Titel: Ueber die Herstellung von Eis.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 328
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Ueber die Herstellung von Eis. Patentklasse 17. Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 29. Ueber die Herstellung von Eis. Der in diesem Jahre allgemeine Eismangel regt aufs Neue die Frage an, ob es nicht vortheilhafter ist, statt Eis aus Norwegen u.a. einzuführen, dasselbe mit Maschinen herzustellen. Im Anschlusse an die früheren Besprechungen (vgl. F. Fischer 1877 224 * 165) mögen daher die neueren diesbezüglichen Vorschläge besprochen werden. O. Kropff jr. in Nordhausen (* D. R. P. Nr. 11732 und 13853 vom 26. Februar bezieh. 24. November 1880) hat bei den kleinen Carré'schen Ammoniak-Eismaschinen für Haushaltungen, Schiffe u. dgl. den mit Dampfmantel umgebenen Ammoniakkessel A (Fig. 1 Taf. 26) mit dem drehbaren Eisbildner B durch Hahn a verbunden. Werden durch den Stutzen b am Dampfmantel gespannte Dämpfe eingelassen, so entweicht Ammoniak durch das Ventil d und sammelt sich als Flüssigkeit im Eisbildner B an, welcher in einem mit frischem Wasser gefüllten Gefäſse C hängt. Wird, wenn das eingehängte Thermometer t 115° zeigt, statt Dampf Wasser eingeleitet, so verschwindet der Druck, die wasserfreie Ammoniakflüssigkeit in B verdunstet und erzeugt frische Kälte. Die frei gewordenen Gase gehen durch Ventil e in das gekrümmte Rohr, welches bis zum Boden des Kessels führt, und vereinigen sich hier wieder mit der Flüssigkeit. Hierbei wird das warme Wasser in C abgelassen und durch frisches ersetzt, welches dann friert. Soll das Eis zum Thauen gebracht werden, so dreht man den Eisbildner nach oben, läſst durch Stutzen b etwas Dampf einströmen, so daſs die warmen Ammoniakgase nach B gelangen und das Eis in Form eines Hohlcylinders und eines massiven Cylinders von der Gefäſswandung lösen, worauf die Maschine zu erneuter Thätigkeit sofort wieder verwendet werden kann. Bei der ganz ohne Ventile hergestellten Maschine Fig. 2 ruht der Ammoniakkessel A auf einer drehbaren, in zwei Böcken gelagerten Achse und ist durch ein Rohr mit dem Eisbildner B verbunden. Durch Stutzen g strömt der Dampf ein, in Folge dessen die Gase entweichen und sich durch die Wasserkühlung in B verdichten. Ist letzteres vollständig geschehen, so wird die Maschine herumgedreht, so daſs der Eisbildner oben und der Kessel unten zu stehen kommt. Wird der Kessel A nun mit Wasser gekühlt, so verschwindet der Druck, die Gase verdunsten und erzeugen in B Kälte. An der Strebe, welche den Eisbildner B mit A verbindet, ist eine Stütze h angebracht, welche zur Aufnahme des Wasserbehälters i dient. Man schiebt die Stütze h mit dem zum Theile gefüllten Wasserbehälter i hoch, so daſs der Eisbildner B darin hängt, wie die punktirten Linien in Fig. 2 andeuten. Das in B verdunstende Ammoniak läſst das Wasser in i gefrieren und geht durch das Verbindungsrohr nach dem Kessel zurück, wo es sich mit dem zurückgebliebenen Wasser wieder vereinigt. Die in dem Eisbildner B noch vorhandene unverdunstete Ammoniakflüssigkeit kann leicht durch Drehen der Maschine in den Kessel zurückgeführt werden; ebenso leicht kann man die warme Ammoniakflüssigkeit des Kessels in den Eisbildner leiten, um damit das Eis zu lösen. (Vgl. Ferd. Fischer: Chemische Technologie des Wassers, * S. 37.) Man kann auch zwei oder mehrere Ammoniakkessel verwenden, welche ihre Gase abwechselnd in einem gemeinschaftlichen Condensator verdichten, in einem gemeinschaftlichen Kälteerzeuger verdunsten und in ihren Kesseln wieder zur Absorption bringen, oder daſs man andererseits unter Beibehaltung von zwei oder mehreren Ammoniakkesseln, die aber ihre Gase in besonderen Condensatoren verdichten, diese Gase in einem gemeinschaftlichen Kälteerzeuger verdunsten und in den Kesseln wieder zur Absorption bringen läſst. Nach einem anderen Vorschlage Kropff's (* D. R. P. Nr. 12101 vom 26. August 1879) besteht bei groſsen Maschinen der Condensator aus einer Anzahl Röhrenbündel. Die Siederöhren des liegenden Ammoniakkessels D (Fig. 3 Taf. 26) werden so angeordnet, daſs der durch den Verschluſsdeckel d bei f eintretende Dampf zuerst die oberste Reihe Röhren, dann die zweite u.s.w. trifft, bis er als Wasser bei g austritt. Zwischen dem Dome b und Kesselstutzen h ist eine ringförmig durchbrochene Scheibe i (Fig. 4) eingeschoben, um den vom Kessel aufsteigenden Schaum zurückzuhalten. Nach ferneren Vorschlägen (* D. R. P. Nr. 16338 und 16476 vom 8. Mai bezieh. 16. Juli 1881) werden in dem Dome b (Fig. 6) des Ammoniakkessels aufrechtstehende, von Ammoniakflüssigkeit umspülte, offene Röhren c angewendet, durch welche die Ammoniakgase strömen und an deren inneren Wänden Ammoniakwasser den Gasen entgegen herabflieſst (vgl. 1877 224 * 169). F. Littmann in Halle a. S. (* D. R. P. Nr. 7749 vom 25. Februar 1879) vereinigt den Condensator, den Temperaturwechselcylinder und das Kühlgefäſs in einem einzigen Cylinder B (Fig. 7 und 8 Taf. 26). Derselbe enthält das Schlangenrohr E, in welches das Ammoniakgas aus dem Kessel bei a eintritt und durch Rohr g zum Gasgefäſse G geht. In das Schlangenrohr F tritt die an Ammoniak arme Flüssigkeit vom Kessel aus bei d ein und geht abgekühlt durch Rohr h nach der Einsaugungsvase H. Dadurch nun, daſs das heiſse Ammoniakgas und die heiſse an Ammoniak arme Flüssigkeit oben in die beiden Schlangen E und F einströmend nach unten gehen, während kaltes Wasser unten bei v eintretend nach oben steigt, wird dieses Kühlwasser erwärmt, das Ammoniakgas und die arme Flüssigkeit werden gekühlt und kommen beide unten bei g und h ganz abgekühlt aus den Schlangen heraus. Das ursprüngliche Kühlwasser aber, welches um so heiſser wird, je höher es steigt, erwärmt den Cylinder s mit der darin befindlichen an Ammoniak reichen Flüssigkeit, so daſs diese unten bei b kalt eintritt, oben bei c ganz Keife nach dem Ammoniakkessel übergeht. Die durch Stutzen w mit der Kühlwasserleitung verbundenen niederen Cylinder K und J dienen zu Wasserkammern, während in dem mittleren, mit Kühlröhren e versehenen Räume H die Absorption des durch Rohr n vom Eisbildner kommenden Ammoniakgases vor sich geht. Die gebildete Ammoniaklösung wird bei z abgesaugt und nach dem Kessel gedrückt. Th. L. Rankin in New-York (* D. R. P. Nr. 15559 vom 26. April 1881) beschreibt einen Ammoniak-Destillirapparat für Eismaschinen, welcher jedoch weniger zweckentsprechend zu sein scheint, als der von Kropff (Fig. 6) empfohlene. G. W. Stockman in Indianopolis, Indiana (* D. R. P. Nr. 17267 vom 16. Juni 1881) will eine beständige Bewegung des Ammoniaks dadurch herstellen, daſs die verdünnte Ammoniakflüssigkeit als Absorbirungsmittel verwendet wird, nachdem ihre Temperatur durch die Anwendung eines Kühlers D (Fig. 5 Taf. 26) für verdünnte Flüssigkeit und durch den theilweise aus einem Refrigerator E abgehenden Dampf erniedrigt worden ist. Die verdünnte Ammoniakflüssigkeit tritt in den Absorbirungsapparat F durch ein Verstäubungsmundstück e. Nachdem das Gas in dem Refrigerator E seine Wirkung erfüllt hat, läſst man es aus den Schlangen P in den Aufsammler Q entweichen- aus diesem wird das Gas durch das Rohr R, welches mit Ventil v und Manometer g versehen ist, nach der Absorbirungsschlange S geleitet und in den Absorbirungsapparat in der Nähe des Saugrohres i der Pumpe J eingelassen. Das mit einem Hahne versehene Läuterrohr b führt von einem oberen Theile des Absorbirungsapparates F nach dem Kasten H, in dessen Kopfplatte der Ablaſshahn h zum Zwecke der Beseitigung der atmosphärischen Luft aus dem ganzen Apparate angebracht ist. Nach C. M. Tessié du Motay in Paris und A. J. Rossi in New-York (* D. R. P. Nr. 11036 vom 8. Februar 1880) werden zwei leichtflüchtige Flüssigkeiten, von denen die eine in der anderen löslich ist, unter Anwendung des Vacuums zu rascher Verdunstung gebracht. Dies geschieht in Eismaschinen gewöhnlicher Construction mit Saug- und Druckpumpen. Bei der Condensation der Dämpfe durch Druck wird wiederum die Lösung gebildet. Vornehmlich wird eine Lösung von Schwefligsäure in Aether oder von Ammoniak in Aether angewendet. Aether absorbirt 33 bis 70 Procent seines Gewichtes an Schwefligsäure. Während Aether allein eine Temperaturerniedrigung von 8,5° hervorbringt, verursacht Schwefligsäure-Aether (33procentig) eine solche von 13,5°, Ammoniak-Aether (6 procentig) eine solche von 12,5°. An Stelle der genannten Lösungen werden noch angeführt: Lösung von Schwefligsäure in Schwefelkohlenstoff (Absorption: 1,43 Proc., Temperaturerniedrigung: 8,3°); von Schwefligsäure in Chloroform (Absorption: 5 Proc., Temperaturerniedrigung: 5,5°); bei der Lösung von weniger als 1 Proc. Chlormethyl beträgt die Temperaturerniedrigung 10°. A. J. Rossi und L. F. Beckwith in New-York (D. R. P. Nr. 15151 vom 18. Januar 1881) wollen Kälte erzeugen mit der Lösung eines flüchtigen Stoffes, z.B. Ammoniak, in einem nichtflüchtigen, z.B. Glycerin, indem sie durch Druckverminderung das Ammoniak zum schnellen Verdunsten bringen und die hierbei gebundene Wärme anderen Stoffen entziehen. Das Ammoniak wird dann unter Wiederherstellung des Druckes in einem kühl gehaltenen Gefäſse wieder in dem erschöpften Glycerine aufgelöst. Ammoniak-Eismaschinen mit Compression (vgl. Zeuner 1882 244 89), welche sich von der Lindeschen (1877 224 * 172) wesentlich nur durch die Construction der Druckpumpe unterscheiden, wurden angegeben von J. K. Kilburn im Engineering, 1882 Bd. 34 * S. 379, J. Ch. de la Vergne und W. M. Mixer in New-York (* D. R. P. Nr. 17336 vom 7. November 1880) und von A. Osenbrück (* D. R. P. Nr. 17373 und 21971, vgl. 1882 246 * 452). Ueber die Gestehungskosten des Eises mittels der Osenbrück'schen Maschine macht die Maschinenfabrik Germania in Chemnitz folgende Angaben: Maschinenmodell I II III IV V VI VII Stündliche Eislieferung k     25     50   100     250     500   1000   2000 Gestehungskosten für 100k Eis    in Pf.   152   120     84       68       52       46       38 Der Wirkung einer Flüssigkeits-    Kühlmaschine äquivalenter    Eisaufwand in 24 Stunden k 1000 2000 4000 10000 20000 40000 80000 Gestehungskosten der 100k Eis    äquivalenten Kühlarbeit der    Maschine, in Pf.     52     42     36       32       24       20       14 Nach J. F. Littleton in London (D. R. P. Nr. 23345 vom 21. Mai 1882) wird, um das in der Vorlage verflüssigte Ammoniakgas auf seinem Wege zum Kühlapparate, in welchem es durch Expansion Kälte erzeugen soll, vor Erwärmung durch die umgebende Luft zu schützen, dieses in einem Schlangenrohre entweder durch das aus dem Kühlapparate austretende expandirte kalte Ammoniakgas, oder durch die in demselben abgekühlte Flüssigkeit geleitet. (Schluſs folgt.)