Titel: Uebertragung für Telephonleitungen.
Fundstelle: Band 250, Jahrgang 1883, S. 346
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Uebertragung für Telephonleitungen. Mit Abbildung. Uebertragung für Telephonleitungen. Zur Verbindung der Telephonnetze der beiden Städte Malmö und Sund (Skonen), die 18km von einander entfernt sind, war im laufenden Jahre eine 4-drähtige Leitung hergestellt worden. Jede Säule war auf 1m vom Gipfel herab mit Zinkblech beschlagen und dieses mittels eines etwa 6cm breiten Bandeisens mit der Erde in Verbindung gesetzt worden, um die Säulen gegen atmosphärische Entladungen zu schützen und zugleich Stromübergänge längs der Säule von einem Drahte zum anderen zu finden. Als man im Juli die Linie dem Telephonverkehre übergab, war es, wie der technische Chef der Schwedischen Telegraphen Verwaltung, C. A. Nyström, im Journal télégraphique, 1883 Bd. 7 S. 209 berichtet, unmöglich, die Drähte einzeln für zwei oder mehrere Mittheilungen gleichzeitig zu benutzen. Selbst wenn man bloſs den obersten und untersten Draht benutzte, störten sich die auf denselben gemachten Mittheilungen einander gegenseitig. Es scheint also nachgewiesen, daſs eine Beseitigung der Leitung des Stromes entlang der Säulen nicht zur Verhütung des Mitsprechens aus einem Drahte in den anderen ausreicht. Textabbildung Bd. 250, S. 346 Man nahm dann seine Zuflucht zu der in der beigegebenen Abbildung dargestellten Uebertragungsweise und erreichte mit derselben den Zweck vollkommen. Es wurden in den beiden Vermittelungsämtern I und II der beiden Städte zwei Inductoren J1 und J2 aufgestellt und von ihnen je eine Rolle mittels der Leitungsschleife L'L'' verbunden. Wenn dann in jedem Vermittelungsamte eine von einem an das Telephonnetz angeschlossenen Theilnehmer kommende und bei demselben durch das Telephon T1 bezieh. T2 hindurch an Erde gelegte Telephonleitung L1 bezieh. L2 mit dem einen Ende der zweiten Rolle des Inductors J1 bezieh. J2 verbunden und das zweite Ende dieser beiden Rollen in den Vermittelungsämtern ebenfalls an Erde gelegt wurde, so konnten die beiden Theilnehmer gut mit einander sprechen. Der erste Inductor J1 z.B. überträgt die von dem zum Sprechen benutzten Telephone T1 in L1 gesendeten Ströme in die Leitungsschleife L'L'' und der zweite J2 aus dieser in die Leitung L2 und zu dem zum Hören gebrauchten Telephone T2. Das Sprechen auf zwei Drähten stört dabei anderweites Sprechen nicht, selbst wenn das letztere zwischen den beiden Vermittelungsämtern mittels eines einzelnen Drahtes bewerkstelligt wird. Ein Strom in der Schleife hat in deren beiden Zweigen L' und L'' die durch Pfeile angegebene Richtung und beeinfluſst daher einen zwischen L' und L'' liegenden Draht von beiden Zweigen aus in entgegengesetztem Sinne inducirend. Ebenso erregt ein solcher Draht in den beiden Zweigen L' und L'' Ströme, welche sich wegen ihrer entgegengesetzten Richtung auflieben. Die Tonstärke wird durch die zweimalige Translation nicht wesentlich geschwächt, obgleich die von einem gewöhnlichen Inductor in dem einen Amte kommenden Ströme in dem anderen Amte sich als zu stark geschwächt erweisen, als daſs sie die gewöhnlichen Zeichen hervorbringen könnten. Eine ganz gleiche Anordnung ist nach dem Telegraphic Journal, 1883 Bd. 12 S. 21 bereits im Oktober 1881 für A. R. Bennett patentirt worden, welcher bei seinen Versuchen damit herausgefunden hat, daſs der günstigste Erfolg dabei erreicht wird, wenn die Widerstände der primären und secundären Rolle des Inductors sich wie 1 : 2,6 verhalten. Auf die angegebene Weise wurden von Bennett die Telephonnetze der beiden Städte Glasgow und Greenock durch eine Schleife von zusammen etwa 80km Länge und später auch anderer Städte in Yorkshire, Staffordshire und Warwickshire verbunden. Dabei wurde in jeder Stadt noch ein magneto-elektrischer Rufapparat und Klingel in die Schleife eingeschaltet, damit die beiden Vermittelungsämter sich gegenseitig rufen könnten. Bei dieser Anlage machte sich aber eine Abschwächung der Lautstärke fühlbar, welche durch lauteres Sprechen oder durch Vermehrung der Batterie-Elemente überwunden wurde.