrohren läſst sich auch leichter der immer anzustrebende Wasserkreislauf durch den ganzen Kessel erreichen, als mit Heizröhren u.s.w. Fig. 1 und 2 Taf. 24 zeigen nach dem Engineer, 1882 Bd. 54 S. 447 eine amerikanische, für 5e bestimmte Construction von Snyder. Den eigentlichen Kessel bildet ein geschweiſstes Schmiedeisenrohr a von 1m,36 Länge, 0m,38 Durchmesser und 8mm Wandstärke, welches oben und unten durch aufgeschraubte Deckel geschlossen ist. In dasselbe sind auſsen 88 ⊐-förmig gebogene Röhren von 19mm Durchmesser eingesetzt und zwar mittels kurzer Hülsen, welche, innen und auſsen mit Gewinde versehen, zugleich auf die etwas verjüngten Enden der Röhren auf- und in die Rohrwand eingeschraubt sind. In gleicher Weise ist auch eine centrale, als Anker dienende Röhre befestigt. Die oberen Mündungen der gebogenen Röhren liegen theils oberhalb, theils unterhalb der Wasserlinie. Ein energischer Wasserumlauf wird bei dieser Anordnung jedenfalls erreicht werden. Das Ganze ist in einen doppelten Mantel von 0m,76 äuſserem Durchmesser eingehängt. Die Gesammthöhe desselben beträgt lm,8. Der Raum zwischen den beiden Mantelblechen steht unten mit dem Räume unterhalb des Rostes und oben durch zahlreiche Löcher in der Auſsenwand mit der freien Luft in Verbindung. Durch einen verschiebbaren Messingreifen können die oberen Löcher mehr oder weniger geschlossen werden (vgl. Fig. 2). Schlieſst man die Aschenfallthür, so muſs die ganze Verbrennungsluft von oben zwischen den Mantelblechen hindurchströmen; sie wird dabei vorgewärmt und hält den Raum, wo der Kessel aufgestellt ist, kühl; doch wird dann ein ziemlich kräftiger Zug erforderlich sein. Zur äuſseren Reinigung der Röhren kann der Kessel nach dem Abschrauben der Ausrüstungsstücke leicht aus dem Mantel herausgehoben werden. Behufs innerer Reinigung muſs man den Deckel von a abschrauben. Ob das aber nach einiger Zeit des Betriebes noch möglich sein wird, erscheint doch sehr zweifelhaft. Bedenklich ist ferner, daſs der Boden von a, auf welchem Schlamm und Kesselstein hauptsächlich sich ablagern werden, direkt im Feuer liegt. Wesentlich besser ist in dieser Hinsicht der in Fig. 4 und 5 Taf. 24 abgebildete Kessel von L. W. R. Reck in Breslau (* D. R. P. Nr. 22449 vom 17. Oktober 1882). Zwei cylindrische Körper, von denen der untere als Schlammsack, der obere hauptsächlich als Dampfsammler dient, sind durch ein mittleres weites Rohr und einen Kranz enger Röhren mit einander verbunden. Mit Ausnahme der einander zugekehrten ringförmigen Stirnflächen werden die Kesselkörper selbst von den Heizgasen nicht berührt. Um den durch die Pfeile angedeuteten Wasserumlauf nach Möglichkeit zu befördern, ist in das mittlere Rohr noch ein etwas engeres Rohr C eingehängt. In dem engen Ringraume zwischen beiden wird wie in den Röhren das Wasser- und Dampfgemisch aufsteigen, während innerhalb des Rohres C nun ein völlig ungehindertes Niedersinken des Wassers stattfinden kann. Damit im unteren Theile des Schlammsackes das Wasser möglichst in Ruhe bleibe, ist an C ein Schirm D angehängt. Ein gleichfalls recht brauchbarer, doch etwas schwieriger herzustellender Kessel von Marston ist nach dem Engineer, 1882 Bd. 54 S. 485 in Fig. 5 Taf. 24 dargestellt. Die Röhren sind hier in einer cylindrischen Feuerkammer angebracht, welche oberhalb der kuppelförmigen Feuerbüchse in den Kessel eingebaut ist und einerseits durch einen schrägen Rohrstutzen mit der letzteren, andererseits mit dem Rauchfange in Verbindung steht. Trotzdem besondere Verankerungen nicht vorhanden sind, erscheint der Kessel doch in allen seinen Theilen sehr fest und für hohe Spannungen geeignet. In den aufgesetzten Dampfdom führt eine verhältniſsmäſsig nur kleine Oeffnung, was sowohl hinsichtlich der Festigkeit, als auch hinsichtlich der Gewinnung trockenen Dampfes zweckmäſsig ist. Der Wasserumlauf wird auch hier lebhaft sein, indem das Wasser in den Röhren aufsteigt und in dem Ringraume zwischen der eingebauten Trommel und dem Kesselmantel abwärts strömt. Bei dem in Fig. 6 und 7 Taf. 24 gezeichneten Kessel von Ph. Jacobs in Stolberg bei Aachen (* D. R. P. Nr. 20123 vom 23. April 1882) ist gleichfalls ein trommelförmiger Körper b, jedoch mit horizontaler Achse und entsprechend horizontal durchgehenden Röhren in den Kessel eingebaut. Derselbe ist direkt auf die kegelförmige Feuerbüchse aufgesetzt und andererseits an ihn das durch den Dampfraum geführte Rauchrohr c angeschlossen. Der Kesselmantel ist an dem Boden und die obere Kopfplatte an dem Rauchrohre mittels Schrauben befestigt, so daſs der Mantel behufs Freilegung des Innenkörpers abgehoben werden kann. Die Mitte des Körpers b nimmt ein weiteres Rohr d ein, welches die Heizgase nach rechts und links ablenkt. Der oben zwischen die Röhren eingehängte, flache, beiderseits durchlöcherte Kasten m, in welchen ein mit Hahn versehenes Dampfröhrchen führt, soll dazu dienen, Ruſs und Asche von den Röhren abzublasen. Der Wasserumlauf wird bei dieser horizontalen Lage der Wasserröhren mangelhaft sein; er könnte erheblich gesteigert werden, wenn man die Röhren etwas geneigt anordnete. Die von Köbner und Kanty (vgl. 1880 238 * 188) angegebene Construction mit Röhren, welche radial in den Kesselmantel eingesetzt und am äuſseren Ende geschlossen sind, ist durch M. Hervier in Paris (* D. R. P. Nr. 22063 vom 15. Oktober 1882) in der Weise verbessert worden, daſs in die Röhre zur Beförderung einer lebhaften Wasserströmung nach Art der Field'schen Röhren engere, beiderseits offene Röhren eingebracht sind (vgl. Fig. 10 und 11 Taf. 24). Mit ihrem inneren Ende sind dieselben in einem oben offenen, in den Kessel gestellten Blechcylinder a befestigt. Der Wasserumlauf wird hier in der durch Pfeile angedeuteten Weise vor sich gehen. Damit alle Röhren möglichst gut von den Heizgasen getroffen werden, können entweder, wie gezeichnet, zwei gegenüber liegende Roste benutzt, oder die Heizgase auf der einen Seite des Kessels hinauf und dann auf der anderen wieder abwärts geführt werden. Der untere Theil des Kesselmantels, in welchen die äuſseren Röhren mittels keilförmiger Ringe befestigt werden, erhält eine Wanddicke von 25mm. Im Vergleiche mit den beiderseits befestigten offenen Röhren haben diese nur an einem Ende festgehaltenen Röhren den Vorzug, daſs sie sich ungehindert ausdehnen können. Derartige Röhren finden sich, jedoch in vertikaler Anordnung, auch bei dem in Fig. 8 Taf. 24 abgebildeten kleinen Kessel von J. Schreiber und F. H. Moldenhauer in Wien (* D. R. P. Nr. 18298 vom 13. Oktober 1881). Der Kesselkörper besteht aus zwei mittels angenieteter Winkeleisen mit einander verschraubten Theilen, von denen der untere etwas geringeren Durchmesser als der obere hat, und ruht auf einem mit schlechten Wärmeleitern umhüllten guſseisernen Cylinder. In den Boden des Kessels sind Kupfer- oder Eisenrohre C eingeschraubt und in diese etwas engere Röhren D, welche bis in den Dampfraum reichen, von oben eingetrieben, damit der entwickelte Dampf ungehindert aufsteigen könne. Um nun das Wasser unten in die Röhren C einzuleiten, sind die inneren, oben geschlossenen Röhren F mit Hilfe kurzer, beiderseits offener Querröhrchen G eingehängt, welche unten in der Mitte eine Oeffnung H haben (vgl. Fig. 9). Es soll hier also nicht eigentlich ein in sich zurückkehrender Kreislauf des Wassers erreicht werden, sondern das ununterbrochen in den Kessel eingeführte Wasser nur langsam in dem Maſse, als es in den Röhren C verdampft, durch die inneren Röhren F nachflieſsen; doch wird immerhin auch ein beträchtlicher Theil des Wassers oben aus den Röhren D wieder heraussprudeln. Die meisten Niederschläge werden sich hiernach in den Röhren ablagern und diese müssen daher, wenn man nicht ganz reines Wasser verwendet, häufig gereinigt werden. Namentlich die engen Querröhrchen G sind sehr dem Verstopfen ausgesetzt. Um möglichst trockenen Dampf zu erhalten, wird derselbe durch ein im Feuerraume untergebrachtes Schlangenrohr L geleitet, welches beim Anheizen und bei einer Unterbrechung des Dampfverbrauches durch das Rohr J mit Wasser gefüllt werden kann und dann einen Theil des Dampferzeugers bildet. Ein zweites, den guſseisernen Cylinder umgebendes Rohr O soll als Vorwärmer dienen. Der Herd kann herausgezogen werden und ist sowohl für Kohlen-, wie für Erdöl-Feuerung, jedoch für beide Fälle sehr mangelhaft, eingerichtet. Schlieſslich ist noch ein Kessel zu erwähnen, bei welchem wie z.B. bei dem Kessel von Robey (vgl. 1874 213 * 182) sowohl Heizröhren, als auch Wasserröhren verwendet sind. Dieser in Fig. 12 Taf. 24 nach Engineering, 1882 Bd. 34 S. 251 dargestellte Kessel von J. Adamson und Comp. in Hyde ist hauptsächlich für kleine Schiffe bestimmt. Der Hauptkesselkörper a liegt hoch über dem Roste und ist durch einen zweifachen Kranz von Wasserrohren mit einem unteren, den Rost umgebenden, ringförmigen Kesseltheile b verbunden. Die Röhren schlieſsen den Feuerraum ein und sind nur von einem Blechmantel, welcher nach der Quelle beim Betriebe gar nicht sehr heiſs werden soll, umgeben. Ein Kranz von Heizröhren durchzieht den eigentlichen Kessel a. Die unteren Mündungen derselben liegen zwischen den beiden Reihen der Wasserröhren. Der innere Kranz der letzteren wird daher viel mehr Wärme von den Heizgasen erhalten als der äuſsere, so daſs ein Wasserumlauf in der Richtung der Pfeile, aber auch eine stärkere Ausdehnung der inneren Röhren und in Folge dessen ein Zwängen hervorgerufen wird. Bemerkenswerth ist die eigenartige, etwas elastische Verankerung der beiden Böden von a durch ein Rohr, welches an nach innen gehenden Ausbauchungen der Böden befestigt ist. Die Niederschläge werden sich hauptsächlich in b, also unterhalb des Rostes, ansammeln und können von hier durch Handlöcher entfernt werden. Auch kann der Boden von b abgeschraubt werden, was nöthig wird, wenn Wasserrohren ausgewechselt werden sollen. Das Einsetzen derselben erfolgt von a aus. Vor der Feuerthür und einem in a angebrachten Mannloche sind selbstverständlich einige Röhren ausgelassen. Whg.