Titel: Carmien's Motor mit schwingendem Kolben.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 486
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Carmien's Motor mit schwingendem Kolben. Mit Abbildungen auf Tafel 36. Carmien's Motor mit schwingendem Kolben. Bei dem von P. J. Carmien in Issy bei Paris (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 24205 vom 5. December 1882) angegebenen, sowohl als Pumpe, wie auch als Motor oder Wassermesser u. dgl. verwendbaren Kapselwerke schwingt ein Kolben in einem unterbrochenen ringförmigen Gehäuse hin und her und steuert dabei einen doppelten Dreiwegehahn derart, daſs eine stetige Förderung der zu hebenden bezieh. zu messenden Flüssigkeit erfolgt, oder im anderen Falle die Betriebsflüssigkeit stets treibend auf den Kolben einwirkt. Wie aus Fig. 1 und 3 Taf. 36 hervorgeht, ist die Unterbrechung in dem ringförmigen Pumpenraume a durch das Gehäuse h des Steuerhahnes selbst gebildet; der Flügelkolben b wirkt bei seiner Schwingung wie der Kolben einer doppelt wirkenden Pumpe auf der einen Seite saugend, auf der anderen drückend. Die Dichtung des Flügels b und der Nabe d erfolgt durch entsprechende Kautschukstulpen. Die Stulpen e der Nabe werden durch die Schrauben f mittels der Metallkappen g von auſsen angezogen. Der zur Verminderung der Reibung mittels eines Leder- oder Kautschukmantels in das Gehäuse h eingesetzte Hahnkegel i besitzt zwei Durchgangsöffnungen v und v1 von denen die eine v für den Eintritt, die andere v1 für den Austritt der zu fördernden oder Betriebsflüssigkeit dient. Durch den auf den Stift k ausgeübten Druck der Feder l, deren Lage aus Fig. 6 zu ersehen, wird der Hahnkegel in seinen Sitz hineingedrückt. Der Stift k legt sich dabei mit seiner Spitze gegen die Kopffläche des Hahnkegels. Bei der gezeichneten Stellung des Hahnes (Fig. 3 und 4) tritt durch den Kanal 2 aus dem Rohre m Wasser durch die Oeffnung v des Hahnkegels und die Oeffnung 3 in der Wand h hinter den Kolben b. Dadurch wird letzterer in der Pfeilrichtung gedreht und gelangt in die punktirte Stellung links. Hierbei wird die auf der anderen Seite des Kolbens stehende Flüssigkeitsmenge durch den Ausströmungskanal v1 des Hahnes und die Oeffnungen 4 und 5 (vgl. Fig. 5) des Hahngehäuses h und weiterhin durch das Anschluſsrohr n fortgedrückt. In dem Augenblicke, wo der Flügel b in die in Fig. 3 punktirt angegebene Lage kommt, wird der Hahnkegel umgesteuert und gelangt nun die Flüssigkeit aus m durch Kanal 2, Hahnkanal v und Kanal 1 in den linken Theil des Gehäuses; ein Entweichen der vorher aufgenommenen Flüssigkeit findet alsdann durch den Kanal 6, Hahnkanal v1 und Kanal 5 des Gehäuses (vgl. Fig. 5) und das Abfluſsrohr n statt. Diese Umsteuerung wird folgendermaſsen bewirkt: Der an dem Hahnkegel i sitzende Zahnbogen o (Fig. 1 und 6) steht mit einem Zahnkranze p in Eingriff, welcher um einen die Achse c concentrisch umschlieſsenden Zapfen drehbar ist. Ein Theil dieses Zapfens dient auch einem mit einem Gewichte versehenen Hebelarme r als Drehzapfen. Dieser Hebelarm befindet sich mit dem mit der Achse c und dem Flügel b sich drehenden Arme q in der Stellung Fig. 6, wenn der Flügel b in der Pfeilrichtung Fig. 3 sich zu drehen beginnt. Der Hebelarm r trägt jenseits der Achse c eine Knagge u, welche bei der Drehung des Armes q von letzterem mitgenommen wird, bis der Hebel r die lothrechte, in Fig. 6 punktirt eingezeichnete Stellung überschritten hat und nun durch sein Gewicht vollends nach links herübergelegt wird. Hierbei stöſst eine unterhalb des Hebels befindliche Knagge u1 gegen den Zahnbogen p, nimmt denselben mit und veranlaſst so unter Vermittelung der Verzahnungen von p und o eine Drehung des Hahnkegels i um etwa 90°, womit dann die Umsteuerung bewerkstelligt ist. Um die Bewegung des Hebels r und damit auch des Steuerhahnes zu begrenzen, sind zwei elastische Anschläge r1 vorhanden, gegen welche sich das Gewicht des Hebels r anlegt. In dem Gewichte ist noch ein Röllchen r2 angebracht, welches, wenn der Apparat als Wassermesser dient, ein am Gehäuse anzubringendes, nicht gezeichnetes Zählwerk betreibt, durch welches die Angabe der Schwingungen des Flügelkolbens und damit auch der durch den Apparat gegangenen Wassermenge erfolgt. Will man den Apparat als Motor benutzen, oder soll derselbe als Pumpe für Kraftbetrieb dienen, so ist die Achse c nur aus dem Gehäuse herauszuführen und eine geeignete Einrichtung zur Umsetzung der schwingenden Bewegung des Kolbens in eine fortlaufende Drehbewegung bezieh. umgekehrt herzustellen. Hierzu soll z.B. das in Fig. 2 Taf. 36 dargestellte Rädergetriebe dienen. In den an dem wagerecht aufgestellten Gehäuse befestigten Lagern W kann sich die Achse w mit den auf ihr festsitzenden Kegelrädern x, x1 drehen, welche nur je zur Hälfte verzahnt sind. Zwischen diesen Rädern ist das Kegelrad x2 auf der verlängerten Flügelachse c frei drehbar angeordnet. Dieses Rad x2 wird aber von dem auf c festsitzenden Mitnehmer z, welcher an Ansätze des Rades x2 anschlägt, in geeignetem Augenblicke bald nach rechts, bald nach links umgedreht und versetzt, indem es in dem einen Falle mit der Verzahnung von x, im anderen mit der Verzahnung von x1 in Eingriff kommt, die Achse w in eine nach gleicher Richtung fortschreitende Drehung, zu deren Ausgleichung man auf w ein Schwungrad aufsetzen kann. – Als besonders zweckmäſsig ist dieser Mechanismus, den man selbst bei untergeordneteren Bewegungsübertragungen nur ungern anwendet, wohl kaum anzusehen, da die Drehungsrichtung des Kolbens plötzlich, also mit Stoſs gewechselt wird und, namentlich wenn der Apparat als Motor dient, ein sicheres Eingreifen der halbverzahnten Räder wohl nicht zu erwarten ist.

Tafeln

Tafel Tafel 36
Tafel 36