Titel: Ueber Neuerungen an Injectoren.
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, S. 10
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Ueber Neuerungen an Injectoren. Mit Abbildungen auf Tafel 1. Ueber Neuerungen an Injectoren. Nach Engineering, 1883 Bd. 36 S. 86 ist in Fig. 1 Taft 1 ein kleiner saugender Injector von S. Borland in Manchester dargestellt, welcher nur in seiner Zusammensetzung etwas Neues bietet. Er besteht aus einem oberen Theile, an welchen das Dampfrohr angeschlossen ist, und einem unteren Theile mit den einander gegenüber stehenden Saug- und Druckrohrstutzen. Das Ueberlaufrohr wird im tiefsten Punkte angeschraubt. Zwischen beiden Theilen ist ohne Einlage von Dichtungsmaterial die Dampfdüse mittels einer Ueberwurfmutter eingeklemmt. Diese Verbindung gestattet eine Drehung beider Theile gegen einander, ohne den dichten Abschluſs zu stören, so daſs das Dampfrohr in einen beliebigen Winkel zu den Saug- und Druckröhren gestellt werden kann. Die in der Dampfdüse befindliche stellbare Nadel, welche zugleich als Dampfabsperrventil dient, fällt fort, wenn der Injector das Wasser nicht anzusaugen braucht. In diesem Falle wird das Dampfrohr oben in achsialer Richtung angeschlossen. Der Mischdüse liegt wie gewöhnlich eine (in der Zeichnung nicht sichtbare) Fangdüse gegenüber, von welcher ein Kanal in das Druckrohr führt. Der Injector scheint nur für kleine Abmessungen bestimmt zu sein (der dargestellte Apparat soll in der Dampfdüse einen Durchmesser von 2mm haben); derselbe ist seit zwei Jahren in Anwendung und soll befriedigend wirken. Ein wesentlicher Uebelstand der gewöhnlichen Injectoren ist bekanntlich der, daſs sie beim Anlassen, namentlich wenn dieselben das Wasser auf eine gröſsere Höhe ansaugen sollen, eine geschickte Handhabung erfordern, daſs das Anlassen nicht immer sofort gelingt und daſs sie leicht durch Stöſse und Schwankungen (auf Locomotiven und Schiffen) plötzlich in ihrer Wirkung unterbrochen werden. Diesem Mangel soll durch die folgenden beiden Formen abgeholfen werden und zwar wie bei dem Injector von Hamer, Metcalfe und Davies (vgl. 1883 249 * 240) dadurch, daſs dem zuerst eintretenden Dampfe ein möglichst freies Durchströmen gestattet und eine Stauung in den Düsen vermieden wird. Damit der erste durchblasende, durch das Ueberlaufrohr entweichende Dampf die zum Ansaugen nöthige Verdünnung herstelle, ist es erforderlich, daſs die Durchströmöffnung für denselben an keiner Stelle kleiner, sondern überall gröſser sei als der Querschnitt der Dampfdüse. Wenn der Dampf wie bei den gewöhnlichen Injectoren nur durch den engen Spalt zwischen Misch- und Fangdüse entweichen kann, so ist bei ganz geöffneter Dampfdüse eine Stauung unvermeidlich und daher zum Ansaugen das Verengen der Dampfdüse durch eine Nadel bis auf einen möglichst kleinen Ringspalt oder eine besondere kleine Anlaſsdüse o. dgl. nothwendig. Alle diese Vorkehrungen können aber fortfallen, wenn dem gesammten aus der ganz offenen Dampfdüse austretenden Dampfe beim Anlassen ein ungehindertes Entweichen möglich ist. Damit sind dann auch die genannten Uebelstände beseitigt. Bei dem sogen. Influx-Injector von Brooke, Holden und White in Salford, welcher nach Engineering, 1884 Bd. 38 S. 235 in Fig. 2 Taf. 1 abgebildet ist, besteht die Mischdüse aus zwei Theilen m und n, zwischen welchen ein breiter Ringspalt gelassen ist. Der umgebende Raum o ist durch das Ueberlaufventil v von der äuſseren Luft getrennt. Sobald Dampf zugelassen wird, stöſst derselbe das Ventil auf und, da der Dampf dann frei entweichen kann, wird er in dem die Dampfdüse umgebenden Raume p sofort eine starke Verdünnung erzeugen und das Wasser ansaugen. In Folge der eintretenden theilweisen Condensation wird das Ventil v darauf durch den äuſseren Luftdruck geschlossen, wie bei gewöhnlichen Injectoren. Der Raum q zwischen Misch- und Fangdüse bleibt stets mit der äuſseren Luft in Verbindung. Dies ist vortheilhafter, als wenn in demselben gleichwie in o während des Betriebes ein verminderter Druck herrschte, indem hier von dem geförderten Wasser ein etwas gröſserer Druck überwunden werden kann. Der Injector soll das Wasser bis zu 4m,5, selbst in den kleinsten Abmessungen noch bis zu 3m ansaugen und, wenn derselbe durch Zufall das Wasser auf einen Augenblick verloren hat, sofort selbstthätig wieder in Wirkung treten; er hat daher auch schnell eine ausgedehnte Anwendung auf Locomotiven, Dampfstraſsenwagen, Schiffen u.s.w. gefunden. L. Olrick und Comp. in London, welche das Ausführungsrecht für Südengland erworben haben, zeigten auf der diesjährigen Textile-Exhibition drei dieser Injectoren im Betriebe. Ebenso günstig und bis zu der gleichen Höhe saugend soll der in Fig. 3 und 4 Taf. 1 in zwei Ausführungen nach dem Engineer, 1884 Bd. 58 S. 165 abgebildete Injector von Gresham in Firma Gresham und Craven in Manchester wirken. Auch bei diesem besteht die Mischdüse aus zwei Theilen m und n, welche allerdings beide sammt einem den Theil n umgebenden weiteren Mantel ein Stück bilden. Der von letzterem eingeschlossene Ringkanal verbindet den Raum zwischen m und n mit dem Räume zwischen Misch- und Fangdüse, von welchem das Ueberlaufrohr abgezweigt ist. Auch hier findet also der erste Dampf sehr freien Austritt. Eine besondere Eigentümlichkeit dieses Injectors ist noch die, daſs die Fangdüse zugleich als Ueberlauf- oder Schlabberventil benutzt ist: dieselbe ist zu diesem Zwecke auſsen cylindrisch und gleitet frei in einer herausnehmbaren Hülse. Beim Anlassen stöſst der Dampf die Düse zurück in die gezeichnete Stellung; sobald aber der Wasserstrahl in die Düse eindringt und der Injector in Wirkung tritt, wird die Düse durch die hinter derselben entstehende gröſsere Pressung wieder vorgeschoben, so daſs sie den den Theil n umgebenden Kingkanal schlieſst und das Düsensystem überhaupt von der äuſseren Luft absperrt. Die beiden Formen unterscheiden sich wie ersichtlich nur durch die Befestigung der Düsen in dem ungetheilten Gehäuse und durch die Richtung des Druckrohres. Bei diesen wie bei den meisten neueren Injectoren findet man die Fangdüse verhältniſsmäſsig kurz ausgeführt. Daſs dieselbe überhaupt für die Wirkung des Injectors nothwendig sei, läſst sich wohl kaum behaupten: doch wird die Anwendung einer Fangdüse und zwar einer nicht zu kurzen immer zweckmäſsig sein, um eine gute Führung für eine allmähliche Ausbreitung des Strahles zu erhalten, damit die Umsetzung der lebendigen Kraft in Pressung mit möglichst wenig Verlusten vor sich gehe. Wird aber der Strahl ohne weiteres in einen weiten Raum eingeführt, so werden durch die entstehenden Wirbelbewegungen ganz erhebliche Verluste auftreten können. P. H. und F. A. Michaux und A. Ch. Raingeard in Paris (Erl. * D. R. P. Kl. 59 Nr. 22902 vom 24. Oktober 1882) wollen den in Fig. 5 Taf. 1 dargestellten Injector ohne Fangdüse benutzen. Die Mischdüse d mündet unmittelbar in eine gröſsere Kammer a, welche, wenn der Injector Gase fördern soll, noch mit einem Windkessel versehen sein kann. Am gegenüber liegenden Ende befindet sich das Druckventil f. Von a ist nach unten ein Rohr mit Hahn g abgezweigt, welcher jedenfalls beim Anlassen geöffnet werden, also als Schlabberhahn benutzt werden muſs, wenngleich er nach der Patentschrift nur zur Reinigung des Apparates dienen soll. Die möglichst groſs zu wählende Kammer a soll, wie a. a. O. hervorgehoben ist, den Zweck haben, die Energie „aufzuspeichern“, bis genügender Druck zum Oeffnen des Ventiles f vorhanden ist. Hiernach scheint diese Neuerung wohl auf einer irrthümlichen Anschauung zu beruhen.

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