Titel: Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner.
Autor: Scheurer-Kestner
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 326
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Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner. (Schluſs des Berichtes S. 278 d. Bd.) Scheurer-Kestner, über Untersuchungen von Brennstoffen. Eine Auseinandersetzung hat, wie oben erwähnt, zwischen Lüders und Bunte stattgefunden. Aus der Antwort Bunte's hebe ich verschiedene Bemerkungen hervor, auf welche ich erwidern muſs. Nach Bunte haben die Untersuchungen von Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus über die Verbrennungswärme der Steinkohle zu einem überaus unvorhergesehenen Resultate geführt, indem jene höher gefunden wurde als das Ergebniſs der Berechnung durch einfache Summirung der Verbrennungswärmen der Elemente, des Kohlenstoffes und Wasserstoffes. Dieses Ergebniſs, sagt Bunte, „war nach der Theorie nicht vorauszusehen; es fand sich im Gegentheile im Widerspruche mit allen bekannten Thatsachen.“ Das in unseren Versuchen erhaltene Resultat überrascht uns weniger wie Bunte; da die Theorie der Zusammensetzung und Zersetzung von Stoffen wie die Steinkohle vollständig unbekannt ist, so konnte das Studium dieses Gegenstandes nicht mit vorgefaſsten Meinungen unternommen werden. Wir haben uns darauf beschränkt, die durch unsere Untersuchungen festgestellte Thatsache zu verzeichnen und ihre Erklärungen, soweit es der gegenwärtige Stand der Theorie gestattet, zu ergründen. Wenn es aber sicher ist, daſs die Theorie nicht dazu angethan war, dieses Resultat vorauszusehen, so ist nicht weniger sicher, daſs sie auch nicht dazu angethan war, dasselbe zu leugnen. Bunte hält dafür, daſs unsere Zahlen viel zu hoch sind. Er stützt sich hierbei auf die oben besprochenen Versuche in München und auf die nicht bekannt gemachten, mit einem neuen Apparate ausgeführten Messungen Stohmann's (vgl. 1879 234 * 394). Stohmann hat seine Resultate Bunte mitgetheilt, welcher sie in seiner Antwort an Lüders in einer Tabelle vereinigt. Diese Tabelle läſst verschiedene Bemängelungen zu, auſser denjenigen, welche sich an den von Stohmann angewendeten Apparat richten. Für die Saarkohlen hat Stohmann eine gröſsere Anzahl von Wärmeeinheiten gefunden wie Bunte; namentlich beträgt der Unterschied bei der Louisenthaler Kohle 230c. Wären die Resultate Bunte's und Stohmann's vergleichbar, so würde unmittelbar daraus hervorgehen, daſs das so genannte Calorimeter Bunte's sehr merklich niedrigere Resultate gegeben hat wie das von Stohmann verwendete Calorimeter. Aber die Resultate sind nicht vergleichbar, indem Beide, Stohmann und Bunte, denselben Irrthum begangen haben, die Resultate auf die rohe und nicht auf die reine Steinkohle zu beziehen. Unbekannt ist, ob die Resultate Stohmann's von einem Materiale mit gleichem Aschengehalte herstammen. Die Tabelle führt also einen Vergleich zweier Dinge vor, welche nicht vergleichbar sind. Leider gestattet die Beschaffenheit des Stohmann'schen Apparates nicht die Bestimmung * des Aschengehaltes des im Calorimeter verbrannten Brennstoffes; angesichts der bedeutenden Unterschiede, welche von Bunte selbst im Aschengehalte der Proben einer und derselben Kohle beobachtet worden sind, hängt folgerichtig den Versuchen Stohmann's der Charakter unheilbarer Ungewiſsheit an. Sehr wahrscheinlicher Weise ist keinem anderen Umstände der in der Tabelle sich vorfindende Widerspruch zuzuschreiben, daſs Stohmann für die Saarkohlen mehr Wärmeeinheiten gefunden zu haben scheint wie Bunte, während er für die anderen Kohlen weniger findet. Bunte meint, ein Unterschied von 3 Proc. in den Ergebnissen liege innerhalb der gewöhnlichen Grenzen. Es ist mir unmöglich, seine Meinung zu theilen, da das Favre und Silbermann'sche Calorimeter weit genauer ist. Will man andere Apparate zu Hilfe nehmen, so müssen diese doch wenigstens in Bezug auf Genauigkeit den früheren entsprechen; dies thut aber der Stohmann'sche Apparat nicht. Mit diesem kann weder der Aschengehalt der Brennstoffe, noch die Zusammensetzung der entweichenden Gase, noch die Temperatur der letzteren ermittelt werden, alles in solchen Versuchen wesentliche Bedingungen, welche bei Anwendung des Favre und Silbermann'schen Apparates vollständig erfüllt werden. Mit Hilfe des Favre und Silbermann'schen Calorimeters haben wir die Verbrennungswärme von Kohlen verschiedener Herkunft bestimmt, mit Erzielung sehr wechselnder Resultate; aus diesen Versuchen haben wir die Ueberzeugung geschöpft, daſs es oft unmöglich ist, das Wärme-Entwickelungsvermögen eines solchen Brennstoffes selbst nur annähernd zu bestimmen, indem man von seiner procentischen Zusammensetzung ausgeht. Als Umstand, welcher in einem gewissen Maſse die Resultate unserer früheren Versuche hätte entkräften können, führt Bunte die Zahlen an, welche wir zuletzt im J. 1874 bei der Messung der Verbrennungswärme russischer Kohlen und einer böhmischen Braunkohle erhielten. Wir haben in der That mit diesen Brennstoffen Zahlen bekommen, welche unter denjenigen von anderen untersuchten Kohlen standen; aber es kann daraus nicht der Schluſs gezogen werden, auf welchen sich Bunte stützt. Der einzige naturgemäſs und berechtigt erscheinende Schluſs ist der, daſs die betreffenden Brennstoffe zu denjenigen gehören, welche bei ihrer Verbrennung die geringste Wärme entwickeln. Bunte ist bei seinen eigenen Versuchen zu ebenso bedeutenden Unterschieden gelangt. Ich greife aus seinen Versuchen diejenigen der (reinen) Ruhrkohle heraus, welche 610c mehr geliefert hat, als es die Dulong'sche Berechnung verlangt, und diejenigen der Kohle aus der Louisenthaler Grube Nr. 172 und 173, welche 644c zu wenig gegeben hat. In einer Tabelle (auf S. 9 seiner Erwiderung an Lüders) sagt Bunte: „Die Verbrennungswärme der Louisenthaler Kohle ist in Uebereinstimmung mit den Untersuchungen Stohmann's ungefähr 10 Proc. unter dem Ergebnisse der Berechnung nach Dulong geblieben“. Bunte begeht einen wesentlichen Irrthum: Der Unterschied beträgt nicht 10 Proc., sondern ungefähr nur 0,8 Proc. Der Irrthum rührt daher, daſs Bunte dieser Kohle 6078c zuschreibt, während er in Wirklichkeit 6678c gefunden hat. Der Unterschied beträgt alsdann bloſs noch 6733 – 6678 = 55c oder 0,8 Proc. Wählt man unter den von Bunte erwähnten Kohlen die drei in unseren Versuchen gemeinschaftlichen (Dudweiler, Friedrichsthal und Louisenthal), bezieht die Resultate auf reine Kohle und vergleicht die Verbrennungswärme mit den unter einem Dampfkessel erhaltenen Ergebnissen, so ergibt sich das gegenseitige Verhältniſs der drei Kohlen, sowohl in Bezug auf das Calorimeter wie auf den praktischen Versuch, in Uebereinstimmung mit unseren eigenen Untersuchungen, aber es stimmt gar nicht mehr mit den von Bunte gegebenen Zahlen; nach uns werden 74 bis 75,1 Procent der durch das Calorimeter festgestellten Wärme unter dem Dampfkessel ausgenutzt, während diese Resultate, mit den Ziffern von München verglichen, sehr abweichende, zwischen 76,3 und 83 Proc. schwankende Verhältnisse ergeben; es ist also wahrscheinlich, daſs unsere Resultate genauer sind wie diejenigen Bunte's. In den Bemerkungen, welche Bunte gegen unsere Arbeiten richtet, spricht er mit Nachdruck vom Mangel des Zusammenhanges, welcher zwischen unseren calorimetrischen Messungen und unseren praktischen Versuchen bestehe. Er behauptet, diese Lücke dadurch ausgefüllt zu haben, daſs der von ihm verwendete Apparat gleichzeitig die theoretische und die praktische Zahl ergebe. Bunte hat nicht begriffen, daſs in unseren Versuchen die für die theoretische und praktische Seite gültige Verbrennung der Holzkohle jenen Zusammenhang herstellte. Wir sind deshalb zum Voraus jenem Einwurfe begegnet; ist eine Lücke vorhanden, so findet sie sich in den Versuchen Bunte's; dort fehlt der Zusammenhang mit den calorimetrischen Messungen der Physiker, welche die Verbrennungswärme der Grundstoffe bestimmt haben. Bunte hebt den bedeutenden Abgang an Wärme hervor, welchen Meunier und ich bei den Versuchen unter einem Dampfkessel festgestellt haben. Wir fanden, daſs er 20 bis 25 Proc. betrug und schrieben ihn der Strahlung durch die Kesselwände zu. Bunte sagt: „Ich glaube, daſs man den Schlüssel zu dieser überraschenden Erscheinung vielmehr in der Uebertreibung der calorimetrischen Messungen zu suchen hat; sie gibt den Grad des Unterschiedes zwischen dem calorimetrischen und praktischen Versuche“. Hierbei vergiſst Bunte vollständig den mit der Holzkohle gemachten Versuch. Verhielte es sich, wie er glaubt, so hätten wir bei der Anwendung der Holzkohle zum Heizen der Dampfkessel einen viel kleineren Verlust als den bei der Steinkohle beobachteten gefunden. Nun ist dem aber nicht so; vielmehr hat das Gegentheil stattgefunden. Während bei der Steinkohle die gröſsten Wärmemengen, welche unseren Bestimmungen entgangen sind, zwischen 22,8 und 27,1 Proc. schwanken (Ronchamp I und Blanzy I), so betrug der Fehler bei der Holzkohle 27,2 Proc. Diese merkwürdige Uebereinstimmung der von der Holzkohle (von der wir 3410k verbraucht haben) in der Praxis gelieferten Resultate mit denjenigen aus der Steinkohle erhaltenen bietet uns eine sichere Gewährleistung der Genauigkeit unserer calorimetrischen Messungen und es überrascht, wie Bunte auf das, was wir im J. 1872 veröffentlicht hatten, Einwürfe von der Art des erhobenen machen konnte.Wir drückten uns in der That im Bulletin de Mulhouse, 1875 S. 367 folgendermaſsen aus: Mit der Holzkohle erzieltes Rendement. Als Mittel zur Controle und als Ausgangspunkt haben wir die Holzkohle gewählt. Verschiedene Gründe haben uns dazu bewogen, diesen Versuch zu unternehmen. Erstlich ist die Holzkohle ein Stoff, den man leicht im Zustande der Reinheit findet; seine Verbrennungswärme ist genau bekannt. Da zweitens die Holzkohle nur Kohlenoxyd liefern kann, so verschwinden bei ihrer Anwendung die Zweifel über die Natur der brennbaren Gase, welche sich bei der Verbrennung der Steinkohle entwickeln. Drittens geht die Verbrennung der Holzkohle immer leicht vonstatten; die Asche hält keine brennbaren Theile zurück. Diese günstigen Bedingungen erleichtern die Berechnung, verhüten Fehlerquellen und gestatten die sichere Vertheilung der in den verschiedenen Theilen eines Dampfkessels hervorgebrachten Wärme.„Die Vergleichung der mit der Holzkohle erhaltenen Resultate mit denjenigen der Steinkohle gestattet außerdem, die Genauigkeit der aus unseren calorimetrischen Verbuchen gezogenen Ziffern zu beurtheilen; wir haben also gleichsam in angegebener Weise einen calorimetrischen Versuch im großen Maßstabe ausgeführt“. Ist der von uns festgestellte Ausfall von 23 bis 27 Proc., wie Bunte meint, zu groſs für die Steinkohle, so ist er auch zu groſs für die Holzkohle; wollte man der Beweisführung Bunte's folgen, so müſste daraus geschlossen werden, daſs die Holzkohle nicht 8080c entwickelt, sondern 10 bis 15, vielleicht 20 Proc. weniger, was im Widerspruche steht mit den von der Wissenschaft mit Gewiſsheit festgestellten Thatsachen. Angesichts dieses entscheidenden Beispieles darf man wohl sagen, daſs die aas den Münchener Untersuchungen hervorgegangene Kritik unseren calorimetrischen wie praktischen Versuchen nichts anhaben kann. Weinhold hat (vgl. 1876 219 20) die bei der Verbrennung der Steinkohle auf verschiedenen Herden entwickelten Gase analysirt. Seine Arbeit bestätigt in verschiedenen Punkten die Resultate, welche ich im J. 1869 veröffentlicht habe. Hingegen kritisirt Weinhold die von mir angewendeten Verfahrungsarten und stellt folgende Punkte auf: 1) Um die Verbrennung zu beurtheilen, braucht es Gasanalysen. 2) Um die Ausnutzung der Wärme zu kennen, ist die Analyse der Gase und die Elementaranalyse der Steinkohle erforderlich. – Verfasser scheint zu übersehen, was durch die Untersuchungen Scheurer-Kestner's und Meunier's festgestellt und seither durch diejenigen Bunte's bestätigt worden ist, – daſs die Elementaranalyse der Steinkohle oft nur einen sehr entfernten Begriff von ihrem Wärmeentwickelungsvermögen gibt. Die Temperaturmessung der Verbrennungsgase bei ihrem Austritte wird von Weinhold unter ungünstigen Bedingungen ausgeführt. Meunier und ich haben die Anwendung von Paraffinröhren empfohlen und dabei der nöthigen Einrichtungen mit vielen Einzelheiten gedacht. Der Gebrauch unserer Röhre erlaubt, die Mittel zu nehmen, weil ihr Volumen ziemlich beträchtlich und da sie mit einem Thermometer versehen, dessen Ablesen leicht in jedem Augenblicke vorgenommen werden kann; wir legen einen groſsen Werth darauf, die Messung der Temperatur der Gase nicht nur während eines kurzen Augenblickes vorzunehmen. Das von Weinhold eingeschlagene Verfahren ist in dieser Hinsicht dem unserigen nicht überlegen; es ist im Gegentheile von weniger praktischer Verwendbarkeit. Er bedient sich einer Quecksilberbirne, welche er in den Kanal einführt und darin während 10 bis 15 Minuten beläſst; im Augenblicke der Herausnahme taucht er ein Thermometer ein. Ein solches Verfahren ist mangelhaft. Weinhold bemängelt ferner die von mir befolgte Art und Weise des Auffangens der zur Analyse bestimmten Gase, ohne indessen das Wesen meines Vorganges richtig erfaſst zu haben. Das Auffangen der Gase geschah ohne Unterbrechung während der ganzen Dauer eines bedeutenden Bruchtheiles der von den Versuchen in Anspruch genommenen Zeit. Die Gase sind nie mit Wasser in Berührung gekommen. Weinhold zieht vor, nur 8 bis 101 aufzufangen, – nur während einiger Beschickungen mit Kohlen; er fängt sie über mit Oel bedecktem Wasser auf, ich über Quecksilber. Somit gibt mein Verfahren demjenigen Weinhold's nichts nach in Bezug auf Abwesenheit von Flüssigkeiten, welche die Gase ungleichmäſsig diffundiren lassen könnten, und ist dem letzteren in Hinsicht auf Bestimmung der mittleren Zusammensetzung der Gase überlegen. F. Fischer (1878 227 171) glaubt, daſs meine Gasanalysen ungenau seien – der Tadel ist mir unbegreiflich, – weil ich die Gase mit Wasser in Berührung gebracht habe. Nun ist aber mein Probenehmen sammt der folgenden Operation stets über Quecksilber ausgeführt worden, so daſs ich vermuthe, Fischer verwechselt die Analyse der gesammten gasförmigen Verbrennungsproducte mit den während der ganzen Operation andauernden und über Wasser ausgeführten Bestimmungen, deren Nutzen indeſs ein ganz verschiedener ist wie derjenige der vollständigen Analysen. Die ersteren nämlich hatten keinen anderen Zweck, als den Heizer in Bezug auf Oeffnen und Schlieſsen der Züge während des Versuches zu leiten, während die letzteren sich mit dem über Quecksilber in einer Art Gesammt-Gasometer aufgesammelten Gase befaſsten. Die anderen kritischen Bemerkungen Fischers sind ohne groſse Tragweite; dennoch sehe ich mich veranlaſst, denselben Schritt für Schritt zu folgen. Scheurer-Kestner hat selbst erkannt, daſs die Wasserstoffbestimmung etwas zu hoch gefunden wird, sagt Fischer (vgl. 1878 227 175). In der Erörterung der Fehlergrenzen in meinen Beobachtungen habe ich selber angegeben, daſs die Bestimmung des Wasserstoffes mit zum Rothglühen erhitztem Kupferoxyd fast immer einen geringen Ueberschuſs ergibt, wie überhaupt in allen nach diesem Verfahren ausgeführten organischen Elementaranalysen. Aber dieser Fehler kann vernachlässigt werden; habe ich darauf hingewiesen, so geschah dies, um keinen der mir möglich scheinenden Einwürfe auſser Acht zu lassen. Uebrigens kenne ich, da es sich nicht um Tausentel handelt, keine genauere Bestimmungsmethode. F. Fischer hätte gewünschtDer Hinweis, an welcher Stelle dies geschehen sein soll, ist nicht gegeben. , daſs die Gasproben aus einem groſsen Volumen („einem starken Gasstrome“, wie er sich ausdrückt), welches selbst in die Leitungskanäle hineingezogen würde, gewonnen worden wären. Dies habe ich nun gerade gethan. Man hat Mühe zu begreifen, wie ein Fachmann, welcher meine Arbeit gelesen haben muſs, da er sie beurtheilt, an den wichtigsten Anstalten, welche getroffen worden sind, vorbeigehen konnte. Es möge mir gestattet sein, auf das Winckler'sche Werk zu verweisen, in welchem man eine den Thatsachen besser entsprechende und vollständig zustimmende Begutachtung meiner Methode finden wird. – Was die Dauer des Gasnehmens anbelangt, so hat F. Fischer (Bd. 227 S. 173) die Minuten mit den Stunden verwechselt. In der von ihm (auf derselben Seite) veröffentlichten Tabelle zeigt die Spalte: Dauer des Gasfassens 3, 8, 3, 1, 3, 8 und 3 Minuten an, während in meiner Arbeit von eben so vielen Stunden die Rede ist.Selbstverständlich ein Satzfehler, da S. 172 Z. 11 v. u. ausdrücklich steht: innerhalb mehrerer Stunden.Red. Uebrigens scheint F. Fischer der Dauer des Gasfassens nur einen untergeordneten Werth beizulegen, während ich dieselbe als einen sehr wichtigen Faktor betrachte. F. Fischer zeigt (1879 232 341), daſs vielfach von unrichtigen specifischen Wärmen ausgegangen worden ist, und, um in der Zukunft derartige Fehler zu vermeiden, veröffentlicht er Tabellen, welche man zweifelsohne benutzen wird, aber deren Gebrauch die Resultate unserer Untersuchungen nicht geändert hätte. Meunier-Dollfus und ich haben die specifischen Wärmen entsprechend den Fischer'schen Anweisungen angewendet; nur haben wir auf das in den Gasen enthaltene Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff die speeifische Wärme der Luft in Anwendung gebracht, weil die Berechnung dadurch vereinfacht wurde. Wir glaubten, daſs ein Unterschied von 7 Hundertstel zwischen den specifischen Wärmen der Luft und des Stickstoffes (Luft = 0,237, Stickstoff = 0,244) ohne Einfluſs auf das Ergebniſs wäre; denn derartige Unterschiede sind auſser Verhältniſs mit den nicht zu umgehenden Irrungen und Ungewiſsheiten praktischer Versuche. Beim Versuche Nr. 1 mit Ronchamper Kohle haben wir die Berechnung z.B. folgendermaſsen ausgeführt: Stickstoff und Luft 10k,841 zu 0,237 sp. W. = 2,569k Wasser Kohlensäure   2k,713 zu 0,217 sp. W. = 0,588 ––––– Gesammt 3,157k Wasser 3k,157 Wasser bei 127,5° = 403c. Berechnet man Stickstoff und Luft besonders, so hat man: Stickstoff   7k,697 zu 0,244 sp. W. = 1,878k Wasser Luft   3k,144 zu 0,237 sp. W. = 0,745 Kohlensäure             2k,713 zu 0,217 sp. W. = 0,588 ––––– Gesammt = 3,211k Wasser 3k,211 Wasser bei 127,5° = 409c So also auf der einen Seite 403c, auf der anderen 409c auf eine Gesammtmenge von 7218 beobachteter Wärmeeinheiten, d.h. 6c Unterschied, weniger als 0,001! Ich gebe zu, daſs es immer am besten ist, sich der durchaus genauesten Berechnungsmethoden zu bedienen; aber man wird in diesem Falle anerkennen, daſs die Fischer'sche Kritik keine praktische Tragweite besitzt. Erwähnen wir schlieſslich, um zu zeigen, daſs F. Fischer unserer Arbeit nicht diejenige Aufmerksamkeit geschenkt haben kann, wie sie der Wunsch, zukünftigen Experimentatoren gegenüber den früheren den Fortschritt zu lehren, erfordert hätte, daſs er für sie ein Programm empfiehlt, welches gerade das von Meunier-Dollfus und mir befolgte ist. Fischer (1879 232 348) räth, zur Bestimmung des Strahlungsvermögens des Kessels, unter demselben Leuchtgas oder Erdöl, deren Verbrenungswärme bekannt ist, zu verbrennen. Dieser Rath scheint mir ausgezeichnet; doch haben wir dies gerade ausgeführt, indem wir Holzkohle im Vergleiche mit Steinkohle verbrannten. Seit dem Zeitpunkte, wo die Société industrielle de Mulhouse die Arbeiten ihrer Mitglieder über die Verbrennung der Steinkohle und die Heizung der Dampfkessel veröffentlicht hat, haben die daraus abgeleiteten Schlüsse durch keine wohl erkannte Thatsache eine Abänderung erlitten. Die Gasanalysen sind zwar leichter geworden, aber die aus den von unserer Gesellschaft veröffentlichten Untersuchungen abgeleiteten Grundsätze sind unangegriffen geblieben. Bunte glaubte, mit dem von ihm angewendeten Apparate zu beweisen, daſs die Verbrennungswärme der von Meunier-Dollfus und Scheurer-Kestner untersuchten Steinkohlen zu hoch gegriffen sei. Stohmann meinte, mit seinem Apparate zu demselben Resultate wie Bunte gelangt zu sein. Die obigen Entwickelungen haben indessen ergeben, daſs der Apparat, dessen sich Bunte bediente, nicht als Calorimeter betrachtet werden kann. Die von ihm mit Kokes gemachten Versuche lassen hierüber keinen Zweifel. Was das Stohmann'sche Calorimeter betrifft, so ist gewiſs, daſs wenn es, was ich nicht weiſs, mit Erfolg zur Bestimmung der Verbrennungswärme gewisser unter gewöhnlichen Bedingungen schwer verbrennbarer Stoffe angewendet werden kann, es für die Bestimmung der Verbrennungswärme der Steinkohlen nicht anwendbar ist; denn es gestattet weder das Wägen der Asche, noch die Analyse der gasförmigen Producte während der Verbrennung, – doch zwei wesentliche Bedingungen. Bunte und Stohmann haben ihren Versuchen nicht die unumgängliche Bestätigung ertheilt, welche darin besteht, zuerst in ihren Apparaten einen Stoff wie Holzkohle zu verbrennen, dessen Verbrennungswärme bekannt und un-angezweifelt ist. Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus haben im Gegentheile ihren Versuchen diese Bestätigung nicht versagt, indem sie dieselbe Holzkohle zuerst in dem von ihnen angewendeten Calorimeter, dann auf dem Herde des Dampfkessels verbrannten und indem sie so, mittels derselben Substanz, die beiden Apparate, theoretischer und praktischer Natur, mit einander verglichen. Sie sind demzufolge im Recht, dasjenige aufrecht zu erhalten, was sie seit vielen Jahren festgestellt haben, nämlich: 1) Daſs die Verbrennungswärme der Steinkohle in sehr vielen Fällen die Zahl übersteigt, welche durch Summirung der Verbrennungswärmen der Urstoffe, Kohlenstoff und Wasserstoff, erhalten wird (Bunte, welcher diese Thatsache läugnete, hat sie selber, ohne sich davon Rechenschaft abzulegen, in einem seiner Versuche festgestellt), und daſs es im Allgemeinen unmöglich ist, von der Elementaranalyse der Steinkohle ausgehend, auch nur eine annähernde Schätzung der Verbrennungswärme auszuführen. 2) Daſs beim Gebrauche der Dampfkessel mit Siederöhren (Bouilleurkessel) die verloren gegangene Wärme – diejenige, welche man auf dem Wege der gewöhnlichen Nachforschung nicht wieder findet und die wir glaubten, auf Rechnung der Strahlung durch das Mauerwerk setzen zu können – mehr als 20 Proc. beträgt. (Mit der Holzkohle haben wir 27 Proc. gefunden.) Ich hätte gewünscht, nach Verfluſs der 15 Jahre seit der Veröffentlichung der ersten Arbeiten der Société de Mulhouse einen bedeutenden Fortschritt unserer Kenntnisse der Kesselheizung verzeichnen zu können; aber ich spreche es mit Bedauern aus, daſs wir – auſser der mechanischen Mittel des Heizens, welche seit einiger Zeit in die Bahn des Fortschrittes und der praktischen Verwirklichung einzutreten scheinen, und auſser der Anwendung der Gasöfen – heute kaum vorgeschrittener sind wie im J. 1869. Nichts hat seither den Verlust, den wir beim Gebrauche unserer Kessel, elsässischen Vorbildes, festgestellt haben, weder erklären, noch vermindern können. Die Mittel zum Studium haben sich erweitert und vervollkommnet, Genauigkeit und Schnelligkeit der Gasanalysen sind vermehrt worden, aber diese zwar wichtigen Fortschritte haben bis jetzt in unsere Kenntniſs des Heizungswesens kein vollkommeneres Mittel der Benutzung der verlorenen Wärme eingeführt.