Titel: Neuere meteorologische Apparate.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 28
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Neuere meteorologische Apparate. Patentklasse 42. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Neuere meteorologische Apparate. Die von W. Klinkerfues in Göttingen (* D. R. P. Nr. 24786 vom 19. Mai 1883) angegebene Wettersäule beruht darauf, daſs eine mit einer Skala versehene durchsichtige Glasröhre über dem offenen Schenkel eines Quecksilberbarometers oder auch über einem Thermometer, an einem präparirten Haarstrange schwebend aufgehängt ist, in Folge dessen sich bei Zunahme der Luftfeuchtigkeit der Haarstrang ausdehnt und die Röhre tiefer über das Barometerrohr bezieh. Thermometer senkt, umgekehrt bei Zunahme der Trockenheit dagegen hebt. Indem man durch die überhängende Glasröhre hindurch die Kuppe des Quecksilbers mit der Skala der äuſseren Röhre vergleicht und den betreffenden Punkt derselben abliest, kann man bei Benutzung des Barometers die Aussicht für das kommende Wetter, bei der Combination des Thermometers unmittelbar den Thaupunkt ablesen. Die erstgenannte Einrichtung läſst sich auf einfache Weise noch mit einer Windfahne verbinden, so daſs bei östlichem Winde die äuſsere Röhre gehoben wird, bei westlichem Winde tiefer über das Barometer röhr sinkt und dem entsprechend trockeneres bezieh. feuchteres Wetter auf der äuſseren Skala in der Höhe des Quecksilbers zum Ausdrucke kommt. Fig. 26 Taf. 3 zeigt das Wetterinstrument in Verbindung mit einer Windfahne in schematischer Anordnung. Ueber dem kurzen Schenkel e des Quecksilberbarometers a hängt die nach den bekannten Bezeichnungen des Barometers getheilte Glasröhre R an dem hygroskopischen Haare h, wie Fig. 23 in vergröſsertem Maſsstabe zeigt. Die Einwirkung der Windänderungen auf das Steigen bezieh. Sinken der Röhre R wird durch eine gefirniſste bezieh. geölte Darmsaite d vermittelt, die einerseits mit h, andererseits mit einem Arme n verbunden ist, welcher mit einem seitlichen Vorsprunge in eine Nuth des Herzstückes s faſst und bei Drehung der Fahne entsprechend gehoben oder gesenkt wird. Fig. 24 zeigt die Vereinigung einer überhängenden äuſseren Glasröhre r, welche entsprechend getheilt werden muſs, mit einem Thermometer zu dem Zwecke, den Thaupunkt unmittelbar ablesen zu können. Auch die Röhre r kann zweckmäſsig mit der Windfahne in Verbindung gesetzt werden, wenn das Instrument als Wetterinstrument zum Erkennen von Nachtfrost und Gewitter dienen soll, da es bei Ostwind leichter zu Nachtfrost bei niederigem Thaupunkte und schwerer zu Gewitter bei hohem Thaupunkte kommt, als bei Westwind. Man kann beide Röhren R und r dann nach der in Fig. 25 dargestellten Einrichtung mit der Drehachse D der Windfahne verbinden, indem auf letzterer eine excenterische Herzscheibe l befestigt ist, welche auf den um v drehbaren Hebel t wirkt- an demselben sind die Darmsaiten d und d1 befestigt, die durch Winkelhebel Uebersetzung k bezieh. k1 zu den Haarsträngen geleitet werden. Der untere, mit der Luft in Verbindung stehende Schenkel des Barometers habe. Z.B. x Millimeter Durchmesser, so lasse man den oberen geschlossenen Schenkel unterhalb der Leere sich auf 3 x erweitern. Wenn dann der Luftdruck um y Millimeter steigt, so fällt das Quecksilber im unteren Schenkel um 0,9y Millimeter, und umgekehrt. Die Glasröhre R habe etwa 100mm Länge und hänge an einem sorgfältig entfetteten hygroskopischen Haarstrange von 80cm, Für das Thaupunktinstrument nimmt man die Länge des Haarstranges 2530g Millimeter, wenn g die Länge eines Grades Celsius des betreffenden Thermometers in Millimeter gemessen ausdrückt. Da ein Haar oder Haarstrang von der Art und Behandlung, wie man es für Hygrometer oder für Wetterinstrumente verschiedener Art anwendet, für die verschiedenen Procente relativer Feuchtigkeit sich in ungleichförmiger Proportion ausdehnt bezieh. zusammenzieht und beispielsweise ein 100mm langer Haarstrang beim Steigen der relativen Feuchtigkeit von 0 auf 10 Proc. sich um 0mm,517, beim Steigen der relativen Feuchtigkeit von 90 Proc. auf 100 Proc. dagegen nur um 0mm,117 ausdehnt, so entsteht die Schwierigkeit, Instrumente vorbenannter Art mit einer gleichtheiligen Skala zu versehen. Diese Schwierigkeit will Klinkerfues (* D. R. P. Nr. 25053 vom 24. December 1882) durch sein Reversionshygrometer beseitigen: Denkt man sich das Haar oder den Haarstrang h (Fig. 21 und 22 Taf. 3) an einem Ende a eingespannt an einem festen Arme oder Theile des Instrumentes, am anderen Ende an einem Arme b befestigt, welcher auf der Achse e festsitzt, die durch eine Feder m beeinfluſst ist und das Haar in gerader Linie gespannt erhält, so wird der Arm b bei zunehmender Feuchtigkeit und entsprechendem Strecken des Haarstranges sich nach links mit der Achse e drehen. Wird nun an diesen Arm b ein nicht hygroskopischer Faden l befestigt, dessen anderes Ende wiederum mit einem festen Theile des Instrumentes verbunden ist, und ist dieser Faden durch einen Knick und eine Oese o mittels eines gleichfalls nicht hygroskopischen Fadens i und einer Rolle oder eines Hebels mit der Zeigerachse z verbunden, so wird der Faden l bei zunehmender Feuchtigkeit gespannt und die Einbiegung geringer; bei abnehmender Feuchtigkeit wird umgekehrt der Knick tiefer. Bei direkter Verbindung des Haares mit der Zeigerachse, wie dies bisher in hygrometrischen Instrumenten gebräuchlich ist, wird umgekehrt die Einbiegung des Haares bei zunehmender Feuchtigkeit gröſser, bei Abnahme derselben. geringer, daher die Bezeichnung „Reversionshygrometer“. Durch Verbindung der Achse z mit einer leichten Feder p, welche durch einen Faden v und Rollen r den Faden l hinreichend spannt, wird nun ein Steigen oder Fallen des Zeigers erfolgen, je nachdem die relative Luftfeuchtigkeit zunimmt oder abnimmt. Da nun die Knicktiefe x des Fadens l mit gleichmäſsigen Längenänderungen des Haarstranges h oder des Abstandes der Befestigungspunkte von l keineswegs gleichmäſsig wächst, vielmehr dieses x in abnehmender Progression wächst bei gleichmäſsiger Abnahme der Länge von h, und umgekehrt, so kann die Reversion der Aenderungen in der Länge des Haarstranges durch den nicht hygroskopischen Haarstrang zweckmäſsig benutzt werden, um die erwähnten ungleichförmigen Aenderungen von h durch die ungleichförmigen Aenderungen von x aufzuheben, so zwar, daſs man eine Skala mit gleicher Theilung für die verschiedenen Procente relativer Feuchtigkeit der Luft mit nahezu vollständiger Genauigkeit benutzen kann. Verbindet man die Enden des Haarstranges h und des nicht hygroskopischen Fadens l, welche in der Zeichnung durch einen aufrechten Arm d an der Grundplatte des Instrumentes angebracht sind, mit dem freien Ende eines Bourdon'schen Federthermometers oder eines anderen Metallthermometers, so kann man neben den hygroskopischen Schwankungen noch die thermometrischen Aenderungen der Luft gleichzeitig auf die Bewegung des Zeigers übertragen. Diese Anordnung ist für Instrumente zur Bestimmung des Thaupunktes der Luft und für andere Wetterinstrumente zu verwerthen. Die Verwendung einer Thermokette als Hygroskop oder Anemometer wird von B. Vidowich im Centralblatt für Elektrotechnik, 1883 S. 529 empfohlen. Man nimmt danach zu einem etwa 1mm dicken und 10cm langem Stücke Eisendraht ein ebensolches Stück Messingdraht, flechtet etwa 4cm derselben fest zusammen, umwickelt den verflochtenen Theil mit Mousselin und befeuchtet mit Wasser. Werden nun die Pole dieser Kette mit den Drahtenden eines empfindlichen Multiplikators verbunden, so wird das astatische Nadelpaar desselben bei günstigen Feuchtigkeitsverhältnissen der Luft bis 20° abgelenkt. Wird statt eines einzigen Elementes eine Thermosäule genommen, so erhält man natürlicher Weise auch einen viel bedeutenderen Ausschlag. Da die Stärke dieses Thermostromes von der Schnelligkeit der Verdunstung, diese wieder u.a. auch von dem Feuchtigkeitsgehalte der Luft abhängt, so ist zu erwarten, daſs der Stand dieses Thermomultiplikators mit den Angaben irgend eines Hygrometers zusammenhängt. Wenn man diese Thermoketten anbläst, so soll sich eine mit der Stärke des Luftstromes zunehmende Ablenkung der Nadel zeigen. – Diese beiden Vorschläge dürften doch kaum praktisch verwerthbar sein. Die von Overzier in Köln verbreiteten Wetterprophezeiungen, welche das Wetter in Deutschland für den ganzen folgenden Monat angeben, gründen sich hauptsächlich auf den Einfluſs der Sonne und des Mondes auf die Atmosphäre und die Wolkenbildung. Bezold weist in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern, 1883 Nr. 3 und Kirchner in den Industrieblättern, 1883 S. 321 nach, daſs dieselben durchaus unzuverlässig sind.

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Tafel Tafel 3
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