Titel: Ueber Neuerungen an auslösenden und anderen Schiebersteuerungen mit ruckweiser Schieberbewegung.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 49
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Ueber Neuerungen an auslösenden und anderen Schiebersteuerungen mit ruckweiser Schieberbewegung. (Fortsetzung des Berichtes von S. 1 d. Bd.) Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 5 ff. Neuerungen an Schiebersteuerungen. Eine eigenthümliche Schleppschiebersteuerung von O. Recke in München-Gladbach (Erl. * D. R. P. Nr. 18376 vom 14. Oktober 1881) ist in Fig. 3 bis 6 Taf. 5 veranschaulicht. Bei derselben sind ein getheilter Grundschieber und 2 Expansionsschieber vorhanden. Letztere werden am Ende jedes Hubes des Grundschiebers durch Anstoſs an die im Schieberkasten festliegenden Knaggen a geöffnet und dann in geöffneter Stellung von dem Grundschieber mitgeschleppt, bis sie durch die auf der Schieberstange befestigten Anschläge b geschlossen werden. Zu dieser Schluſsbewegung dient folgender Mechanismus. Am Gestelle sind zwei neben einander liegende kleine Cylinder befestigt, welche an den Enden mit einander in Verbindung stehen und ganz mit Flüssigkeit (Oel, Glycerin o. dgl.) gefüllt werden. Der Kolben c des einen Cylinders ist mit der Schieberstange, der Kolben d des anderen mit der Excenterstange verbunden. Zwischen beiden Cylindern sind 2 Ventile so angeordnet, daſs, wenn dieselben geschlossen sind, die durch den Kolben d verdrängte Flüssigkeit nur über eines der Ventile hinweg in den anderen Cylinder entweichen kann und den Kolben c entgegengesetzt zu d verschiebt. Wird aber das betreffende Ventil geöffnet, so tritt die Flüssigkeit durch dasselbe in den Raum r, hebt das andere Ventil und gelangt so hinter den Kolben d, während c in Ruhe bleibt. Die beiden Ventile werden abwechselnd mittels eines Ankethebels g gehoben, welcher an dem andererseits mit dem Regulator verbundenen Hebel k angehängt ist und in seinem Drehpunkte vertikal geführt wird. Durch den Hebel k, welcher von dem Kreuzkopfe des Expansionsexcenters getragen wird, also mit diesem hin- und hergeht, erhält der Ankerhebel eine gleichmäſsige Schwingung, wobei er aber je nach der durch den Regulator bestimmten Höhenlage seines Drehpunktes früher oder später unter die Ventile stöſst. In der gezeichneten Stellung beginnt rechts die Einströmung, links die Ausströmung, der Grundschieber geht nach links, ebenso der Kolben d. Das Ventil links ist aber geöffnet zu denken, so daſs Kolben c in Ruhe bleibt. Da sich auch die Zugstange h nach links bewegt, so wird das Ventil bald zum Schlüsse kommen und der Kolben c zum Vorgange nach links gezwungen werden, wodurch dann der rechte Expansionsschieber ebenfalls nach rechts verschoben und der Dampf abgesperrt wird. Eine Hubbegrenzung des Kolbens c soll ohne festen Anschlag dadurch erzielt werden, daſs Aussparungen desselben durch eine Ringnuth im Cylinder mit dem Räume r in Verbindung treten. Gegenüber anderen Schleppschiebersteuerungen gibt diese Anordnung einen schnelleren Dampfabschluſs, ist dafür aber wesentlich umständlicher. Da von der Flüssigkeit durch die Stopfbüchsen u.s.w. stets etwas verloren gehen wird, so könnte man die Cylinder, um sie gefüllt zu erhalten, etwa durch ein Röhrchen mit Rückschlagventil mit einem höher gelegenen Behälter verbinden. Eine neuere, in Fig. 12 bis 15 Taf. 5 dargestellte Steuerung von O. Recke (Erl.* D. R. P. Nr. 20023 vom 2. Mai 1882) gehört zu den Anordnungen mit Querverschiebung der Expansionsschieber (vgl. 1882 244 * 94). Die beiden Grundschieber mit gemeinsamer Stange werden in gewöhnlicher Weise durch ein Excenter bewegt, die gitterförmigen Expansionsschieber von einem zweiten Excenter aus durch Vermittlung des Ankerhebels f, dessen horizontale Arme durch kurze Gelenkstangen und Hebel k mit den Schieberstangen verbunden sind. Die Drehzapfen der Hebel h liegen jedoch nicht fest, sondern in vertikal geführten Gleitklötzen, so daſs eine Bewegung der Expansionsschieber erst eintreten kann, wenn die Gleitklötze oben oder unten anstoſsen. Der Niedergang der Schieber, durch welchen die Kanäle geöffnet werden, erfolgt immer zu gleicher Zeit durch Anstoſs an das obere feste Querstück der Gleitbahnen, der Aufgang aber und durch denselben der Schluſs der Kanäle früher oder später durch Aufstoſsen auf Keile m, welche von dem Regulator verstellt werden. Die Keile sind auch im Querschnitte nach oben keilförmig und die Gleitklötze unten entsprechend gestaltet, um eine Verschiebung der ersteren beim Aufsetzen der letzteren zu vermeiden. Fig. 14 zeigt die Stellung der beiden Excenter gegen die Kurbel. Wie ersichtlich, ist bei dieser wie bei der vorigen Steuerung die Bewegung der Schieber eine zwangläufige. Die folgenden Constructionen schlieſsen sich an die früher (1883 247 * 269 und * 313) beschriebenen Steuerungen mit zwei einfachen Muschelschiebern an, bei welchen der Schieberhub in der einen Richtung in zwei Absätzen erfolgt. Durch die erste, früher oder später stattfindende Verschiebung wird die Einströmung geschlossen, während erst durch den zweiten Theil des Schieberhubes die Ausströmung geöffnet wird. Zunächst ist eine neue Anordnung von M. A. Starke in Hirschberg i. Schl. (* D. R. P. Nr. 23637 vom 3. Januar 1883) anzuführen, die in Fig. 7 bis 11 Taf. 5 abgebildet ist. Die beiden Schieber sitzen auf kurzen Schieberstangen b, welche von der durch ein Excenter gleichmäſsig hin- und hergezogenen Stange c mit Hilfe von Mitnehmern bewegt werden, und zwar wird die Verschiebung nach innen durch prismatisch geführte, früher oder später ausgelöste stählerne Klinken g und die Verschiebung nach auſsen durch das die beiden Theile von e verbindende Kuppelstück f bewirkt. Zur Auslösung der Klinken g dienen die Hebel k, welche an einem Ende mit den Klinken durch die Zugstangen i verbunden sind (vgl. Fig. 7) und am anderen Ende mittels eines Schwengels l abwechselnd zurückgedrängt werden. Letzterer erhält nämlich durch ein zweites, bei z angreifendes Excenter eine regelmäſsige Schwingung um den unteren Endpunkt, welcher von einem mit dem Regulator verbundenen Hebel m getragen wird, und bei dieser Schwingung wirkt eine dreieckige Erhöhung der mit l verbundenen Stahl platte p abwechselnd auf die an den Hebeln h angebrachten Rollen o ein. Je höher der Schwengel l durch den Regulator gehoben wird, um so früher werden beiderseits die Rollen zurückgedrängt, um so früher wird also die Auslösung erfolgen. Die Bewegung und Wirkungsweise eines Schiebers ist also bei jedem Hube, von der Mittellage ausgehend, folgende: Zwangläufige Verschiebung nach innen durch den Mitnehmer g (Oeffnung für die Einströmung), Auslösung, freier Rückgang in die Mittellage, bewirkt durch Feder- oder Dampfdruck (Schluſs der Einströmung), Pause, Wiedereinfallen des Mitnehmers g, zwangläufige Verschiebung nach auſsen durch das Kuppelstück f (Oeffnung für die Ausströmung) und endlich zwangläufiger Rückgang in die Mittellage durch den Mitnehmer g (Schluſs der Ausströmung). Die Steuerung läſst nur kleinere als halbe Füllungen zu, da die Auslösung, wenn sie überhaupt stattfinden soll, vor der Bewegungsumkehrung des Schiebers erfolgen muſs. Damit der für die freie Bewegung nöthige Federdruck nicht zu groſs ausfalle, sollen die Schieberstangen da, wo sie durch die Stopfbüchsen gehen, so dick ausgeführt werden, daſs der auf ihren Querschnitt treffende Dampfdruck etwa ¾ der Schieberreibung ausmacht, also durch die Feder nur etwa noch ¼ der Reibung zu überwinden wäre. Verwendet man statt der Federcylinder d kleine Dampfcylinder (vgl. Fig. 8 Taf. 5), so hat diese Verstärkung der Schieberstange keinen Sinn, da man dann nur die kleinen Dampfkolben um den betreffenden Betrag gröſser zu machen hat. Wie schon früher bemerkt, liegt die Hauptschwierigkeit bei diesen Anordnungen in einer sicheren Begrenzung der freien Schluſsbewegung, welche hier durch den Anschlag der Feder- oder Dampfkolben an die Deckel der Cylinder d bewirkt werden soll. Namentlich bei etwas schnellerem Gange der Maschine ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daſs durch die lebendige Kraft der betreffenden Theile der Schieber über die Schluſsstellung hinausgeschleudert und dadurch hinter dem Dampfkolben der Ausströmkanal geöffnet wird. (Fortsetzung folgt.)