Titel: Ueber Wasserhebung beim Grubenbetriebe mittels Wasserstrahl.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 433
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Ueber Wasserhebung beim Grubenbetriebe mittels Wasserstrahl. Mit Abbildung. Makuc, über Körting's Wasserstrahlpumpe bei Grubenbetrieb. Bergdirektor Makuc berichtet in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1883 S. 32 über die Benutzung eines Körting'schen Wasserstrahlapparates in dem Rudolfschachte der Bleiberger Bergwerkes Union. Der einfache, ganz aus Rothguſs hergestellte Apparat besteht, wie aus nebenstehender Abbildung ersichtlich, aus einem 290mm langen, in der Mitte bis auf 12mm Durchmesser zusammengezogenen Rohre R, in welches oben die Düse b für das Kraftwasser eingesetzt ist. Für die an die Flansche a anzuschlieſsende Kraftwasserleitung wurden vom Bohrmaschinenbetriebe erübrigte gezogene Röhren von 36mm Durchmesser und für die bei f anzuschlieſsende Steigleitung alte guſseiserne Röhren von 52mm Durchmesser benutzt. Der Apparat wurde in das Sumpfwasser eingebaut und die Saugöffnung bei c mit einem Siebe g zur Zurückhaltung der Unreinigkeiten versehen. Textabbildung Bd. 251, S. 433 Nach angestellten Messungen verbrauchte der Apparat in der Secunde 1l,967 Kraftwasser, welches ein Gefälle von 188m hatte, und förderte in der Secunde 1l,647 aus einer Tiefe von 28m. Es ergab sich also ein Nutzeffekt von nur (28 × 1,647) : (188 × 1,967) = 0,12. Derselbe ist jedoch nicht eigentlich, wie Makuc annimmt, durch die eigenartige Wirkungsweise der Strahlapparate an sich bedingt, sondern erklärt sich hier aus dem für die geringe Steighöhe sehr ungünstigen Verhältnisse der Durchmesser. Strömt in einer Secunde aus der Düse b eine Wassermenge Q mit der Geschwindigkeit v aus und durch den Querschnitt e eine Wassermenge Q1 mit der Geschwindigkeit v1, so müſste, wenn von der lebendigen Kraft des ausströmenden Druckwassers gar nichts verloren gehen sollte, die Gleichung bestehen: Q\,\gamma\,\frac{v^2}{2\,g}=Q_1\,\gamma\,\frac{{v_1}^2}{2\,g} oder \frac{Q_1}{Q}=\left(\frac{v}{v_1}\right)^4. Ist nun d der Durchmesser der Düsenmündung und d1 der Durchmesser bei e, so ist: Q = ¼ πd2vund Q = ¼ πd12v1, woraus folgt: \frac{v}{v_1}=\frac{Q}{Q_1}\ \left(\frac{d_1}{d}\right)^2 und \left(\frac{v}{v_1}\right)^2=\left(\frac{Q}{Q_1}\right)^2\,\left(\frac{d_1}{d}\right)^2. Demnach müſste, wenn gar keine Verluste im Apparate, in der Saug- und Steigleitung (durch Reibungswiderstände u.s.w.) vorhanden wären: \frac{Q_1}{Q}=\left(\frac{Q}{Q_1}\right)^2\ \left(\frac{d_1}{d}\right)^4 oder \left(\frac{Q_1}{Q}\right)^3=\left(\frac{d_1}{d}\right)^4 sein. Setzt man für d1 und d die Werthe 12mm und 6mm,5 ein, so erhält man Q_1:Q=\sqrt{(12:6,5)^4}=2,265, wonach sich also das angesaugte und geförderte Wasser Q_1-Q=1,265\ Q ergibt. Da Q=1^l,967 war, so hätten 1,265\times 1,967=2^l,488 gehoben werden müssen. In Wirklichkeit sind jedoch nur 1^l,647 gefördert und hieraus folgt ein Nutzeffekt von 1,647:2,488=0,662. Derselbe würde sich jedenfalls noch wesentlich erhöhen lassen durch Verminderung der Leitungswiderstände und namentlich des Widerstandes in dem Siebe der Säugöffnung (der im vorliegenden Falle sehr groſs gewesen zu sein scheint). Die Wirkung des Strahlapparates an sich ist also durchaus nicht so ungünstig, als sie in Hinsicht auf die thatsächlich geförderte Wassermenge erscheint. Der gröſste Theil der lebendigen Kraft des Druckwassers ging durch die groſse Geschwindigkeit des oben aus der Steigleitung abflieſsenden Wassers verloren. Für die geringe Förderhöhe von 28m hätte die Düse b viel enger oder der Querschnitt bei e weiter sein können. Der gleiche Apparat wird aber, wie Makuc mittheilt, voraussichtlich auch in gröſseren Tiefen, bis zu 63m, zu gebrauchen sein und dann statt 12 über 25 Procent wirklichen Nutzeffekt geben. Vergleicht man jedoch einen Apparat, dessen Maſse für eine bestimmte kleine Förderhöhe möglichst günstig bestimmt sind, mit einem für eine. gröſsere Förderhöhe in gleicher Weise berechneten Apparate, so wird der erstere günstiger wirken, da bei demselben dem zu fördernden Wasser nur eine geringere Geschwindigkeit zu ertheilen ist, um die Steighöhe zu überwinden, also auch die von der Geschwindigkeit abhängigen Widerstände und Verluste geringer ausfallen. Trotz der ungünstigen Wirkung leistete der kleine Apparat in Bleiberg, während er täglich 6 Stunden in Betrieb war, dieselbe Arbeit, welche früher von 16 Arbeitern in 24 Stunden verrichtet wurde. Seine Anwendung wird sich daher, da die Anlage- und Unterhaltungskosten sehr gering sind, in vielen Fällen empfehlen, wenn das nöthige Druckwasser vorhanden ist. Whg.