Titel: Ueber Neuerungen an Regulatoren.
Autor: K. H.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 193
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Ueber Neuerungen an Regulatoren. Patentklasse 60. Mit Abbildungen auf Tafel 15. (Fortsetzung der Berichte Bd. 248 S. 476 und Bd. 250 S. 190.) Ueber Neuerungen an Regulatoren. Joh. Selwig in Braunschweig (* D. R. P. Nr. 21869 vom 30. September 1881) hat einen Centrifugalregulator angegeben, bei welchem das Moment der Centrifugalkraft durch Pendel erzeugt wird, deren Drehungsachsen gegen die Regulatorachse geneigt sind und welche eine durch besondere in der Patentschrift aufgestellte Gleichungen vorgeschriebene eigenthümliche Gewichtsvertheilung besitzen. Wie Fig. 1 bis 3 Taf. 15 zeigen, sind zwei Pendel A1 und A2 von eigenartiger Massenvertheilung so in einem auf der Regulatorspindel befestigten Gestelle B gelagert, daſs ihre Drehungsachsen Z und Z1 unter einem Winkel a zur Regulator ach se H geneigt sind und diese in einer Entfernung e kreuzen. An jedem Pendel sind zwei hebelartige Ansätze o angegossen, welche mit einander gegenüber stehenden Zapfen versehen sind, um die sich je ein Gleitstück i bezieh. i1 drehen kann. Diese letzteren sind durchbohrt und mit Stellringen auf zwei Stangen d und d1 festgestellt, welche zur Verbindung des auf der Regulatorspindel verschiebbaren Muffes C mit dem Belastungsgewichte D dienen. Entsprechend der durch die Centrifugalkraft hervorgerufenen Drehung der Pendel um die Achsen Z und Z1 wird mittels der Ansätze o ein Heben der Gleitstücke und hierdurch des Regulatormuffes entstehen; von letzterem wird in beliebiger Weise die Bewegung auf das eigentliche Regulirungsorgan des Motors übermittelt. Ein solcher Regulator wird, wie Selwig rechnungsmäſsig darlegt, vollkommen astatisch, wenn die Pendel eine gewisse Gewichtsvertheilung besitzen und die Entfernung der Pendelachsen von der Regulatorachse eine ganz bestimmte ist. Wird dann der Winkel, welchen die durch die Drehungsachse und den Schwerpunkt S des Pendels einerseits und die durch die Pendelachse und den Mittelpunkt F des Gleitstückes andererseits gelegten Ebenen mit einander bilden, gleich Null gemacht, so wird das Pendel ein „Sinuspendel“, indem das Drehungsmoment der in ihm auftretenden Centrifugalkraft dem Sinus des Ausschlagwinkels, also des Winkels, welchen die Ebene SOZ mit der Vertikalebene bildet, proportional wird. Durch die am besten durch Versuche zu ermittelnde entsprechende Gröſse der Entfernung e kann der Ungleichförmigkeitsgrad des Regulators genau festgesetzt werden. Die Wirkung einer Bremsscheibe benutzt Mas bei seinem im Engineering, 1883 Bd. 35 S. 486 angegebenen Centrifugalregulator. Auf der durch Riementrieb bewegten Antriebswelle G (vgl. Fig. 4 und 5 Taf. 15) ist ein Kegelrad D befestigt, im Eingriffe mit Rad E, welches auf der Stange K lose läuft; mit letzterer ist die kurze Achse I fest verbunden, auf der ein Rad F sich lose bewegen kann, welches in die Räder E und H eingreift; das letztere sitzt auf der Regulatorspindel J fest. Diese trägt eine viereckige Hülse, welche nach oben sich seitlich fortsetzt und den Drehzapfen L der Schwungkugelarme M enthält. Ueber diese Hülse ist sattelförmig ein Gleitstück O mit daran befestigter Bremsscheibe P gesetzt; letztere läuft auf der im Gestelle A festgelegten Stahlscheibe Q. Durch die 4 Kegelräder wird die Drehung der Antriebswelle G auf die Spindel J übertragen und von letzterer aus werden die Schwungkugeln in Bewegung gesetzt. Die Zapfenaugen der Arme M sind schwach daumenförmig gebildet, so daſs bei der Bewegung der Kugeln nach auswärts diese Daumen mehr und mehr auf das Gleitstück O und damit die Bremsscheibe auf ihre Unterlage pressen. Hierdurch entsteht eine Bremsung der Achse J, die um so mehr zunimmt, je mehr die Kugeln sich nach auſsen zu bewegen streben, je gröſser also die Geschwindigkeit der Welle G wird. Diese Bremsung ruft ein Nachbleiben der Spindel J gegen die Welle G hervor, wodurch eine relative Bewegung des Rades F gegen die Räder 27 und E entsteht; hierdurch wird die Stange K unter Anspannung der Schraubenfeder U gedreht. Diese Drehung wird auf einen cylindrischen Drosselschieber unmittelbar übertragen, indem die Achse desselben die Stange K selbst ist. An dem Gestelle A ist ein Träger c angeschraubt, an welchem zwei Anschläge d befestigt sind; diese begrenzen das Seitwärtsrollen des Rades F, also auch die Bewegung des Drehschiebers. Bei der in Fig. 5 gezeigten Mittelstellung ist der Kanal des letzteren, also der Dampfzutritt ganz offen und schlieſst sich, wenn das Rad F sich nach rechts oder links bewegt. Je nach der Drehungsrichtung des Regulators wird die eine oder andere Bewegung, hier die nach links, durch eine Schraube e verhindert. Wächst demnach die Geschwindigkeit der Maschine, so bewirken die Schwungkugeln in der angegebenen Weise eine Verminderung des Dampfzutrittes, und nimmt die Geschwindigkeit ab, so wird der Drosselschieber durch die Feder U wieder geöffnet. Durch eine am Kopfe des Regulators angebrachte Feder Z, welche sich gegen das Sattelstück O stützt und durch die gerändelte Schraubenmutter S angezogen werden kann, ist es möglich, den Regulator für eine bestimmte Normalgeschwindigkeit einzustellen. Der Schraubenbolzen ist mit der auf der Regulatorspindel befindlichen Hülse verbunden und wird die Mutter durch eine Sperrklinke festgestellt. Die Feder Z bewirkt je nach ihrer Anspannung schon von vorn herein einen bestimmten Grad der Bremsung. Für schnell laufende liegende Dampfmaschinen hat P. Armington in Lawrence, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 23636 vom 30. December 1882) einen Centrifugalregulator angegeben, welcher unmittelbar auf das den Dampfschieber bewegende Excenter wirken soll. In zwei der Arme einer auf der Maschinenwelle a (Fig. 8 Taf. 15) befestigten Riemenscheibe b sind Zapfen c eingesetzt, um welche sich die Schwungmassen d drehen können. Gegen diese Arme sind ferner zwei Spiralfedern e gestützt, welche die Schwungmassen d dermaſsen halten, daſs bei normaler Geschwindigkeit die Centrifugalkraft der Gewichte durch die Spannung der Federn aufgehoben wird. Lose auf der Welle a sitzt eine excentrische Scheibe f, um welche wieder excentrisch ein Ring g gelegt ist, um das Excenter des Dampfschiebers zu bilden. Die Scheibe f ist durch die Stangen h, der Ring g durch die Stangen i an die Schwungmassen angelenkt. Sobald nun die Geschwindigkeit der Maschine wächst, suchen die Schwungmassen durch die Centrifugalkraft nach auſsen um die Zapfen c sich zu bewegen und verstellen die Excenter f und g so, daſs die beiden Excentricitäten sich entgegenwirken; bei zu langsamem Gange der Maschine werden dagegen die Excenter so verstellt, daſs sich beide Excentricitäten gegenseitig verstärken. Bei beschleunigtem Gange der Maschine wird somit durch die geringere Schieberbewegung eine verminderte Dampfeinströmung entstehen, während bei Verzögerung der gröſsere Schieberweg einen vergröſserten Dampfeintritt bewirkt.Vgl. auch das kürzlich erschienene Buch: Die Armington-Dampfmaschine; von Georg Wirth (Wien 1883. Spielhagen und Schurich), in welchem dieser Regulator in seiner Beziehung zu der eigentümlichen Steuerung der Maschinen beschrieben wird. (Vgl. auch * S. 241 d. Bd.) Hierdurch unterscheidet sich dieser Regulator von dem äuſserlich sehr ähnlichen Hartnell'schen (vgl. 1883 250 * 434), bei welchem durch das Auseinanderfahren der Schwungmassen das Excenter verdreht und wie hier der Hub sowie die Voreilung des Schiebers beeinfluſst wird. Um für Dampfmaschinen, welche groſse Gleichförmigkeit besitzen sollen, einen gewöhnlichen Centrifugalregulator verwenden zu können, verbindet Wm. Knowles in Bolton, wie im Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 318 mitgetheilt wird, einen zweiten kleineren und indirekt wirkenden Regulator mit dem ersteren; dieser zweite Regulator hat die Aufgabe, die kleinen Geschwindigkeitsschwankungen, welche durch den ersteren Apparat entstehen, auszugleichen. Die Verbindung der beiden Regulatoren kann in verschiedener Weise bewirkt werden; bei der in der angegebenen Quelle beschriebenen Anordnung ist die von der Hülse des Hauptregulators direkt bewegte, zur Drosselklappe führende Stange getheilt und sind die beiden Theile mit Rechts- und Linksgewinde versehen; eine Doppelmutter, welche durch die Nabe einer kleinen Schnurscheibe gebildet wird, verbindet beide Theile. Der kleinere Regulator besitzt auf seiner Hülse zwei Reibungsscheiben, welche eine dritte mit horizontaler Achse so zwischen sich fassen, daſs bei normaler Geschwindigkeit die dritte Scheibe nicht im Eingriffe steht; sinkt oder steigt die Geschwindigkeit der zu regulirenden Maschine, so kommt die obere oder die untere Scheibe mit der dritten in Eingriff und diese letztere erfährt nach der einen oder anderen Seite eine Drehung. Mittels eines Schnurtriebes wird diese Verdrehung auf die Doppelmutter übertragen und dadurch die erwähnte Stange verkürzt oder verlängert. Es wird somit allerdings die Einwirkung des zweiten Regulators benutzt, um die Empfindlichkeit des ersteren zu erhöhen und eine doppeltwirkende Uebertragung zu schaffen; jedoch ist die Anordnung zu umständlich und durch andere bekannte Regulatoren derselbe Zweck viel einfacher zu erreichen. Eine besondere Art der Uebertragung der centrifugalen Bewegung auf die Regulatorhülse hat L. Böhner in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 22444 vom 12. September 1882) angegeben. Wie aus Fig. 9 Taf. 15 zu entnehmen, sind auf der von dem Motor aus bewegten Welle a zwei Querarme b befestigt, auf welchen die Körper c lose aufgesteckt sind; die Spiralfedern d drücken diese gegen die Achse. Je nach der Geschwindigkeit der Regulatorwelle a werden sich diese Körper in Folge der Centrifugalkraft mehr oder weniger entgegen der Federwirkung nach auſsen bewegen. Die Uebertragung dieser Bewegung auf das Stellzeug geschieht nun dadurch, daſs an jedem Körper c zwei schräge ebene Flächen f angebracht sind, welche auf zwei gleichartige Flächen g der Regulatorhülse h wirken. Entfernen sich die Körper c von der Achse a, so schieben die links liegenden Flächen f die Hülse h nach links, wie im oberen Theile der Figur 9 gezeigt ist; nähern sich bei langsamerer Bewegung die Körper c wieder der Achse, so drücken die rechts liegenden Flächen f die Hülse nach rechts, bis im Zustande der Ruhe die in der unteren Hälfte der Figur angegebene Stellung erreicht ist. Bei der Ausführung und im Betriebe dürften sich praktische Schwierigkeiten bezüglich der Energie des Regulators herausstellen, welche sehr gering und zu sehr von der Schmierung abhängig sein wird. L. H. Kraft in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 22136 vom 14. Juli 1882) bildet die Drosselvorrichtung der Dampfzuleitung als Gitterschieber und verbindet diesen unmittelbar durch die Schieberstange mit der Regulatorhülse, so daſs jede Verstellung dieser letzteren eine direkte Beeinflussung der Kanäle des Drosselschiebers hervorruft. Dieser Uebertragung sind natürlich alle Nachtheile der direkten Einwirkung des Regulators auf die Dampfzuleitung eigenthümlich. Eine der vorigen Construction ähnliche direkte Uebertragung der Bewegung der Regulatorhülse zeigt die von Carl Benz in Mannheim (* D. R. P. Nr. 22256 vom 25. Oktober 1882) angegebene Einrichtung, welche bei möglichst geringem Ausschlage eines Centrifugalregulators den Zufluſs des Gases bei Gasmotoren dem Kraftbedarfe derselben entsprechend zu reguliren strebt, jedoch das Gas nie vollständig abschlieſst, so daſs immer noch so viel Gas einströmen kann, um ein im Arbeitscylinder eben noch entzündliches Gemisch zu bilden. Die Stange a (vgl. Fig. 6 Taf. 15) wird in bekannter Weise durch die Schwungkugeln auf und ab bewegt und ist durch eine Ueberwurfmutter mit dem Doppelkolben cd verbunden; der Kanal e steht mit der Gasleitung in Verbindung, der Kanal f führt nach dem Steuerungsschieber. Beide Räume e und f sind durch eine Oeffnung verbunden, welche durch eine Stellschraube g nur so weit verengt wird, daſs durch direkte Gaseinströmung von e nach f bezieh. nach dem Vertheilungsschieber sich immer noch ein entzündbares Gemisch bildet. Durch die Anordnung des Doppelkolbens cd gleicht sich der Druck auf die Stange a aus, so daſs die Stellung des Regulirkolbens stets der Geschwindigkeit des Regulators entsprechen wird. Die Notwendigkeit einer äuſserst empfindlichen Regulirung von Dampfmaschinen, welche zur Erzeugung elektrischen Lichtes Verwendung finden, haben Siemens und Halske in Berlin veranlagst, zwei neue Regulatoranordnungen zu construiren, die in möglichst kurzer Zeit jede Geschwindigkeitsänderung ausgleichen können. Bei der einen dieser Constructionen (* D. R. P. Nr. 22553 vom 16. November 1882) werden die Gelenke und Reibungsstellen möglichst von jedem Drucke entlastet, indem die Centrifugalkraft der Schwungkörper unmittelbar ohne Zwischengelenke durch eine Feder aufgenommen und durch die vorhandenen Gelenke u.s.w. nur die zur Bewegung des Stellmuffes erforderliche Kraft fortgepflanzt wird. Wie Fig. 10 Taf. 15 zeigt, sind die Schwungkörper g an den Enden zweier federnden Lamellenpaare f befestigt; der unter dem Einflüsse der veränderlichen Centrifugalkraft und der Gegenkraft der Feder entstehende Ausschlag von g wird durch die Gelenkstangen r, die Winkelhebel w und die in einer durchbohrten Achse liegende Schubstange s auf den Stellmuff m übertragen. Die Federn f sind derartig gespannt, daſs ihre Federkraft ungefähr gleich Null werden würde, wenn sie so weit gegen einander bewegt würden, daſs die Schwerpunkte der beiden Schwungkörper in die Regulatorachse fielen; es nimmt dann die in senkrechter Richtung zur Achse wirkende Federkraft ungefähr proportional mit der Entfernung des Schwerpunktes der Schwungkörper von der Achse zu. Das letztere gilt auch für die jedoch im entgegengesetzten Sinne wirkende Centrifugalkraft; es werden sich also bei einer bestimmten Geschwindigkeit für jede Stellung der Schwungkörper die Federkraft und die Centrifugalkraft nahezu das Gleichgewicht halten, woraus eine bedeutende Empfindlichkeit des Regulators sich ergibt. Von dem Stellmuffe m wird durch einen Hebel p die Bewegung auf ein Drosselventil übertragen; hierbei ist jedoch eine Anordnung getroffen, welche die zur Bewegung des Ventiles erforderliche Kraft von der Stellung des Muffes unabhängig macht, letzteren also nicht durch diese Kraft belastet. Diese Anordnung besteht darin, daſs die Nuth des Stellmuffes an einzelnen Stellen verbreitert ist und der Stellhebel p an einem in die Nuth ragenden Stifte oder einer Rolle o erfaſst wird. Die engen Stellen der Nuth lassen den Stift oder die Rolle gerade zwischen sich durchlaufen; bei der nachfolgenden weiteren Stelle der Nuth bekommen aber der Muff und die übrigen Regulatortheile ein von dem Stellhebel unabhängiges freies Spiel. Ist dabei in Folge einer inzwischen eingetretenen Geschwindigkeitsänderung eine Verstellung des Muffes erfolgt, so wirkt die nun folgende Verengerung der Nuth gleich einem Hubdaumen auf die Rolle o und bewegt schnell den Hebel p. Die Verschiebung des Muffes kann somit frei erfolgen und die Bewegung des Dampfventiles erfolgt durch die Drehkraft der Regulatorachse, nicht durch die Schwungkörper; es wird somit eine leichte, von Reibung möglichst freie Bewegung derselben erzielt. Zur Einstellung des Regulators für verschiedene Geschwindigkeiten werden die Federn f in gröſserem oder geringerem Abstande von ihrem Befestigungspunkte festgestellt, so daſs ihr federnder Theil länger oder kürzer und diesem entsprechend ihre Federkraft kleiner oder gröſser wird. Es geschieht diese Feststellung durch vier gegen die Auſsenseite der Federnpaare f sich anlegende Nasen n, welche an den Hohlcylinder h angegossen sind; letzterer läſst sich in dem als Riemenscheibe dienenden Hohlcylinder l verschieben, was mittels eines Hebels t auch während des Ganges der Maschine geschehen kann. Die Wirkung des Regulators ist fast unabhängig von der Neigung seiner Achse und kann deshalb auch auf Schiffen Anwendung finden. Bei der zweiten Regulatoranordnung (* D. R. P. Nr. 22613 vom 30. September 1882) ist ein von J. Robertson in Glasgow angegebenes Wendegetriebe benutzt, um in sinnreicher Weise eine indirekte Uebertragung zu erhalten. Die Wirkungsweise dieses Getriebes besteht darin, daſs eine Rolle a (vgl. Fig. 11 und 12 Taf. 15), welche sich auf der Mantelfläche eines rotirenden Cylinders b unter starkem Drucke abrollt, keine verschiebende Wirkung auf den Cylinder ausübt, wenn die Achsen des letzteren und der Rolle parallel sind, daſs aber, sobald die Drehungsebene der Rolle nicht mehr senkrecht auf der Achse des rotirenden Cylinders steht, der letztere sich so verschieben muſs, daſs der ursprüngliche Berührungspunkt zwischen Rolle und Cylinder eine Schraubenlinie beschreibt. Die Steigung der letzteren, also die Verschiebung des Cylinders hängt von der Verstellung der Rolle ab, wozu nur geringe Kraft, welche von den Schwungkugeln leicht ausgeübt werden kann, nothwendig ist; die Kraft, mit welcher die Verschiebung des Cylinders und damit die Verstellung der Drosselklappe oder eines Expansionsorganes stattfindet, hängt jedoch von dem Drucke ab, mit welchem Rolle und Cylinder auf einander gepreſst werden; dieser Druck kann aber der erforderlichen Leistung entsprechend groſs genug gemacht werden. Dieses Reibungswendegetriebe eignet sich somit ganz zweckmäſsig als indirekter Uebertrager eines Regulators. Die Patentschrift Nr. 22613 enthält verschiedene Anwendungen des beschriebenen Wendegetriebes. Die Anordnung eines Dampfmaschinenregulators geht aus dem Gesagten leicht hervor; die Rolle wird durch eine kräftige Blattfeder an den Cylinder gepreſst und ihre Verstellung geschieht durch Winkelhebel von der Hülse eines beliebigen Regulators. Die Drehung des Cylinders wird mittels Kegelräder von der Regulatorwelle abgeleitet; die erzielte Verschiebung des Cylinders bewirkt die Verstellung der Drosselklappe o. dgl. Die Rolle wird so eingestellt, daſs sie bei normaler Geschwindigkeit der Maschine senkrecht auf der Achse des Cylinders steht; sinkt oder wächst die Geschwindigkeit der Maschine, so findet eine Verdrehung der Rolle und damit in beschriebener Weise eine Verschiebung des Cylinders nach der einen oder anderen Richtung statt. Die Regulirung des Ganges einer Pumpmaschine, welche einen entfernten Wasserbehälter stets bis zu einer gewissen Höhe gefüllt erhalten soll, kann mit Hilfe der Elektricität durch den beschriebenen Mechanismus erfolgen, indem an dem Arme, welcher die Verstellung der Rolle a bewirkt, ein Eisenkern so befestigt ist, daſs er zwei in der elektrischen Leitung eingeschalteten Drahtrollen gegenüber steht. Durch einen im Wasserbehälter befindlichen Schwimmer wird, je nachdem derselbe über die normale Stellung sich erhebt oder unter diese sinkt, durch die eine oder andere Drahtrolle ein elektrischer Strom geschickt, wobei entweder der eine oder andere Eisenkern angezogen und in Folge dessen die kleine Rolle a so gestellt wird, daſs durch den beschriebenen Mechanismus eine Schlieſsung oder die Oeffnung der Dampfklappe stattfindet. Eine Regulirung der Drehungsgeschwindigkeit eines Motors zu dem Zwecke, daſs eine Drahtrolle stets von einem Strome von bestimmter Stärke durchlaufen wird, kann durch die in Fig. 13 Taf. 15 gezeigte Anordnung stattfinden (vgl. auch 1883 250 * 260). Der Stellarm f der Rolle a ist mit einem Eisenkerne n verbunden, welcher durch die Drahtrolle o angezogen wird, wenn letztere ein Strom durchläuft. Hierdurch wird eine Feder p bis zu einem der Stromstärke entsprechenden Grade zusammengepreſst. Der Arm f kann nun derart eingestellt werden, daſs bei der gewünschten Stromstärke die Rolle a senkrecht zur Cylinderachse steht; es wird dann bei Schwankungen in der Stromstärke eine Verstellung des Cylinders b so lange erfolgen, bis die richtige Drehungszahl vorhanden ist. Soll, wie im letzten Falle, in einem elektrischen Stromkreise, in welchem ein durch eine Dynamomaschine erzeugter Strom geht, die Stromstärke constant erhalten werden, so wird in vorbeschriebenem Mechanismus dieser Strom oder ein Zweig desselben durch die Drahtrolle o geleitet; soll dagegen die Potentialdifferenz constant erhalten werden, so wird die mit feinem isolirtem Drahte von groſsem Widerstände umwickelte Rolle o in einen Nebenschluſs des betreffenden Leitungskreises eingeschaltet. Soll endlich die elektrische Arbeitsleistung der Dynamomaschine constant erhalten werden, so ist der Eisenkern n durch eine Drahtrolle zu ersetzen und durch die eine der beiden Rollen o der Hauptstrom, durch die andere der Strom des Nebenschlusses zu leiten; es wird dadurch der Gang der Maschine so regulirt, daſs das Product aus Stromstärke und Potentialdifferenz, also die elektrische Arbeit constant bleibt. Richard Franz zu Crimmitschau in Sachsen (* D. R. P. Nr. 22257 vom 26. Oktober 1882) hat an seinem Regulator eine indirekt wirkende Uebertragung mittels Reibungswendegetriebes angebracht und letzteres in das Hülsengewicht verlegt, dadurch also eine gedrängte, von auſsen sehr einfach aussehende Anordnung geschaffen. Das Hülsengewicht a (vgl. Fig. 7 Taf. 15) besteht aus 3 Theilen, von welchen der untere kegelförmig ausgedreht ist und der mittlere mittels eines Halsringes einen zweiten Kegel b trägt. Zwischen beiden Kegeln ist mit Spielraum der Hohlkegel d eingeschaltet, dessen Verlängerung unten in die Säule des Gestelles eingeschraubt ist und in der Mitte die Hülse e trägt, an welche der Hebel des eigentlichen Stellzeuges mit Zapfen befestigt ist. Das Hülsengewicht ist auf der inneren Welle f verschiebbar, muſs sich aber mit dieser drehen; der Kegel b ist in gleicher Weise mit der Hohlwelle g verbunden; diese letztere und die massive innere Welle erhalten durch die Kegelräder gleich schnelle, aber entgegengesetzte Drehung. Die Kegel a und b drehen sich somit entgegengesetzt, aber heben und senken sich gleichzeitig je nach dem Ausschlage der Schwungkugeln; je nachdem also b oder a mit dem Hohlkegel d in Eingriff kommt, dreht sich dieser rechts oder links, das daran hängende Rohr schraubt sich somit auf oder nieder, wodurch eine Verstellung des Stellzeuges erfolgt. Eine ungünstige Rückwirkung auf den Regulator aber kann nicht erfolgen. Die Anordnung ist gut ausgedacht und dürfte nur die Beaufsichtigung des Wendegetriebes durch die verdeckte Anordnung zu praktischen Schwierigkeiten führen. Seltener als durch rein mechanische Mittel wird – eine indirekte Uebertragung mit unmittelbarer Hilfe der Dampf kraft bewirkt; doch zeigen zwei neuere Constructionen eine solche von dem Regulatormuffe beeinfluſste Dampfsteuerung. Bei der von Alfred Guhrauer und Carl Wagner in Budapest (* D. R. P. Nr. 23628 vom 18. Oktober 1882) angegebenen Anordnung ist ein kleiner Dampfcylinder vorhanden und der Kolben an eine hohle Stange befestigt, deren Bewegung die Verstellung des Steuerungsmechanismus der Dampfmaschine, also der Platten der Meyer'schen, der Rider'schen oder anderen Steuerung unter Vermittelung von Querstück und Hebel herbeiführt. Durch die Hohlstange führt eine zweite hohle, mit dem Regulatormuffe verbundene Stange. Ein Dampfrohr führt Dampf in den erwähnten Cylinder zu beiden Seiten des Kolbens. Die innere hohle Steuerstange hat eine Oeffnung, die äuſsere ist zu beiden Seiten des Kolbens durchbrochen. Sobald nun durch das Heben oder Senken der Steuerstange die Oeffnung derselben vor diejenigen der äuſseren Stange tritt, findet durch die hohle Steuerstange ein Entweichen des Dampfes von der betreffenden Kolbenseite statt; die hierdurch entstehende Spannungsabnahme bringt den Kolben in Bewegung und zwar erfolgt die Verschiebung so weit, bis die innere Oeffnung wieder abgeschlossen ist; dann bleibt der Kolben in seiner Stellung, bis eine neuerliche Bewegung der Steuerstange durch die Schwungkugeln erfolgt. Da der Kolben einen beliebigen Querschnitt erhalten kann, so ist jeder Widerstand, den irgend ein Steuerungsmechanismus bietet, durch diese Krafteinschaltung überwindbar. In anderer Weise verwendet Carl v. Lüde in Berlin (* D. R. P. Nr. 22442 vom 2. September 1882) die Dampfkraft zur Uebertragung. Von dem Regulatormuffe wird ein Hebel bewegt, welcher an einen zweiten mit festem Drehpunkte angelenkt ist; in diesem Gelenke ist auch der Kolben eines kleinen Dampfcylinders angehängt. Von einem zweiten Auge des ersteren Hebels wird mittels Stangen und Winkelhebel ein Steuerbolzen bewegt, welcher die Ventilsteuerung des Dampfcylinders bethätigt. Die Bewegung der Schwungkugeln wird somit auf diese letztere Steuerung übertragen und durch den hierdurch bewegten Dampfkolben der zweite, fest gelagerte Hebel bewegt, welcher auf die eigentliche Steuerung der zu regulirenden Dampfmaschine einwirkt. Die Arbeit des Regulators beschränkt sich also auf die Ueberwindung des Widerstandes, welchen der auf den kleinen Ventilen ruhende Dampfdruck entgegenstellt, so daſs, da noch eine gröſsere Hebelübersetzung eingeschaltet ist, der Regulator nur eine sehr geringe Energie zu haben braucht. Unabhängig vom Regulator ist die thatsäehlich gewonnene, auf die Steuerung der Dampfmaschine einwirkende Dampf kraft, welche ganz nach Bedarf durch die entsprechende Gröſse des eingeschalteten Dampfsteuercylinders gewählt werden kann. Jeder Stellung des Regulators entspricht eine bestimmte Stellung des Stellzeuges. – Die Patentschrift enthält noch Angaben und Skizzen von Steuerhändel für Locomotiven, Schiffsmaschinen u.s.w., wobei an Stelle des Regulators die Hand des Maschinisten tritt; auch ein Dampfknarrwerk zum Anlassen von Dampfmaschinen ist unter Verwendung der beschriebenen Krafteinschaltung skizzirt. Statt des Dampfes kann zur Bewegung der eingeschalteten Steuerung auch gepreſste Luft oder unter Druck stehendes Wasser zur Verwendung kommen. Einen Widerstandsregulator mit eigentümlicher Uebertragung der Drehungen eines Windrades auf die Verschiebung des Regulatormuffes hat H. Borgsmüller in Berlin (* D. R. P. Nr. 21877 vom 15. Juli 1882) vorgeschlagen. Eine von dem zu regulirenden Motor in Drehung versetzte Welle trägt ein Flügelrad, dessen Nabe um diese Welle drehbar ist und eine conische Verzahnung besitzt, welche in ein kleines Kegelrad eingreift, das um einen durch die Regulatorachse gesteckten Stift sich lose drehen kann. Je nach der Geschwindigkeit des Regulators wird der Luftwiderstand der Drehung der Flügel des Windrades entgegenwirken, also das Windrad selbst mehr oder weniger relativ zur Regulatorachse zurückdrehen. Hierdurch entsteht eine kleine Verdrehung des erwähnten Kegelrädchens, welche mittels Stange auf den Regulatormuff übertragen wird. Eine Vereinfachung der Regulir- und Abschluſsvorrichtung des Dampfzutrittes sucht R. Trenck in Erfurt (* D. R. P. Nr. 24037 vom 24. November 1882) in der Weise zu erzielen, daſs er das Drosselventil auch als Absperrventil verwendet. Die mit der Regulatorspindel beweglich verbundene Ventilspindel besteht aus zwei Theilen, wovon der obere den unteren hülsenförmig umfaſst. In diese Hülse ist seitlich eine Achse mit excentrisch angeordnetem Stifte eingeführt; letzterer greift in das Kopfstück des unteren Theiles der Ventilspindel. Wird die Achse durch einen Handhebel um eine halbe Umdrehung verdreht, so bewegt der excentrische Stift die Ventilspindel so, daſs das Drosselventil den Dampfzutritt gänzlich absperrt. Wird der Handhebel neuerdings umgelegt, so steht die Ventilspindel wieder in fester Verbindung mit der Regulatorspindel; das Drosselventil folgt dann den Bewegungen der letzteren. Das Niederbewegen des unteren Theiles der Ventilspindel bezieh. das Schlieſsen des Ventiles kann auch statt durch den excentrischen Stift durch ein Schraubenge triebe in etwas umständlicher Weise erfolgen. K. H.

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Tafel Tafel 15
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